Der Heiler - Antti Tuomainen

  • Originaltitel: Parantaja (2010)
    List Verlag, 217 S.


    Über den Inhalt:
    Die Liebe deines Lebens in den Händen eines Killers. Du allein kannst sie finden. Helsinki, im Ausnahmezustand. Ein Irrer, der mordet und Heilsbotschaften verkündet. Eine Journalistin, die ihn stellen will. Und dabei spurlos verschwindet. Es gibt nur einen, der sie retten kann. Ihr Mann macht sich verzweifelt auf die Suche. Er würde alles für sie tun. Doch das Böse ist stärker als die Liebe.


    Über den Autor:
    Antti Tuomainen wurde 1971 geboren und war früher als Werbetexter tätig. Heute arbeitet er als Autor und freier Journalist. Der Heiler wurde 2011 mit dem Finnischen Krimipreis ausgezeichnet, dem angesehensten Medienpreis für Kriminalliteratur. Antti Tuomainen lebt mit seiner Frau in Helsinki.


    Meine Meinung:
    In einer nahen Zukunft in Helsinki: die Menschen leiden unter dem Klimawandel, der das Leben auf der Erde entscheidend verändert hat. Während die Welt im Chaos versinkt, hat Tapani Lehtinen ganz persönliche Probleme: der Kontakt zu seiner geliebten Frau Johanna ist abgebrochen, während sie Nachforschungen über den „Heiler“ anstellt, einen radikalen Umweltschützer, der mit grausamen Morden für Aufsehen sorgt. Auf die Hilfe der Polizei kann er nicht zählen und so macht sich Tapani allein auf die Suche nach Johanna.

    Um Missverständnissen vorzubeugen: es geht hier nicht um die Jagd nach dem „Heiler“, der nur eine Nebenrolle spielt, sondern hauptsächlich um Tapanis Suche nach seiner Frau.

    Der Autor beschreibt einen äußert deprimierenden Ausblick auf die vom Klimawandel zerstörte Welt, hält sich aber mit Details zurück, die Situation wird nur knapp umrissen.
    Ich-Erzähler Tapani hat akut ganz andere Sorgen. Er konzentriert sich auf die Suche nach seiner Frau und muss feststellen, dass er sie längst nicht so gut kennt, wie er bislang geglaubt hat. Man nimmt dem sensiblen Dichter die tiefe Liebe zu seiner Frau ab, versteht die Melancholie, die ihn überfällt bei dem Gedanken, sie nie wiederzusehen und seine immer wieder in die Vergangenheit schweifenden Gedanken. Zunächst geht er recht planlos vor, entwickelt jedoch mit zunehmender Verzweiflung eine hartnäckige Entschlossenheit, die ihm Dinge ermöglicht, die er wohl selbst nie für möglich gehalten hätte. Dabei bleibt der Erzählstil das gesamte Buch über eher sachlich und nüchtern.
    Die Nebencharaktere bleiben blass und werden nicht weiter vertieft – nicht ungewöhnlich bei einem aus der Ich-Perspektive geschriebenen Roman.


    Der Handlungsverlauf lässt keinen Raum für Spekulationen, die Auflösung ist aber stimmig und hat mir gefallen. Lediglich das Ende ist Interpretationssache und überraschend in seiner Konsequenz.


    Den ruhigen Schreibstil habe ich als sehr angenehm empfunden und ich freue mich, erneut auf einen Autor gestoßen zu sein, dem es gelungen ist, auf nur 217 Seiten einen komplexen, atmosphärischen, aussagekräftigen Roman zu schreiben. Begeistert betrachte ich in letzter Zeit, dass immer mehr gute Krimis auf dem Markt erscheinen, die auch mit wenigen Worten viel ausdrücken können. „Der Geiger“ von Mechtild Borrmann gehört dazu und nun auch dieses Buch hier.

  • Aufgrund des rosa Umschlags und des Klappentextes (eigentlich lese ich die nicht, warum habe ich es hier getan??) war ich von einer spannenden Liebesgeschichte mit Action ausgegangen.
    Letztlich gelesen habe ich aber eine seltsam triste Dystopie mit viel Spannung, aber wenig Erklärungen und vorallem einem sehr seltsamen Ende, daß ich so in keiner Weise nachvollziehen konnte.
    Überhaupt haperte es an der Nachvollziehbarkeit, weder wurde mir klar, warum die Welt so ist, wie sie im Buch ist, noch wie sie eigentlich ist und wo genau unser Protagonist steht. Gut, seine große Liebe ist verschwunden und er sucht sie, dafür kam mir aber zu wenig Emotion rüber, zu viel Kalkül zu viele Taten, die mein Unverständnis weckten, die sich dann über den seltsamen Zustand der Welt erklären ließen, die mich aber nicht befriedigten.
    So wirklich gut reingekommen in das Buch bin ich auch nicht, auf den ersten 30 Seiten habe ich immer wieder überlegt, es einfach abzubrechen, weil mri jegliche Charaktere einfach unverständlich und wenig nah waren.
    Ich habe aufgrund des wirklich geschickt aufgebauten Spannungsbogens dann doch weiter gelesen, wurde aber leider nicht wirklich überzeugt.
    Da es aber dann doch irgendwie unterhaltsam war und mir das Gedankenspiel gefallen hat, immerhin noch ein paar kleine Sympathiepunkte, aber ein weiteres Buch des Autors reizt mich erstmal nicht.

  • Düsteres Szenario

    Zuerst einmal möchte ich das Cover loben - dieses gefällt mir nämlich ausgesprochen gut und es ist in meinen Augen richtig gelungen.
    Dann war ich natürlich neugierig auf diesen "besten finnischen Spannungsroman 2011".
    Nun ja, mit der Spannung ist das so eine Sache. Diese kam bei mir nicht so unbedingt auf. Was mich aber gar nicht gestört hat. Denn das Buch punktete bei mir auf andere Art und Weise.
    Die düstere Stimmung in Helsinki in nicht allzu ferner Zukunft wurde für mich sehr eindringlich dargestellt. Klimaveränderungen haben dazu beigetragen, dass viele Gegenden auf der Erde nicht mehr bewohnbar sind. In Helsinki regnet es fast ununterbrochen, alle lebenswichtigen Dinge werden so langsam knapp - nur die Erdölvorräte sind überraschenderweise nicht zu Ende gegangen.
    Mit Blick auf diese globalen Veränderungen verändert sich natürlich auch die Gesellschaft, die Menschen, ihr Verhalten und Tun.
    Der Leser begleitet den Dichter Tapani 3 Tage lang bei der Suche nach seiner verschwundenen Frau, die wohl einem Serienmörder, "dem Heiler", auf der Spur war.
    Die Suche endet an Heiligabend..........und am Karfreitag gibt es einen kleinen Hoffnungsschimmer.
    Für mich hat dieses Buch eine düstere Endzeitstimmung verbreitet, sehr gut beschrieben und trotz der relativen Kürze des Buches kam dieses Szenario in vollem Umfang bei mir an. Ich habe eigentlich immer Bilder dazu vor Augen gehabt, eine Verfilmung könnte ich mir sehr gut vorstellen.
    Weitere Bücher von Antti Tuomainen würde ich bedenkenlos lesen.


    Von mir bekommt das Buch gute 8 von 10 Punkten.

  • Zum Hörbuch:


    Die Klimakatastrophe hat die Welt verändert und sie ins Chaos gestürzt. Nichts ist mehr so, wie es war. Auch Helsinki ergeht es da nicht anders. Zudem nehmen auch die Gewalttaten zu. Mitten in diesem Durcheinander verschwindet die Journalistin Johanna. Sie hat sich jetzt schon länger nicht mehr bei ihrem Mann Tapani gemeldet. Er macht sich große Sorgen, da sie gerade an einer brisanten Recherche dran war und macht sich auf die Suche nach ihr. Dabei gerät er in so manch bedrohliche Situation. Dabei hat er die Unterstützung des indischen Taxifahrer Hamid, der ihm auch sein Leben rettet. Zusammen irren sie durch die Stadt auf der Suche. Nach und nach ergeben die Puzzleteilchen Sinn und er kommt der Sache näher. Er muss erkennen das seine Frau Geheimnisse hatte. Tapani kommt dem gesuchten Mörder, der sich der Heiler nennt, da er Menschen von denen er denkt das sie am Weltunheil mit Schuld daran tragen, bestraft und ermordet, auf die Spur.
    Der Sprecher Wolfram Koch vermag es gut, einem diese düstere Lage zu vermitteln. Er spricht mit passender Stimme und Betonung. Es ist angenhem ihm zu folgen. Er lässt Tapani sehr sympathisch erscheinen und zeigt die große Liebe zu seiner Frau.
    Dieser Roman ist für mich kein wirklicher Thriller. Spannung wurde schon aufgebaut, war aber nicht sehr ausgeprägt. Er zeigt viel mehr auf, wie die Zukunft sich entwickeln könnte und nebenbei wird noch über die Liebe zweier Menschen zueinander erzählt. Ein Schimmer Hoffnung zwischen alldem Schrecklichen. Nur die ohne Gewissen und Skrupel können in dieser Welt überleben. Zum Glück ist dies nur Fiktion, aber an alle ein heimlicher Apell.

  • Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Die Dystopie wird in wenigen Worten umrissen, man wird in eine Welt hineingeschleudert, die so wie sie ist, auf ihre beschriebene Art lebendig und realistisch auf mich wirkte.


    Der Ich-Erzähler Tapani ist direkt sympathisch, ich fand die Beschreibungen seiner Beziehung zu Johanna sehr schön. Was braucht er in dieser Welt, die dem Untergang doch eh geweiht ist, noch mehr als sie? Nichts. Sie ist der Strohhalm, die kleine Schönheit in einer sterbenden Welt...ich konnte sehr gut nachvollziehen, warum er sich so sehr an sie klammert. Gerade nach dem Besuch bei Frau Bonsdorff hatte ich das Gefühl, dass das Gefüge in der Romanwelt etwas Anderes ausmacht...aber man hat die Gleichgültigen, die das Leben in dieser Welt akzeptieren und die Kämpfer, die auf ihre Art und Weise, diese Welt nicht hinnehmen wollen.


    Die Figuren lernte man allesamt durch die Augen von Tapani kennen, ich fand es gut, dass man bei seinen Gedanken mitgehen konnte.


    9 Punkte.