Anna und die flüsternden Stimmen - Sabine Städing [ab 12]

  • Kurzbeschreibung
    Zusammen mit ihrer Familie muss die 15-jährige Anna ausgerechnet in einem Kaff namens Qual Urlaub machen. Wenn der Name mal nicht Programm ist - Doch dann lernt sie den süßen Tjark kennen und da ist Herzklopfen angesagt! Aber auch sonst sind die Ferien alles andere als langweilig: Anna wird nachts von flüsternden Stimmen geweckt und im Gewitter begegnet ihr ein unheimlicher alter Mann, der urplötzlich wieder verschwindet. Kann es sein, dass es in Qual spukt? Tjark erzählt Anna, dass sich merkwürdige Geschichten rund um das Gelände neben dem Ferienhaus ranken, auf dem früher eine Lungenheilanstalt untergebracht war. Ein Arzt namens Hasselreuther hat dort Kinder behandelt, die an Tuberkulose erkrankt waren, und wird seitdem im Ort geradezu verehrt. Doch dann entdeckt Anna, dass es eben jener Dr. Hasselreuther war, der ihr im Gewitter begegnet ist! Anna stellt Nachforschungen an und findet Erstaunliches über den Arzt heraus. Doch je näher sie der Wahrheit kommt, desto stärker gerät sie in den Sog eines uralten Fluchs.



    Über die Autorin
    Sabine Städing wurde 1965 in Hamburg geboren. Sie schrieb schon als Jugendliche und brachte zwischenzeitlich mit Freunden das Punk-Fanzine PLASTIK heraus. Heute arbeitet sie im Bereich Marketing und gibt nebenbei Yoga-Unterricht. Sie lebt mit ihrer Familie vor den Toren Hamburgs. MAGNOLIA STEEL ist ihr erstes Buch.



    Meine Meinung
    Für die 15-jährige Anna kommt es faustdick. Nicht genug, dass es in diesem Jahr statt nach St. Tropez an die Nordsee in den Urlaub geht. Nein, es muss auch noch ein Dorf namens Qual sein.
    Als sie dann auch noch Nachts eine Erscheinung sieht, ist das Fass voll. Anna ist bereit, dies den schrecklichsten Urlaub aller Zeiten zu nennen, bis sie Tjark begegnet, ein Hottie, der eher nicht in die Kategorie Horrorurlaub passt. Zusammen gehen sie der Geschichte von Qual auf den Grund, die anscheinend weniger ruhmreich ist, als den Bewohnern bewusst ist. Als sich mehr und mehr herausstellt, dass einer der Ehrenbürger des Ortes, ein Arzt namens Hasselreuther, mit dem Verschwinden hunderter Kinder zu tun hat, wird es richtig unheimlich, zumal Anna glaubt, dass ihr der Arzt in ihrer ersten Nacht erschienen ist. Spätestens nachdem die erste Tote auftaucht, wird Anna klar, dass hier größere Mächte am Werk sind, und dass nur eine Person das Ganze stoppen kann – sie.


    "Die Jugendlichen auf dem Land sind eben nicht so verweichlicht wie die in der Stadt", antwortete mein Vater und hupte zweimal, als wir Tjark überholten.
    Mein Vater lässt selten eine Peinlichkeit aus. Ich hoffte inständig, dass Tjark uns nicht erkennen würde, aber da hob er schon grüßend die Hand.


    Für mich war diese Geschichte eine schöne Abwechslung zwischen den Zauberstab schwingenden, Biss-süchigen, Vollmond anheulenden All-Age-Romanen.
    Anna ist keine Superheldin, sondern ein typischer Teenager in der Hölle der Pubertät: Die Eltern nerven, der Bruder nervt, und überhaupt, warum muss Familie so absolut peinlich sein? Mich hat ihr Charakter sofort angesprochen, irgendwie muss man einfach mit ihr mitfühlen. Die Entwicklung der Heldin hat mir auch gut gefallen, vor allem Annas Verhältnis zu ihrem Bruder. Jedes Familienmitglied hat eine eigene Persönlichkeit, mit Ecken und Kanten, auch das hat mir gut gefallen.
    Die Heldin ist so unprätentiös wie die Sprache der Autorin, Sabine Städing. So liest sich das Buch fluffig & leicht, manchmal ein bisschen gruselig, ein anderes Mal spannend, mit einer Prise Romantik und viel Humor.
    Positiv aufgefallen ist mir zudem das Tempo der Geschichte. Es geht zügig voran, ohne künstliche Baustellen oder sonstige Verrenkungen. Auch der Schreibstil hat mir Spaß gemacht, er ist so schön schnörkellos und direkt.
    Am Ende konnte ich mir vorstellen, dass dies eine Serie wird, immerhin wissen die Geister jetzt, bei wem sie anklopfen können, und in Hamburg gäbe es für Anna bestimmt viel zu tun.


    Fazit:
    "Anna und die flüsternden Stimmen" ist ein Roman, das mir schöne Lesestunden beschert hat.
    Bei den aktuellen Dystopien auf dem Markt, und wenn man bedenkt, was Jugendliche mittlerweile an Lesestoff gewohnt sind, sollte man allerdings beachten, dass dies eher ein Buch für Kids zwischen 11 und 14 Jahren ist.

  • Die 15jährige Anna macht mit ihrer Familie an der Ostsee im Städtchen Qual Urlaub. „Nomen est Omen“ denkt sie und ahnt gar nicht, wie schlimm es wirklich kommen wird. Kaum angekommen trifft Anna einen sehr gruselig aussehenden Mann. Wie sich später herausstellt, ist es Dr. Eduard Hasselreuther, ein Wohltäter des Ortes, der allerdings schon über 100 Jahren tot ist. Hasselreuther scheint es auf Anna abgesehen zu haben, doch was will er von ihr und war er wirklich so wohltätig? Bei der Suche nach der Antwort unterstützen Anna nicht nur ein netter einheimischer Junge und ein Medium sondern auch noch einige Geister.


    Als erstes fällt das Cover ins Auge. Mir gefällt es sehr gut, vor allem die Farben haben es mir angetan. Ich finde auch, dass es die rechte Stimmung für einen Mysteryroman aufkommen lässt. Und das ist dieses Buch, ein (klassischer) Mysteryroman, da gibt es eine weibliche Protagonistin, die es mit Geistern zu tun bekommt und auch die Romantik fehlt nicht.


    Die Geschichte ist spannend und auch recht gruselig. Anna versucht zusammen mit Tjark, einem Jungen, mit dem sie sich mehr als anfreundet, das Geheimnis um Hasselreuther zu lösen und gerät dabei öfter als einmal in Gefahr. Leider fand ich den „Endkampf“ nicht ganz gelungen, die Autorin flicht einen Erzählstrang ein, der nicht hätte sein müssen (und auch nicht ordentlich eingeführt wurde), der mir auch nicht wirklich gefiel.


    Die Autorin hat einen sehr schönen Erzählstil. Das Buch lässt sich sehr flüssig lesen und auch die Charaktere gefallen. Außerdem wird die Landschaft sehr anschaulich geschrieben, man meint teilweise, das Meer rauschen zu hören.


    „Anna und die flüsternden Stimmen“ ist nach „Magnolia Steel - Hexendämmerung“ Sabine Städings zweites Buch und an Jugendliche gerichtet. Und die werden, so sind am Genre interessiert sind, ihren Spaß haben und sich durchaus mit Anna (oder auch mit Tjark) identifizieren können. Auch Erwachsene können durchaus Spaß an dem Buch haben, mir jedenfalls hat es gut gefallen.


    Von mir 8 von 10 Punkten

  • Glaubst du an Geister? Anna eigentlich auch nicht, aber in Qual ist anscheinend alles möglich. Ist der Name hier wirklich Programm für Anna, die doch so gerne an die Strände Südfrankreichs gefahren wäre. Und nicht an die schnöde Ostsee, gerade mal etwas mehr als ein Katzensprung von zuhause weg. Mit Meerwasser, was niemals Mittelmeertemperaturen erreichen wird. Wo das Wetter ein absolutes Glücksspiel ist und die Dorfjugend bestimmt nur aus Landeiern besteht. Darüber wird sie allerdings schon am ersten Abend eines Besseren belehrt, denn der Junge, der ihnen den Schlüssel überreicht, ist eine echte Sahneschnitte. Tjark heißt er, ist sechzehn Jahre alt und ein Multitalent. Er sieht nicht nur gut aus, ist sportlich und ihr Segellehrer, er scheint auch an Anna interessiert zu sein. Womit die Schmetterlinge in Annas Bauch, die von der Ostseesonne warm beschienen werden, fröhlich zu flattern anfangen. Da sieht das öde Qual gar nicht mehr nach Qual aus – wenn nur die Geister nicht wären. Anna hört das Haus atmen, sie sieht einen alten Mann im Garten, hört das Flüstern von Kinderstimmen und spürt des Öfteren einen eiskalten Windhauch. Wie nimmt man Kontakt zu Geistern auf? Ob der alte Friedhofsgeist ihnen helfen kann? Zum Glück glaubt Tjark ihr, er macht die gleichen Erfahrungen und springt freudig erregt ins Abenteuer.


    Die guten alten Mystery Thriller, in genau so einen Plot wird man hier versetzt. Das ganze auch noch im verträumten Qual an der Ostsee, welches immerhin ein Moor aufweisen kann. Anna wird schnell klar, dass sie eine Aufgabe zu erfüllen hat, sie ist einem Geheimnis auf der Spur, bei der ihr die Geister den Weg weisen. Der rationale Geist des Lesers sucht ständig nach einer realistischen Lösung, aber die Autorin hat einfach einen richtig schönen Gruselroman geschrieben. Dabei geht es Schlag auf Schlag, kaum Zeit, sich einmal auszuruhen und die Schönheit eines Sommertages auf sich wirken lassen. Anna und Tjark erleben ein fantastisches Abenteuer, in dem sie sich wie typische Jugendliche verhalten. Der erste Kuss, Eifersucht und das Kribbeln im Bauch, alles ist vorhanden genauso wie unerklärliches, tollpatschiges Verhalten pubertierender Jugendlicher. Dazu kommen noch der nervende kleine Bruder und Eltern, die Anna zwar an der langen Leine lassen, aber immer noch ein abschließendes Auge auf sie haben. Nebenher bekommt man noch eine Menge Lokalkolorit geliefert und unternimmt Ausflüge in die Vergangenheit, in der die Medizin ihre Anfänge nahm.


    Es macht einfach Spaß, in die Geschichte einzutauchen und Anna und Tjark auf ihrer Spurensuche zu begleiten. Die Geister sind so authentisch, genauso wie die Nebendarsteller dieser schaurigen Geschichte. Es ist einfach alles vorhanden, um sich mit ein bisschen Phantasie in das kleine Ostseedörfchen zu versetzten. Geheime Wünsche jugendlicher Leser werden bedient, denn wer möchte nicht einen anfangs langweiligen Familienurlaub in ein Disneyland verwandeln. Mit Sicherheit werden auch Leser angesprochen, die der Zielgruppe schon längst entschwunden sind. Die Autorin hat es fulminant geschafft, einen All Age Roman zu verfassen, den man nicht mehr aus der Hand legen mag, da es einfach schaurig schön ist, mit Geistern auf Augenhöhe zu kommunizieren. Natürlich fehlen die üblichen Gruselzutaten nicht, manchmal vielleicht ein bisschen zuviel, aber niemals langweilig. Zudem kommt das Buch noch in einer tollen Aufmachung daher, ein stimmungsvolles Cover und kleine Zeichnungen auf jeder Seite sorgen zusätzlich für unvergleichliches Lesevergnügen.


    Fazit


    Sabine Städing belebt ein Stück Geschichte auf schaurige Art und beweist mit Anna und die flüsternden Stimmen, dass sich selbst ein eigentlich unaufregender Familienurlaub in einem kleinen Küstenkaff zu einem wahrhaften Abenteuer wandeln kann, wenn man nur die richtigen Leute kennenlernt. Wahre Perlen findet man halt überall, selbst in Qual an der Ostsee.


    LG
    Patty