Der Thread "Schreiben als Handwerk oder als Kunst" hat mich auf meine Frage gebracht. Und zwar hab ich mich gefragt, was genau als 'Handwerk' beim Schreiben bezeichnet wird? Was gibt es dort für Techniken und auf was sollte man achten? (Jetzt ausgenommen Grammatik oder Rechtschreibung, was ich mal einfach voraussetze.) Was muss man können, um das 'Handwerk' zu beherrschen?
Schreibtechniken...
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schwere Frage.
Ich schätze zunächst sind Talent und viel viel viel Übung wichtig. Daraus ergibt sich das meiste... aber ich mach mal lieber platz für die begabten schreibe-eulen hier... -
Zitat
Original von Morgana
Jetzt ausgenommen Grammatik oder Rechtschreibung, was ich mal einfach voraussetze.Morgana, ich LIEBE diesen Satz.
Ich wünschte, alle angehenden AutorInnen würden ihn kennen. Und die Grammatikregeln auch. <seufz, seufz, doppelseufz.>
Rechtschreibung und Zeichensetzung gehören ja schon in den Bereich, der unter künstlerische Freiheit fällt
Warte mal, was die Profis sagen werden.
magali -
Zitat
Original von Ironie
schwere Frage.
Ich schätze zunächst sind Talent und viel viel viel Übung wichtig. Daraus ergibt sich das meiste... aber ich mach mal lieber platz für die begabten schreibe-eulen hier...Ironie, WAS sollen sie denn nun üben? Sag mal.
magali -
ich wollte ja ghetrade was dazu sagen, aber nach Ironies Beitrag müsste ich mich ja als "begabt" bezeichnen.
Ich den drüber nach, ob ich mich trotzdem traue.
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An eine Definition des Begriffes "Schreibhandwerk" traue ich mich nicht heran. Ich kann nur erzählen, was ich mir von wem abgeguckt habe.
Zuerst habe ich alle Bücher, die mir besonders gut gefallen haben, auseinander genommen. Wie führt die Autorin Personen ein? Wie stellt sie Spannung her und wie hält sie Spannung? Wie geht das mit der Zeitrafffung, d.h. wie überbrücke ich geschickt ein paar Jahre innerhalb eines Textes? Usw.
Dann habe ich ein paar Klassiker gelesen und geguckt, wie die das machen. Kleist zum Beispiel hat mir die Zeitraffung beigebracht.
Im Augenblick übe ich mich gerade an der Erzählperspektive. Monika Maron und Christa Wolf sind herbei sehr hilfreich.
Von unserem Tom habe ich gelernt, dass ich bei den Adjektiven ein bisschen aufpassen muss. Magali hat mich darauf hingewiesen, dass in meinen Texten viele Dopplungen enthalten sind. Und was ich von Iris alles über meine Fehler gehört habe, das sage ich nicht, denn sonst liest will niemand mehr ein Buch von mir lesen. -
@ Ines: Klingt ja interessant... Hast Du Dir alles so angeeignet? Und was gibt es für Elemente, die Spannung erzeugen oder Zeiten überbrücken? Welche Erzählperspektive erreicht was? *Neugierig ist*
/me ist schon auf Die Pelzhändlerin gespannt und Der Maler Gottes liegt auch noch hier...
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ein beispiel für dopplungen geben? oder meinst du wiederholungen?
inhaltlich oder wortwiederholungen?
wird manchmal nicht bewusst mit dopplungen gearbeitet?
*grübel*
danke! -
Morgana
Elemente, die Spannung erzeugen, gibt es so viele, dass ich sie nicht aufzählen kann. Man arbeitet mit Andeutungen, mit zeitlichen Vorgriffen oder Rückgriffen usw. usf. Weißt du, ich bin in der Theorie nicht gut und außerdem sicher, dass Tom oder Iris dir hierzu viel mehr sagen können. Bei mir passiert viel aus dem Bauch heraus.
Zu Zeitraffungen kann ich dir Kleists Geschichte vom Halstuch empfehlen. Sie ist sehr kurz und du findest die Stelle sicher auf Anhieb.@Frosch
Dopplungen sind ein Kardinalfehler von mir. Und Fehler, die man oft macht, beherrscht man ja besonders gut.
Ich schreibe zum Beispiel solche Sachen wie: Sie hatte Angst. Furcht kroch ihr den Rücken hoch. Die Bangigkeit ließ sie zittern.
Richtiger und besser wäre: Sie hatte Angst. Die Haare in ihrem Nacken stellten sich auf und ihre Hände begannen zu zittern.
Verstehst du, was ich meine?
Manchmal arbeite ich aber auch bewusst mit Dopplungen.
Bsp.: Noch immer wartete sie auf Post. Noch immer befürchtete sie, dass ... Und noch immer regnete es. -
ja, das habe ich verstanden, nochmals: danke!
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Das mit den Dopplungen hab ich auch verstanden, wenngleich ich das jetzt aber mehrfach lesen musste, damit es mir auffiel... *gg* Aber geübten Augen wird das wahrscheinlich sofort ins Auge fallen...
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Hallo Morgana,
ich habe meine Schreibtechnik nicht durch systematische Analysen anderer Romane entwickelt, sondern durch instinktives Lernen beim Lesen. Romane, die mir gefielen, haben mich eben mehr beeinflusst als die, bei denen ich nach dem Lesen kein so gutes Gefühl hatte.
Als ich zu schreiben anfing, habe ich natürlich herum experimentiert und auf die Reaktion der Leser geachtet. Ich hatte da ein paar Kumpel im SF- und Fantasy-Fandom, auf deren Meinung ich etwas geben konnte. Hier lief der Lernprozess schon bewusster ab. Das steigerte sich mit den ersten Profistories und der Kritik der Herausgeber, die da und dort Änderungen forderten.
Viel hat mir auch das Schreiben von Heftromanen gebracht. Ich habe zwar stets gegen sämtliche Regeln verstoßen, die mir meine Lektorinnen beizubringen versuchten, sondern meinem Gefühl nach geschrieben. Das laufende Training und das sich immer mehr entwickelnde Gespür für den Ablauf einer Geschichte ist heute für mich unbezahlbar.
Übrigens behalte ich die mir bei den Heften eingedrillte Arbeitsweise auch bei unseren gemeinsamen Romanen bei. Die Aufteilung in Großkapitel zu etwa 90-110 Seiten entspricht im Groben der Länge eines Heftromans. Diesen Umfang kann ich aus meiner Übung heraus am leichtesten handhaben.Einen hohen Stellenwert erbrachte auch meine dreijährige EDV-Ausbildung in der Abendschule, denn dadurch lernte ich zu strukturieren und Stränge zu knüpfen.
Der Rest ist ein natürlicher Drang zum Fabulieren, den bereits mein Schullehrer als meine "dichterische Krampfader" bezeichnete.
Ob mein Beispiel auch auf andere Autoren anzuwenden ist, wage ich nicht zu unterstreichen.
Liebe Grüße
Gheron -
Zitat
Original von Ines
Ich schreibe zum Beispiel solche Sachen wie: Sie hatte Angst. Furcht kroch ihr den Rücken hoch. Die Bangigkeit ließ sie zittern.
Richtiger und besser wäre: Sie hatte Angst. Die Haare in ihrem Nacken stellten sich auf und ihre Hände begannen zu zittern.
Das ist immer noch eine Doppelung -- sogar mit vorangestellter Ausdeutung des zu Beschreibenden. Also: Du behauptest einfach mal "Sie hatte Angst", und wie um das zu beweisen, schilderst du dann die Symptome der Angst.
Aber eigentlich braucht ein Leser doch nur die Schilderung der Symptome, dann kann er sich das viel besser vorstellen und seine eigenen Schlüsse ziehen, als wenn er quasi gegängelt wird.Oder anders: Ines, vertraue deinen Worten!
Verstehst du, was ich meine?
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Iris, Du meinst, dass sie einfach das Sie hatte Angst hätte weglassen können/sollen?
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Zitat
Original von magali
Ironie, WAS sollen sie denn nun üben? Sag mal.
magali.oO(mich da so anschmipfen - sag ich nix mehr)
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Zitat
Original von Iris
[quote]Original von InesAber eigentlich braucht ein Leser doch nur die Schilderung der Symptome, dann kann er sich das viel besser vorstellen und seine eigenen Schlüsse ziehen, als wenn er quasi gegängelt wird.
Oder anders: Ines, vertraue deinen Worten!
Verstehst du, was ich meine?
Vielleicht: "Zuerst war sie war wie erstarrt, spürte nur ihr Herz in ihrer Brust rasen, was sie dazu zwang, schneller zu atmen. Kleine Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn, rannen langsam auf ihrem Gesicht hinab und sie schmeckte deren salzigen Geschmack auf ihren Lippen....dann rannte sie los!"
Sorry, ich bin absoluter Laie, habe noch nie etwas (außer Schulaufsätze u.ä. für die Schule) geschrieben. Ist mir gerade nur so eingefallen und ich mußte meinen "Senf" einfach dazugeben.
Liebe Grüße, Dixie
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Zitat
Original von Morgana
Iris, Du meinst, dass sie einfach das Sie hatte Angst hätte weglassen können/sollen?
Ja, das hätte m.M.n. völlig gereicht! -
Zitat
Original von Dixie
Vielleicht: "Zuerst war sie war wie erstarrt, spürte nur ihr Herz in ihrer Brust rasen, was sie dazu zwang, schneller zu atmen. Kleine Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Stirn, rannen langsam auf ihrem Gesicht hinab und sie schmeckte deren salzigen Geschmack auf ihren Lippen....dann rannte sie los!"
Das ist allerdings schon sehr große Angst.ZitatSorry, ich bin absoluter Laie, habe noch nie etwas (außer Schulaufsätze u.ä. für die Schule) geschrieben. Ist mir gerade nur so eingefallen und ich mußte meinen "Senf" einfach dazugeben.
So haben wir alle mal angefangen. -
Huhu, Morgana.
ZitatWas muss man können, um das 'Handwerk' zu beherrschen?
Schreiben?
Ich habe einige Erfahrungen aus diversen Schreibgruppen und Autorenforen zusammengefaßt, in der Rubrik "Schreibtips" auf meiner Site (siehe Link an der Signatur). Vielleicht beantwortet das teilweise Deine Frage.
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Danke Tom, werd mir das gleich mal ansehen gehen...