Jussi Adler-Olsen und seine düstere Zukunftsprognose

  • Ich bin mir nicht sicher, was ich von dem Interview halten soll. Außerdem frage ich mich, ob die Verlagswelt in Dänemark vielleicht eine andere ist als in Deutschland. :gruebel


    So wirklich kann ich mir nicht vorstellen, dass eBooks langfristig die Verlage kaputt machen. Die kleineren Buchhändler haben es natürlich bei der zunehmenden Digitalisierung sehr schwer. Sie müssen nun an noch mehr Fronten kämpfen: gegen den Internethandel, gegen die eBooks und gegen die großen Buchhandelsketten, die sich überall breit machen. Bei den Verlagen mache ich mir in Deutschland weniger Sorgen, da es eh große Konzerne sind, die die kleinen Verlage vielfach schon in die Knie gezwungen haben.

  • Ich denke das der erste Kommentar, direkt unter den Interview (Simkes) die Lage ganz gut beschreibt.


    Wir leben allgemein in einer Zeit, in der sich viele Dinge verändern.
    Auch haben alle Einzelhändler sehr zu kämpfen, das betrifft nicht nur den Buchhandel.
    Leider!

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    Bookworms will rule the world! As soon, as we finish one more chapter...

  • Man sollte es den Kunden überlassen, was sie kaufen wollen. Prinzipiell bin ich auch kein großer Fan von E-Books, aber sie erfreuen sich nun einmal einer zunehmend größeren Beliebtheit. Für viele ist das vielleicht nicht schön, aber so läuft es nun einmal. Die Buchindustrie darf jetzt nicht den Fehler machen und sich konsequent gegen E-Book Veröffentlichungen stellen. Den gleichen Fehler machte die Musikindustrie Ende der 90er Jahre mit dem MP3 Geschäft, so dass die Zahl der Raubkopien (bzw. eher deren Verbreitung über das Internet) drastisch zunahm. Bücher wird es immer geben, genauso wie es heute noch Schallplatten gibt.

  • Zitat

    Original von Whooomaster
    In einem Interview mit buchreport.de hat der Bestseller Autor eine ziemlich düstere Zukunftsprognose für den Buchhandel und die ganze Branche gegeben, die frage die ich mir stelle, hat er damit recht oder übertreibt er etwas.


    Ich fürchte, er übertreibt nicht. Ich sehe die Zukunft ähnlich, sollte sich das Ebook durchsetzen und gedruckte Bücher künftig tatsächlich nur noch ein Nischendasein führen (wovon ich wiederum noch nicht überzeugt bin) - Die Leser werden immer weniger für die Bücher ausgeben wollen, werden von Aktionen wie Gratis-Tagen und 99 ct Büchern vom Kauf der Verlagsbücher zu heutigen Preisen abgehalten werden. Für dauerhafte 99ct-Aktionen ist aber wohl kein Verlag finanziell ausgestattet, so daß man am Ende Amazon das Feld überlassen muß, die Selfpublishing anbieten, evtl sogar mit eigenem Lektorat.


    Am Ende verliert imho auch der Autor - er trägt die Kosten für das Lektorat, muß selbst für Werbung sorgen und wenn er nicht genügend Bücher verkauft, bleibt er auf seinen Kosten sitzen. Aber diese Büchse der Pandora ist bereits geöffnet, Ebooks werden bereits zu Minimalpreisen oder gratis unter die Leser gestreut und insbesondere Amazon setzt alles daran, diesen Trend fortzusetzen, weil sie am Ende den großen Bereich des stationären Buchhandels abgehängt haben werden und sich den Kuchen nur noch mit zwei, drei anderen Online-Häusern teilen können. Guten Appetit.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    sollte sich das Ebook durchsetzen und gedruckte Bücher künftig tatsächlich nur noch ein Nischendasein führen (wovon ich wiederum noch nicht überzeugt bin)


    Hallo,


    davon gehe ich erst mal nicht aus, die eBook's sind ehh nur für die Taschenbücher gefährlich, für Sachbücher und Bildbände sind sie absolut ungeeignet, daher wird man auch in Zukunft zu Büchern greifen.


    Zitat

    Die Leser werden immer weniger für die Bücher ausgeben wollen, werden von Aktionen wie Gratis-Tagen und 99 ct Büchern vom Kauf der Verlagsbücher zu heutigen Preisen abgehalten werden. Für dauerhafte 99ct-Aktionen ist aber wohl kein Verlag finanziell ausgestattet, so daß man am Ende Amazon das Feld überlassen muß, die Selfpublishing anbieten, evtl sogar mit eigenem Lektorat.


    Hier sollte man erwähnen, wir sind nicht die USA, auch wen ich nicht von der der Buchpreisbindung überzeugt bin, sie schützt uns vor genau solchen Aktionen, bringt aber natürlich auch den Nachteile mit sich, das die Verlage Preise durch drücken die bei einigen Büchern weit von gut und böse entfernt sind. Ich gebe selbst zu, ich ärgere mich jedes mal tierisch wen ich für ein eBook genau so viel bezahlen soll wie für ein HC, da fühle ich mich als Leser verarscht.


    Und zum Thema Amazon und das Feld überlassen, da sind die deutschen Unternehmen selbst schuld, Amazon hat es frühzeitig erkannt wie man mit dem Kunden umzugehen hat und was kundenfreundlich ist. ich hatte gerade letzte Woche wieder eine unfreundliche Begegnung mit einem Kundenservice eines großen Onlinehändlers und ich konnte einfach nur den Kopf schütteln wie man da behandelt wird.


    Zitat

    Am Ende verliert imho auch der Autor - er trägt die Kosten für das Lektorat, muß selbst für Werbung sorgen und wenn er nicht genügend Bücher verkauft, bleibt er auf seinen Kosten sitzen. Aber diese Büchse der Pandora ist bereits geöffnet, Ebooks werden bereits zu Minimalpreisen oder gratis unter die Leser gestreut und insbesondere Amazon setzt alles daran, diesen Trend fortzusetzen, weil sie am Ende den großen Bereich des stationären Buchhandels abgehängt haben werden und sich den Kuchen nur noch mit zwei, drei anderen Online-Häusern teilen können. Guten Appetit.


    ich finde es nicht unbedingt schlecht, Autoren die bei den großen Verlagen abgelehnt wurden eine Chance zu geben, natürlich ist viel Schrott dabei, aber ich hab schon einige gute Autoren gelesen, die ich anders so wohl nie gelesen hätte, das ganze hat immer zwei Seiten.

  • Die Zukunft ist nichts, das man antizipieren könnte; meistens kommt alles ganz anders - Zukunft passiert einfach. Oft treten Um-/Zustände ein, die wenige Jahre zuvor niemand auch nur ahnen konnte. Würde man jemanden aus den Achtzigern in unsere Jetztzeit versetzen und mit den technischen wie gesellschaftlichen Entwicklungen konfrontieren, käme derjenige aus dem Staunen nicht mehr heraus, aber geahnt hätte er vermutlich wenig davon - etwa "das" Internet und seine Implikationen.
    Allerdings gibt es auch Entwicklungen, die unumkehr- und unvermeidbar sind oder zu sein scheinen. Dazu gehört, dass digitale Bücher immer mehr Leser finden, wobei sich derzeit schwer bis überhaupt nicht sagen lässt, wie diese Entwicklung enden wird. Einige Protagonisten (etwa, richtig, Amazon) forcieren die Entwicklung mit allen verfügbaren Mitteln, um die eigene Marktmacht auszubauen, wohingegen die Buchhändler darauf hoffen und warten müssen, dass ihnen die Verlage Handhaben liefern, was derzeit nicht zu geschehen scheint. Ob das eBook nun eine wirkliche Entwicklung darstellt oder wenigstens teilweise einen gepushten Hype, der auch wieder abebbt, werden wir erst in ein paar Jahren sagen können. Möglich, dass Adler-Olsen recht hat, aber jeder andere Ausgang ist genauso möglich.


    Originell finde ich diese Idee, das Erscheinen des eBooks im Vergleich zur gedruckten Ausgabe zu verzögern. Taschenbuchausgaben erscheinen ja auch später, wenn die Erstveröffentlichung keine ist, und Filme werden erst Monate nach dem Kinostart auf Disc und online veröffentlicht. Ob ich diese Idee allerdings gut finde, ist eine andere Frage, die ich derzeit nicht beantworten könnte. Oder ob sie geeignet wäre, die Position der Buchhändler zu verbessern, die nach meiner Beobachtung derzeit eher durch die Online-Händler und die Ketten gefährdet wird. Als eBook-Fan, der ich nicht bin (sondern lediglich pragmatischer Nutzer), würde ich mich vermutlich sehr über diese Vorgehensweise ärgern, und das zu recht, vor allem im Hinblick auf die Preisgestaltung. Gäbe es eBooks etwa für die Hälfte des Taschenbuchpreises, ließe sich diese Idee vielleicht rechtfertigen. Ob sie etwas bewirkt, müsste man dann abwarten.

  • Vielleicht ergänzend zu meinen Vorschreibern:
    Es könnte auch in Betracht gezogen werden, das Printmedium zusammen mit einem Ebook für einen geringen Aufpreis zu verkaufen. Gewinner dieser Vorgehensweise wären dann die Verlagsbranche, der Buchhandel und die Leserschaft.
    Aber hierzu braucht es wohl noch einiges an Fantasie und an Geduld seitens der Verlagslandschaft, um dieses Experiment zu wagen.
    (Selbstredend warte ich jetzt auf die Gegner dieser Idee, die mit dem Argument unterschiedlicher Dateiformate der Gerätehersteller diesen Ansatz zu Tode diskutieren.)

  • Zitat

    Original von Whooomaster


    Hier sollte man erwähnen, wir sind nicht die USA, auch wen ich nicht von der der Buchpreisbindung überzeugt bin, sie schützt uns vor genau solchen Aktionen, bringt aber natürlich auch den Nachteile mit sich, das die Verlage Preise durch drücken die bei einigen Büchern weit von gut und böse entfernt sind.


    Sehe ich anders. Man braucht doch nur mal hier in die Ebook-Abteilung reinsehen - Kindle Gratis-Ebooks und Ebooks für weniger als 1 Euro sind da trotz Buchpreisbindung reichlich anzutreffen. Die Buchpreisbindung schützt eben nicht vor Dumping-Preisen, weil die Buchpreisbindung Amazon erlaubt, im Selfpublishing Bücher für einen Euro zu verkaufen.


    Zitat

    Ich gebe selbst zu, ich ärgere mich jedes mal tierisch wen ich für ein eBook genau so viel bezahlen soll wie für ein HC, da fühle ich mich als Leser verarscht.


    Buch ist Buch, warum sollten Ebooks billiger sein? Sorry, ich habs bis heute nicht begriffen: Sie sind leichter zu transportieren, nehmen keinen Platz in der Wohnung weg, man kann sie einfacher beschaffen, braucht nicht erst zum Buchladen oder auf den Paketboten zu warten, es gibt zahlreiche Argumente pro Ebook, warum müssen die also auch noch billiger sein?


    Zitat

    Und zum Thema Amazon und das Feld überlassen, da sind die deutschen Unternehmen selbst schuld, Amazon hat es frühzeitig erkannt wie man mit dem Kunden umzugehen hat und was kundenfreundlich ist.


    Ich habe kürzlich einmal dort bestellt, weil ich ein Produkt wollte, daß es hier in der Umgebung nicht gab und kann aufgrund dieser einmaligen Erfahrung Deine Lobeshymne nicht teilen - die passen imho prima in die deutsche Servicewüste. Und in Sachen Freundlichkeit ist mir ein(e) nette(r) Verkäufer(in) bedeutend lieber als ein Computer. Aber das liegt natürlich immer im Auge des Betrachters.


    Zitat

    ich finde es nicht unbedingt schlecht, Autoren die bei den großen Verlagen abgelehnt wurden eine Chance zu geben, natürlich ist viel Schrott dabei, aber ich hab schon einige gute Autoren gelesen, die ich anders so wohl nie gelesen hätte, das ganze hat immer zwei Seiten.


    Dagegen habe ich doch gar nix, gibts bei den normalen Büchern doch auch, nennt sich BoD, mag irgendwo Perlen darin geben. Ich befürchte eher, daß dies bald die einzige Schiene ist, auf der Unterhaltungsliteratur noch zu verkaufen ist, sich also nicht nur die ganzen BoD-Autoren hier tummeln, sondern praktisch alle ohne Unterschied.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Aber hierzu braucht es wohl noch einiges an Fantasie und an Geduld seitens der Verlagslandschaft, um dieses Experiment zu wagen.


    Nein, braucht es nicht, nennt sich Hardcover plus und gibts schon (wenn auch erst für sehr weniger Bücher).

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Salonlöwin : Rogner & Bernhard praktizieren genau das seit einer Weile (einem knappen Jahr, wenn ich mich recht erinnere) - man kauft die Bücher und zugleich einen Downloadcode für das eBook. Ausgerechnet das Sortiment dieses (nicht sehr bedeutenden) Verlags kann man allerdings ausschließlich online kaufen - bei Amazon und bei zweitausendeins. ;-)

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Buch ist Buch, warum sollten Ebooks billiger sein? Sorry, ich habs bis heute nicht begriffen: Sie sind leichter zu transportieren, nehmen keinen Platz in der Wohnung weg, man kann sie einfacher beschaffen, braucht nicht erst zum Buchladen oder auf den Paketboten zu warten, es gibt zahlreiche Argumente pro Ebook, warum müssen die also auch noch billiger sein?


    Da gibt es einen sehrt gewichtigen Unterschied:


    Beides geht zwar in mein Eigentum über, aber


    gefällt mir ein e-book nicht, kann ich es nur noch löschen - bedeutet TOTALVERLUST


    die Printausgabe kann ich immer noch gebraucht weiterverkaufen und damit einen Teil meines "Verlustes" wieder gutmachen und jemand anders eine Freude.


    Beim e-book erwerbe ich nicht das gleiche Eigentumsrecht wie bei einem Printbuch, sondern wohl eher ein Nutzungsrecht.
    Und das sollte sich schon im Preis, neben den geringeren Kosten, niederschlagen


    Und e-books zum gleichen Preis wie Print (siehe rororo-TB) sind für mich abzocke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Bleibt zu hoffen, dass weitere Verlagshäuser nachziehen.


    Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Die gleiche Diskussion gibt es auch im Vinylbereich, da liegen vielleicht bei 1-2% aller Schallplattenneuerscheinungen Codes für einen MP3 Download dabei. Die Unternehmen spekulieren halt darauf, dass man sich sowohl analog als auch digital eindeckt.

  • Zitat

    Sehe ich anders. Man braucht doch nur mal hier in die Ebook-Abteilung reinsehen - Kindle Gratis-Ebooks und Ebooks für weniger als 1 Euro sind da trotz Buchpreisbindung reichlich anzutreffen. Die Buchpreisbindung schützt eben nicht vor Dumping-Preisen, weil die Buchpreisbindung Amazon erlaubt, im Selfpublishing Bücher für einen Euro zu verkaufen.


    Hallo,


    das legen die Autoren nach meinem Wissen selbst fest, aber generell sollte man dazu sagen, das man bei diesen Büchern wohl kaum einen bekannten Autor findet und daher relativiert sich das ganze doch wieder.


    Zitat

    Buch ist Buch, warum sollten Ebooks billiger sein? Sorry, ich habs bis heute nicht begriffen: Sie sind leichter zu transportieren, nehmen keinen Platz in der Wohnung weg, man kann sie einfacher beschaffen, braucht nicht erst zum Buchladen oder auf den Paketboten zu warten, es gibt zahlreiche Argumente pro Ebook, warum müssen die also auch noch billiger sein?


    Weil sie eben nur eine Datei sind, ich kann es verstehen das man den selben Preis wie ein Taschenbuch bezahlen soll, aber nicht den Preis einer hochwertigen HC Ausgabe die ich zwar sehr schätze aber nicht mit einem eBook gleich setze.

  • Zitat

    Original von amoeba
    Andersrum: warum sollte ein TB billiger sein als ein HC, aber ein ebook nicht?


    Das ist doch klar: Weil das HC das eindeutig hochwertigere Produkt ist - es sieht besser aus, ist langlebiger und der Hauptgrund für den Preisunterschied ist der Erscheinungstermin. Ich zahle eben mehr, wenn ich das Buch eher lesen will als wenn ich aufs TB warte. Der einzige kleine Vorteil des Taschenbuches ist das geringere Gewicht, ansonsten ist das HC der klare Punktsieger im direkten Vergleich und hat damit auch klar den Anspruch, als hochwertigeres Produkt den höheren Preis zu haben.


    Wenn ich aber die Lobeshymnen in diesem Forum bezüglich der vielen Vorteile der Ebooks höre, bin ich mir nicht sicher, ob es überhaupt erstrebenswert ist, ein HC zu kaufen oder doch lieber ein Ebook (einige Vorteile habe ich oben erwähnt, weitere sind im Ebook-Bereich zu finden). Der einzige Nachteil bei Ebooks scheint die nicht vorhandene Möglichkeit zur Weiterveräußerung zu sein. Mir erschließt sich diese Logik immer noch nicht.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)