Mein Vorschlag: Pro Leserunde ein Usermoderator!

  • Hallo,


    wenn ich mir so Gedanken über die einzelnen Leserunden mache, dann ergibt sich mir folgendes Problem:


    Wenn die Administratoren zufällig nicht das Buch mitlesen, dann fehlt in jenen Leserunden eine Orientierung, eine Linie, die Gespräche erschlaffen oder laufen nur recht einseitig.


    Deshalb mein Vorschlag: Jede einzelne Leserunde sollte einen Leserunden-Moderator haben.


    Leserunden-Moderator könnte jeder werden, der an der Leserunde teilnimmt. Er kann sich selber vorschlagen, und wenn die anderen Teilnehmer an der Leserunde zustimmen, wäre das möglich.


    Dieser Leserunden-Moderator hat als Verfplichtung, die Leserunden durchgehend wach zu halten, spezifische Fragen zu stellen, mögliche Diskussionspunkte zum Buch anzufeuern, einfach ein Leitfaden für die Teilnehmer der Leserunde zu sein.


    Was denkt ihr darüber?


    Gruß

  • Warum nicht, keine schlechte Idee im Grunde. Dazu müsste dann eben nur ein Moderator gefunden werden, der das auch entsprechend ernst nimmt und die Möglichkeit hat, des öfteren in die Diskussion hinein zu schauen. Wenn das klappt, dann ist es sicher gut und hält die Diskussion am Leben.


    Man könnte ja mal einen Probedurchlauf machen um zu sehen, ob so was klappen kann bei der nächsten Gelegenheit.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Sehr guter Vorschlag, finde ich.


    Wobei ich mir die Rolle eines solchen Moderators auf verschiedene Weisen vorstellen könnte. Entweder eher inhaltsbetont, wie His es sagt, oder eher diskussionsbetont, d.h. sich selber inhaltlich eher zurückhalten und die Diskussion moderieren, aufgetauchte Fragen zusammenfassen, bei den Teilnehmern nachhaken, wie etwas gemeint ist.


    Ersteres, das Inhaltsbetonte, ist wirklich viel Arbeit, und schwierig noch dazu. Das würde ich mir kaum zutrauen. Und ich würde es auch nur bei einem Buch machen wollen, das ich wirklich in- und auswändig kenne.
    Frage: Ist dieses Modell vielleicht eher für Leserunden ohne Autor geeignet? Ich glaube, bei meiner "eigenen" Leserunde wäre ich als Übersetzerin selber schon in der Lage und auch motiviert gewesen, solche Zwischenfragen zu stellen, wenn es nötig gewesen wäre.


    Letzteres, das eigentliche Moderieren, könnte ich mir schon eher vorstellen. Ist aber auch nicht zu unterschätzen - und vor allem müsste dabei abgegrenzt werden, wo die Rolle des Moderators aufhört und die der Admins anfängt.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Weiss nicht, reines Bauchgefühl sagt *nein*...muss ich nochmal drüber nachdenken.


    Im grossen und ganzen bin ich eher der Meinung: so wenig Moderation wie möglich. Wenn ich das Gefühl hätte, bei einer Leserunde nicht mehr sagen zu können, was ich denke, würde ich, glaube ich, eher nicht mehr mitmachen wollen.


    Aber da beuge ich mich natürlich ggfs. einem Mehrheitsbeschluss.

  • Zitat

    Letzteres, das eigentliche Moderieren, könnte ich mir schon eher vorstellen. Ist aber auch nicht zu unterschätzen - und vor allem müsste dabei abgegrenzt werden, wo die Rolle des Moderators aufhört und die der Admins anfängt.


    Müsste eigentlich auch genügen....
    Bei der Frage was die Aufgaben eines Moderators sind könnte man sich ja an anderen Foren (nicht nur Bücherforen) orientieren. Dort gibt es ja oft die Situationen, dass man "Oberbosse" und "GEhilfen" hat.

  • Zitat

    Original von Orlando
    Weiss nicht, reines Bauchgefühl sagt *nein*...muss ich nochmal drüber nachdenken.


    Im grossen und ganzen bin ich eher der Meinung: so wenig Moderation wie möglich. Wenn ich das Gefühl hätte, bei einer Leserunde nicht mehr sagen zu können, was ich denke, würde ich, glaube ich, eher nicht mehr mitmachen
    wollen.


    Das denke ich auch. Ich glaube, frosch1 sagte im Lycidas-Topic sehr treffend, dass Erwachsene Leser doch eigentlich eine Leserunde auch ohne Moderator auf die Reihe bekommen sollten. Für mich stellt sich die Frage, was der Leserunden-Moderator genau machen soll? Wann verläuft eine Diskussion so einseitig, dass er eingreifen muss? Und wie greift er ein?
    Bisher hatte ich jedenfalls noch nie das Bedürfnis nach einem Moderator in der Leserunde, und für mich hätte das eher einen negativen Beigeschmack á la betreute Schulklasse! :-(

    Neue Bücher riechen so gut - man kann am Geruch förmlich merken, wie schön es sein wird, sie zu lesen.
    [Astrid Lindgren: "Die Kinder aus Bullerbü"]

  • Ich finde die Idee eigentlich nicht schlecht. Die Frage ist nur:


    a) Wer bestimmt letzten Endes, wer es machen darf, wenn zu viele sich darum reißen (wozu ich mit Sicherheit nicht gehören würde :-) )


    b) Welche Aufgaben wären genau damit verbunden? Zu viele Off-Topics abwehren? Eine Diskussion anleiern, wenn es droht, zu passiv zu werden? Das müsste sicher genau abgeklärt werden.


    Gruß


    Hundefreund

  • also brauchen wir dann auch noch einen moderator, der die moderatoren moderiert?? :lache
    ich würde mir jemanden wünschen, der einfach, wenn er meint, dass es zu "heiss" wird, freundlich darauf hinweist, dass eine äusserung nicht unbedingt so aufgefasst werden muss, wie sie der andere offenbar verstanden hat.
    aber das stelle ich mir einerseits sehr leicht, andererseits aber auch sehr schwer vor. weil sich dann jemand, der nur so WIRKTE, als ob er etwas falsch verstanden haben könnte, erst recht auf den schlips getreten fühlen könnte und dann wird das vielleicht ein bandwurm ohne ende.
    gehts wirklich nicht ein wenig einfacher?
    mit ein wenig gutem willen? der einstellung: "ICH will nix böses, also gehe ich mal davon aus, dass der andere mir AUCH nix böses will"?
    ich weiss, es ist in diesem medium nicht einfach. auch ICH gehe manchmal zB dem d :anbetc auf den leim. aber es MÜSSTE doch möglich sein, oder?
    :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Vielleicht sagt His noch mal was dazu - ich glaube nämlich, ihm ging es bei seinem Vorschlag eigentlich darum, die inhaltliche Qualität der Leserunden zu erhöhen. Indem nicht nur alle das posten, was ihnen gerade einfällt (oder eben nicht), sondern sich einer wirklich gezielt und strukturiert Gedanken macht, was an dem Buch wichtig/interessant sein könnte, und die Leserunde entsprechend beleben, falls nötig. Bloss wie gesagt - die Arbeit möcht ich mir nicht machen müssen...

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Vielleicht sagt His noch mal was dazu - ich glaube nämlich, ihm ging es bei seinem Vorschlag eigentlich darum, die inhaltliche Qualität der Leserunden zu erhöhen. Indem nicht nur alle das posten, was ihnen gerade einfällt (oder eben nicht), sondern sich einer wirklich gezielt und strukturiert Gedanken macht, was an dem Buch wichtig/interessant sein könnte, und die Leserunde entsprechend beleben, falls nötig. Bloss wie gesagt - die Arbeit möcht ich mir nicht machen müssen...


    Beide Moderationen bedürfen meiner Meinung nach noch etwas:


    eine zeitliche Vorgabe was bis wann gelesen sein sollte


    Das funktioniert nach meinen Erfahrungen bei Leserunden im Internet nicht, da die Lesetempi viel zu unterschiedlich sind.


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Zitat

    Vielleicht sagt His noch mal was dazu - ich glaube nämlich, ihm ging es bei seinem Vorschlag eigentlich darum, die inhaltliche Qualität der Leserunden zu erhöhen. Indem nicht nur alle das posten, was ihnen gerade einfällt (oder eben nicht), sondern sich einer wirklich gezielt und strukturiert Gedanken macht, was an dem Buch wichtig/interessant sein könnte, und die Leserunde entsprechend beleben, falls nötig. Bloss wie gesagt - die Arbeit möcht ich mir nicht machen müssen...


    Dito!

  • Orlando , es könnten natürlich auch gezielte und strukturierte Fragen nach den Emotionen gestellt werden. ;-)


    Im Ernst - ich finde die Leserunden hier im Forum schon ganz schön gut so, wie sie sind. Ich fände die Idee mit der Moderation durchaus mal ausprobierenswert, weil manche Runden davon sicher profitieren könnten, wenn jemand sich dafür verantwortlich fühlen würde, ab und zu lose Fäden zusammenzuführen und beim Weiterspinnen zu helfen.


    Allerdings darf das nicht dazu führen, dass die Leserunden einen solchen "Anspruch" haben, dass sich Otto und Ottilie Normalleser nicht mehr reintrauen. Das ist ja gerade das Schöne hier - dass Ottilie Normalleser auf diese Weise Zugang zu Büchern bekommt, an die sie sich sonst vielleicht nicht rantrauen würde. Und sie soll auch was dazu sagen dürfen, ohne Angst haben zu müssen, dass ihre Kommentare "nicht gut genug" sind. Diese Angst haben schon manche UserInnen hier geäussert, und das soll meiner Meinung nach nicht sein.


    Darum war ich auch mit dem Kommentar von His und frosch1 im anderen Thread nicht ganz einverstanden, dass "das gefällt mir" oder "ich kann nichts damit anfangen" keine erwünschten Kommentare sind. Ich finde, jeder soll seine subjektiven Urteile abgeben können, so gut, wie er/sie es eben vermag.


    @His, hab ich dein "dito" richtig verstanden - du würdest diese Moderation auch nicht übernehmen wollen?

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von MaryRead
    Das ist ja gerade das Schöne hier - dass Ottilie Normalleser auf diese Weise Zugang zu Büchern bekommt, an die sie sich sonst vielleicht nicht rantrauen würde. Und sie soll auch was dazu sagen dürfen, ohne Angst haben zu müssen, dass ihre Kommentare "nicht gut genug" sind. Diese Angst haben schon manche UserInnen hier geäussert, und das soll meiner Meinung nach nicht sein.


    Offen gestanden glaube ich, daß eine kluge Moderation im Sinne einer Gesprächsführung dazu führen könnte, daß auch die schüchterneren Teilnehmer mal etwas posten, weil ein Moderator durch Fragen an den Text solche Äußerungen durchaus ermutigen kann.


    Zitat

    Darum war ich auch mit dem Kommentar von His und frosch1 im anderen Thread nicht ganz einverstanden, dass "das gefällt mir" oder "ich kann nichts damit anfangen" keine erwünschten Kommentare sind. Ich finde, jeder soll seine subjektiven Urteile abgeben können, so gut, wie er/sie es eben vermag.


    Ich denke auch, daß es erheblich zu weit ginge, subjektive Geschmacksurteile, so sie als solche zu erkennen sind, zu unterbinden. Das würde am Thema vorbeigehen. Pauschale Sentenzen à la "Das Buch ist blöd" ohne jede Begründung oder subjektive Einschränkung fände allerdings auch ich etwas ... kontraproduktiv für eine Leserunde.


    Man lernt ohnehin von Runde zu Runde dazu. Argumentieren ist ja nix, was einem Menschen angeboren ist.

  • Es kann doch nur immer jemand moderieren, der das Buch mitliest.


    Einer kann das nicht fix machen, weil es zuviel verlangst ist, jedesmal bei allen Leserunde das Buch mitzulesen.


    Diesen Moderator könnte man ja auch so als Gruppenleiter der Lesegruppe bezeichnen, der das ganze zusammenhält.


    Gruß

  • Wenn ein Autor in eine Lesung geht, dann erwarten ihn dort ein Honorar, ein freundlicher Empfang, denn er ist der Ehrengast, mehr oder weniger Beifall und Fragen des interessierten Publikums.


    Wenn er noch keine Erfahrung mit Leserunden hat, mag er mit ähnlichen Erwartungen in eine solche gehen. Aber eine Leserunde im Internet funktioniert ganz anders, weil das Internet ganz anders funktioniert. Hier sitzt uns kein realer Mensch gegenüber und auch wir selbst müssen niemandem ins Auge blicken, wenn wir mal einen lockeren Kommentar absondern. Aus einer sicheren Deckung heraus lassen sich eben auch Giftpfeile leichter verschießen - was von uns Eulen natürlich niemand niemals machen würde. :grin


    Insofern wird der Autor in einer Leserunde immer mit wesentlich mehr Kritik rechnen müssen, als bei einer Lesung. Damit dass Ganze aber noch in geregelten Bahnen abläuft, wäre eine Moderation, die in gewissem Rahmen Themen und Fragen steuert und notfalls auch mal einen Ordnungsruf verlauten lässt, sicher hilfreich. Oft wären Sachfragen interessant. Welche Quellen beziehst du? Wie sind die Figuren enstanden? Gibt es autobiographische Hintergründe? undundund. Das sind Themen, die ich in Leserunden gut finde. Emotionale Äußerungen sind ja ok, aber wenn ich nur meine Meinung zu einem Buch abgebe, dann schreibe ich eine Rezi. Welche Reaktion erwarte ich denn, wenn ich einem Autor sage, dass mir sein Buch nicht gefällt? Was soll er daraus lernen? Dass die zigtausend Käufer seiner Bücher alles Idioten sind?


    Es geht keinesfalls darum, eine Hosiannaveranstaltung daraus zu machen, aber es muss ja auch für den Autor attraktiv sein.


    Ansonsten frage ich mich, warum sollte sich ein Autor evtl. auch unsachliche und objektiviert vorgetragene Kritik anhören, viele Stunden Zeit opfern, ohne dafür bezahlt zu werden, wenn er doch auch in einer anderen Form der Leserpflege - siehe Anfang des Postings.

  • Hm, ich sehe durchaus die Vorteile einer moderierten Leserunde, hätte aber Bedenken, daß so eine Runde vielleicht schneller einschläft, weil der Mod evtl. zuviel "Arbeit" der Leser selbst übernehmen müsste/würde und sich die Teilnehmer vielleicht weniger Gedanken zum Buch und Autor machen, als ohne Mod ("Der Mod wird's schon richten."). So eine Moderation ist ein zweischneidiges Schwert - ich bin mir nur unsicher, welche Seite die schärfere ist.


    Gruss,


    Doc