'Die dunklen Farben des Lichts' - Kapitel 01 - 09

  • Zitat

    Original von Lumos
    Danke, agu. So ungefähr hatte ich es mir auch vorgestellt, aber ausdrücklich erwähnt wurde es nicht, oder hab ich es überlesen?


    Nein, hast Du nicht überlesen, das steht da so explizit nicht drin :-)
    Das wird nur suggeriert, durch ihr Aussehen, die Tatsache, dass sie ne erfolgreiche Anwaltskanzlei hat (dafür braucht man Zeit & Erfahrung) usw.

  • Nach meinem Empfinden hast du eine ganze Menge der Interpretation des Lesers überlassen.
    Ich warte mal ab bis zum Ende, was eventuell erzählt wird, aber es könnte sein, dass ich noch die ein oder andere Frage zu stellen hätte ;-).


    Aber insgesamt habe ich das Gefühl, dass es für die Geschichte nicht wirklich wichtig ist, jede Kleinigkeit auszusprechen, zu erklären oder zu Ende zu denken.

  • Es fällt mir immer schwer meine Eindrücke über ein Buch niederzuschreiben, aber ich will es jedenfalls versuchen. Ich werde auf eine für mich ungewöhnliche Reise geschickt. Ein Atelier, ein Maler so wie man ihn sich vorstellt, versunken in seiner Kunst und menschenscheu, erklärt mir die wie man eine Leinwand mit Leben füllt. Martha hat seine harte, verletzlich wirkende Schale erweicht. Für sie geht er Risiken ein und verwandelt sein Badezimmer in eine Chemieküche. Ich weiß noch nicht wie alt der Künstler ist, oder habe ich es überlesen? Kann mich dann bitte jemand aufklären. Und ich weiß noch nicht wohin mich dieser Roman trägt. Allerdings bin ich gespannt wie es weiter geht.


    Gruß :wave


    Habe erst gepostet und dann die Kommentare gesichtet. Notiert 27 und Matha älter. :wow

    Fay
    Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers. (Stendhal)

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  • Sodele, auf meinem gestrigen Weg nach Frankfurt und wieder zurück habe ich die Kapitel 1 - 9 (sofern mein Trekstore3 die richtig sortiert hat) auch gelesen.
    Auch ich habe das Buch schon wesentlich früher lesen dürfen, und habe es jetzt ganz neu für mich entdeckt.
    Vorab:
    Andrea, es hat nichts von seiner Faszination verloren. Im Gegenteil! Es hat noch an Stimmung und Atmosphäre gewonnen.


    Mein Erleben:
    Henryk, ein Künstler der für seine Kunst im wahrsten Sinne des Wortes brennt, hat mich sofort wieder in seinen Bann geschlagen. Die Art wie er in den Zeilen lebt, ist wirklich einmalig. Unterstützt wird dies noch durch die Einschübe zu den verschienden Maltechniken, die weder belehrend noch als Infodump rüberkamen, sondern das Bild einfach abrundeten, das sich mir hier bot.
    Dann der Galerist, der sofort wieder seine schmierig-schleimigen Gesichtszüge vor meinem geistigen Auge annahm, Martha, die auch direkt vor mir sah ... insgesamt war auf den ersten Seiten der Geschichte die Atmosphäre sehr dicht.
    Die Spannung kommt für mich persönlich sowohl durch den Auftrag (die Fälschung eines Vermeers), als auch durch die Interaktionen und Beziehungsverknüpfungen der auftauchenden Figuren auf (Martha, Henryk)


    Heute, so wie damals, hat mich das Genre nach den ersten Seiten nicht mehr interessiert, und spätestens am Ende des neunten Kapitels (bzw. an dem Punkt, den mein Trekkie dafür ausgibt) ist dierse Frage belanglos geworden.
    Da ist eine Geschichte, die ist spannend, die Figuren dreidimensional und voller Konflikte.
    Wen juckt da noch das Genre?


    Das einzige Problem ist, dass man sehr schnell ins Spoilern gerät, wenn man über dieses Buich etwas erzählen möchte. Aber das zeigt auch, wie dicht es geschreiben wurde, obwohl (oder gerade weil?) vieles dem Leser uns seiner ganz persönlichen Interpretation überlassen wird.


    Wenn ich es schaffe, melde ich mich morgen zum zweiten Part der Leserunde zu Wort.
    Lesetechnisch bin ich da schon mittendrin :-)

  • Ganz großes Kompliment, Andrea. Ein tolles Buch. Ich bin schon durch mit dem Lesen und konnte leider nicht zwischendrin posten. Ich werde dennoch versuchen, mich n jedem Thread an der Diskussion zu beteiligen.





    Für mein Gefühl war Henryk deutlich älter als 27. Ich hätte ihn auf mindestens Ende 30 geschätzt. Er erschien mir doch schon sehr reif. Martha hätte ich gleichaltrig geschätzt. Würde für mich auch besser zur Handlung passen.


    So wie Henryk, so stelle ich mir einen Künstler vor. Wirres Haar, weil ständig die Hände dort durchfahren, etwas weltfremd und verschroben, ein Eigenbrötler halt.



    Gut gefiel auch mir Belgien als Handlungsort. Ich glaube, dass war auch mein erstes Buch, was in Belgien spielte.

  • Zitat

    Original von Sabine_D
    Für mein Gefühl war Henryk deutlich älter als 27. Ich hätte ihn auf mindestens Ende 30 geschätzt. Er erschien mir doch schon sehr reif. Martha hätte ich gleichaltrig geschätzt. Würde für mich auch besser zur Handlung passen.


    Hendryk wirkte auf mich auch älter - teilweise sogar älter als Martha... :gruebel

  • Zitat

    Original von Sabine_D
    Ich hatte von Hendryk immer ein Bild vor Augen, dass dem Vater meiner Freundin von früher glich. Schlank bzw. dünn wie ein Besenstiel und alt.


    Eine gute Beschreibung für ihn! Und etwas abgehärmt durch die ganzen Entbehrungen.... :gruebel

  • Henryk, Henryk ... ich finde es schwer, ihn mir als jungen Menschen vorzustellen. In meiner Vorstellung ist er immer im mittleren Alter. Vermutlich liegt es, wie Morgaine angemerkt hat, am weißen Haar vom Anfang. Das hat mich worttechnisch etwas irritiert. Erst ist von weiß, dann von silber die Rede. So ganz gleichzusetzen ist das nun nicht. :gruebel Martha habe ich mir dafür, glaube ich, ein kleines bisschen jünger vorgestellt.


    Ansonsten kann ich xanias Eindrücken nur zustimmen. Mir gefällt, wie anders Henryk ist. Und auf welche unaufdringliche Art Andrea das herüber bringt. - Ob es schwer ist, sich die Reaktionen von jemandem auszumalen, der ganz anders reagiert als man selber?


    So, wie ich Henryk "kennengelernt" habe, glaube ich nicht, dass er in der Lage wäre, einem normalen Job nebenbei nachzugehen. Es sei denn, er hätte vielleicht auch etwas mit Malen zu tun. Und er könnte allein dabei arbeiten.


    Und Besessenheit scheint ein gutes Wort zu sein. Ich bin gespannt, wie tief Henryik noch hineingezogen wird. Ich fand es jedenfalls sehr mutig von ihm, dass er Marthas Gesicht gemalt hat. - Ob das wohl sehr auffällig ist?


    Wunderschön finde ich die Szene, in der er bemerkt, dass die Frau auf dem Gemälde für ihn lächelt. Generell ist Andreas Sprache sehr schön, sehr sanft. Ich verstehe im Moment gar nicht, wo das Problem der Vermarkung sein soll. Die Ruhe, mit der die Geschichte erzählt wird, erinnert mich stark an "Der Schatten des Windes" - und das dürfte auch ein Genremix sein. :gruebel Ich mag jedenfalls diese etwas altertümlich angehauchte Sprache/ Atmosphäre. Es wird sich Zeit zum Erzählen gelassen, was eine nette Verschnaufpause von den sehr vielen, sehr gehetzten Geschichten ist, die man ansonsten von zeitgenössischen Autoren heute so oft liest (oder, die ich mir auswähle, daran kann es auch liegen).


    Ich warte noch ein bisschen auf das, was den Mix ausmacht. Krimi, oder?


    Die gute Martha ... erinnert an die klassische Femme Fatale. Obwohl es ehrlich wirkt, als sie dem Künstler verfällt. Ich fürchte, sie hat eine sehr kühle Ehe. Aber an ein Happy End für sie und Henryk glaube ich nicht. Und auch nicht unbedingt, dass Martha noch keine anderen Liebhaber hatte.


    Wie ist euch eigentlich aufgefallen, dass die Geschichte in Brüssel spielt? Ich muss da irgend etwas überlesen haben, mir wird es jedenfalls erst am Anfang des zweiten Abschnitts (Kapitel 10) klar.


    Ich fand es gut, dass ein bisschen von Henryiks Hintergrund beleuchtet wird. Ich hatte mich nämlich schnell gefragt, aus was für einem Leben er stammt, dass er geworden ist, wie er geworden ist.


    Mir gefällt der andeutende Stil. Beispielsweise wird auch Marthas Parfüm nicht namentlich benannt. Ich bin kein großer Fan davon, wenn dort zu explizit auf die "echte" Welt eingegangen wird.


    Wird Marthas Aussehen eigentlich beschrieben? Ich glaube, ein bisschen später kommt, dass sie blondes Haar hat. Aber ansonsten?


    Das Atelier fand ich sehr passend, keine Ahnung, was Marthas Problem ist. :gruebel Das ist wohl ein Hinweis auf die Helligkeit, möglicherweise Sterilität in ihrer Welt. Ich habe ganz schön den Atem angehalten, ob sie Heynrik die Rechnung im Restaurant bezahlen lässt. Das wäre nicht sehr galant gewesen, wo sie doch unbedingt dort hin wollte.


    Mit wie vielen Stockwerken muss ich mir das "Hochhaus", in dem das erste Cafe liegt, eigentlich vorstellen? (Für mich ist ein Hochhaus ein 21. Geschosser) Und wie teuer der Kaffee wohl war?


    Ich finde den Stil von Andrea sehr schön, sehr ruhig, teilweise poetisch. Daher fallen zwei Sätze ein wenig für mich heraus. Einmal: "Irgendwo jaulte ein Hund" und einmal "Dass er die Tür entdeckt, war nichts als Zufall." Einfach nur deshalb, weil es Standardsätze sind, Sätze, die auch in anderen Geschichten genauso gestanden haben könnten. (Eine Diskussion zu dem Satz mit den Hunden gab es im Forum schon einmal :grin)

    Es ist erst dann ein Problem, wenn eine Tasse heißer Tee nicht mehr hilft. :fruehstueck

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von JASS ()

  • Ich stelle mir Henryk wie eine Art Erzengel Gabriel vor :-)
    Mit so einer weißblonden Strahlenkrone. Über sein Alter habe ich erst gar nicht nachgedacht, mir kam er vom Aussehen her erst wie ein Mann mittleren Alters vor, erst als er in der Galerie mit seinem Professor spricht, merkt man, dass er jünger sein muss. Der schöne poetische Schreibstil hat mich auch gleich wieder in Bann geschlagen. Es ist alles so zart und dunkel und geheimnisvoll. Gut gefällt mir, wie der Umgang mit den Malwerkzeugen die Sinne anspricht. Man vermag die Farben und Öle förmlich zu riechen.
    Außerdem ist es ein Winterbuch, passend zur Jahreszeit, findet das noch jemand? Der Schnee glitzert schon auf den Treppenstufen, während man hier noch auf grauen Herbst hinausschaut. Sehr stimmungsvoll.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Zitat

    Original von JASSWie ist euch eigentlich aufgefallen, dass die Geschichte in Brüssel spielt? Ich muss da irgend etwas überlesen haben, mir wird es jedenfalls erst am Anfang des zweiten Abschnitts (Kapitel 10) klar.


    Ja stimmt, das schleicht sich ganz unmerklich an, ich weiß auch nicht, wann es genau erwähnt wird.



    Zitat

    Wird Marthas Aussehen eigentlich beschrieben? Ich glaube, ein bisschen später kommt, dass sie blondes Haar hat. Aber ansonsten?


    Die Szene, wo er sie zum ersten Mal bei Verhoeven trifft, fand ich sehr gelungen. Wo er sie beschreibt, als ob sie aus lauter scharfen, kühlen Linien bestünde. Ich stelle sie mir zierlich und schlank vor, ziemlich groß, silberblond und aristokratisch. Martha finde ich sowieso total faszinierend, sie ist mir nicht wirklich sympathisch, aber irgendwie flößt sie mir Respekt ein.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!