Hier kann zum 1. Tag geschrieben werden.
'Der Name der Rose' - 1. Tag
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Anscheinend habe ich die Ehre, den ersten Beitrag zu schreiben.
Das Vorwort ist ja gediegen. Ich halte es für Teil des Romans und wahrscheinlich größtenteils fiktiv, ein Spiel mit der Literatur, das Umberto Eco geschickt treibt und schon einmal sehr lesenswert.
Dazu gehört auch, dass Eco gleich die Glaubwürdigkeit der Handlung untergräbt und sich somit Freiheiten beim literarischen Gestalten schafft.Zitat„Der geneigte Leser möge bedenken: was er vor sich hat, ist die deutsche Übersetzung meiner italienischen Fassung einer obskuren neugotisch-französischen Version einer im 17.Jahrhundert gedruckten Ausgabe eines im 14.Jahrhundert von einem deutschen Mönch auf Lateinisch verfassten Textes.“
Diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.Im Prolog werden einerseits Erzähler als auch Erzählhaltung präsentiert. Diese gewählte Erzählperspektive einer Figur, die mehr Beobachter und Kommentator ist als handelnder, kommt mir bekannt vor, ohne das ich gleich wüsste, wer noch so schreibt. Ich habe die Theorie, dass nach dem großen Erfolg von Der Name der Rose diese Erzählmethode vielleicht in Variationen von anderen Autoren kopiert wurde. Das wäre aber legitim, also kein Plagiat sondern nur ein Einfluß und somit dann ja ein Kompliment für Umberto Eco.
Ausführlich wird schon jetzt William von Baskerville (Im Film wohl Sean Connery) aus Sicht seines ihn bewundernden Sidekicks vorgestellt.Erster Tag:
Der Name der Rose ist ein seit vielen Jahren sehr bekannter Roman, der sogar als „schwierig“ verschrien ist.
Zu meiner Überraschung muss ich sagen, dass ich den Stil sowohl angenehm lesbar als auch eloquent empfinde. Anspruchsvoll ist es aber in der Tat, die Vielzahl an Details in fast jedem Satz aufzunehmen.William von Baskerville ist eine übergroße Figur, die das Geschehen klar beherrscht. Intelligent und mit großen Fähigkeiten versehen, zudem sehr erfahren (mit 50 auch schon sehr alt!! :alter). Er war sogar als Inquisitor tätig, da muss man sich als Leser fragen, wie er mit der Figur umgehen kann, da die Inquisition so zahlreiche Opfer hatte.
William selbst steht seinem Berufszweig aber kritisch entgegen: „Auch Inquisitoren können Werkzeuge des Teufels sein.“ Und er hat sich von der Tätigkeit zurückgezogen.Was mir noch auffällt: Am Ende meiner Buchausgabe befindet sich eine Karte der Abtei.
Und es gibt Übersetzungen der wichtigsten lateinischen Passagen, nicht jedoch die wirren Sätze Salvatores im Abschnitt SEXTA.Weiter geht es bei mir heute Abend auf Seite 106.
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Ich bin gestern und heute doch weiter gekommen als gedacht und habe vorhin den 1. Tag zu Ende gelesen.
ZitatOriginal von Herr Palomar
Der Name der Rose ist ein seit vielen Jahren sehr bekannter Roman, der sogar als „schwierig“ verschrien ist.
Zu meiner Überraschung muss ich sagen, dass ich den Stil sowohl angenehm lesbar als auch eloquent empfinde. Anspruchsvoll ist es aber in der Tat, die Vielzahl an Details in fast jedem Satz aufzunehmen.Hätte ich keinesfalls besser ausdrücken können.
Ich hatte zu Beginn noch ein wenig Bedenken, ob ich wohl gut mit dem Buch zurechtkommen würde. Nach ein paar Seiten hat sich das aber schnell gelegt. Ich mag den Schreibstil wirklich sehr... Allerdings muss ich mich noch an die Sätze, die gut über eine halbe Seite gehen etwas gewöhnen. Ist eben alles sehr detailliert beschrieben - was ja aber auch toll istDer 1. Tag war bisher ja eher eine kleine "Einleitung" ich bin allerdings schon gespannt was es dem Mord und mit der Bibliothek genau auf sich hat... (Ein bisschen habe ich in den 2. Tag schon rein gelesen und es sah schon sehr vielversprechend aus )
Ich besitze auch die Ausgabe welche die Übersetzungen der wichtigsten lateinischen Passagen des Buches und die Abbildung der Abtei enthält. Finde ich sehr praktisch, da sich mein Latein lediglich auf "in vino veritas" und andere derartige Weisheiten beschränkt
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Was ich noch unbedingt positiv erwähnen möchte: Die Dialoge in dem Roman halte ich durchgehend gelungen.
Verblüffend, auf welchem Niveau die Mönche über religionstheoretische Thesen und Politik diskutieren. Das fällt bei Williams Gesprächen mit Ubertin oder dem blinden Greis Jorge von Burgos auf.
Williams verhält sich rethorisch dabei stets geschickt.
Auch das Gespräch mit dem Glasmaler der Abtei verläuft informativ und von Liebenswürdigkeit geprägt.Solche Dialoge findet man im genreüblichen historischen Roman kaum oder nicht in einem solchen Ausmaß. Das nimmt mich sehr für "Der Name der Rose" ein und erklärt mir die Bedeutung des Buches.
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Zitat
Original von Herr Palomar
Diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen.diesen Satz mussten heute auch mehrere Menschen in meiner Umgebung ertragen. Einfach zu genial, um ihn für sich zu behalten
Einleitung und Prolog haben mich gleich für das Buch eingenommen. Ich schließe mich euch übrigens an: man muss das Buch aufmerksam lesen, aber gerade diese detaillierten, überlangen, teilweise auch verschachtelten Sätze machen den Charme des Erzählstils aus und sind wirklich angenehm zu lesen.
Anscheinend war im 14. Jahrhundert, von dem Adson uns berichtet, ja einiges los: ein Papst exkommuniziert den einen Kaiser, dieser klagt den Papst der Ketzerei an.. (alles auch mit einem gewissen Humor beschrieben :anbet)
Mit dem ersten Tag beginne ich gleich
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Ich melde mich auch mal kurz. Ich brauche unheimlich lange, weil in diesem ersten Abschnitt so viel interessante Informationen und Anspielungen drinstecken. Meine Aufzeichnungen sind fast länger als der Abschnitt.
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Ich muss sagen, mir ist es noch nie so schwer gefallen, meine Gedanken zu einem Leseabschnitt in Worte zu fassen. Ich habe das Gefühl, dass ich beim Lesen nur einen Teil dessen erfasst habe, was Eco mot seinem Roman transportieren wollte.
Das macht mich unruhig.Was ist mir besonders haften geblieben nach einem Bedenktag?
Natürlich auch das Stilmittel der Geschichte in der Geschichte, des doppelten Vorwortes einmal das eines nicht genannten Erzählers und einmal das des Ich-Erzählers Adson in der Rückschau.Die Einteilung in 7 Tage und das Eindrückliche Betrachten der Fresken haben mich doch sehr an die Offenbarung erinnert. Diesem Teil der Bibel habe ich mich schon mehrmals versucht, anzunähern und es ist und bleibt ein Buch mit sieben Siegeln.
Etwas Apokalyptisches scheint ja auch im Kloster zu passieren.
In der Bibliothek schienen mir die Mönche sehr misstrauisch, verschlossen, ja, fast unheimlich. Besonders der große Mönch mit den stechenden Augen.Warum lässt Eco die Figuren zum Teil lateinisch sprechen? Sind das Originalzitate? Weiß das jemand?
Die Beschreibungen des Klosters und die der Mönche ist ganz großartig.
Der geschichtliche Hintergrund ist ebenfalls sehr interessant und zeigt, wie groß hier meine Bildungslücke ist.
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Zitat
Original von Herr Palomar
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William von Baskerville ist eine übergroße Figur, die das Geschehen klar beherrscht. Intelligent und mit großen Fähigkeiten versehen, zudem sehr erfahren (mit 50 auch schon sehr alt!! :alter). Er war sogar als Inquisitor tätig, da muss man sich als Leser fragen, wie er mit der Figur umgehen kann, da die Inquisition so zahlreiche Opfer hatte.
William selbst steht seinem Berufszweig aber kritisch entgegen: „Auch Inquisitoren können Werkzeuge des Teufels sein.“ Und er hat sich von der Tätigkeit zurückgezogen.
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Der Name "William von Baskerville" erinnert mich an den "Hund von Baskerville". Ob das eine Anspielung auf Sherlock Holmes ist? Er wird ja auch mit den Ermittlungen beauftragt. Sein Assistent ist "Adson" - erinnert mich an Watson. -
Puh, was für ein Buch. Ich denke, ich werde dafür länger als die sieben Tage brauchen, die in dem Buch stattfinden. Ehrlich gesagt, könnte ich auch eine noch stärkere Einteilung bei dieser Leserunde gebrauchen. 120 Seiten dieses Stoffes sind keine einfache Kost. Eine Portionierung in 50 Seiten hätte mir gereicht.
Die Karte hatte ich hinten schon entdeckt, weiter hinten habe ich eben erst nach euren Hinweisen rumgeblättert und auch die lateinischen Übersetzungen und Erklärungen einiger Wörter gefunden. Vielleicht wird es damit etwas einfacher. Das Buch kann ich nur mit höchster Konzentration lesen.
Ja, es ist interessant. Einige Passagen hätten aber auch um einige Zeilen kürzer sein dürfen. Allerdings wird darüber ja die Stimmung transportiert. So werde ich mich das ein oder andere Mal durchbeißen müssen. Teilweise lese ich eine halbe Seite, meine Gedanken rutschen leicht weg und ich muss erstmal wieder oben anfangen, weil ich kaum mitbekommen habe, in welche Ecke mich Eco gerade geführt hat.
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Noch ein Hinweis vom Wikipedia-Eintrag zum Buch:
"Das mehrschichtige Werk, Epochenporträt, philosophisches Essay und der äußeren Form nach ein breit angelegter historischer Kriminalroman, der anno 1327 in einer italienischen Benediktinerabtei spielt, entwirft in der Substanz ein lebendiges Bild des späten Mittelalters mit seinen politischen, sozialen und religiösen Konflikten. Es ist zudem durchsetzt mit zahlreichen Anspielungen auf die Gegenwart, besonders auf das Italien der 1970er Jahre."
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Name_der_RoseEco hat also viel mehr verarbeitet als nur das Mittelalter.
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Sofort wieder hat er mich ganz und gar in seinen Bann geschlagen, dieser einmalige Erzählstil. Selbst jetzt, beim dritten oder vierten Mal, dass ich dieses Buch lese, finde ich wieder faszinierende Details in jedem Absatz, die ich entweder nicht mehr in Erinnerung hatte oder die mir jetzt erstmalig aufgehen.
Klar, es ist keine ganz leichte Kost, aber sie ist niemals spröde, widersetzt sich nicht. Wie schon zuvor, habe ich ein warmes, behagliches Gefühl beim Lesen, fühle mich als Leser sauwohl in dieser großartigen Geschichte aus einer längst vergangenen Welt, die Eco einfach genial erzählt.
War eine gute Idee, dieses Buch im Rahmen der Runde noch einmal zur Hand zu nehmen! -
Zitat
Original von Dieter Neumann
Sofort wieder hat er mich ganz und gar in seinen Bann geschlagen, dieser einmalige Erzählstil. Selbst jetzt, beim dritten oder vierten Mal, dass ich dieses Buch lese, finde ich wieder faszinierende Details in jedem Absatz, die ich entweder nicht mehr in Erinnerung hatte oder die mir jetzt erstmalig aufgehen.Auch ich lese dieses Buch zum wiederholten Male - aber es gibt immer wieder neue Aspekte und Wendungen. In meiner Ausgabe gibt es ein Lesezeichen mit Personenverzeichnis, welches mir gute Dienste leistet. Auch die Übersetzung einiger lateinischer Stellen ist sehr hilfreich.
@ Herr Palomar: Die Karte hinter den Übersetzungen hatte ich noch gar nicht gefunden - vielen Dank für den Tipp!ZitatOriginal von Herr Palomar
Zu meiner Überraschung muss ich sagen, dass ich den Stil sowohl angenehm lesbar als auch eloquent empfinde. Anspruchsvoll ist es aber in der Tat, die Vielzahl an Details in fast jedem Satz aufzunehmen.
Der Erzählstil Eco's hat es wirklich in sich. Besonders den Prolog habe ich sehr genossen. Aber ich kann dieses Buch auch nur in Ruhe lesen.... wenn meine kleinen Söhne herumlaufen verliere ich den Anschluß an die Geschichte, dafür ist der Erzählstil zu überladen.
ZitatOriginal von Regenfisch
Der Name "William von Baskerville" erinnert mich an den "Hund von Baskerville". Ob das eine Anspielung auf Sherlock Holmes ist? Er wird ja auch mit den Ermittlungen beauftragt. Sein Assistent ist "Adson" - erinnert mich an Watson.
Eine gute Idee! Würde bei diesem Buch auch sehr gut passen!Jorge ist mir richtig unheimlich (und ich muß immer an den Schauspieler denken :rofl). Besonders seine Prophezeihung der sieben Tage...
Und obwohl ich das Ende kenne, finde ich das Buch wieder richtig spannend. Die Beschreibung der Brille fand ich einfach herrlich! Und auch die Gabel des Abtes hatte es insich...
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Zitat
Original von bibliocat
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Jorge ist mir richtig unheimlich (und ich muß immer an den Schauspieler denken :rofl). Besonders seine Prophezeihung der sieben Tage...
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Welchen Schauspieler meinst du? -
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Oh je, jetzt weiß ich wieder, warum ich selten Filme anschaue.
Lesen kann ich alles, aber anschauen nicht. -
Mit dem Klappentext meiner Ausgabe bin ich nicht einverstanden.
Da wird von Adson von Melk als "etwas tumben, jugendlichen Adlatus" von William von Baskerville gesprochen.
Nun ist Adson zwar tatsächlich jung und unerfahren, vielleicht sogar naiv, aber tumb ist er meiner Auffassung nicht.
Dazu beobachtet er das Geschehen zu genau und kommentiert auch immer wieder treffend. Daher ist es Ungerecht, ihn als tumb zu bezeichnen. -
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Zitat
Original von Herr Palomar
Mit dem Klappentext meiner Ausgabe bin ich nicht einverstanden.Da wird von Adson von Melk als "etwas tumben, jugendlichen Adlatus" von William von Baskerville gesprochen.
Nun ist Adson zwar tatsächlich jung und unerfahren, vielleicht sogar naiv, aber tumb ist er meiner Auffassung nicht.
Dazu beobachtet er das Geschehen zu genau und kommentiert auch immer wieder treffend. Daher ist es Ungerecht, ihn als tumb zu bezeichnen.Bei mir wird er auch als "tumb" bezeichnet - und meiner Meinung nach ist er sogar ziemlich helle....
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Zitat
Original von bibliocat
Bei mir wird er auch als "tumb" bezeichnet - und meiner Meinung nach ist er sogar ziemlich helle....
Ich habe mal im Duden nachgeschlagen. "Tumb" bedeutet:ZitatAdjektiv - arglos-unbekümmert, einfältig-naiv
Unbekümmert und arglos finde ich passen schon, obwohl im diese EIgenschaften wohl schnell abhanden kommen dürften.Edit meint: In meinem Klappentext steht "der junge Adlatus".
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Ich bin hier neu und muß gestehen, dass dies hier eine sehr inhaltsreiche Leserunde ist.
Toll, dass man hier nicht nur an der Oberfläche kratzt, sondern in die Tiefe geht.Ich habe das Buch schon über zwanzig Jahre im Regal und es fasziniert mich immer wieder neu.
Schon die Einleitung fand ich seinerzeit nicht nur spannend, sondern auch geschichtlich informativ (Auseinandersetzung Papst gegen Ludwig den Bayern, Papstresidenz in Avignon).
Wie dann Bruder William, schon bevor er in der Abtei angekommen ist, eine Kostprobe seines Scharfsinns gibt, es geht dabei ja um das Lieblingspferd des Abtes, ist einfach gelungen.