Dirk Bach ist tot!

  • Zitat

    Original von rienchen


    Klar gibts das noch und meine Kinder lieben diese Sendung. Zuletzt habe ich ihnen einfach mal ein Erdbeermarmeladebrot mit Honig drauf hingestellt. Haben nicht schlecht geguckt, hat sich gelohnt. :lache


    Meiner ißt das seitdem nur noch Erdbeermarmeladebrot mit Honig und wehe es gibt keine Erdbeermarmelade im Hause schnatter :chen

  • "Tom und das Erdbeermarmeladebrot mit Honig" mögen wir alle!!! Das ist einfach herrlich!


    Kennt jemand von euch "Oggy und die Kakerlaken"? Die Zeichentrickserie ist total schräg, aber gerade durch die von Dirk Bach gesprochenen Reime total witzig. :grin

  • Hallo, arter.


    Zitat

    Nein, Tom, hinterhältig war diese Frage nicht gemeint.


    Das habe ich nicht unterstellt. Ich habe festgestellt, dass sie hinterhältig ist. ;-)


    Davon abgesehen. Leute sind Schauspieler, Moderatoren, Leistungssportler, weiß der Geier was. Sie erledigen einen Job, von dem sie leben, übrigens in aller Regel längst nicht so gut, wie Otto Normalzuschauer glaubt. Der Job bringt es mit sich, dass diese Leute ziemlich bekannt sind, weil Medien nun einmal enorme Multiplikatoren sind. Deshalb scheint die Öffentlichkeit zu glauben, ein besonderes "Recht" an diesen Menschen zu haben - und, ja, auch das Recht, öffentlich zu trauern, obwohl sie die verstorbenen Personen eben nur aus dem Fernsehen kannten. Absurd.


    Und dann dieser moralische Anspruch. Ich nehme an, es gibt hier Leute, die bei Versicherungen arbeiten. Schadens-Sachbearbeiter in den allermeisten Versicherungen sind angewiesen, einen Gutteil der Erstattungsforderungen abzulehnen, obwohl diese berechtigt wären. Da nur zwei von drei Versicherungsnehmern dann Widerspruch einlegen und sich ihr Geld holen, rechnet sich das. Ein unmoralischer Job. Ärzte betreiben wilde Diagnostik, obwohl sie längst wissen, woran der Patient leidet, und da es keine Kontrollinstanz gibt, können sie so ihr Honorar selbst festlegen. Supermarktkassierer behumsen alte Leute beim Wechselgeld. Postmitarbeiter stecken Kärtchen in die Briefkästen, weil sie zu faul sind, mit dem Paket fünf Etagen hochzuklettern. Programmierer und Unternehmensberater und zig andere Berufsbilder sind einzig damit beschäftigt, die Arbeitsplätze anderer Leute zu vernichten. Mitarbeiter von Pflegediensten sitzen in Cafés, obwohl sie eigentlich Patienten pflegen müssten - die zu krank sind, um die Pflegezeiten selbst zu kontrollieren. Steuerfahnder und Gerichtsvollzieher sind tagein, tagaus mit nichts anderem beschäftigt, als Existenzen zu ruinieren. Rechtsanwälte treiben Klienten in Prozesse, von denen von vornherein feststeht, dass sie verloren werden.
    Eine Liste, die man noch meter- und tagelang fortsetzen könnte. Der moralische Anspruch, den man an "Promis" stellt, lässt sich im eigenen Alltag kaum rechtfertigen. Menschen machen Arbeit, oft Drecksarbeit, und man muss das tun, weil man sonst nicht über- oder komfortabel leben kann.


    Das "Dschungelcamp" ist (wie viele andere Sendungen auch) schlicht Scheiße. Leute, die da mitmachen, sind das aber nicht notwendigerweise - sie kämpfen um ihr Dasein wie jeder andere auch. Punkt. Fertig.


    Und umgekehrt ist es natürlich auch unsinnig, jemanden zu heroisieren, von dem man nur die manipulierte Außendarstellung kennt.

  • Tom's Analyse füge ich hinzu, dass es in allen genannten Berufsgruppen auch Menschen gibt, die eben das nicht tun. Also Ärzte, die mit offenen Karten spielen, Schadenssachbearbeiter, die berechtigte Forderungen anerkennen, Postmitarbeiter, die in die fünfte Etage klettern, obwohl sie wissen, dass in der vierten ein Dobermann auf sie lauert...


    Und ich bin sicher, dass die meisten Arbeitnehmer und Selbstständigen mehr oder weniger ihrem Moralkodex folgen. Wäre es nicht so, wäre der Krankenstand höher und die Motivation (noch) schlechter.


    Deshalb taugt Toms pathetisches Überlebenskampfmodell auch nicht. Ganz im Gegenteil, in uns allen stecken Potenziale, die wir nicht nutzen. Oft stehen wir uns selbst im Weg und werden krank, weil wir unseren moralischen Ansprüchen nicht genügen.


    Vielleicht wäre Dirk Bach noch am Leben, wenn er all das getan hätte, was gut für ihn gewesen war, z.B. Hörspiele, Schauspielerei... verbunden mit dem Verzicht auf das stressige, zermürbende und stumpfsinnige Unterschichtenfernsehen. Vielleicht hätte er mehr Zeit gehabt, auf seine Gesundheit zu achten, auf sein Herz zu hören und mehr in sich selbst zu leben.


    Und genau das meine ich mit meiner Kritik, deren Kern auch Toms Ziel ist. Im Grunde trifft sie weniger Dirk Bach, sondern die Senderkette und alle ähnlichen Sender, die erheblich dazu beitragen, dass die zu Zombies verurteilten Konsumenten vor der Mattscheibe ihre Potenziale nicht so nutzen, wie sie es könnten. Und genau dort, in den Hinterzimmern der Programmmacher, da sitzen sie - die Verbrecher!

  • Zitat

    Vielleicht wäre Dirk Bach noch am Leben, wenn er all das getan hätte, was gut für ihn gewesen war, z.B. Hörspiele, Schauspielerei... verbunden mit dem Verzicht auf das stressige, zermürbende und stumpfsinnige Unterschichtenfernsehen. Vielleicht hätte er mehr Zeit gehabt, auf seine Gesundheit zu achten, auf sein Herz zu hören und mehr in sich selbst zu leben.


    Dein erhobener Zeigefinger gegen das Unterschichtenfernsehen in allen Ehren, Beisswenger, und ich bin sicherlich die letzte Person, die Sendungen a la "Ich bin ein Star, holt mir hier raus" in Schutz nehmen würde, aber übertreibst Du jetzt nicht ein wenig?


    Woher willst Du denn wissen, was für eine Person "am besten ist"???

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Liebes rienchen,
    ich weiß es nicht und ich bin der Letzte, der das beurteilen möchte, denn das muss jeder selbst wissen. Aber ich weiß, dass Dirk Bach viel zu früh gestorben ist.

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, arter.



    Das habe ich nicht unterstellt. Ich habe festgestellt, dass sie hinterhältig ist. ;-)


    Ist das logisch? Die Frage kam doch von mir und ich habe mir was dabei gedacht. Wenn du sagst, die Frage ist hinterhältig, dann unterstellst du mir auch sie hinterhältig angelegt zu haben. Aus Versehen hinterhältig, ginge das? :lache


    Ich wollte einfach nur wissen, ob beisswenger an sich selbst die selben moralischen Ansprüche stellt, wie er sie bei der Bewertung von Dirk Bachs Engagement beim Dschungelcamp zugrundelegt. Warum soll er da nicht die Möglichkeit haben mit "Ja" zu antworten? Warum sollte ich ihm das nicht glauben? Dass ich das lockerer sehe, tut da nichts zur Sache.



    Die Spekulation, "ob er noch leben würde wenn..." finde ich etwas weit hergeholt Da könnte man sicher auch noch andere Ursachen ins Feld führen, die nichts aber auch gar nichts mit RTL zu tun haben.

  • Zitat

    Original von rienchen


    Dein erhobener Zeigefinger gegen das Unterschichtenfernsehen in allen Ehren, Beisswenger, und ich bin sicherlich die letzte Person, die Sendungen a la "Ich bin ein Star, holt mir hier raus" in Schutz nehmen würde, aber übertreibst Du jetzt nicht ein wenig?


    Woher willst Du denn wissen, was für eine Person "am besten ist"???


    Das kann ich nur mit dem dicksten Edding unterschreiben.
    Zu einen nervt es mich schon seit geraumer Zeit, dass in jedem Thread (und ich rede hier nicht nur von den Eulen), in dem ein beliebter Mensch betrauert wird, früher oder später jemand auftaucht, der verkünden muss, dass ihm ebendieser Mensch sonstwo vorbeiging, dass er doof fand, was der zu Lebzeiten getrieben hat etc.
    Herrgottnochmal, kann man nicht wenigstens, wenn jemand gestorben ist, auch mal den Schnabel halten? Aber wahrscheinlich komme ich langsam in das Alter, wo man sich althergebrachte Tugenden zurückwünscht.
    Und dann noch den draufzusetzen: Wahrscheinlich würde er noch leben, wenn er nach meinen Vorstellungen agiert hätte - das setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
    Ach ja, Dschungelcamp-Fan bin ich übrigens auch. Und nein, ich will darüber nicht diskutieren. Da lasse ich lieber Herrn Niggemeier für mich sprechen.


    Stark verärgert:
    Katerina

  • Zitat

    Original von beisswenger
    Liebes rienchen,
    ich weiß es nicht und ich bin der Letzte, der das beurteilen möchte, denn das muss jeder selbst wissen. Aber ich weiß, dass Dirk Bach viel zu früh gestorben ist.


    Ja, wie vielevieleviele Menschen viel zu früh sterben, weil sie...ja, warum eigentlich? :-)

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

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  • Zitat

    Original von beisswenger


    Und genau das meine ich mit meiner Kritik, deren Kern auch Toms Ziel ist. Im Grunde trifft sie weniger Dirk Bach, sondern die Senderkette und alle ähnlichen Sender, die erheblich dazu beitragen, dass die zu Zombies verurteilten Konsumenten vor der Mattscheibe ihre Potenziale nicht so nutzen, wie sie es könnten. Und genau dort, in den Hinterzimmern der Programmmacher, da sitzen sie - die Verbrecher!


    Also, ich fühle mich nicht wie jemand, der von einem Fernsehsender dazu verdammt wurde, ein Zombie zu werden. Bei aller Abneigung gegen viele Sendungen, die auf RTL etc. laufen, aber irgendwer wird sich das schon anschauen - und sicherlich sitzt da nicht ein Scherge von RTL mit im heimischen Wohnzimmer, der einen mit vorgehaltener Knarre zwingt, sich diesen Unsinn anzutun. Die Leute sind schon auch ein bisschen selbst schuld, wenn sie sich sowas anschauen.


    Zu Dirk Bach kann ich nur sagen: ich durfte ihn einmal live im Theater erleben, dort fand ich ihn großartig, was er im Fernsehen gemacht hat, konnte mich nie an den Bildschirm fesseln, dennoch empfand ich ihn immer als sehr sympathischen, humorvollen Menschen. Es tut mir leid für ihn, dass er so jung sterben musste. Und besonders leid tut es mir für seine Freunde, Familie und seine Mutter.


    Und was das "Unterschichten-Fernsehen" angeht. Ich z.B. mag Hape Kerkeling sehr gerne. "Total normal" damals fand ich klasse, ich mag seine Programme und auch sein Buch fand ich toll. Und ich finde ihn auch sehr intelligent. Und daher fragte ich mich: warum setzt sich so ein Mensch in Talkshows von RTL oder moderiert dort bekloppte Sendungen, statt lieber noch so ein feines Buch zu schreiben? Ein Bekannter von mir, den ich sehr schätze, äußerte die Vermutung: "vielleicht weil ein derart sensibler Mensch auf Dauer kaputt gehen würde, wenn er sich immer nur mit Sachen befasst, die ihm wirklich am Herzen liegen." Ich finde, da könnte durchaus was dran sein. Unterschichten-Fernsehen nicht als Belastung sondern als: ich mache jetzt mal so einen Blödsinn, für den ich gut bezahlt werde, aber nicht denken muss, und schöpfe so Kraft für die nächsten Projekte, in die ich wieder mein volles Herzblut stecke. Das kann durchaus befreiend sein, sich zwischendrin seine Brötchen zu verdienen mit etwas, von dem man sich innerlich distanzieren kann.


    Aber nochmal: so beknackt ich viele Sendungen im Fernsehen finde. Aber wer es gucken mag, soll es gucken. Ich jedenfalls wurde noch nicht mit Gewalt vor den Fernseher gezerrt, sondern schaue nur das, was ich auch anschauen mag. Wer es anders macht, sollte sich Hilfe suchen, denn dann ist sicherlich nicht das Fernsehen allein Schuld dran, wenn man seine Zeit mit sowas vergeudet.

  • Zitat

    Und was das "Unterschichten-Fernsehen" angeht. Ich z.B. mag Hape Kerkeling sehr gerne. "Total normal" damals fand ich klasse, ich mag seine Programme und auch sein Buch fand ich toll. Und ich finde ihn auch sehr intelligent. Und daher fragte ich mich: warum setzt sich so ein Mensch in Talkshows von RTL oder moderiert dort bekloppte Sendungen, statt lieber noch so ein feines Buch zu schreiben? Ein Bekannter von mir, den ich sehr schätze, äußerte die Vermutung: "vielleicht weil ein derart sensibler Mensch auf Dauer kaputt gehen würde, wenn er sich immer nur mit Sachen befasst, die ihm wirklich am Herzen liegen."


    Ich habe eine ganze Reihe Bekannte und auch gute Freunde, die mittlerweile ihr Geld mit Kunst ( es sind Musiker, Schauspieler, Tontechniker und auch Leute "beim Fernsehen" dabei ) verdienen, also richtig davon leben. Nicht wenige von ihnen haben Kinder und eine Familie zu ernähren. Viele von ihnen machen einfach ganz viele Projekte, auf die sie eigentlich gar keinen Bock haben. Der Schauspieler spielt schon mal eine Rolle in einem Hera Lind Film, der im Rentersender ZDF läuft. Dann spielt er mal wieder eine tolle Rolle auf der Bühne, die ihn ausfüllt. Er lebt ganz gut damit, ein anderer hat Depressionen, noch ein anderer hat unglaublichen Spaß an der Rumtingelei von Ort zu Ort. Von Kunst zu leben ist immer so eine Sache, ein echter Spagat zwischen Moral und Fressen. Denn auch die Kinder gehen beispielsweise zur Schule, machen Klassenfahrten und brauchen im winter ein paar ordentliche Schuhe, um es mal so salopp zu sagen. Letztendlich ist das auch nur ein Job und der Anspruch an sich selber, wie weit man sich selber treu bleibt.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Hallo, Katerina.


    Zitat

    Herrgottnochmal, kann man nicht wenigstens, wenn jemand gestorben ist, auch mal den Schnabel halten?


    Aber nur, wenn man die verstorbene Person nicht "kultig" fand, ja? ;-)


    Es ist immer derselbe Disput. Leute eröffnen einen Diskussionsthread (!) und verkünden ihre Trauer, aber nicht unter dem Titel "Ich bin traurig, weil XY gestorben ist". Daraus entsteht dann eine Art "lebendiger Nachruf". Was eigentlich weder die Trauer verringern sollte, wenn sie denn echt ist, noch irgendeinen anderen Schaden erzeugen dürfte. Leute reden über eine jüngst verstorbene Person, fertig. Es ist nur ein Anlass. Der eine mochte die Person, der andere nicht. So ist das Leben - auch, wenn gerade jemand gestorben ist. Wer ein stilles Andenken pflegen und in Ruhe trauern möchte, kann einfach solche Threads meiden. Ich täte das jedenfalls in einem solchen Fall.


    Pietätlos wäre es (möglicherweise - ich bin da etwas anderer Meinung), sich den Angehörigen des Verstorbenen gegenüber so zu verhalten. Von denen ist aber sicher keiner hier.


    Davon abgesehen. Welche Berechtigung haben solche Aufforderungen, sich auf diese oder jene Weise zu verhalten, eigentlich?


    Zitat

    Ach ja, Dschungelcamp-Fan bin ich übrigens auch. Und nein, ich will darüber nicht diskutieren.


    Und warum erwähnst Du es dann? :gruebel

  • Sehr schön, Tom,
    etwas Ähnliches hattest du hier bereits nach dem
    Ableben einer anderen öffentlichen Person geschrieben und das wollte ich gerade suchen und zitieren, aber nachdem du das noch einmal so schön aufgeschrieben hast, will ich das mit Herzblut unterstreichen und unterschreiben.


  • Sicher?? :gruebel

    Anna Karenina (LR), Der blinde Mörder (LR), Alias Grace (LR), Die Bücherdiebin (LR), Das Rosenholzzimmer (LR), Töchter des Nordlichts

  • Also das war m.E. qualitativ was anderes. Wenn man so etwas in der Art sagt wie, der Verstorbene hat mich nur genervt, das ist kein Verlust für die Menschheit, ist das was anderes als ob man sagt, ich Schätze das Lebenswerk des Verstorbenen, aber hier und da hat er sich ausnutzen lassen und sein Potenzial verschwendet. Ersteres empfinde ich als pietätlos, letzteres als angemessen.