'Die Katze auf dem heissen Blechdach' - 3. Akt

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  • Ich weiß nicht, ich würde nicht sagen, dass sie alle drei missglückt sind.

    Big Daddy und seine Ida - gut, da wird nicht mehr viel zu retten sein. Sie habe ihr Leben fast hinter sich, sind aneinander gewöhnt. Als Glück kann man das nicht bezeichnen, eher als Zweckgemeinschaft. Er hat ihr ein schönes, luxuriöses Leben geboten. Sie hat ihm Kinder geschenkt und sich um diese gekümmert. Schmales Fazit am Ende eines Lebens...


    Gooper und Mae - er ist der Macher und sie schaut zu ihm auf. Ich glaube, dass sie auf ihre Art und ihren Erwartungen entsprechend, die nicht meine Erwartungen an eine glückliche Ehe wären, glücklich und zufrieden sind. Wenn sie jetzt noch erben würden, wäre es perfekt für sie.


    Brick und Maggie - für die Beiden sehe ich noch die meiste Hoffnung, weil sie noch gar nicht wirklich miteinander gelebt haben oder es versucht haben. Jung verheiratet wendete sich Brick von seiner Frau ab. So musste sie immer kämpfen, um in seiner Nähe zu bleiben und ihn nicht ganz zu verlieren. Sie haben wirklich die Chance, miteinander neu anzufangen. Das glaube ich jedenfalls.

  • Missglückt nicht - aber an die Wand gefahren trifft es meiner Meinung nach ganz gut.


    Alle sind an einem Punkt angelangt, an dem es einen ( scheinbaren ) Stillstand gibt - es muss, es wird sich was ändern/entscheiden.
    Glücklich erscheint mir keine Ehe, auch die von Gooper und Mae nicht.


    Und Brick und Maggie - ich bin mir nichtmal so richtig sicher, ob ich den beiden eine gemeinsame Zukunft wünsche. :gruebel
    Denn sollte an der Homosexualität von Brick etwas dran sein, wäre es sicher keine gute Lösung an der Ehe festzuhalten.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Missglückt nicht - aber an die Wand gefahren trifft es meiner Meinung nach ganz gut.
    Alle sind an einem Punkt angelangt, an dem es einen ( scheinbaren ) Stillstand gibt - es muss, es wird sich was ändern/entscheiden.
    Glücklich erscheint mir keine Ehe, auch die von Gooper und Mae nicht.


    So sehe ich das auch. Aber als Beispiel einer typischen Ehe in dieser Zeit sehr gelungen gezeichnet.


    Zitat

    Original von Rosenstolz
    Und Brick und Maggie - ich bin mir nichtmal so richtig sicher, ob ich den beiden eine gemeinsame Zukunft wünsche. :gruebel
    Denn sollte an der Homosexualität von Brick etwas dran sein, wäre es sicher keine gute Lösung an der Ehe festzuhalten.


    Maggie übernimmt sich in meinen Augen mit dem Wunsch, Brick aus der Alkoholsucht zu helfen. Ein Kind rettet die Beziehung auf gar keinen Fall.
    Man spürt, wie sehr sie diese Ehe doch will, aber es ist bestimmt auch eine gute Portion schlechtes Gewissen dabei.


    Vielleicht weiß Brick selbst nicht, wie er nun sexuell orientiert ist. Ich nehme das so wahr, dass er so sehr Angst vor einer gesellschaftlichen Ächtung hat, dass er es gar nicht wagt, sich das selbst einzugestehen oder gar auszuprobieren.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Vielleicht weiß Brick selbst nicht, wie er nun sexuell orientiert ist. Ich nehme das so wahr, dass er so sehr Angst vor einer gesellschaftlichen Ächtung hat, dass er es gar nicht wagt, sich das selbst einzugestehen oder gar auszuprobieren.


    So ähnlich vermute ich das auch.
    Von daher finde ich es sehr schwierig, eine Prognose zu seiner weiteren Entwicklung im Leben zu erstellen.
    Brick ist ein Typ, den sehr vieles aus der Bahn werfen kann.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Gooper sehe ich so ähnlich wie ihr. Er tut mir in gewisser Weise auch richtig leid. Und irgendwie ist es auch unabsehbar was aus ihm werden wird, wenn wirklich Brick alles erbt ( wie wird er sich entwickeln? Sein Charakter? Sein Verhalten gegenüber seiner Familie? ). Natürlich ist Mae schrecklich - aber sie kommt mir auch vor wie ein kleines Mädchen, welches gefallen und es allen recht machen will. Und in Wahrheit doch unglücklich ist weil sie sieht, dass es nie ausreichen wird..........sie ihre Ziele nicht erreichen wird.


    Ob es für Brick und Maggie eine Zukunft geben wird? Schwierig zu sagen.
    Maggie belügt alle mit ihrer angeblichen Schwangerschaft - geglaubt hat es ihr, glaube ich, keiner. Auch Big Daddy nicht.
    Aber man sagt ja auch "Katzen haben sieben Leben". Von daher denke ich, dass Maggie nicht aufgeben wird, das zeigt ja auch die Schlussszene.


    Mir tut Gooper leid. Er hatte nie eine Chance sein Verhältnis zu seinen Eltern zu verbessern. Ich hatte beim Lesen den Eindruck, daß er nach der Geburt seines Bruders als Sohn überhaupt nicht mehr für seine Eltern existiert hat.


    Wir als Leser (oder Zuschauer des Stücks) finden ihn und seine Frau doch nur so schrecklich, weil Williams sie so darstellt. Er schreibt ihnen ein spiesbürgerliches Leben und Raffgierigkeit auf den Leib, was er beides, aufgrund seiner Persönlichkeit, verachtet und deshalb mögen wir die beiden nicht.


    Läßt man dies aber außer acht, kann man für beide, aber vor allem für Gooper doch nur Mitleid empfinden, was seine Kindheit und das Verhältnis zu seinem Bruder und seinen Eltern betrifft. Ich wünsche ihm fast, daß er mit seinem Leben, mit seiner Frau und seinen Kindern zufrieden sein könnte und nicht sein ganzes Leben hinter der Anerkennung durch seine Eltern herrennen müßte.


    Maggie, die Katze, die niemals aufgibt und sogar mit einer Lüge versucht ihre Vorteile zu nutzen. Man kann sie als starke Frau einfach nur bewundern. Die Frage ist, ob sie das bekommt, was sie sich erhofft.


    Ich mag übrigens diese Version des 3. Aktes lieber, denn sie ist ehrlicher.

  • Zitat

    Original von Saiya


    Wir als Leser (oder Zuschauer des Stücks) finden ihn und seine Frau doch nur so schrecklich, weil Williams sie so darstellt. Er schreibt ihnen ein spiesbürgerliches Leben und Raffgierigkeit auf den Leib, was er beides, aufgrund seiner Persönlichkeit, verachtet und deshalb mögen wir die beiden nicht.


    Läßt man dies aber außer acht, kann man für beide, aber vor allem für Gooper doch nur Mitleid empfinden, was seine Kindheit und das Verhältnis zu seinem Bruder und seinen Eltern betrifft. Ich wünsche ihm fast, daß er mit seinem Leben, mit seiner Frau und seinen Kindern zufrieden sein könnte und nicht sein ganzes Leben hinter der Anerkennung durch seine Eltern herrennen müßte.


    Dem stimme ich nur bedingt zu, ich würde Mae auch sonst nicht mögen, denn sie hat die unangenehme Eigenschaft sich mit dem Wind zu drehen ( was ihren Mann und auch Big Daddy und Big Mama betrifft ). Sie ist für mich ein typischer Mitläufercharakter. So wie Gooper leider ein Schwächling ist, geworden ist. Er hat es immer nur recht machen wollen um Anerkennung seiner Eltern zu bekommen und so nie einen eigenen Kopf gehabt.
    Was mich an den beiden stört, besonders bei Mae, ist die Habgier.
    Nein, ich mag die beiden so oder so nicht sonderlich.

  • Ich stimme dir zu, was Mae angeht.


    Bei Gooper sehe ich das einfach anders. Für Brick hat jeder - einschließlich mir - Verständnis, für Gooper niemand. Das empfinde ich als ungerecht. Er hatte im Gegensatz zu Brick nie eine Chance bei seinen Eltern. Deshalb kann ich ihn bis zu einem gewissen Grad verstehen und habe Mitleid mit ihm.


    Edit:
    Diesen Eindruck habe ich übrigens erst seit Lesen dieses Stückes. Im Film sind die beiden für mich kaum zu ertragen. Dort werden sie noch nerviger und aufdringlicher dargestellt.

  • Mitleid habe ich auch mit ihm, aus den von Dir genannten Gründen - allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Auch wenn man davon geprägt wird wie er, so hat doch jeder selbst sein Leben in der Hand und kann das Beste daraus machen.
    Du hast recht, im Film kommt das Problem leider nur wenig zum Vorschein.

  • Big Mama läuft hier zur Hochform auf. Erstaunlich fand ich ihre Loyalität zu Big Daddy, so wie er sie zuvor abgekanzelt hat.


    Zitat

    Original von Saiya
    Bei Gooper sehe ich das einfach anders. Für Brick hat jeder - einschließlich mir - Verständnis, für Gooper niemand. Das empfinde ich als ungerecht. Er hatte im Gegensatz zu Brick nie eine Chance bei seinen Eltern. Deshalb kann ich ihn bis zu einem gewissen Grad verstehen und habe Mitleid mit ihm.


    Das sehe ich ähnlich. Gooper ist schon eine arme Socke, so offensichtlich wie ihm gezeigt wird, dass er seinen Eltern so gar nichts bedeutet. Ich frage mich, warum das wohl so ist :gruebel. Ich glaube, das wird nirgendwo deutlich, oder?


    Überhaupt schockierte mich manchmal die schonungslose Offenheit, mit der zumindest Teile der Familie miteinander umgehen. In erster Linie ja Big Daddy, der vielleicht angesichts seines baldigen Ablebens das "Taktieren" leid ist und kein Blatt mehr vor den Mund nimmt.


    Ob Maggies Plan wohl aufgehen wird? Alles scheint möglich.


    Mir hat dieser III. Akt auch besser gefallen, als die andere Variante.

  • Zitat

    Original von Clare
    Ich denke auch, dass es sich zu leicht macht, wer gleich springt. Gerade die Schwierigkeiten sind es, die uns reifen lassen, lernen lassen.


    Mae und Maggie bleiben aber auf dem Dach, weil keine der Anderen die Genugtuung lassen will, dass diese es länger ausgehalten hat, zumindest ist das am Anfang des Stückes so.
    Margaret entwickelt sich weiter. Anfangs ist ihr der Besitz wichtig, den Gooper und Mae nicht bekommen sollen. Das ändert sich. Je mehr die Situation eskaliert, umso mehr wendet sie den Blick auf die Menschen neben sich; auf den kranken Big Daddy, der sich Liebe wünscht, zu der er so schlecht fähig ist; auf die traurige Big Mama, der das Leben davonschwimmt und die zurückblickt auf ein Leben und nicht davon zehren kann; auf ihren Ehemann Brick, der zerbrochen ist beim Tod seiner Stütze Skipper und sich allein nicht mehr zusammensetzen kann...


    Maggie macht in diesem Stück eine Entwicklung durch, die Mae nicht schafft. Sie denkt mehr an die Menschen um sich herum und nicht nur an sich selbst. Dadurch ist sie für mich die positivste Person des Stückes!


    Zitat

    Original von nofret78
    Das Ende ist für mich zum Stück stimmig ( jetzt muss ich aufpassen, das ich nicht Stück und Film mische, den habe ich gestern Nacht noch angeschaut ), ich sehe durchaus noch eine Chance für Brick und Maggie - allerdings wird das ein hartes Stück Arbeit.
    Für mich ist Gooper auch mit einer gewissen Tragik verbunden, der nie geliebte Sohn, der doch einfach nur etwas Anerkennung wollte. Und dann gerät er noch ein Weib wie Mae...

    Diese Ende gefällt mir auch sehr gut. Es "paßt" einfach... :gruebel


    Aber glücklich sind alle Personen nicht! Weder mit ihren Partnern, noch mit ihrer Situation! :wave

  • Zitat

    Original von bibliocat


    Aber glücklich sind alle Personen nicht! Weder mit ihren Partnern, noch mit ihrer Situation! :wave


    Richtig. Aber vielleicht gelingt es einigen von ihnen, sich das Glück zu erkämpfen. Ich hoffe es zumindest :-)

  • Zitat

    Original von Nabi
    Die Diskussionen bezüglich des Titels finde ich sehr interessant...
    Wenn man den englischen Originaltitel "Cat on a Hot Tin Roof" hernimmt, dann kann man das mit der englischen Redensart "to be like a cat on a hot tin roof" verknüpfen, was im Deutschen dem "wie auf glühenden Kohlen sitzen" gleichkommt.


    Danke für die interessante Erklärung. :wave

  • Ich lese garantiert kein Theaterstück mehr ... :lache


    Ich quäle mich wirklich etwas, obwohl das Szenario nicht schlecht ist! Bin jetzt zumindest gespannt, was der zweite III. Akt beinhaltet!



    Interessant finde ich, dass der am wenigsten nach Liebe buhlt, sie dann auch erhält. Fast nach dem Motto "Druck erzeugt Gegendruck" irgendwie??? :gruebel

  • Gooper tut mir auch leid, muss schrecklich sein von Eltern immer so zurückgestoßen zu werden. Zum Teil kann ich sogar verstehen, dass er verhindern will, dass Brick die Farm bekommt, ein Alkoholiker wie er würde die Farm doch innerhalb kürzester Zeit gegen die Wand fahren und das nur weil Big Daddy blind in Bezug auf seinen Jüngsten ist.
    Wie Gooper die Sache angeht, finde ich allerdings auch gar nicvht gut.