Ich habe leider noch gar nichts von ihm gelesen. Dabei wollte ich mir immer mal einen Gedichtband von ihm lesen wo "Stufen" doch so schön ist. Das ist aber auch das einzige Gedicht, was ich von ihm kenne.
~ Umfrage: Die besten Bücher von Hermann Hesse ~
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Zitat
Original von Sonne79
Ich habe leider noch gar nichts von ihm gelesen. Dabei wollte ich mir immer mal einen Gedichtband von ihm lesen wo "Stufen" doch so schön ist. Das ist aber auch das einzige Gedicht, was ich von ihm kenne.Mir ging es ähnlich und deshalb habe ich mir das u. a. Buch gegönnt.
Das gefällt mir sehr, sehr gut. Ich lese immer mal wieder ein bißchen darin. -
Vielen Dank für den Tipp Saiya. Das Buch ist schonmal auf die Amazon-Wuli gewandert. Ich hatte mir eh vorgenommen, eines Tages mal etwas von ihm zu lesen.
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In der Aufzählung fehlen die Gedichte.
Aber das macht nichts, die sind genauso schlimm, wie die anderen fiktionalen Texte.
Was ganz toll und wichtig und beeindruckend ist, sind seine Rezensionen. Er verstand nicht nur ungemein viel von Literatur, er hatte einen echten Instinkt dafür, wie man mit Sprache arbeitet, damit das Beste herauskommt.
Leider nur bei anderen, seufz.
Na, ja, shit happens.
magali
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Zitat
Original von magali
Aber das macht nichts, die sind genauso schlimm, wie die anderen fiktionalen Texte.
"Stufen" ist mein zweitliebstes Gedicht. Lieber mag ich nur noch "I wandered lonely as a cloud" von Wordsworth.
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Zitat
Original von magali
In der Aufzählung fehlen die Gedichte.
Aber das macht nichts, die sind genauso schlimm, wie die anderen fiktionalen Texte.
Leider kann man nachträglich wohl keine Punkte in Umfragen reineditieren...Aber du kannst ja "Ich finde seine Bücher alle doof" voten.
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'Doof' erfaßt meine Meinung nicht mal annähernd.
Aber mach Dir nichts daraus. Tucholsky war übrigens auch jemand, der Hesse sehr schätzte. Du befindest Dich also in bester Gesellschaft.
Ich empfehle noch einmal Hesses Rezensionen und Essays zur Literatur. Ich habe mal nachgeguckt, es sind mehrere Bände in der Werkausgabe (ich kenne nur wenige). Ich war wirklich überrascht, ich wußte nicht, daß er ein so fruchtbarer Kritiker war. Von daher danke für deie Umfrage, nun habe ich unerwartet Lesestoff gefunden.
Wordsworth? Wordsworth - und dann Hesse???
You must be joking.
Aber okay.
Gehe hin und genieße. Solange ich das nicht ...
magali
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Zitat
Original von magali
In der Aufzählung fehlen die Gedichte.
Aber das macht nichts, die sind genauso schlimm, wie die anderen fiktionalen Texte.
Magali, ich bin begeistert! Du bist der erste Mensch, der mir begegnet, der Hesse doof (steigerbar, ich weiß ;-)) findet und sich das auch noch sagen traut. Das beruhigt mich ungemein. Vielleicht würde ich ihn auch doof finden, weshalb ich mich nun der Plficht entledigt sehe, unbedingt ein Buch von ihm lesen zu müssen.An was liegt deine Abneigung eigentlich genau? An der Schwülstigkeit seiner Texte? An der Thematik? Ich hätte gerne noch eine Begründung.
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Du kennst die falschen Leute.
Aber okay, ich war wirklich sehr provozierend gestern abend.
Here goes:Hesse zu beurteilen ist schwierig. Es geht nicht um Geschmacksfragen, sondern um die Frage, welchen Platz er literarisch einnimmt. 'Schwülstig', 'merkwürdige Themen', kann man alles anbringen, aber die Frage dahinter, ist die, warum eine so ein Urteil über seine fiktionalen Texte fällt.
Nun ist es so, daß Hesse nicht Unterhaltungsliteratur schreibt, sondern zur Literatur gezählt wird. Daher muß man seine Leistung an der seiner ZeitgenossInnen messen. Tut man das, so wird der Unterschied klar.
Hesse kann sich von seinen großen Vorbildern Goethe und Nietzsche denkerisch nie lösen. Er arbeitet aus, was sie vor ihm gedacht und geschrieben haben. Er macht nichts Neues, Eigenes daraus - das wäre eine Möglichkeit, eine Autorin/ein Autor muß nicht jedesmal die Welt neu schöpfen.Aber Hesse ist nicht originell. Er nimmt Vorhandenes und bricht es auf einfache Versatzstücke herunter, im schlimmsten Fall trivialisiert er. Goethe spricht von einem Weltgeist, schöpft ihn zum Teil selbst, spricht mit ihm, Hesse spricht mit seinem Schreibtisch. Nietzsche durchwandert denkend einen Kosmos, Hesse wandert von Zimmerwand zu Zimmerwand.
Seine Themen stammen aus der Zeit mindestens zwei Generationen vor ihm (Spätromantik), es gelingt ihm aber nicht, sie literarisch neu fruchtbar zu machen. Er macht nur Kleinmünze daraus. Er ist ein ewiger Epigone.Seine Sprache ist nicht gut. Er schreibt betont altmodisch. Er macht aber keinen eigenen Stil daraus, er schafft einfach nur schlechtes Deutsch. Hat er die Wahl zwischen einem alten und einem modernen Wort, wählt er zuweilen nicht einmal das alte, sondern gleich ein obsoletes, nur damit es 'alt' klingt. Seine Texte sind viel zu oft künstlich, nicht 'künstlerisch'. Er beherrscht die Sprache, sein Arbeitsmaterial nicht, sie beherrscht ihn. Er berauscht sich an längstverklungen Tömen, anstatt sie aufklingen zu lassen.
Was er sagt, klingt nicht 'echt'. Es ist nicht empfunden, er macht einer (und sich selbst) nur vor, daß etwas Echtes vorliegt. Daher der Vorwurf des 'Schwülstigen'.In der Lyrik merkt man das genauso. Er liebt Endreime, leider hat er kein Ohr.
'Steht' reimt sich da schon mal auf 'Elisabeth'. Oder es wird platt, 'sorgen' auf 'morgen'. 'Tränen' auf 'sehnen'. Da bricht dann mal der Herbst dem Sommer das Genick und weint der Abschied.
Schlimmer ist, daß die Gedichte oft nicht durchdacht sind. Sie machen der Leserin große Gedanken vor, beim genaueren Hinsehen sind es aber nur kleine Gedanken und vor allem solche, die auf eben diese schlichte Art seit gut hundert Jahren vor Hesse schon belürikt wurden. Am Ende zerfallen sie zu Staub, weil der Grundgedanke nicht standhält.
Hesse war Zeitgenosse von LyrikerInnen wie George, Lasker-Schüler, Benn, Binding, Hermann-Neiße, Loerke etwa. George kann man sicher diskutieren und Benn hat eine Menge Gedichte in den Sand gesetzt. Aber wenn ein Benn scheitert, scheitert er groß. Hesse scheitert klein. Sehr klein.Er hat sein Stühlchen in der deutschen Literatur, ganz bestimmt. Aber als Autor verdient er keinen Thron. Wichtig, sehr wichtig, ist er als Kritiker, als Briefpartner, Gesprächspartner. Multiplikator.
Um es ganz klar zu sagen:
es ist nichts dagegen zu sagen, Hesse zu lesen, gern zu lesen, ihn zu lieben und zu verehren. Aber man sollte sich darauf beschränken, ihn in den persönlichen Himmel zu heben, als Literaturgott ist er fehlbestzt. Das ist hier nciht geschehen, das Thema kam auf, weil ich auf den Putz gehauen habe.
Zu deutsch: bitte weitermachen mit den Lieblingsbüchern hier, es muß doch noch mehr LeserInnen von Hesse im Forum geben?Ach, so: ich habe nicht Literaturwissenschaften studiert, ich lese nur viel ältere Literatur, weil es mich interessiert. Fun. Just for fun.
Und ich bin über fünfzig.
magali
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hihi... Es scheint, in Magali habe ich mein Gegenstück gefunden: Ich bin Hesse-Verehrer und Nietzsche-Verachter. Aber sowas macht ein Literaturforum aus. In der Vielfalt liegt die Würze und im Disput auch.
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Danke. Uff. Lieb von Dir.
Ich bin jetzt auch ganz brav.Aber verrate mir, bitte, wie Du Nietzsche nicht mögen, aber Hesse genießen kannst? Er mochte Nietzsche nicht nur, er verstand wirklich etwas davon.
Im Unterscheid zu mir.magali
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Meins war zu Teenyzeiten eindeutig Siddharta.... aber Hesse ist mir im Lauf meines Lebens immer fremder geworden. Vielleicht sollte ich das Teil mal wieder lesen.
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@ magali
Wunderbar! Dein flammendes und trotzdem so feinfühliges Plädoyer gegen einen Thron für Hesse hat mir sehr gut gefallen. Ich habe es mir ausgedruckt.
Und dann beschenkst du uns auch noch mit einem neuen Wort: "belürikt"
Im Gegensatz zu vielen Nörglern (egal zu welchem Thema, die gibt es überall) hast du deine Meinung wohlbegründet, dafür zolle ich dir Respekt. Du hast dich definitiv mit dem Thema auseinandergesetzt.
@ all, (vielleicht auch Stoff, wie wärs?)
Gibt es eventuell auch eine dezidierte Meinung, die für Hesse spricht?
In Zeiten von facebook und den like-Buttons finde ich Meinungsäußerungen, die über ein schlichtes Wort hinaus gehen, extrem beachtenswert. -
Sehr amüsant, liebe magali, auch wenn ich anderer Meinung bin, habe ich dein Statement mit Entzücken gelesen. In meiner Sturm und Drang Zeit habe ich ihn verehrt, heute schaue ich hin und wieder in seine kleine Bibliothek zur Weltliteratur hinein. Alles braucht seine richtige Zeit - auch der Lesestoff. Stilistisch gut war er nie, aber einige Werke hatten Tiefgang und im Übrigen hat Goethe die Idee zum Faust auch geklaut.
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magali :
danke für diese ausführliche und sicher auch treffende Kritik an Hesse.
Ich persönlich bin da etwas zwiespältig, da ich persönlich Hesse ganz klar als "Jugendbuchautor" einstufen würde - was Hesse selbst sicherlich nicht so sehr gepasst hätte. Aber für Jugendliche finde ich Hesse immer noch sehr lesenswert, gerade die betont altmodische Sprache tut so manchem, der mit SMS wie "bin untawegs" aufgewachsen ist, ganz gut.
Aber dank magali weiß ich jetzt vielleicht ein bisschen, was mich an Hesse so stört. Denn nun, wo mich meine Falten - und hoffentlich nicht nur die, sondern auch Lebens- und auch Leseerfahrung - dem Kreise der Jugendlichen entrissen haben, da könnte ich Hesse nicht mehr ertragen.
Ich muss gestehen, dass ich bei 30- oder 40-jährigen, die zum ersten Mal einen Hesse in die Hand nehmen, mich immer wunder. Will man ein Stück Jugend nachholen oder denkt man wirklich, Hesse wäre große Literatur, die man irgendwann im Leben gelesen haben sollte?
Hesse gehört für mich zur Jugend genauso wie "Kellergeister" - kennt das Gesöff noch jemand? Bäh :chen- und Stunden, in denen man mit Freunden philosophisch rumlabert, ohne wirklich von irgendwas eine Ahnung zu haben.
Ich finde schon, dass Hesse zurecht die Jahre überdauert hat und immer noch gelesen wird. Nur würde ich das nicht als "große Literatur" verkaufen, sondern eher als "anspruchsvolleres Buch für den literarisch und philosophisch interessierten Jugendlichen." Erwachsenen, die in ihrer Jugend Hesse versäumt haben, würde ich abraten von der Lektüre. Hesse mag man nur, wenn man selbst noch grün hinter den Ohren ist und empfänglich für "Schwarz/Weiß-Ansichten". Und diese hat hoffentlich fast jeder allerspätestens mit 30 hinter sich gelassen. -
willst Du sagen, meine hehren Worte zieren von nun an Deine Kühlschranktür?
Da gibt es Besseres.
Bei 'belürikt' stand Tom Pate. Er brachte vor Jahren das Wort 'Lürik' ins Forum, für, nun ja, Lürik eben.beisswenger
eben, das ist es mit Hesse. Der Autor der persönlichen Sturm - und Drangzeit. Eine Frage der Leseerfahrung.
Ich meinte übrigens nicht, daß Hesse 'geklaut' hat. Themen werden immer von anderen übernommen, aufgenommen, als Ausgangspunkt angenommen. Sein Problem ist, daß er nicht darüber hinausgeht, er gibt wieder. Das reicht nicht.
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Magali: so sehe ich das auch:
ZitatSein Problem ist, daß er nicht darüber hinausgeht, er gibt wieder.
Meine Wahrnehmung ist diese: Niemand erfindet das Rad neu, egal, in welcher Kunst. Aber die echte Kunst, die mich im Innersten zu ergreifen vermag, besteht für mich eben in diesem schöpferischen Vorgang des Über-die-bisherigen-Grenzen-Hinausgehens. Durch Vermischung bisheriger Kunststile, häufig zum Entsetzen der Kritiker, die über True und Untrue urteilen. Dabei entsteht eine Art neuer Wellenkamm, der auf Etabliertem aufbaut und das Gesamt durch neue, überraschende Akzente oder Umkehrung weiterbringt, zu neuen Ufern sozusagen. Dies erlebe ich in der Literatur, in der Musik, in der Malerei und den anderen Primärkunstarten.
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Zitat
Original von Rosha
@ all, (vielleicht auch Stoff, wie wärs?)Gibt es eventuell auch eine dezidierte Meinung, die für Hesse spricht?
Puh... ich tu mich immer schwer damit, den Anwalt eines Autors zu machen. Vor allem, wenn die Gegenseite so gewichtige Argumente wie "stilistische Mängel" ins Felde führt. Für mich ist bei einem Buch das "was" der Geschichte wichtig - und nicht "wie" sie geschrieben wurde. Viele seiner Bücher (längst nicht alle... Was vor "Klein und Wagner" kam, ist nicht mein Fall) sprechen mir einfach aus der Seele:“Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bild etwas, was in uns selber sitzt. Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf.”
Das entspricht genau meiner Lebenssicht. Ob das stilistisch mangelhaft ausgedrückt wurde? Hm.
Was Hesse über Nietzsche geschrieben hat, weiss ich nicht. Seine Rezensionen zu anderen Autoren habe ich nie gelesen. Nietzsche ist sprachlich ein gewaltiger Titan - aber was er schreibt, erinnert mich an eine hängengebliebene Schallplatte: Endlos-Wiederholungen derselben Phrasen, leicht variiert. Zumindest ging es mir so beim Zarathustra.
Allerdings ist bin ich sowieso an Schopenhauer verloren gegangen, da kann Nietzsche nicht mehr mithalten. Aber das steht wohl auf einem anderen Blatt.
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Oh Stoff, das beste, was Schopi geschrieben hat, war sein letztes Wort in seiner in Wille und Vorstellung verlorenen Welt, doch Nietzsche dagegen verhält sich wie CL zu 1. BL. Sprachlich ist sein Zarathustra die Vollendung von Goethe's Faust.
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Zitat
Original von Stoff
“Wenn wir einen Menschen hassen, so hassen wir in seinem Bild etwas, was in uns selber sitzt. Was nicht in uns selber ist, das regt uns nicht auf.”Das entspricht genau meiner Lebenssicht. Ob das stilistisch mangelhaft ausgedrückt wurde? Hm.
Oh, diesen Gedanken hat auch Hesse bemüht? Gut, er gefällt mir. Allerdings nur bedingt, da Hesse ein sehr komplexes Thema auf eine rudimentäre Formel zu bringen versucht. Ich finde, die Aussage bezieht sich nur auf das Sein eines Menschen und lässt das Tun ausser acht.
Außerdem ist die Welt voller Beweise dafür, dass sich gerade das völlig Andersartige besonders gut hassen lässt.
Natürlich ist dieser Satz jetzt aus einem Kontext gerissen, den ich nicht kenne. Eine Wertung ist damit natürlich nicht zulässig. Ich habe hier nur laut vor mich hingedacht...