Obwohl Anonymous in den deutschen Medienlandschaft eher einer untergeordnete Rolle spielte, hat die Hackergruppe mit ihren digitalen Angriffen auf die Webseiten von unter anderem Paypal, VISA, MasterCard und Sony weltweit für ganz schön Furore gesorgt. Grund genug, mal genauer hinter die Kulissen zu schauen.
Das Buch "Inside Anonymous" beleuchtet jene Handvoll junger Leute um Topiary, Kayla und Sabu, die die Hackergruppe im Forum 4Chan ins Lebens riefen, und begleitet sie bei ihren ersten Spaßanrufen, den ersten Hacks und wie sie sich zur Unterstützung von WikiLeaks schließlich die Internetseiten der führenden Kreditkartenunternehmen vornahmen.
Dank der guten Recherche der Autorin Parmy Olson, die auch etliche Interviews mit allen Seiten führte, bleibt es aber nicht bei einer Aufzählungen der nackten Fakten. Man erfährt auch einiges über das Leben und die Motivation der Verantwortlichen. So sympathisiert man auf kurz oder lang mit ihnen und verfolgt mit Spannung, wie sie die Regierungsseiten im mittleren Osten infiltrierten und mit welchen Problemen sie als nächstes konfrontiert werden. Als sie sich schließlich mit dem FBI anlegen und sich die Schlinge um ihren Hals langsam zuzieht, fiebert man wie in einem Thriller mit.
Gut fand ich, dass das Buch nach einzelnen Kapitel aufgeteilt ist, in denen sich die Autorin ein Thema nach dem nächsten vornimmt. Dazu gibt es etliche Erläuterungen, die für das Verständnis des Buches unabdingbar sind. Dennoch ist "Inside Anonymous" kein Schmöker für zwischendurch. Zwar erklärt Olson etliche Fachbegriffe, trotzdem braucht man als Leser ein profundes Computer- und Online-Grundverständnis, um bei den vielen Fremdwörtern und Abkürzungen nicht die Übersicht zu verlieren. Worte wie "Lulz" oder "Raid" prägen sich zwar schnell ein, was der Unterschied zwischen "White-Hat" und "Black-Hat" ist, kann man aufgrund der Fülle an Informationen aber doch schon mal vergessen. Zum Glück findet man dafür im Anhang eine gesammelte Erklärung sämtlicher Fachwörter. Das hilft ungemein.