Die Stunde des Reglers, Landorff, Max, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 2012, 351 S., ISBN 978-3-651-00018-6
Zum Autor (lt. Klappentext):
Max Landorff ist ein Pseudonym. Sein Debüt-Thriller „Der Regler“ ist ein Top-Bestseller und wird in mehrere Sprachen übersetzt.
Klappentext:
Er ist der Regler. Aber hat er noch die Kontrolle über sein eigenes Leben?
Gabriel Tretjak hat sich in die Berge über dem Lago Maggiore zurückgezogen. Als ihn die Quantenphysikerin Sophia Welterlin aufsucht, ahnt er nicht, dass eine eiskalte Jagd im Gang ist.
In einem ausgebrannten Flugzeug wurde eine Leiche entdeckt. Der Tote heißt Gabriel Tretjak, genau wie der Regler selbst…
Wenn die Zeit in mehr als eine Richtung läuft, gegen wen arbeitet Sie?
Meine Meinung:
Hatte ich Max Landorffs Thriller „Der Regler“ noch auf Empfehlung meines Buchhändlers gekauft, griff ich beim zweiten Band „Die Stunde des Reglers“ direkt zu, in der Hoffnung einen spannenden, temporeichen Thriller zu lesen, der mir dennoch nicht den Nachtschlaf raubt. Des Weiteren war ich natürlich neugierig, ob Max Landorff seine Leser Gabriel Tretjak näher kommen lässt.
Meine Erwartungshaltung wurde nicht enttäuscht, Max Landorff ist es wiederum gelungen, eine spannende Handlung, wenn auch mit einigen Unplausibilitäten, rund um das Thema Last der Vergangenheit aufzubauen. Mit Quantenphysik, Zeitreisen und Geschichte von Kriegsverbrechern werden zwar sehr viele Handlungsstränge aufgebaut und verwoben, die teilweise ins Leere laufen, was der Spannungsentwicklung aber nicht abträglich ist. Gabriel Tretjak wird, nachdem er seinen Beruf aufgegeben und sich in die Berghütte seine Vaters über dem Lago Maggiore zurückgezogen hat, durch die Ereignisse gezwungen zu agieren und wieder für andere Menschen komplexe Situationen aufzulösen bzw. zu regeln. Dadurch wird „Die Stunde des Reglers“ aktionsreicher als der Vorgänger „Der Regler“. Der Leser lernt diesmal ein paar andere Seiten Gabriel Tretjaks, seine Herkunft, Geschichte und Vergangenheit kennen, erfährt aber nach wie vor zu wenig, um ihn als Charakter fassen zu können. Außer Gabriel Tretjak sind die meisten anderen Figuren holzschnittartig gehalten, selbst Tretjaks Freunde, Treysa und Lichtinger, werden nicht tiefer beleuchtet. Dennoch werden einige Figuren zu Sympathieträgern wie z. B. der Polizist a. D. Maler und seine Frau. Obwohl „Die Stunde des Reglers“ in sich abgeschlossen ist, stellt sich das Ende eher als Vorbereitung einer nächsten Stufe des Geschehens dar, da der Autor den Roman mit einem Cliffhanger beendet, der Klarheit über Gabriel Tretjaks Beziehung zu seinem Bruder, die Auflösung und den Höhepunkt der Geschichte um den Regler im dritten Band erwarten lässt.
Max Landorff bleibt bei seiner Erzähltechnik, die Geschichte des Reglers mit ständigen Orts- und Perspektivenwechseln in extrem kurzen Kapiteln zu erzählen. Damit lässt sich der Thriller auch mal gut unterbrechen, auch wenn man dies wegen des erzeugten hohen Tempos nicht möchte. Der Autor setzt zur Temposteigerung viele Cliffhanger ein, die er erfreulicherweise oftmals anders auflöst, als zunächst vermutet. Die Sprache ist schlicht und nüchtern gehalten, kurze Sätze dominieren den Text.
„Die Stunde des Reglers“ ist deutlich fesselnder als der Vorgängerband „Der Regler“, was aber im Spannungsaufbau und -verlauf der aufeinander aufbauenden Thriller begründet ist. Wer spannende, temporeiche Thriller zur Unterhaltung sucht, bei denen Gesellschafts- und Sozialkritik lediglich an der Oberfläche bleiben, und gut mit schlichter und straffer Sprache zurecht kommt, wird von den beiden Thrillern um den Regler bestens unterhalten werden. Trotz seiner inhaltlichen Schwächen und einer Sprache, die ich nicht schätze, habe ich „Die Stunde des Reglers“ in einem Rutsch gelesen und warte nun gespannt auf den dritten Teil.
8 von 10 Punkten