~ Umfrage: Die besten Bücher von Hermann Hesse ~

  • Zitat

    Original von Frettchen
    ... Hesse gehört für mich zur Jugend genauso wie "Kellergeister" - kennt das Gesöff noch jemand? Bäh :chen- und Stunden, in denen man mit Freunden philosophisch rumlabert, ohne wirklich von irgendwas eine Ahnung zu haben. ...


    Ja, mit dem Zeug haben wir uns dereinst auch zugeschüttet. :schaem


    Frettchen, deine Einordnung eines (bei mir fast körperlichen) Genusses der Hesseschen Literatur in unsere Jugend-(Aufbruchs-?)-Zeit teile ich voll. Wehmütig lese ich deine hübsche Formulierung dazu. Und muss betrübt zugeben, dass man die Empfindungen, die Schauer scheinbarer Erkenntnis, die man in jenen Tagen bei diesen Werken hatte, heute kaum mehr versteht.
    Irgendwie traurig.
    Leben eben.

  • Zitat

    Original von Holle
    Magali: so sehe ich das auch:


    Meine Wahrnehmung ist diese: Niemand erfindet das Rad neu, egal, in welcher Kunst. Aber die echte Kunst, die mich im Innersten zu ergreifen vermag, besteht für mich eben in diesem schöpferischen Vorgang des Über-die-bisherigen-Grenzen-Hinausgehens. Durch Vermischung bisheriger Kunststile, häufig zum Entsetzen der Kritiker, die über True und Untrue urteilen. Dabei entsteht eine Art neuer Wellenkamm, der auf Etabliertem aufbaut und das Gesamt durch neue, überraschende Akzente oder Umkehrung weiterbringt, zu neuen Ufern sozusagen. Dies erlebe ich in der Literatur, in der Musik, in der Malerei und den anderen Primärkunstarten.


    Das ist richtig. Aber man muß aufpassen an der Stelle 'mich im Innersten ergreifen vermag', weil nicht jeder Wellenkamm (das ist ein guter Ausdruck) für alle erkennbar ist. Manches erfaßt man nur rational, anderes gar nicht.
    Deswegen sind Urteile über Kunst so schwer.


    Es gibt LeserInnen, die fühlen genau das, was Du beschreibst, bei der Lektüre von Hesse. Sie sind ergriffen, erhoben, über sich 'hinaus'.
    Darüber zu argumentieren - also nicht nur Geschmacksurteile zu fällen - ist eine Herausforderung. Wann ist Mozart genial, wann gut, wann bloßer Durchschnitt? Um mal ein Paradebeispiel anzuführen.
    Oder Schiller. Um bei der Literatur zu bleiben.
    Spannend.
    Danke für den Beitrag.


    Stoff


    Ja, eben, aus der Seele.
    Dein Zitat ist nicht stilistisch mangelhaft. Die Frage ist, ob sie denkerisch mangelhaft ist. Es ist eine Setzung. Eine Behauptung, die durch die Formulierung in den rang einer Weisheit erhoben wird.
    Haß ist ein eigenes Thema. 'Haß' ist extrem. Wenn wir sagen: ich hasse das oder jemanden, hassen wir in dem Moment wirklich oder empfinden wir nur eine starke Abneigung?
    Und was bedeutet es, wenn wir sagen, daß wir eigentlich nicht das Gegenüber, sondern eben etwas in uns selbst hassen?
    Daß wir nicht dagegen angehen dürfen? Daß wir gegen den anderen handeln sollen, wie gegen uns selbst? 'Was du nicht willst, daß man dir tu ...'
    Ruft sie uns zu Achtsamkeit gegen andere auf?
    Ist der Satz eine neue Einsicht oder nur die Wiederholung einer längst bekannten?


    Es regt zu Diskussionen an, noch ein Plus. ;-)




    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Frettchen


    Ich verstehe, wie Du darauf kommst, aber gerade jüngeren Menschen gezielt Hesse vorzusetzen, erschreckt mich. Stell Dir vor, das Deutsch würde hängenbleiben!
    Andererseits ...
    Natürlich sollen sie ältere Sprachstufen kennenlernen. Aber Hesse bewahrt sprachlich doch etwas, das in Zeit längst passé ist. Wäre es in dem Fall nciht besser, sie würden gleich etas aus dem 19. Jahrhundert lesen? Und dann etwas von Hesses ZeitgenossInnen? Und dann Hesse? Damit sie unterscheiden lernen?
    Wahrscheinlich scheitert es mal wieder daran, daß viel zu wenig gelesen wird.


    Es ist ein weites Feld.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Darüber zu argumentieren - also nicht nur Geschmacksurteile zu fällen - ist eine Herausforderung.


    Ja, so ist es. Aus meiner Perspektive sollten kognitives (Fach-)Wissen, durch welches nachvollziehbare Argumentation möglich ist und je-individuelle emotionale Wahrnehmung sich die Waage halten, denn auch das echte Kunstwerk besteht aus beidem: sowohl aus dem Können als auch der Inspiration des Künstlers.

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

  • Ich habe länger geschwankt, Siddharta hätte es werden können, schließlich siegte aber der Wolf in mir :grin


    Was mich erschreckt hat, dass so viele gar nichts von Hesse kennen :wow



    verwirrte Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Ich habe mir gestern den ...Wolf mal wieder vorgeknöpft (ist schon so alt, dass keine ISBN)


    Meine Erinnerungen an ihn waren nicht die besten, da er zur Pflichtlektüre im Gym zählte....und habe das Buch nach 20 Seiten schnell wieder verschwinden lassen.


    Eine umständliche, mit Schachtelsätzen gespickte Schreibe, die einem im heutigen Sprachverständnis gewaltig auf den Senkel geht. Ich habe das Gefühl, hier ein englisches Testament zu lesen. Ohne Interpunktion und je länger man auf den Sätzen herumkaut, umso unverdaulicher werden sie.


    Nee, dann lieber Sigi Lenz

  • Wo du Siddharta erwähnst, auch den habe ich gerade mal angelesen.... :gruebel,


    genauso gewürfelteschachtelbandwurmsätze. Da kommt bei mir kein Lesefluss rein.


    Aber Frauen scheinen das zu lieben. :chen


    Aber, ich fand doch noch einen Preis im Buch Ausgabe 1962. Interessant. Bücher waren damals horrend teuer. DM 5,--
    Ein ltr. Benzin kostete damals 0,35 DM, ein Brötchen 5 Pfennig, eine Schachtel Zigaretten DM 1,-- und die Bildzeitung 10 Pfennig.


    Also beschwere sich heute keiner darüber, was ein Buch kostet.

  • Zitat

    Original von Stoff


    Männer auch! :hau


    YES! Prügelnde Männer im Literaturforum. Das hat was, ist underdoggy... :lache


    Wobei es zunehmend in der aktuellen Literatur die gegenteilige Entwicklung gibt. Die künstlerische Verknappung von Sätzen. Diese Stilrichtung kommt ganz avangardistisch manchmal mit Zwei-Wort-Sätzen aus.


    Ich bin nach wie vor für die goldene Mitte. Kriege ich jetzt auch Haue? :grin


  • Wegen und über Hesse streite ich mich nicht. Eher über Hemingway. Das ist eine Schreibe, die liebe :wave

  • Den Steppenwolf habe ich als einzigen ausgelesen. Auf jeden Fall ein sehr interessantes Buch, unterhaltsam - ich fühle mich sogar ein wenig wie der protagonist, bin dann aber doch zu unterschiedlich, um das werk wirklich ins herz zu schließen. meine ideenwelt ist eine völlig andere.


    ich habe mich an dem Glasperlenspiel versucht - war mir ehrlich gesagt zu langweilig, nach Seite 100 oder so gelassen. Hat sicher den ein oder anderen interessanten Gedanken, aber mir war's zu mühsam.


    Narziss und Goldmund hab ich nach ein paar Seiten weggelegt.

    To me the most important thing is the sense of going on. You know how beautiful things are when you’re traveling.
    - Edward Hopper

  • Ich habe noch nicht alles von Hesse gelesen, daher kann ich noch nicht sagen welches Buch mir von ihm am Besten gefällt. Der jetzige Stand der Dinge ist der, das mir der Steppenwolf bisher am besten gefällt. Aber das kann sich ja vielleicht noch ändern. Ich muss auch gestehen, das ich lieber Hesse's Betrachtungen, Briefe und Gedichte lese als die Romane...Und, es ist bei mir abhängig von meiner Stimmung, ich kann Hesse nicht immer lesen.
    Entdeckt habe ich den Autor für mich mit 15, als ich den Steppenwolf das erste Mal für die Schule las.
    Für mich ist er bis heute mein "Liebling" auf diesem Gebiet geblieben...