Hier könnt ihr Andrea (agu bei uns im Forum) Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Die dunklen Farben des Lichts" betreffen.
Fragen an Andrea Gunschera
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Warum erscheint das Buch "nur" als ebook?
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Zitat
Original von schnatterinchen
Warum erscheint das Buch "nur" als ebook?
Gute Frage :-).Dazu muss ich ein bisschen weiter ausholen:
Es ist schon um die vier Jahre her, dass ich die 'Dunklen Farben des Lichts' in der ersten Fassung geschrieben habe; zu diesem Zeitpunkt war ich noch unveröffentlichter Autor und hatte zuvor gerade 'Das Dunkle Fenster' verfasst (das kurz darauf dann als beim Debüt-Roman beim Sieben Verlag erschien). Ich hatte das Expose und die Leseprobe im Rahmen eines Schreibkurses entwickelt, hatte dann einen Agenten dafür, der das Manuskript großen Verlagen anbot. Einer signalisierte Interesse und wollte das ganze Script lesen, das ich daraufhin anhand des Konzepts schrieb (ich hatte ja Zeit und keine anderen Buch-Abgabeverpflichtungen :grin)
Der Verlag lehnte letztlich ab, mit einer Begründung, mit der ich auch weitere Ablehnungen für das Script kassierte: Schön geschrieben, aber genreseitig nicht zuordenbar und deshalb zu großes Risiko. Ein Teil Krimi, ein Teil Liebesgeschichte, ein Teil Drama. Die Buchhändler wüssten ja dann nicht, in welches Regal es gehört. Und überhaupt, zu experimentell ;). Die Zusammenarbeit mit besagtem Agenten löste sich dann auch recht bald in Luft auf.
Kurz darauf folgte, wie gesagt, die Thriller-Veröffentlichung bei Sieben, und danach fragten sie mich, ob ich auch Fantasy könnte. Oder noch besser, Urban Fantasy. Also begann ich die City of Angels Serie, die sehr erfolgreich wurde und mir, vor allem als Egmont LYX die Lizenz für den ersten Teil kaufte, viele Türen öffnete. Ich machte mich daraufhin im vergangenen Sommer erneut auf die Suche nach einer Agentur, wiederum mit dem 'Dunkle Farben des Lichts'-Manuskript und fand auch eine. Allerdings wollten die wiederum den Kunstfälscher-Roman nicht - gleiches Argument. Dafür nahmen sie mich mit einem Jugendfantasy-Konzept unter Vertrag, das schnell an einen namhaften Verlag vermittelt war (und kommenden Frühling erscheint), kurz darauf vermittelten sie einen zweiten Roman an einen anderen großen Verlag, den ich gerade schreibe. Ich bin also, was die Schriftstellerei angeht, kein gänzlich unbeschriebenes Blatt mehr ... trotzdem konnte ich keinen Verlag überzeugen, 'Die dunklen Farben des Lichts' zu verlegen.Parallel entwickelte sich die ganze eBook-Geschichte und pustete den Markt ordentlich durch. Wo das hinführt, weiß noch niemand genau, Fakt ist aber, dass viele Autoren damit ein bisschen experimentieren, auch auf eigene Faust, seit Amazon sein KDP-Programm (Kindle Direct Publishing) gestartet hat, was nichts anderes heißt, als dass sie es für Selbstverleger sehr einfach machen, eBooks über die Amazon-Webseiten anzubieten.
Ich bin nun eigentlich kein Freund vom Selbstverlegen, weil die Leistungen eines Verlages - Lektorat, Satz und Covergestaltung, Marketing, Vertriebsnetzwerk - von einem Autor allein überhaupt nicht oder nur mit sehr großen Mühen erbracht werden können. Zum einen bleibt das Lektorat am Autor selbst hängen, bzw. er muss einen Lektor dafür bezahlen. Und dann lässt das Ergebnis oft immer noch zu wünschen übrig. Zum anderen begibt man sich zumindest in fragwürdige Nachbarschaft, denn vieles, was sich im Selbstverlegerangebot an Titeln findet, ist so schlimm, dass man sich schon nach den ersten drei Sätzen beim Lesen fremdschämen muss. Und zuletzt sind Marketing und Vertrieb einfach sehr schwierig, ohne Verlags-Infrastruktur. Nichtsdesdotrotz interessiert mich das Medium und ich verfüge glücklicherweise von Berufs wegen über Grafik- und Marketing-Knowhow, dass ich dachte, ich versuche mal das Experiment und veröffentliche dieses Stiefkind-Manuskript, das niemand haben will, das mir persönlich aber sehr am Herzen liegt, auf eigene Faust. Einerseits, um Erfahrungen zu sammeln. Andererseits, um das Buch endlich auf die Straße zu bringen, bevor es bis zum Sankt Nimmerleinstag in der Schublade verschimmelt.
Interessanterweise machen das aktuell viele, auch richtig bekannte Autoren - sie verlegen Werke, die sie in keinem Verlag unterbringen konnten, selbst, um eben genau diese Erfahrungen auch zu sammeln und bewerten zu können, ob das für sie Sinn macht oder nicht.Also nahm ich mir das Script neu vor und überarbeitete es sehr gründlich, denn in 4 Jahren tut sich doch einiges am Schreibstil. Ich kümmerte mich um ein Lektorat, machte das Coverdesign, formatierte das Ganze auf eBook-Erfordernisse und veröffentlichte es. Und wie man sieht, habe ich es dennoch nicht geschafft, es komplett fehlerfrei zu kriegen ;).
Selbstveröffentlichung macht aus meiner Sicht momentan nur für eBook Sinn, deshalb gibt es das auch nur als elektronische Version - was die Eingangsfrage beantwortet. Im Papierbücher-Bereich lohnt es sich finanziell nicht, man müsste entweder - aus Produktionsgründen - überteuerte Bücher in hundsmiserabler Qualität anbieten, oder würde mächtig draufzahlen (wenn man Auflage druckt) und vermutlich auf 80% der Exemplare sitzenbleiben. Hier kommt das zuvor zitierte Vertriebsnetz zum Tragen, das nur die mittleren und großen Publikumsverlage in den Buchhandel haben: Selbstverlegte Bücher verkaufen sich fast ausschließlich online, und der Online-Buchhandel macht wiederum nur einen kleinen Prozentsatz des Gesamtbuchmarkts in Deutschland aus. Die meisten Bücher werden immer noch über Buchläden verkauft, und die stellen sich keine Selbstverlags-Bücher ins Regal, selbst wenn Du die eigenhändig mit der Schubkarre hinfährst.
Falls sich also nicht doch noch ein Verlag findet, der die Lizenz für eine Druckversion erwerben möchte, was ich in absehbarer Zeit nicht erwarte ;-), wird es vorerst beim reinen eBook bleiben.Fazit der Sache ist für mich aber, dass ich für zukünftige Projekte wieder den Verlags-Weg bevorzuge. Das hat auch den Vorteil, dass man sich als Autor aufs Schreiben konzentrieren kann, also das, was man eigentlich wirklich machen will.
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Ich kann das nicht verstehen, dass die Verlage so ein gutes Buch nicht veröffentlichen, nur weil sie es nicht einordnen können. Mit diesem Argument gibt es doch nie etwas richtig Neues.
Wenn du die Geschichte irgendwann zwischen 1700 und 1945 umgeschrieben hättest, dann wäre es ein historischer Roman geworden und er hätte in eine dieser Verlagsschubladen gepasst?
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Das klingt wirklich ein bisschen merkwürdig und für mich schwer nachvollziehbar. Was sitzen in den Verlagen für engstirnige Leute, die sollten doch ein gutes Buch erkennen können :rolleyes.
Ich bin noch nicht ganz durch, aber meiner Meinung nach ist es ein starkes Buch etwas jenseits des Mainstream, und hätte eine "Print-Veröffentlichung" (sagt man so?) wirklich verdient.
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Zitat
Original von xania
Wenn du die Geschichte irgendwann zwischen 1700 und 1945 umgeschrieben hättest, dann wäre es ein historischer Roman geworden und er hätte in eine dieser Verlagsschubladen gepasst?
Wahrscheinlich wirklich :grin.
Dazu sagte man mir gelegentlich, es hätte bessere Chancen, wenn der Held eine Frau wäre, und nicht ein Mann .. :gruebel.Tja, so ist die Verlagsrealität :wow.
Es ist nicht so, dass grundsätzlich alles abgeschmettert wird, was irgendwie vom Mainstream abweicht ... aber nicht-mainstreamige Bücher haben es schon deutlich schwerer, eine Verlagsheimat zu finden. -
Danke für die ausführliche Antwort und danke dafür, daß du dich für diesen Weg der Veröffentlichung entschieden hast! Ich, als wirklich begeisterte Leserin dieses Buches, bin darüber jedenfalls sehr, sehr froh.
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Das dunkle Fenster werde ich demnächst auch noch lesen.
Schreibst du gerade an einem weiteren Buch?
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Zitat
Original von xaniaSchreibst du gerade an einem weiteren Buch?
Es sind sogar zwei auf dem Weg
Im Frühjahr erscheint ein neuer Jugendfantasy-Titel bei Überreuter, da ist schon alles fertig.
Und im Moment schreibe ich an einem weiteren Script für einen historischen Roman, der im 19.Jh. auf Hawaii und in Boston spielt, der erscheint im Sommer.Liebe Grüße,
Andrea -
Ich freue mich drauf!
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Das zweite klingt für mich sehr interessant! Und "Das dunkle Fenster" ist auch schon so gut wie heruntergeladen.
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Zitat
Original von agu
Im Frühjahr erscheint ein neuer Jugendfantasy-Titel bei Überreuter, da ist schon alles fertig.
Und im Moment schreibe ich an einem weiteren Script für einen historischen Roman, der im 19.Jh. auf Hawaii und in Boston spielt, der erscheint im Sommer.Wow, Hawaii! Das klingt echt toll Wann darfst du denn mehr verraten? Magst du nochmal Bescheid geben, wenn die Bücher erscheinen? Bis zum Frühjahr/Sommer hab ich das nämlich wieder vergessen, wie ich mich kenne...
Vielleicht kommt ja auch nochmal eine Leserunde zustande. -
Danke für die Antwort
Sehr interessant das Ganze. Das Dunkle Fenster gibt es leider auch wieder nur in der Kindle Ausgabe
Schade das sich kein Verlag für solche Bücher findet. Wo die Buchhändler das einsortieren sollen das wissen sie manchmal bei anderen Büchern auch nicht.
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Zitat
Original von schnatterinchen
Sehr interessant das Ganze. Das Dunkle Fenster gibt es leider auch wieder nur in der Kindle AusgabeBeim Sieben Verlag kannst du es doch im gewünschten Format kaufen
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Zitat
Danke ich muss mich erst daran gewöhnen das man nicht immer nur noch bei Amazon zu gucken braucht.
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Gerne!
Ich hatte das noch im Kopf aus der Sommer-Gratis-Aktion, dass man bei dem Verlag alles unkompliziert direkt aussuchen und bestellen kann. -
Zitat
Original von Morgaine
Magst du nochmal Bescheid geben, wenn die Bücher erscheinen? Bis zum Frühjahr/Sommer hab ich das nämlich wieder vergessen, wie ich mich kenne...
Mache ichZitatVielleicht kommt ja auch nochmal eine Leserunde zustande.
Ja, das wäre toll - ich würde mich freuen!