Rund um den Schreibwettbewerb (ab 04.10.2012)

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    Original von beowulf
    Ich sagte doch schon, dass Kipling stimmt, ich aber die Sekundärliteratur meine. Natürlich habe ich, wie alle Welt seinerzeit die wesentlichen Simmels gelesen. Simmel war einer der Schriftsteller, die obwohl sie hervorragende Unterhaltungsliteratur schrieben, (die sich auch sehr gut verkaufte) von überheblichen Literaturkritikern zum Schundromanschreiber runtergeschrieben wurden.


    Findest Du also Simmel gut? Ich habe von Simmel noch nie was gelesen und bin da skeptisch, ob ich die geerbten Bücher besser verkaufe oder behalte und selbst mal lese? Na ja, behalten mache ich eh. Weil sie meinem Vater gehörten. Aber selbst lesen???? Ich dachte immer, Simmel ist ein besser verdienender Schundheftchen-Schreiber? Sind die Bücher echt gut?

  • Jetzt sind wir zwar schon very off topic aber trotzdem:


    Simmel ist auf die Ebene Schundroman gesetzt worden, weil er dem Anspruch der Kritiker nicht entsprach. Bei den Eulen würde er heutzutage sicher viel gelesen. Er ist vergleichbar etwa mit Stieg Larson oder Tom Clancy übersetzt in seine Zeit. Da gibt es nicht so extensive Gewalt und nicht soviel Sex wie heute, die Technik erschöpfte sich auf schöne Autos oder mal ein tolles Gewehr, aber es war damals gute Unterhaltung. Es war eben kein Böll oder Grass, aber für mich hat immerhin Simmel das Verdienst wie es auch der Tatort machte- interessante Themen in die Diskussion einzuführen, über die der gewöhnliche Unterhaltungsleser eben (noch) nicht nachdachte. Ob mir das heute noch gefallen würde weiß ich nicht, damals waren die älteren Bücher jeweils gute Unterhaltung.

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    Original von Frettchen


    Findest Du also Simmel gut? Ich habe von Simmel noch nie was gelesen und bin da skeptisch, ob ich die geerbten Bücher besser verkaufe oder behalte und selbst mal lese? Na ja, behalten mache ich eh. Weil sie meinem Vater gehörten. Aber selbst lesen???? Ich dachte immer, Simmel ist ein besser verdienender Schundheftchen-Schreiber? Sind die Bücher echt gut?


    Ich habe Simmel in jüngeren Jahren sehr gern gelesen und würde, wenn ich nicht so viele ungelesene Bücher hätte, bestimmt in einige seiner Bücher gerne erneut reinschauen.
    Hinter dem erwähnten "Jimmy"-Buch beispielsweise steckt eine sehr spannende Geschichte auf zwei Zeitebenen, einmal in den 60er Jahren mit einem mysteriösen Mord und anschließendem Selbstmord und einmal im sog. "Dritten Reich". Agenten, Liebe, Macht, Politik,... angesiedelt in Wien.
    Als Einstieg würde ich vielleicht "Die Antwort kennt nur der Wind" empfehlen. Spielt in überwiegend in Cannes und erzählt eine Liebesgeschichte vor einem auch heute noch aktuellen Hintergrund: Geldschiebereien, während die "kleine Oma" überlegt, wie sie ihre Medikamente bezahlen soll.
    Mit seinem Theaterstück "Der Schulfreund" hat sich Simmel mE das Anrecht darauf erworben, in einem Atemzug mit Zuckmayers "Des Teufels General" und Dürrenmatts "Es geschah am helllichten Tag" genannt zu werden.


    Zitat

    Original von beowulf
    Jetzt sind wir zwar schon very off topic


    Stimmt, aber wir sind im Plaudereck und ich denke, da darf das mal sein :grin


    Zitat

    aber trotzdem:


    Simmel ist auf die Ebene Schundroman gesetzt worden, weil er dem Anspruch der Kritiker nicht entsprach. Bei den Eulen würde er heutzutage sicher viel gelesen. Er ist vergleichbar etwa mit Stieg Larson oder Tom Clancy übersetzt in seine Zeit. Da gibt es nicht so extensive Gewalt und nicht soviel Sex wie heute, die Technik erschöpfte sich auf schöne Autos oder mal ein tolles Gewehr, aber es war damals gute Unterhaltung. Es war eben kein Böll oder Grass, aber für mich hat immerhin Simmel das Verdienst wie es auch der Tatort machte- interessante Themen in die Diskussion einzuführen, über die der gewöhnliche Unterhaltungsleser eben (noch) nicht nachdachte. Ob mir das heute noch gefallen würde weiß ich nicht, damals waren die älteren Bücher jeweils gute Unterhaltung.


    Ich sehe das ganz genauso!
    Damit hast du bei mir aber einen dicken Stein im Brett!
    Wo es doch heutzutage so modern ist, Herrn Simmel und einige ähnliche Schriftsteller abzuwerten!
    :knuddel1 :anbet :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • arter: nööö, kannte ich nicht, aber - da ich gegooglet habe, weiß ich auch, warum ;-) (und bei "Jenseits von Eden" kam mir schon wieder wieder son oller verdrängter Schlagerschnullie ins Gedächtnis, den das Schicksal aber ziemlich übel erwischt hat... darum sei ihm sein One-Hit-Wonder auch von Herzen gegönnt.)

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

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    Original von Groupie
    Lese-rina, was machen denn die Überlegungen zum nächsten Thema? Ich bin irgendwie motiviert ;-).


    Ich auch - ich finde wir nehmen "Piraten, die den Fußball und das Kick Tip wetten entdecken" :chen

  • Wie wäre es mit: "Hundert erzieherische Maßnahmen, meinem diebischen Kater, der sich an meinen leckeren Bo-Frost-Mini-Windbeuteln" vergreift, dieselben madig zu machen??? Ich könnte ihn gerade mal wieder, den uralten Sammy-Stinker-Schmatz, der immer so tut, als wäre sein Leben zu Ende, der dann aber sofort die Gelegenheit zum Mundraub ergreift, mit einem elenden Affenzahn... :schlaeger

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

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    Original von Holle
    Wie wäre es mit: "Hundert erzieherische Maßnahmen, meinem diebischen Kater, der sich an meinen leckeren Bo-Frost-Mini-Windbeuteln" vergreift, dieselben madig zu machen??? Ich könnte ihn gerade mal wieder, den uralten Sammy-Stinker-Schmatz, der immer so tut, als wäre sein Leben zu Ende, der dann aber sofort die Gelegenheit zum Mundraub ergreift, mit einem elenden Affenzahn... :schlaeger


    :lache
    Was steht denn in den Spielregeln? Dürfen Themenvorschläge so lang sein oder müssen wir das ganze eindampfen auf..., sagen wir mal: Diebische Kreaturen?! :lache


    Ich denke Lese-rina wird uns ein schönes Thema kredenzen, über das sie schon lange mal schreiben wollte.

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Ich denke Lese-rina wird uns ein schönes Thema kredenzen, über das sie schon lange mal schreiben wollte.


    Davon bin ich auch überzeugt! Die Themenvorgaben der drei Wettbewerbe, an denen ich teilnehmen durfte, haben mich alle in einen kreativen Prozess befördert, der mich selbst überrascht hat. Darum freue ich mich schon auf Lese-rinas Thema. :blume

    Wissen Sie, Intelligenz ist ein Rasiermesser: Man kann sie sinnvoll nutzen, sich damit aber ebenso gut auch die Gurgel durchschneiden. Im Grunde ihres Wesens ist sie ungesund. Lem


    The farther one travels, the less one knows. George Harrison

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    Original von Groupie
    Lese-rina, was machen denn die Überlegungen zum nächsten Thema? Ich bin irgendwie motiviert ;-).


    Ich bin schon eifrig am Überlegen! Eigentlich hätte ich schon ein Thema, das ist mir irgendwann mal eingefallen und ich hab mir noch gedacht, wenn der unwahrscheinliche Fall mal eintrifft, dass ich das Thema stellen darf, dann würde ich das nehmen. Allerdings hat sich in den letzten Tagen ein ganz anderes Thema in mein Leben gedrängt (deshalb konnte ich hier leider nicht mehr so richtig dabeisein), dass sicher auch ganz interessant wäre. Leider fällt mir dazu momentan aber nur ein bayerischer Ausspruch ein, den ich noch nicht so ins Hochdeutsche übersetzen konnte, ohne dass die Vielfältigkeit dieser Aussage verlorengeht. Da muss ich nochmal nachdenken und vor allem auch recherchieren, ob was in dieser Richtung mal dran war.


    Zitat

    Piraten, die den Fußball und das Kick Tip wetten entdecken

    :bruell Abgelehnt!


    Zitat

    Hundert erzieherische Maßnahmen, meinem diebischen Kater, der sich an meinen leckeren Bo-Frost-Mini-Windbeuteln

    :bruell Abgelehnt!


    Zitat

    Diebische Kreaturen?!

    :bruell Auch abgelehnt!


    Zitat

    Original von Suzann Ich denke Lese-rina wird uns ein schönes Thema kredenzen, über das sie schon lange mal schreiben wollte


    :-] Wie wärs mit "Liebeserklärung an Bayern" oder "Südeulen vor!" :lache


    Zitat

    Original von Holle Darum freue ich mich schon auf Lese-rinas Thema.


    Danke für die Blumen, aber warte lieber noch ein bißchen, welcher Quatsch mir einfällt.


    Zitat

    Original von Johanna Ich bin eine NORDeule


    Aber im Geiste eine Südeule :lache


    @ Suzann: Mir ist die Häufung deiner Punkte aus dem Süden auch aufgefallen, wobei ich ja schon bei meinen Kommentaren geschrieben habe, dass ich mich bei der Mentalität, die bei der Geschichte mitschwingt, sofort heimisch gefühlt habe. Das haben wohl auch die anderen Südeulen so empfunden!


    Schön, dass du die Aussage mit dem Wünschen auch wirklich so machen wolltest. Sie ist also durchaus angekommen. Mir gefällt deine Geschichte nach wie vor sehr gut, vor allem auch (wie Grisu geschrieben hat), da sie so "normal" ist. Ein 7. Platz von 17 ist ja durchaus beachtlich, also schreib ruhig so weiter!

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

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    Original von Sinela
    Laufen sie nur mit Scheuklappen rum und sehen die Aussage, die hinter der Geschichte/dem Gedicht steckt nicht? Als ich das Gedicht geschrieben habe, dachte ich keinen Augenblick daran auf der Mitleidschiene zu reisen, sondern ich wollte aufmerksam machen. Gesundheit ist das höchste Gut und wir nehmen sie als selbstverständlich hin. All die kleinen Dinge im Alltag, wir machen sie einfach ohne darüber nachzudenken. Aber wie ist es, wenn das von einem auf den anderen Tag nicht mehr möglich ist? Meine Mutter ist mit 47 Jahren an MS erkrankt - mit so einigen Auswirkungen auf unserer aller Leben, auf die ich hier aber nicht eingehen will, sonst heißt es wieder, ich versuche Betroffenheit hervorzurufen. Vielleicht sollten die Eulen mal darüber nachdenken, warum sie auf so festgefahrenen Bahnen unterwegs sind. Entweder sind es die Klischees oder wie hier die Betroffenheit oder die Mitleidschiene oder was weiß ich noch alles. Leute - all das ist das Leben!


    Sinela , die Meinung über dein Gedicht war ziemlich einhellig. Keiner hat gesagt, dass ein Thema wie MS nicht Gegenstand einer Kurzgeschichte oder eines Gedichtes sein dürfe. Was die meisten gestört hat, war der Ansatz, dass das Gedicht dem Leser ein schlechtes Gewissen einredet, weil er gesund ist. Vielleicht hattest du das gar nicht beabsichtigt, aber das ist aus den Worten, die du aufgeschrieben hast nicht deutlich geworden. Deine Schlussfolgerung ist eine Allerweltsweisheit: Leben mit MS ist keine Kleinigkeit. Aber das weiß doch jeder!


    Du schreibst, dein Anliegen sei es gewesen, darzustellen, dass sich der Alltag durch eine Diagnose wie MS komplett verändern könne. Aber genau das ist dir so gar nicht gelungen mit der Art und Weise wie du das umgesetzt hast. Vielleicht hättest du doch ein Thema wählen sollen, das dich nicht so persönlich betrifft. Denn schon im Wortsinne ist die "Betroffenheit" dadurch vorbestimmt. Es ist nun leider (oder in dem Falle zum Glück) so, dass nicht alle Leser deiner Geschichte deine Erfahrungen und Gefühle teilen. Sie ihnen aufzwingen zu wollen kommt nicht gut an. Wenn du deinen durchaus interessanten Ansatz umsetzen möchtest, dann brauchst du erstmal emotionale Distanz. Wenn dir das nicht gelingt, wähle ein Thema, das dich nicht so sehr "betrifft". :wave


    Den Eulen, die dein Gedicht aus diesem Grund kritisieren, Beschränktheit vorzuwerfen, ist mit Sicherheit nicht der richtige Weg. :wave

  • Da hat arter mit allem Recht. :write


    Und ich lass mich hier auch wirklich nur ungern persönlich beleidigen. Und wie furchtbar wäre es denn, wenn ich mir den ganzen Tag bei jeder Handlung überlegen müsste, dass ich das nicht mehr könnte, wenn ich evtl. irgendwann mal krank wäre. Das Beste ist es doch, das Leben zu genießen. Sich dauernd über alles Gedanken zu machen, ist nicht der richtige Weg. Sorgen hat man noch früh genug, wenn man wirklich krank wird. Da braucht man nicht auch noch ein schlechtes Gewissen, weil man es nicht ist.


    Uns so anzugreifen, obwohl du von uns (zumindest von mir) persönlich gar nichts weißt, ist sehr krass. Du hast keine Ahnung, wie krank wir oder unsere Angehörigen sind. Du bist selbst sehr betroffen - was mir sehr leid tut - und vermischst deshalb die Kritik an deiner Geschichte mit Kritik an dir und deinem Schicksal.

  • Hm :rolleyes. Vor nicht mal einem Monat gab es hier eine heftige Diskussion über die Wortwohl der Kommentare. Etliche Eulen hatten "ehrliche" und "schonungslose" Kritiken gefordert. Soweit so gut. Aber wenn dann jemand ehrlich auf die Kommentare antwortet und erklärt, warum er die Geschichte so und nicht anders geschrieben hat, und auffordert, mal darüber nachzudenken, dann wird ihm sofort ein persönlicher Angriff von wem auch immer unterstellt. Sinela hat m. M. niemanden angegriffen und niemanden Beschränktheit vorgeworfen. Sie hat lediglich ein paar Fragen in den Raum gestellt, die man entweder überdenken oder aber auch ignorieren kann.


    Ich habe seinerzeit Beowolfs Mini-Beitrag sehr hart kritisiert, weil ich die Hintergründe zu dieser Geschichte völlig falsch eingeschätzt habe. Als er nach Auflösung seine Motivation klargestellt hat, habe ich mich dafür entschuldigt. Geschichten werden falsch interpretiert und die Autoren sollen auch das Recht haben, das anschließend klarzustellen.


    Wenn gefordert wird, es dürfe alles geschrieben werden und keiner solle beleidigt sein, dann muss das für beide Seiten gelten - für die die Kommentieren, aber auch für die, die darauf antworten.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021