Der Hexer und die Henkerstochter von Oliver Pötzsch

  • zum Inhalt:
    Als sich 1666 eine kleine Gruppe aus Schongau auf eine Pilgerreise zum Kloster Andechs am Ammersee begibt, sind auch Magdalena und Simon Fronwieser mit von der Partie. Vier Jahre sind seit den Vorfällen in Regensburg vergangen und die beiden haben es inzwischen geschafft, eine Familie zu gründen. Als Henkerstochter gilt Magdalena als unrein, weswegen sie eigentlich keinen Bader hätte heiraten dürfen. Da die Kuisls aber immer schon zusammen gehalten haben, sorgt die daheimbleibende Henkersfamilie für die beiden Enkel Peter und Paul. Für die Kinder wäre es tatsächlich zu gefährlich gewesen, da ihre Eltern bereits am ersten Tag mit der Leiche eines Novizen konfrontiert werden. Scheinbar ist dieser im Teich ertrunken, aber Simon stellt noch andere Verletzungen fest. Einer der Mönche ist offensichtlich ein Mörder. Schnell ist dieser in Person von Nepomuk gefunden. Beim Verhör erfährt Magdalena, dass er ihren Vater aus dem 30-jährigen Krieg kennt. Schnell lässt sie dem Henker eine Nachricht zukommen, worauf auch er nach Andechs aufbricht.


    zum Autor:
    Oliver Pötzsch, Jahrgang 1970, arbeitet seit Jahren als Filmautor für den Bayerischen Rundfunk, vor allem für die Kultsendung "quer". Er ist selbst ein Nachfahre der Kuisls, die 300 Jahre lang die berühmteste Henker-Dynastie Bayerns waren.


    meine Meinung:
    Der vierte Band um die Henkerstochter Magdalena, dem Bader Simon und vor allem dem brummigen Henker Kuisl ist eine gelungene Fortsetzung der Vorgänger. Erneut stolpern die drei Ermittler ungewollt in einen Kriminalfall und lösen ihn auf teilweise innovative Weise. Das bekannte Muster ist jedoch immer wieder fesselnd und hält bis zum Schluss die Spannung. Oliver Pötzsch hat seine Figuren mit Humor und Intelligenz ausgestattet, sodass auch kniffelige Probleme gelöst werden können. Dabei fließen die Heilungsmethoden des 17. Jahrhunderts ebenso mit ein wie gesellschaftliche Gepflogenheiten. Eine sorgfältige Recherche aller Umstände lässt die fiktive Handlung authentisch wirken. Dazu trägt auch die regionale Sprachfärbung bei, in der gerne mal seinem Ärger Luft gemacht wird. Zudem wird immer mehr aus der Vergangenheit des Henkers bekannt, sodass der Leser immer mehr Einblick in sein Seelenleben bekommt und manche Beweggründe nachvollziehbar werden. Jakob Kuisl steht somit als Mensch hinter dem Beruf Henker, der ansonsten als Geächteter und Unreiner von allen gemieden wird.


    Das in dieser Serie erstmals mit festem Einband erschienene Buch lässt mit der Ausstattung keine Wünsche offen. Sowohl eine zeitgemäße Karte der Umgebung Andechs als auch ein Personenregister helfen dem Leser, sich die richtigen Vorstellungen zu machen. Auch die Haptik ist ansprechend. Der historische Roman ist somit nicht nur wegen des flüssigen Schreibstils angenehm zu lesen. Wer die drei Vorgänger nicht kennt, hat dennoch keine Schwierigkeiten, die Beziehungen zwischen den Beteiligten einzuordnen. Kurze Erinnerungen an die vergangenen Vorfälle werden notfalls eingeflochten, sodass die Reihe nicht unbedingt chronologisch gelesen werden muss. Die Serie um den Schongauer Henker macht einfach Spaß. Da auch der vierte Teil wieder mit einem Cliffhanger endet, dürfen wir bestimmt auf eine Fortsetzung hoffen.

  • Ich kenne auch den vierten Band von Oliver Pötzsch Henkerssaga und bin auch der Meinung, dass er sich eigentlich nahtlos an die Vorgängerbände anschließt.
    Die Handlung ist spannungsreich und nimmt so manche unerwartete Wendung.


    Ein großes Plus bei diesem Autor: die Hauptfigur, der Held, ist Henker, im Grunde ein Mensch, der zwar einem unehrlichen Beruf ausübt, aber für die Rechtssprechung, bis in die Neuzeit hinein, unentbehrlich war.

  • Wie auch die drei Vorgänger ist das vierte Buch von Oliver Pötzsch um Magdalena, ihren Vater und nun mittlerweile ihren Mann Simon fantastisch :-)


    Ich bin sehr lange um das Buch herumgeschlichen, denn: Der einzige (aber sehr große!!) Wermutstropfen ist, dass sich der vierte Teil nun nicht mehr zu den anderen dreien ins Regal stellen lässt, denn wie Büchersally geschrieben hat, es ist nun ein Hardcover... Somit habe ich das Buch jetzt aus der Bibliothek ausgeliehen, aber es hätte sich auch gelohnt, es zu kaufen!


    Die Geschichte spielt nicht im Heimatort der Kuisls, sondern in Andechs und Umgebung, was ich viel realistischer fand als wenn es wieder in Schongau etwas "zu ermitteln" gegeben hätte - so viel KANN ja gar nicht in einem kleinen Ort passieren ;-) Magdalena und Simon stehen hier im Vordergrund, aber natürlich muss Magdalenas Vater doch noch helfend eingreifen, um die beiden und ihre Familie aus den Fängen des "Hexers" zu befreien.


    Inwieweit historisch alles "richtig" recherchiert ist, kann ich nicht beurteilen, ich wurde grandios unterhalten und weiß schon ein neues Ziel für den nächsten Unter-der-Woche-Sommerausflug :lache Schon nach wenigen Seiten ist man mitten in der Geschichte, leidet und freut sich mit Magdalena und fliegt nur so durch das Buch, dass es ein Riesenspaß ist!
    Ich hoffe natürlich auch auf einen fünften Band (und dass der vierte bald als Taschenbuch erscheint - damit er endlich auch bei mir im Regal neben den drei Vorgängerbänden seinen Platz finden kann)!

  • Erinnert hat mich viel an die Geschichte von Frankenstein. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Unerwartet für mich war, dass es eigentlich zwei getrennte Verbrechen sind, die Kuisl in dem Roman aufklärt: Reliquienfälschung und Hexerei. Erschreckend wie immer fand ich die Schilderung der Folterungen.


    Tatsächlich ist das Kloster Andechs 1669 abgebrannt. Nach einem Blizeinschlag. Weißer Phosphor wurde auch erst 1669 entdeckt. Er wurde tatsächlich aus Urin gewonnen. :-)


    Diese kleinen Abweichungen zwischen Roman und echter Geschichte tun der Klasse des Buches keinen Abbruch. Das Buch ist ein Muss für alle, die die Henkerstochter und ihren sturköpfigen Vater schätzen.

    Sieben Stunden waren's immer - jetzt nimmer

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  • Endlich habe ich die Serie weiter gelesen.


    Der Schreibstil von Oliver Pötzsch ist flüssig, läßt sich wunderbar lesen und ist obendrein noch spannend. Ich habe Kuisl und das Ehepaar Fronwieser gerne nach Andechs zu ihren Abenteuern begleitet. Ich werde zeitnah mit dem nächsten Band weiter machen. :)