Die Landkarte des Himmels - Felix J. Palma

  • Gebundene Ausgabe: 896 Seiten
    Verlag: Kindler (21. September 2012)
    ISBN-13: 978-3463406251
    Preis Gebundene Ausgabe: Euro 24.95
    Preis Kindle E-Book: Euro 21.99


    Autor


    Félix J. Palma wurde 1968 in Sanlúcar de Barrameda geboren und lebt heute in Madrid. Er absolvierte eine Ausbildung als Werbefachmann in Sevilla, bekam jedoch für seine ersten Erzählungen und Romane bereits so viele Stipendien und Preise, dass er den Beruf nie ausübte. „Die Landkarte der Zeit“ war ein Bestseller in Spanien und wird in zwanzig Sprachen übersetzt. Palma erhielt dafür den Premio Ateneo de Sevilla 2008.


    Kurzbeschreibung/Klappentext


    Gibt es eine Zivilisation im All, die intelligenter und glücklicher ist als wir Menschen? Eine Expedition in die Antarktis trifft im Jahr 1829 auf der Suche nach dem Eingang zum Mittelpunkt der Erde auf ein Wesen von einem anderen Stern. Sechzig Jahre später will der Millionär Gilmore das Herz der hübschen Emma erobern. Doch Emma kann sich nur in einen Mann verlieben, der sie zum Träumen bringt, wie einst ihr Urgroßvater, der ihr eine «Landkarte des Him mels» mit vielen phantastischen Wesen zeichnete. Emma verlangt von Gilmore, für sie eine Invasion von Marsmenschen zu inszenieren, so wie sie H. G. Wells in seinem Roman «Krieg der Welten» beschrieben hat. Der Millionär will der Angebeteten jeden Wunsch erfüllen und bittet den Schriftsteller um Hilfe. Dabei stellt sich heraus, dass Gilmore niemand anderer ist als Murray, der Impresario des Zeitreiseunternehmens aus «Die Landkarte der Zeit», der unter einer neuen Identität in New York lebt. Am 1. August landen die Außerirdischen in London. Aber es sind die echten. Und sie zer stören alles, was ihnen in den Weg kommt. Was tun, wenn Wünsche in Erfüllung gehen und zu Albträumen werden? Wer kann die Erdbewohner retten? Im zweiten Teil der Trilogie jagt uns Félix J. Palma wieder durch ungeheuerliche Parallel welten und schickt uns auf abenteuerliche Zeitreisen. Eine neue Hommage an die Liebe und die Literatur, auf Erden und im All!


    Meine Meinung


    Wem das Buch "Die Landkarte der Zeit" von Felix J. Palma gefallen hat der sollte sich unbedingt dieses Buch kaufen und lesen. Im Umkehrschluss gilt aber auch wer es nicht mochte wird auch mit "Die Landkarte des Himmels" seine liebe Mühe haben und nicht glücklich werden. Dieser Roman ist konzeptionell ähnlich aufgebaut, ist sprachlich und literarisch auf dem selben hohen Niveau und ist wahrlich ein sprühendes Feuerwerk von überbordender Phantasie und unglaublichen Abenteuern. Wer das obenerwähnte Buch nicht kennt darf natürlich mit diesem Werk beginnen, wobei es besser wäre den ersten Band der geplanten Trilogie zu kennen. Gesucht werden tapfere und furchtlose Leser/-innen für eine Expedition zum Südpol und ins viktorianische London. Der Auftrag: Suche nach dem Mittelpunkt der Erde, Bekämpfung der Invasion vom Mars und das Entflammen eines wärmenden Feuers der Liebe. Vorsicht: Extreme Kälte, unermesslicher Schrecken und permanente Gefahr. Eine Rückkehr in die Realität kann nicht garantiert werden. Lohn: Gefühlsaufruhr, ein unerklärlich aufblitzendes Lustgefühl und tiefe Zufriedenheit im Erfolgsfall.


    Lieber Leser/-in, stell Dir vor, auf dem Mars gäbe es intelligentes Leben das uns in technischen Belangen weit überlegen wäre. Und stelle Dir weiterhin vor, der Mars wäre ein sterbender Planet weil seine Bewohner ihn während der langen Existenz bis zur Erschöpfung alles Ressourcen ausgebeutet haben. Die höher entwickelte Spezies steht vor dem Aussterben und die Erde bietet am ehesten die Lebensbedingungen um zu überleben. Die Marsmenschen beschliessen sie gewaltsam zu erobern! Die Erdbewohner sind den Invasoren hoffnungslos unterlegen... Ein gewisser H.G. Wells hat so einen düstern Roman im Jahr 1898 geschrieben. Dieser namhafte Autor tritt denn auch gleich zu Beginn in Erscheinung und er begleitet uns über die ganzen 900 Seiten hinweg. Sein aufsehenerregendes Werk spielt dabei eine wichtige Rolle. Wenn Du lieber Leser es schaffst die Geschichten so zu lesen als lebtest Du im Jahr 1898 dann wirst Du feststellen, dass dich von den Sternen unermesslicher Schrecken zu treffen vermag!


    Gleich zu Beginn hat der Schriftsteller H.G. Wells die einzigartige Gelegenheit die geheime Wunderkammer des Naturgeschichtlichen Museums zu besichtigen und dann gehts ab ins Jahr 1829 auf eine unglücksselige Südpolexpedition. Welches Grauen hat die die Besatzung in den Eiswüsten heimgesucht? Dann gibts die einmalige Chance die Marsinvasion in Echt mitzuerleben! Ein wahrhaft danteskes endzeitliches Schauspiel! Aber was wären all die Abenteuer ohne die grosse Liebe? Nichts, denn die Liebe ist das das Einzige, was wirklich unveränderlich bleibt in den wechselnden Landschaft des Universums. Hoffentlich wird sie in keiner der endlos möglichen Welten jemals erlöschen.


    Nun, unsere Weltgeschichte beweist klipp und klar das nie eine feindliche Invasion vom Mars stattgefunden hat. Wie will der der Autor Felix J. Palma wieder aus diesem apokalyptischen Strudel an Ereignissen herausfinden? Er findet tatsächlich einen Weg, aber den darf ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten.


    Der Roman ist meiner Meinung nach fantastisch geschrieben. Es gibt zahlreiche tiefgründige Passagen und literarische Perlen die mich berührt haben. Der Autor neigt zu Sätzen und Abschnitten, die würdig sind, in Stein gemeisselt zu werden. Zwischendurch hat er wie ein Troubadour aber leider den Hang zur Geschwätzigkeit was die Erzählungen etwas in die Länge zieht. Schriftsteller sind ein latent vorhandenes und unterschwelliges Thema und ihre Stellung die in weniger hohem Ansehen ist als die der Wissenschaftler, obwohl ihre Vorstellungskraft deren Erfindungen oft weit übertrifft. Ihre Arbeit ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Sie bringen die Menschen zum Träumen; auch all jene, die allein nicht träumen können. Und die Menschen brauchen Träume. Gibt es eine bedeutendere Arbeit als diese?


    Ich hab den Roman gerade eben zu Ende gelesen und genau genommen bräuchte ich ein paar Stunden der Ruhe, damit das Karussell in meinem Kopf aufhört sich zu drehen und ich den Kopf soweit klar bekomme die Geschichte rational zu beurteilen. In meinem Zustand euphorischer Behaglichkeit vermischt sich die Realität mit Phantasie und der Magie die in guten Büchern zu Hause ist. Ich bin überzeugt, dass die wahre Geschichte unserer Zeit nicht von den Zeitungen oder Historikern geschrieben wird. Die wahre Geschichte ist für die meisten unsichtbar, sie verläuft wie ein unterirdischer Bach im Dunkeln und in aller Stille und nur ein paar Auserwählte kennen sie wirklich. Falls es denn nur eine kontinuierlich und nicht parallel verlaufende Zeit in den drei Dimensionen gibt... 9 Eulenpunkte ist mir dieser Roman allemal Wert.


    Edit: Etliche Passagen umformuliert und ergänzt

  • Vielen Dank, sapperlot, für deine ( wieder mal ) :grin tolle Rezi.


    Ich bin ja ein großer Fan von "Die Landkarte der Zeit", kenne allerdings auch "Die Zeitmaschine" von H.G. Wells. Muß man für "Die Landkarte des Himmels" auch "Krieg der Welten" gelesen oder zumindest den Film gesehen haben?

  • Zuerst vielen Dank für dein Kompliment! :unschuld und nein, man braucht "Krieg der Welten" nicht unbedingt gelesen zu haben. Das was Du vorgängig oder während des Lesens der "Landkarte..." im Internet (Wikipedia) über H.G. Wells und "Krieg der Welten" findest genügt völlig um die Geschichte der "Landkarte des Himmels" zu verstehen.

  • Ich habe das Buch auch gerade zende gelesen und bin restlos begeistert.


    Egentlich ist der Rezension von sapperlot nichts mehr hinzuzufügen.
    Ich frage mich allerdings...

  • Wer bereits "Die Landkarte der Zeit" gelesen hat, wird vermutlich schon auf den zweiten Teil der Trilogie gewartet haben. Erneut beweist Félix J. Palma, dass sich Science Fiction, historischer Roman und Romantik nicht ausschließen. Im Mittelpunkt steht wieder der britische Schriftsteller Herbert George Wells mit seinen Literaturwerken. Wurde in der "Landkarte der Zeit" Bezug auf "Die Zeitmaschine" genommen, dominiert hier eindeutig "Der Krieg der Welten". Durch eine Unachtsamkeit erweckt Wells einen seit einigen Jahren im National Historical Museum aufbewahrten Marsmenschen. Von der Welt unbemerkt kann dieser eine Armee zusammenstellen und bringt damit die ganze Erde in Gefahr. Wells und ein paar seiner Leidgenossen, unter anderem auch wieder der patente General Shakleton, können nur mit einer List ihr Leben und das vieler anderer retten.


    Mit unglaublicher Phantasie beschreibt Palma den Angriff der Marsmenschen auf die Erde und bietet gleichzeitig einen Weg, wie ein solches Unterfangen überhaupt möglich wäre. Dabei setzt er der Vorstellungskraft weder bei den Handlungen noch auf der Zeitebene Grenzen. Das Spektakel im viktorianischen London geht praktisch von der ersten bis zur letzten Seite. Hervorzuheben ist dabei auch das Spiel mit den Worten, das bei all der leichten Erzählweise einen gehobenen Anspruch hat. Der feinsinnige Humor in den Dialogen und Situationen zaubert beim Lesen ein Schmunzeln ins Gesicht. Immer wieder wendet sich der Erzähler dabei auch an den Leser und rüttelt ihn damit aus seiner Traumwelt, um eine kleine Verschnaufpause einzulegen. Fast wie nebenbei ergeben sich auch eigene Gedankengänge, wie es wäre, wenn uns tatsächlich extraterrestrisches Leben finden würde. Offen bliebe vermutlich die Frage, wohin man fliehen würde, wenn die ganze Welt im Krieg wäre. Das Überschreiten der bekannten und sonst üblichen Grenzen macht das große Plus dieses Romans aus.


    Die Erwähnung der Figur Griffins lässt vermuten, dass der Schluss dieser Trilogie um den Roman "Der Unsichtbare" gesponnen wird. Wer sich auf diesen Erzählstil einlassen kann, wird bestimmt auch bei diesem Thema seinen Lesespaß haben. Es bleibt zu hoffen, dass die Wartezeit nicht allzu lange dauert.

  • Zweiter Teil der Landkarten-Trilogie um H. G. Wells


    Bei der „Landkarte des Himmels“ handelt es sich nicht um eine direkte Fortsetzung der „Landkarte der Zeit“, sondern um einen eigenständigen Roman, in dem einige Personen aus dem ersten Teil mitspielen.


    Die Geschichte ist in drei Teile gegliedert. Der erste erzählt von einer Expedition in die Antarktis auf der Suche nach dem Mittelpunkt der Erde, die völlig anders endet, als die Besatzung des Walfängers Annawan es erwartet hätte. Ohne zuviel vom Inhalt verraten zu wollen, ist dies eindeutig eine Hommage an den Hollywoodfilm „Das Ding aus einer anderen Welt“. Sicher nicht zufällig heißt der Kapitän des Schiffes MacReady, wie die Hauptfigur (gespielt von Kurt Russell) im Film aus dem Jahr 1982.
    Der zweite Teil beschreibt, wie ein reicher New Yorker versucht, das Unmögliche möglich zu machen, um die Zuneigung der Dame seines Herzens zu gewinnen. Was ist einfacher, eine Marsinvasion zu überleben oder eine Dame zu erobern, die von der Liebe nichts wissen will?
    Diese Frage beantwortet der dritte Teil auf unnachahmliche Weise, die Phantasie des Autors scheint hier keine Grenzen zu kennen.


    Über weite Strecken herrlich melodramatisch, führt der allgegenwärtige Erzähler den Leser durch die Geschichte und spricht ihn gelegentlich auch direkt an. Dabei hält er alle Fäden geschickt in der Hand und springt auch schon mal in der Zeit vor und zurück.
    Wer das Buch „Krieg der Welten“ von H. G. Wells kennt, wird leicht verdutzt sein, da er doch eine andere Fassung kennt, als sie hier erzählt wird.


    Diese turbulente Geschichte ist eine herrliche Mischung aus Science Fiction, Abenteuer- und historischem Roman, Steampunk, Fantasy und Liebesgeschichte mit jeder Menge Action, zeitlichen und räumlichen Paradoxien, einer tollen Atmosphäre, fabelhaften Charakteren und steht dem ersten Teil der Trilogie in nichts nachsteht.

    Sapperlot und Büchersally, ihr habt in euren Rezensionen ja schon alles gesagt, was ich auch so unterschreiben würde. Offensichtlich ist die gesamte Trilogie H. G. Wells gewidmet, dessen Wirken sich wie ein roter Faden durch die Geschichten zieht. Meine Vermutung geht auch dahin, dass im dritten Teil „Der Unsichtbare“ eine zentrale Rolle spielen wird, ich bin schon sehr gespannt darauf.