Studienwahl-Rat für meine Freundin

  • Hallo,


    da ihr mir schon so sehr geholfen habt, welche Fächerkombinbationen ich eines Tages studieren soll, fragt sich nun eine meiner Freundinnen (ja, ich hab mehrere, aber selbstverständlich eben NUR eine feste Freundin. :grin), wie sie ihr Studium angehen soll.


    Fest steht, dass sie das wunderbare Fach der Europäischen Ethnologie, ein breitgefächertes kulturwissenschaftliches Studium, dass ziemlich zukunfts- und berufsorientiert lehrt. 80 % der Ethnologie-Studenten finden einen Job - das hat meine Freundin neben den Kulturen der Erde besonders überzeugt, dieses Studium als Hauptfach zu wählen.


    Nun fragt sie sich aber: Was soll ich dazu nehmen?


    Sie interessiert sich sehr für Politikwissenschaft und Geschichte.


    Aber sie will eben nur zwei Fächer studieren.


    Was wäre wohl besser, nicht nur eben passender, sondern auch zukunftsorientierter.


    Ich persönlich rate ihr zur Geschichte, weil es besser zur Ethnologie passt, und Politikwissenschaft angeblich nicht so viel mit Politik zu tun haben soll, wie der Name erscheinen lässt.


    Bin gespannt auf eure Meinungen.


    Zur Orientiertung der Studienplan der Ethnologie:


    http://www2.uibk.ac.at/volksku…plan/studienplan_bakk.pdf


    Gruß

  • Hi, His,
    freut mich zu hören, daß EthnologInnen in AT so gut unterkommen. Haben sie, bloß so nebenbei gefragt, bei dieser beeindruckenden Aussage, die natürlich nicht das mindeste mit Werbung zu tun hat, auch mal erwähnt, WO EthnologInnen heutzutage unterkommen?
    In Berufsfeldern, die ihrer Ausbildung entspricht oder so im Großen und Ganzen überall?
    Bei Ethnologie ist folgendes zu berücksichtigen: welche Länder sind Schwerpunkte an der Uni, an der ich studieren will? Nirgendwo kann alles gründlich abgedeckt werden.
    Ist das Studium so aufgebaut, daß man eher vor Ort lernt oder gibt es auch Feldforschung, d.h. Exkursionen?
    Bei diesen Exkursionen, die sehr wichtig sind fürs Lernen, muß bedacht werden, daß sich das mit dem Stundenplan eines anderen Fachs immer wieder überschneiden kann. Einfach ein praktischer Tip, ein Auge draufhalten.
    Und immer auch bedenken, daß es passieren kann, daß man wegen eines bestimmten Schwerpunktes Zeit haben muß, eventuell Sprachen dazuzulernen, wie Urdu oder Mongolisch oder Kurdisch...


    Zu Kombinationen:
    Geschichte und Ethnologie kann sich reiben, weil die Beschäftigung mit der europäischen Vergangenheit etwas ganz anderes ist, als, sagen wir mal, die Beschäftigung mit bäuerlichem Arbeitsgerät in Mittelasien.


    Politik könnte lohnenswert sein, wenn man gleichzeitig die politische Entwicklung der Länder, die ethnologisch untersucht werden, studiert. Das kann ganz gut zusammenwirken.
    Einfach mal in die Liste der angebotenen Lehrveranstaltungen gucken bzw. bei den Profs und sonstigen Leuten, die unterrichten, was die denn so als Schwerpunkt haben.
    Gruß
    magali


    PS.: Du als wilder Wikinger und bloß eine Frau! Mann, His, das ist aber ein Schlag!! :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Haben sie, bloß so nebenbei gefragt, bei dieser beeindruckenden Aussage, die natürlich nicht das mindeste mit Werbung zu tun hat, auch mal erwähnt, WO EthnologInnen heutzutage unterkommen?


    Da gibts es sogar eine Studie darüber:


    http://www.uni-koeln.de/phil-f…rkunde/lehre/Chancen.html


    Interessant, nicht?


    Ethnologestudenten stehen zum Teil besser da als manche Jurastudenten. :grin


    Zitat

    Bei Ethnologie ist folgendes zu berücksichtigen: welche Länder sind Schwerpunkte an der Uni, an der ich studieren will? Nirgendwo kann alles gründlich abgedeckt werden.


    Wie der Name Europäische Ethnologie schon sagt, ist Europa als Schwerpunkt gewählt, ziemlich EU-ausgerichtet.


    Zitat

    Ist das Studium so aufgebaut, daß man eher vor Ort lernt oder gibt es auch Feldforschung, d.h. Exkursionen?


    Alles.


    Zitat

    Politik könnte lohnenswert sein, wenn man gleichzeitig die politische Entwicklung der Länder, die ethnologisch untersucht werden, studiert. Das kann ganz gut zusammenwirken.


    Stimmt. Da gibt es einige Fachrichtungen, die für sie in Frage kommen könnten, wie internationale Politik.


    Zitat

    PS.: Du als wilder Wikinger und bloß eine Frau! Mann, His, das ist aber ein Schlag!!


    Ich bin auch nicht mehr der jüngste. :grin


    Gruß

  • ich finde sie sollte geschichte studieren. dann kann sie noch powi machen und sone sau nervige lehrerin werden, wenn sie denn kinder mag...


    sie sollte sich halt überlegen was sie später machen will. von jura und sonem käse würd ich immer abraten, das machen einfach zuviele... aber mit geschi, was will man da werden... außer lehrer natürlich...


    sie kann ja auch erstma "irgendwas" nehmen und sich umentscheiden. Bekannter von mir hat auch im Winter einfach seine Fächer geschmissen und überlegt was er anderes machen kann. die meisten entschieden sich doch nochma um?!

  • Hi Ironie,


    ich bin ja als Geschichte-Freak natürlich ziemlich parteiisch, aber wenn ich mir so Magalis Antwort ansehe, dann wäre wohl Poitikwissenschaft ein geeigneteres Nebenfach für Ethnologie.


    Geschichte ist zwar irre interessant und bringt viel Allgemeinwissen, aber was bringt es konkret für den Beruf?


    Da ist Politikwissenschaft mit dem von ihr bevorzugtem Fachbereich internationale Politik schon viel passender ...


    Lehrerin will sie nicht werden, höchstens Erwachsenenbildung


    Sie interessiert sich eigentlich für alle Berufsfelder, die im Studienplan der Ethnologie angegeben werden, wie zB Kultur, Medien, etc.


    Gruß

  • dann soll sie sich doch politikwissenschaften einfach anschauen... scheint am günstigsten zu sein...


    soso, His, dann würdest mich also unterstützen einen Geschichts LK zu nehmen?! :grin
    aber ich glaub das is sau schwer.... :-(

  • Zitat

    Original von Ironie
    sie kann ja auch erstma "irgendwas" nehmen und sich umentscheiden. Bekannter von mir hat auch im Winter einfach seine Fächer geschmissen und überlegt was er anderes machen kann. die meisten entschieden sich doch nochma um?!


    Find ich jetzt aber irgendwie eine komische Einstellung. Ich finde man soll sich vorher schon Gedanken darüber machen. Natürlich kann es immer mal vorkommen, dass es dann doch nicht das ist was man gedacht hat...aber einfach irgendwas nehmen :nono

  • Hi, His,
    das liegt einfach daran, daß die Ansätze der Fächer Geschichte und Ethnologie so unterschiedlich sind.
    In Geschichte lernst Du in erster Linie den Umgang mit schriftlichen Quellen. Du erwirbst eine Methode, bestimmte Techniken, die Dir ermöglichen, Texte dahingehend abzuklopfen, was in ihnen über Vorgänge steht, die vergangen, also historisch sind.
    Geschichte studieren heißt eigentlich nicht, Daten, Namen, Fakten lernen, das macht man mehr für sich, zuhause. So, wie man eine Sprache lernt. Da lernt man im Unterricht nicht Vokabeln, sondern eher die Anwendung der Vokabeln.
    Ethnologie, auch Europäische (sorry, habe ich mal wieder was überlesen. Ich bin ja doppelt so alt wie Du, Du Wikinger, da läßt es so langsam nach, ähem) gilt nicht der schriftlichen, sondern der sogenannten materiellen Kultur der Menschen, also Kleider, Trachten, Bauweise, aber auch so Dinge wie Märchen, Lieder, Sagen, die ja oft nicht schriftlich fixiert sind.
    Die Herangehensweisen KÖNNEN sich reiben.
    Pol.wiss. ist tatsächlich ein Studium, in dem Theorie im Vordergrund steht. Es geht vor allem um Staatstheorien, aber auch um die zeitgenössische Geschichte.
    Also, das was so in Europa seit den 50er Jahren abgeht, findet man eher in Pol.wiss. als in Geschichte. Die Fächer überschneiden sich da ein bißchen. Man kann im Fach Pol.wiss. schneller und direkter zum Wissen über die aktuelle Lage eines bestimmten europäischen Landes kommen.


    Ein beliebiges Beispiel: Deine Freundin beschäftigt sich mit Volkstrachten in Litauen. Dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, daß man im Fachbereich Politik eine Vorlesung zur EU-Integration Litauens findet als im Fachbereich Geschichte. Der würde eher eine Vorleseung zu Litauen im Mittelalter anbieten.
    Wenn man nun nach Litauen fährt und mit Leuten über ihre Trachten schwätzen will, ist es günstiger, wenn man ihre momentanen Lebensumstände kennt, als wenn wenn man weiß, wie ihre Uromis im Mittelalter gelebt haben.
    Aber deswegen ist Geschichte nicht schlecht, man muß bloß das Ziel beachten
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Ironie
    soso, His, dann würdest mich also unterstützen einen Geschichts LK zu nehmen?! :grin
    aber ich glaub das is sau schwer.... :-(


    Ach nein du, das glaub ich gar nicht.
    Ich selber hatte keinen, aber in meiner Schule waren die Geschichts-LKs wirklich total zufrieden (==> Kursfahrt nach ISTANBUL!! :-) )


    Ich denke, du solltest abschätzen, worauf du am meisten Lust hast- bei mir war es Bio und Deutsch :wave


    Dann lernt man auch lieber dafür.

  • Ich rate dazu, bei der Studienwahl auch die damit verbundenen beruflichen Aussichten in die Überlegungen einzubeziehen. Damit meine ich nicht allein die Chancen, im gelernten Beruf auch tatsächlich einen Job zu bekommen. Ich meine auch die sehr wichtige Frage, ob mir auch der Job, zu dem mich das entsprechnde Studium qualifiziert, Spaß machen wird bzw. meinen Neigungen und Vorstellungen entspricht.


    Nicht nur das Studium soll interessant sein und Spaß machen, sondern auch der Job, den ich später ausüben will. Das Studium dauert nur 5 Jahre, mit dem Beruf sollte man aber 35 Jahre glücklich werden können.


    Deshalb sind natürlich auch die Jobchancen zu eine Studium wichtig. Was habe ich von 5 interessanten und spannenden Jahren Studium, wenn ich den Rest meines Lebens mit Taxifahren (oder ähnlichem) verbringe?


    Deshalb rate ich immer, sich intensiv zu informieren, wie der Arbeitsalltag im entsprechenden Beruf aussieht.

  • Zitat

    Nicht nur das Studium soll interessant sein und Spaß machen, sondern auch der Job, den ich später ausüben will. Das Studium dauert nur 5 Jahre, mit dem Beruf sollte man aber 35 Jahre glücklich werden können.
    Deshalb sind natürlich auch die Jobchancen zu eine Studium wichtig. Was habe ich von 5 interessanten und spannenden Jahren Studium, wenn ich den Rest meines Lebens mit Taxifahren (oder ähnlichem) verbringe?


    Sorry, aber wie will man denn heute noch vor einem Studium sagen, was man denn werden will, außer man studiert Jura, Medizin, oder auf Lehramt? :grin


    Das geht heute nicht mehr!


    In allen Bereichen muss man den Job wechseln wie nichts: Man muss sich dauernd fortbilden, und neue Möglichkeiten offen halten.


    So gut wie niemand kann ewig seinen Traumjob leben!


    Ich bin der Auffassung, dass man einfach das studieren sollte, für das man sich interessiert, und auf die möglichen Berufsfelder, die ja zB in Ehtnologie von Kultur bis Medien sehr weit gefächert sind, achten sollte.


    Da meine Freundin in diesen Bereichen arbeiten möchte, ist doch dieses Studium ideal.


    Und je nachdem, welche Praktika sie macht, je nachdem, was sie besonderes im Studium interessiert, auf das wird sie sich dann schließlich konzentrieren und versuchen, sich zu spezialisieren. ;-)



    Was ich aber in der heutigen Zeit absolut nicht ausstehen kann, sind diese dauernden Belehrungen von Wichtig-Unwichtig-Experten: "Was wilst du denn mit diesem brotlosen Studium? Da wirste eines Tages Taxi-Fahren?"


    Das finde ich einerseits arrogant, aber auch dumm. (Dieses Kommentar ist aber nicht deine Aussage mit dem Taxi-Fahren bezogen, sondern allgemein :-))


    Eine Jobgarantie gibt es nirgends, aber es ist bewiesen, dass je höher die Bildung ist, um so niedriger die Wahrscheinlichkeit, langfristig arbeitslos zu werden.


    Mir sind Geisteswissenschaftler lieber, die gelernt haben, umfassend zu denken, als ein besserwisserischer Betriebswirtschafter, der sich nur über die Wirtschaft etwas sagen kann aber im Umgang mit den Mitmenschen im Gegensatz zu vielen Geisteswissenschaftern nicht gerade gesegnet sind.


    Für mich gibt es kein brotloses Studium, denn ein Studium ist Brot, es ist eine Basis für das weitere Leben, eine weitere Entwicklungsstufe.


    Sonst danke für deine Antwort. ;-)


    Gruß

  • Zitat

    Original von Historikus
    Sorry, aber wie will man denn heute noch vor einem Studium sagen, was man denn werden will, außer man studiert Jura, Medizin, oder auf Lehramt? :grin



    Lehramt? Selbst da studierst du nicht mehr zielgerichtet, wenn du einer oder eine von den "Bacheloropfern" bist...

  • Historikus,


    in zwei Dingen ich gebe Dir hier Recht:


    Man kann von der heutigen Arbeitsmarktsituation nicht auf die Verhältnisse in 5 Jahren schließen - gerade hier kommt es oft zu Schweinezyklen: Der Arbeitsmarkt für Maschinenbauer (oder Juristen, Lehrer etc.) sieht rosig aus, Absolventen werden mit Kußhand von der Uni weggeholt - und alle Welt beginnt nun solch ein Studium. Fünf Jahre später hat sich das Blatt völlig gewendet, der Bedarf nach Maschinenbauern (Juristen...) ist zurückgegangen, aber plötzlich gibt es eine Absolventenschwemme. Jetzt beginnt kaum jemand ein Studium in diesem Fach, weil der Arbeitsmarkt so beschissen aussieht, und 5 Jahre später hat man wieder genau das andere Bild...


    Auch ist es wichtig, dass man etwas studiert, was einen interessiert und was einem Freude macht.


    Trotzdem halte ich es für wichtig, dass man nicht nur die Studieninhalte bei der Auswahl des Studienfaches berücksichtigt, sondern noch mehr Wert darauf legen sollte, was man später mit diesem Studium anfangen kann.


    Denkt also bei der Studiunwahl nicht nur an die nächsten 5 Jahre, sondern darüber hinaus!


    Übrigens gebe ich Dir noch in einem dritten Punkt Recht, nämlich dass ein Studium wertvoll für die Persönlichkeitsentwicklung sein kann - es kann den eigenen Horizont erweitern, und das ist schon ein Wert an sich.



    Den Hinweis auf die Brotlosigkeit eines Studienganges würde ich aber keinesfalls als arrogant vom Tisch wischen, sondern ernsthaft in meine Zukunftsplanung mit einbeziehen. Überlege mal, wie frustrierend es sein kann, einen gelernten Beruf nicht ausüben zu können, und stattdessen zu einem langweiligen und niedrigqualifiziertem Job gezwungen zu sein, weil man nun mal sein Brot verdienen muß. (Das beziehe ich übrigens nicht konkret auf Ethnologie - zu diesem Berufsfeld habe ich keine hinreichenden Informationen, um mir einen fundierten Rat zuzutrauen.)


    Natürlich kann man sich auch für ein Studium mit schlechten Jobchancen entscheiden - man sollte sich nur über die Konsequenzen bewußt sein! Wenn man zu den Besten gehört und die Persönlichkiet stimmt, wird man auch mit solch einem Studium beruflichen Erfolg haben.