Knaur Taschenbuch 2012, 379 S.
Über den Inhalt:
Ein aufsehenerregender Mordfall, eine Mediensensation: Der Berliner Stararchitekt Julian Götz ist angeklagt, seine Frau und seine beiden kleinen Töchter bestialisch ermordet zu haben. Nachts, im Schlaf. Alle Indizien deuten auf ihn als Täter, doch er beschafft sich ein Alibi. Der junge Drehbuchautor und Journalist Ben Lindenberger wittert seine Chance, mit einem spektakulären Buch über den Fall zu Bestseller-Ruhm zu gelangen, und stellt Nachforschungen an. Doch bald schon ist er nicht mehr Herr des Geschehens und gerät in einen Sog aus Machtgier, Intrigen, dunklen Geheimnissen und Begierden.
Über den Autor:
Jonas Winner, geboren 1966 in Berlin, promovierter Philosoph, arbeitete nach dem Studium in Berlin und Paris als Journalist, Redakteur für das Fernsehen und als Drehbuchautor (ARD, ZDF, Sat 1). 2011 startete er, als ePub-Original, seinen siebenteiligen Fortsetzungsthriller Berlin Gothic, der im Netz ein sensationeller Erfolg ist. Er lebt mit seiner Familie in Berlin.
Meine Meinung:
Welchen Grund sollte der angesehene Architekt Julian Götz gehabt haben, seine Ehefrau und seine zwei Töchter auf grausame Weise zu ermorden? Durch Zufall wird der junge Drehbuchautor Ben Lindenberger auf den Fall aufmerksam und verfolgt gespannt die Gerichtsverhandlung. Er beschließt, ein Buch über den Architekten zu schreiben und schafft es sogar, Götz zur Mitarbeit zu bewegen.
Der Raum – ein häufig gewähltes Thema in der Literatur wie in der Philosophie, der Kunst oder natürlich in der Architektur. Was macht der Raum mit dem Menschen? Auch Jonas Winner versucht sich an diesem Thema, kann in meinen Augen mit diesem Roman aber nicht überzeugen. Zunächst gelang es ihm, mein Interesse zu wecken, mich in die Geschichte hineinzuziehen. Ich fühlte mich aufgefordert darüber nachzudenken, wo sich Zusammenhänge auftun könnten, auch wenn die Anhaltspunkte noch sehr vage sind. Der Anfang war wirklich spannend, doch dann wurde die Handlung zunehmend zäher und verworrener und leider auch unglaubwürdiger. In einem zweiten Erzählstrang treffen wir in immer wieder eingestreuten kurzen Szenen auf eine junge Frau namens Mia. Lange ist völlig undurchsichtig, wie sie in die Geschichte hinein passt. Es dauert bis fast zum Ende, bevor klar wird, welchen Raum der Autor Mia zugewiesen hat.
Die Sprache ist etwas altmodisch und umständlich, vielleicht soll sie eindringlich wirken, ich fand sie übertrieben, manchmal an der Grenze zum Absurden. Die Dialoge sind schwerfällig und gelegentlich arg konstruiert. Gestört hat mich auch, dass ich mit keiner der Figuren etwas anfangen konnte. Ben Lindenberger ist mir bis zum Ende unsympathisch geblieben. Die anderen Charaktere sind recht flüchtig gezeichnet, werden dadurch nicht greifbar und konnten mich so auch nicht schockieren.
Je mehr Ben sich mit Julian Götz und seiner merkwürdigen Familie beschäftigt, umso stärker gerät er in einen Alptraum. Er scheint in einem Strudel gefangen, der ihn unaufhaltsam weiter hinabzieht und dem zu entziehen ihm scheinbar unmöglich ist, wie der Autor es einem glaubhaft machen möchte. Doch mich hat es nicht gepackt, ich habe diesen Sog nicht gespürt, zu vieles ist unglaubwürdig, störend. Der leise Horror, der sich hier einschleichen sollte, ist bei mir nicht angekommen. Die Auflösung fand ich dann doch noch recht verblüffend und der Handlung durchaus angemessen. Den Schluss allerdings … den lasse ich so stehen, ohne ihn zu kommentieren.
Insgesamt finde ich es bedauerlich, dass eine wirklich sehr gute Idee an ihrer Umsetzung scheiterte. Dieses Buch hat mich nicht gepackt.