Titel: Roter Sturm über Thüringen. Deutschlands Herz wird rot
Autor: Reinhard Lettau
Verlag: Wartburg Verlag
Erschienen: Oktober 2011
Seitenzahl: 83
ISBN-10: 3861603365
ISBN-13: 978-3861603368
Preis: 11.00 EUR
Der Untertitel dieses Buches lautet: „Ein Romanversuch“. Wobei sich hier für den Leser die Frage stellt, ist das vorliegende Buch denn überhaupt ein Roman? Oder ist es nicht vielmehr eine Dokumentation, romanhaft aufgebaut?
Dieses Buch schildert die Situation in Thüringen gleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Die US-Truppen sind abgezogen und die Rote Armee nimmt deren Platz ein. Schauplatz ist Erfurt. Lettau beschreibt die „politische und gesellschaftliche Gewalt“ die von den Russen gegenüber der Zivilbevölkerung ausgeübt wird. Verhaftungen, Morde, Folter und Vergewaltigung sind keine Seltenheit, darüber hinaus gibt es aber auch die fast völlige Aufhebung der Privatsphäre der Bevölkerung. Und es wird deutlich, dass die von den „Befreiern“ eingesetzte Regierung nichts weiter ist als ein Marionettenregime, eine Regierung die nichts gegen die Schikanen der Besatzer auszurichten vermag. Das „Recht“ ist eben immer das „Recht der Sieger“.
In diesem Buch vermischt Lettau Tatsächliches und Erdachtes – aber immer so, dass die historischen Fakten nicht verfälscht oder auch nur ansatzweise verändert werden. Bemerkenswert an diesem Buch ist, dass Lettau es im Alter von nur 18 Jahren geschrieben hat. Vielleicht sollte man dieses Buch als „politisch-biographischen“ Roman betiteln. Denn es wird sehr schnell deutlich, dass Lettau in diesem Buch sehr viel Autobiographisches hat einfließen lassen.
Wer ist nun dieser Reinhard Lettau. Geboren wurde er 1929 in Erfurt, floh 1947 aus der SBZ in den Westen. 1950 begann er sein Germanistikstudium in Heidelberg und promovierte 1960 an der Harvard-University zum Ph. D. Lettau war – und das ist das eigentlich Interessante – irgendwie immer im Umfeld der Gruppe 47 zu finden, auch wenn er dort 1962 das erste Mal auftrat. Zudem muss man ihn den „68zigern“ zurechnen. Lettau stand immer im Schatten von Grass, Böll oder auch Johnson. Gewaltige Romane waren nicht sein Ding. Er beschränkte sich auf Kurzprosa, Dramatik, Lyrik und Essays. Christina Onnasch war stets beeindruckt von seinen „absurd verschraubten Gedankenspaziergängen“. Und wenn man dieses Buch liest, so kann man Ansätze dieses doch sehr eigenwilligen Stils erkennen. Lettau gehört leider zu den Autoren, die zumeist vom breiten Publikum unbeachtet ihr Leben lang um schriftstellerische Anerkennung gebuhlt haben. Und diese Anerkennung blieb ihm teilweise sogar von nicht so wenigen Autorenkollegen versagt.
Ein lesenswertes Buch, wenn auch unter Garantie keine unbedingt leichte Kost. Ein lesenswertes Buch aber ganz sicher nicht für die, die Preis und Seitenzahl gegeneinander aufrechnen, die Vampire oder billigen Klamauk bzw. dümmliche Unterhaltung erwarten. Und auch die, die nicht an historischen politischen Ereignissen interessiert sind, sollten wohl besser etwas anderes lesen.
Fazit: Ein interessantes Buch über Nachkriegs- und Besatzungszeit in Thüringen.
Im Anhang zu diesem Buch findet man ein Personenverzeichnis der in diesem Buch erwähnten Personen. Sehr gelungen und aufschlussreich.
7 Eulenpunkte