'Die Katze auf dem heissen Blechdach' - 1. Akt

  • Ich habe jetzt die ersten Seiten gelesen und mich hat die Beschreibung des Bühnenbildes gefangen genommen.
    Leider habe ich kein gutes Bild gefunden, wie man diese Rundum-Veranda, dann das Zimmer mit dem Bett und der riesigen Bar umgesetzt hat.
    Ein stimmungsvoller Auftakt!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Hier gibt es ein paar Bilder und auch einen kurzen Trailer zum Film mit Elizabeth Taylor und Paul Newman.


    Ich hatte der ersten Teil ja schon gestern gelesen, da ich glaubte die Leserunde begänne am 20. ;-) und bin schwer begeistert.


    Das mit den Regieanweisungen fühlte sich am Anfang etwas fremd und ungewohnt an, aber nur ganz kurz. Inzwischen finde ich diese Anmerkungen höchst interessant. Sie lockern die Dialoge ein wenig auf und machen die Atmosphäre noch intensiver - sofern das überhaupt noch mögich ist.


    Was für familiäre Abgründe sich da aus Maggies "Quasi-Monolog" eröffnen! Sie ist ja so was von bitter und enttäuscht, aber auch amüsant in ihrem Sarkasmus, vor allem in ihren Kommentaren zu den "halslosen Ungeheuern" :grin.


    Wie gut, dass ich mich zu dieser Leserunde angemeldet habe, das Stück ist wirklich klasse!

  • Leider habe ich dieses Stück auf keiner Bühne gesehen, aber ich kann mir den Raum sehr gut vorstellen (wobei es sicher hilft, daß ich mal mit meinen Mann in der Gegend war...).


    Der 1.Akt hat mir sehr gut gefallen. Die Schreibweise des Autors gefällt mir einfach sehr gut!Und mit Brick, Margaret, Mae, Grooper und den Big's sind ihm sehr anschauliche Figuren gelungen. Die Probleme kristallisieren sich langsam heraus... :wave


    edit:


    Zitat

    Original von Lumos
    Was für familiäre Abgründe sich da aus Maggies "Quasi-Monolog" eröffnen! Sie ist ja so was von bitter und enttäuscht, aber auch amüsant in ihrem Sarkasmus, vor allem in ihren Kommentaren zu den "halslosen Ungeheuern" :grin.


    Maggies Aussagen haben es wirklich in sich! Und die Kinder wurden mir (genau wie Mae) direkt unsympathisch... :rolleyes

  • Zitat

    Original von Lumos
    Hier gibt es ein paar Bilder und auch einen kurzen Trailer zum Film mit Elizabeth Taylor und Paul Newman.
    !


    Wie wohl alle mag auch ich den alten Film Die Katze auf dem heißen Blechdach mit Paul Newman und Elizabeth Taylor sehr. Nicht nur wegen den tollen Schauspielern sondern explizit wegen der psychologisch geführten Handlung.


    Es gab auch noch mindestens eine andere Verfilmung aus dem Jahr 1976 mit Robert Wagner und Natalie Wood, die ich damals ebenfalls sehr beeindruckend fand. Mit dem alten Klassiker kann sie dann aber doch nicht ganz mithalten.


    Da ich immer mehr zur Prosa neigte und zum Theater keine große Affinität habe las ich bisher wenig Schauspiel-Stücke Ich kenne daher von Tennessee Williams im vergleich zu anderen gro0en Amerikanischen Schriftstellern nur wenig.



    Die Dialoge von Tennessee Williams sind einfach nur brillant, das merkt man sofort.


    Da ich den Film ganz gut kenne, kann ich den Anfang des Stücks beim Lesen jetzt fast mitsprechen, so präsent sind mir die Details noch, z.B. Margarets zynisch-verzweifelte Bemerkung über halslose Kinder, die man trotz der Gehässigkeit ganz gut nachempfinden kann.
    Williams selbst stellt ja auch gleich klar, dass bei Maggie die Sätze nicht so abstoßend wirken wie sie klingen. (“Bei ihr klingt es irrsinnig komisch, weil sie dabei ständig mit den Augen zwinkert und sich vor Lachen fast nicht halten kann. Dadurch wird das Gesagte wieder aufgehoben.”, Seite 14/15)
    Williams Kommentare bestimmen den Text bisher genauso stark wie die Dialoge.

  • Den 1. Akt habe ich soeben verschlungen.
    Ich bin auf jeden Fall wieder begeistert, genau so wie ich es von "Endstation Sehnsucht" war.
    Die Beschreibung des Schauspiels, die Regieanweisungen, die Dialoge - alles ist so absolut überzeugend gelungen.
    Den Film habe ich noch nicht gesehen - wird aber nach der Lektüre auf jeden Fall nachgeholt.

  • Hier kommt jetzt mein 9999.buchrelevanter Beitrag bei der Büchereule:


    Ich gehe noch einmal an den Anfang des Buches.
    Dass dem Buch ein Zitat von dem walisischen Lyriker Dylan Thomas aus seinem Gedicht “Do not go gentle into that good night“ vorangestellt ist, hat mich überrascht.
    Dabei ist es inhaltlich passend ein Zwiegespräch eines Sohnes mit seinem todkranken Vater.


    Zitat

    And you, my father, there on the sad height,
    Curse, bless me now with your fierce tears, I pray.
    Do not go gentle into that good night.
    Rage, rage against the dying of the light!


    Dylan Thomas ist ein faszinierender Schriftsteller, ihm verdanke ich auch meine aktuelle persönliche Büchereulen-Signatur und die, die ich davor hatte.


    Jetzt zurück zu Akt 1:


    Was mich beschäftigt ist, dass Bricks Coolness und Gleichgültigkeit auf Maggie einen so großen Reiz ausübt. In dem Sinne, sie begehrt, was sie nicht bekommen kann.
    Dabei ist cool sein, also kalt, und übermäßige Ironie, die verletzt, doch eigentlich ein gesellschaftliches Armutszeugnis. Dennoch sind Ironie und Coolness bis heute anerkannte Werte. Naja!


    Durch die Sprache der Figuren, zum Beispiel altmodische Wörter wie “Scheibenkleister “(Big Mama, Seite 29) bekommt das Buch für mich an manchen Stellen ein sehr spezifisches Lesegefühl.


    Big Mama ist ziemlich resolut, fast schon aufdringlich, fragt doch sehr persönliches. Ich finde sie etwas anstrengend.

  • Zitat

    Original von Herr PalomarWas mich beschäftigt ist, dass Bricks Coolness und Gleichgültigkeit auf Maggie einen so großen Reiz ausübt. In dem Sinne, sie begehrt, was sie nicht bekommen kann.


    Das ist doch eigentlich "klassisch". Begehren die Menschen nicht sehr oft das am meisten, das nur sehr schwer zu bekommen ist? Lieben nicht z. B. Eltern i. d. R. das Kind am intensivsten, das am unzugänglichsten ist u.s.w.?


    Ich finde es schon fast aufreizend mit welcher Gleichgültigkeit er den teilweise sehr direkten Avancen von Maggie begegnet. Damit heizt er sie noch so richtig an ;-).

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Hier kommt jetzt mein 9999.buchrelevanter Beitrag bei der Büchereule:


    Trommelwirbel! :anbet


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich gehe noch einmal an den Anfang des Buches.
    Dass dem Buch ein Zitat von dem walisischen Lyriker Dylan Thomas aus seinem Gedicht “Do not go gentle into that good night“ vorangestellt ist, hat mich überrascht.
    Dabei ist es inhaltlich passend ein Zwiegespräch eines Sohnes mit seinem todkranken Vater.



    Dylan Thomas ist ein faszinierender Schriftsteller, ihm verdanke ich auch meine aktuelle persönliche Büchereulen-Signatur und die, die ich davor hatte.


    Danke für die Info! Gefällt mir sehr gut, das Gedicht. :-)


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Jetzt zurück zu Akt 1:


    Was mich beschäftigt ist, dass Bricks Coolness und Gleichgültigkeit auf Maggie einen so großen Reiz ausübt. In dem Sinne, sie begehrt, was sie nicht bekommen kann.
    Dabei ist cool sein, also kalt, und übermäßige Ironie, die verletzt, doch eigentlich ein gesellschaftliches Armutszeugnis. Dennoch sind Ironie und Coolness bis heute anerkannte Werte. Naja!


    Ich empfinde diese Coolness nur als Schutzschild vor einer inneren Leere. Mal sehen, um was Brick da trauert. Um seinen Freund, um die verlorene/nie gelebte Liebe zu ihm; um seinen kranken Vater oder die abgebrochene Sport-Karriere?
    Ein ziemlich kaputter Typ.


    Margaret schreit dem hinterher, was sie nicht haben kann: Ihren eigenen Mann! So nah und doch so fern, fällt mir dazu ein. Und natürlich der klassische Kleinkrieg um's Erbe- hier sogar bevor Big Daddy überhaupt gestorben ist.


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    Durch die Sprache der Figuren, zum Beispiel altmodische Wörter wie “Scheibenkleister “(Big Mama, Seite 29) bekommt das Buch für mich an manchen Stellen ein sehr spezifisches Lesegefühl.


    Big Mama ist ziemlich resolut, fast schon aufdringlich, fragt doch sehr persönliches. Ich finde sie etwas anstrengend.


    Ich finde sie eher erfrischend, zumindest schleicht sie nicht wie die Katze um den heißen Brei.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Mein Eindruck ist, Bricks Kühle Maggie gegenüber ist seine Art sie dafür zu bestrafen, dass sie seine Beziehung zu seinem Freund Skipper zerstört hat.
    Skipper, der große Footballstar, konnte sich seine liebenden Gefühle Brick gegenüber nicht eingestehen, die Maggie jedoch offensichtlich erkannte. Also musste sie gegen den Konkurrenten einschreiten. Indem sie eine Nacht mit Skipper verbracht hat. Skipper und Maggie haben gemeinsam gehabt, dass sie beide Brick teilweise vergeblich liebten, da Bricks Zurückhaltung anscheinend auch sein Naturell ist.


    Das Maggie so auf Brick fixiert ist, liegt zwar in erster Linie daran, dass sie ihn wirklich liebt, aber die finanzielle Situation ist für sie, die aus armen Verhältnisse stammt, auch wirklich mitbestimmend.
    Teilweise kann man sie verstehen, aber ihre extrovertierte Vorgehensweise ist grenzwertig.


    Jedenfalls hat schon Tennessee Williams diese Figur so schillernd und beeindruckend geschaffen und es ist nicht nur die Film-Diva Elisabteh Taylor, die die Figur im Film prägte, wie man hätte annehmen können.


    Positiv fallen mir auch einige Szenen auf, die neben der Dramatik auch eine gute Komik besitzen, z.B. als Brick mit der Krücke nach Maggie schlägt und hinfällt und dann das Kind hereinkommt.

  • Ich habe nun auch den 1. Akt gelesen und bin schon jetzt begeistert.
    Die Beschreibung des Bühnenbildes zu Beginn war sehr anschaulich und stimmungsvoll. Ich bin wirklich gespannt, wie dies im Film umgesetzt wurde (den werde ich auf alle Fälle dann schauen, wenn ich das Stück dann zu Ende gelesen habe).


    Margaret ist wirklich verzweifelt... Und ihre Kommentare wirken zum Teil schon wirklich gehässig (wobei ich immer schmunzeln muss, wenn sie die Kinder als "halslose Ungeheuer" beschreibt :grin).
    Sie wirkt trotz dieser Kommentare jedoch nicht unsympathisch.
    Herr Palomar hat ja folgendes Zitat vorhin schon angefügt:


    Zitat

    Original von Herr Palomar
    (“Bei ihr klingt es irrsinnig komisch, weil sie dabei ständig mit den Augen zwinkert und sich vor Lachen fast nicht halten kann. Dadurch wird das Gesagte wieder aufgehoben.”, Seite 14/15)


    Ich bin sehr gespannt, was es wirklich mit ihrer Beziehung zu Bricks auf sich hat... Dass Bricks dermaßen kalt sein kann, obwohl Margaret so emotional ist, verwundert mich wirklich sehr.


    An die Regieanweisungen musste ich mich anfangs auch ein wenig gewöhnen, da ich eigentlich so gut wie keine Schauspiele lese. Als ich mich dann ein wenig daran gewöhnt hatte, haben sie mir auch wirklich geholfen, das Gesagte noch intensiver zu erleben.


    Vor allem gegen Ende des 1. Aktes wurde es richtig packend. Ich bin auf alle Fälle neugierig, wie es weitergehen wird :-)



    Edit: Etwas vergessen zu schreiben...

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Ich hoffe ja, dass ich vielleicht irgendwann auch noch das Theaterstück auf einer Bühne sehen kann.
    Würde mich sehr interessieren.


    Ich werde mir auf jeden Fall die Inszenierung in Mainz nach unserer LR ansehen. Vielleicht hat ja jemand Lust, mitzukommen?
    Edit: Es gibt nur noch einen Termin, der 28.10.2012, 19.30 Uhr

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich werde mir auf jeden Fall die Inszenierung in Mainz nach unserer LR ansehen. Vielleicht hat ja jemand Lust, mitzukommen?
    Edit: Es gibt nur noch einen Termin, der 28.10.2012, 19.30 Uhr


    Die Bilder sehen wirklich interessant aus... Mainz ist halt leider doch ein ganzes Stück entfernt und ich denke, im Oktober wird alles ziemlich stressig - sonst wäre ich wirklich gerne hingegangen. Muss mal schauen, ob das in nächster Zeit noch irgendwo in der Nähe aufgeführt wird...

  • Ich hab nun ewig nichts mehr in Dialogform gelesen, aber nach kurzer Eingewöhnung war dies überhaupt kein Problem. Ich war ganz überrascht. Die Charaktere sind gut gezeichnet und erläutert, dieses Schlafzimmer hab ich fast bildlich vor mir.


    Maggie hat irgendwas falsch gemacht, was Brick ihr vorwirft. Aber irgendwie nur als stiller Vorwurf. Körperlich hat er sich ihr entzogen, seine einzige Zuneigung bekommt der Whiskey. Er ermuntert Maggie, die Scheidung einzureichen, warum macht er es nicht selbst? Hat er aufgrund seiner Lethargie auch hierzu keine Motivation mehr?


    Ich bin nun noch nicht völlig von der Stimmung gefangen, aber dieses Stück würde ich nun auch gerne auf einer Theaterbühne sehen.

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Ich werde mir auf jeden Fall die Inszenierung in Mainz nach unserer LR ansehen. Vielleicht hat ja jemand Lust, mitzukommen?
    Edit: Es gibt nur noch einen Termin, der 28.10.2012, 19.30 Uhr


    Ich würde sofort mitkommen, wenn Mainz nicht so weit entfernt von mir wäre. :-(


    Du musst auf jeden Fall berichten, wie es dir gefallen hat. :wave

  • Ich bin sehr beeindruckt von den starken Dialogen oder auch Monologen dieses Stückes. Außerdem beeindrucken mich die genaue Vorstellungen, die Williams von diesem Stück, seinem Bühnenbild, den Personen hat. Darin liest sich eine Leidenschaft, in der man sehr gut erkennen kann, wie wichtig ihm das Stück und einzelne Personen sind. Ich lese eine große Vorliebe für Maggie heraus. Wenn sie sich auch sehr hart äußert, versucht er sie trotzdem durch seine Regieanweisungen positiv darzustellen.


    Erstaunt bin ich auch darüber, wie nah der Film mit Liz Taylor doch am Stück ist. Ich habe den Film schon lange nicht mehr gesehen, aber ich habe doch das Gefühl, daß Dialoge teilweise 1:1 hier übernommen wurden. Der Film schwirrt ständig in meinem Kopf herum, während ich lese. Er hat mich damals so beeindruckt, daß ich gar nicht anders kann.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Ich würde sofort mitkommen, wenn Mainz nicht so weit entfernt von mir wäre. :-(


    Du musst auf jeden Fall berichten, wie es dir gefallen hat. :wave


    Ich habe eben auf der Karte geschaut, wo du her kommst. Ich muss gestehen, das wusste ich nicht. Das ist wirklich leider ein ganzes Stück weit weg. :-(
    Ich berichte auf jeden Fall. :wave

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin