'Die Katze auf dem heissen Blechdach' - 3. Akt

  • In der ersten Fassung taucht Big Daddy im 3. AKt nicht mehr auf, sondern stirbt/leidet geräuschvoll im Hintergrund. Maggie ist die Gute, Brick der Schicksalsvolle.


    Ein wenig tut mir aber auch Gooper leid. Okay, er ist der Streber, der nun das Erbe für sich beansprucht, da es bei Brick wahrscheinlich verwahrlost. Aber hat er nicht recht? Er muss ertragen, dass er nicht mal als Sohn akzeptiert wird. Und das nur, weil er Big Daddy nicht ähnlich genug ist. Big Daddy ist ungerecht und seine komplette Lieber bekommt komischerweise der Zweit- und nicht Erstgeborene. Er wurde vom Vater verstoßen, weil er mehr Kopf- als Feldarbeiter ist. Heftiges Schicksal. Von daher ist es schon verständlich, dass er (und Mae) so handeln. Es kommt halt nur sehr berechnend rüber und erreicht somit nicht die Sympathien beim Leser.


    Mir hat dieser Version des 3. Aktes besser gefallen als die andere.

  • Zitat

    Original von xexos
    In der ersten Fassung taucht Big Daddy im 3. AKt nicht mehr auf, sondern stirbt/leidet geräuschvoll im Hintergrund. Maggie ist die Gute, Brick der Schicksalsvolle.


    Ein wenig tut mir aber auch Gooper leid. Okay, er ist der Streber, der nun das Erbe für sich beansprucht, da es bei Brick wahrscheinlich verwahrlost. Aber hat er nicht recht? Er muss ertragen, dass er nicht mal als Sohn akzeptiert wird. Und das nur, weil er Big Daddy nicht ähnlich genug ist. Big Daddy ist ungerecht und seine komplette Lieber bekommt komischerweise der Zweit- und nicht Erstgeborene. Er wurde vom Vater verstoßen, weil er mehr Kopf- als Feldarbeiter ist. Heftiges Schicksal. Von daher ist es schon verständlich, dass er (und Mae) so handeln. Es kommt halt nur sehr berechnend rüber und erreicht somit nicht die Sympathien beim Leser.


    Mir hat dieser Version des 3. Aktes besser gefallen als die andere.


    Gooper ist schon eine tragische Gestalt, finde ich auch. Sein ganzes bisheriges Leben lang hat er wahrscheinlich versucht, Big Daddy alles recht zu machen und konnte trotzdem nie erreichen, dass der ihn so liebte wie seinen Bruder. So etwas soll es geben.
    Mir tat Gooper immer ein bisschen Leid. Mit so einer Frau gestraft, so viele Kinder in die Welt gesetzt, nur um die Familie zu vergrößern und als der erfolgreiche Sohn und beste Kandidat für eventuelle Erbschaften dazustehen...Aber ich glaube nicht, dass alles Berechnung war. Er fühlte sich immer zurückgesetzt und tat alles, um zu gefallen. Was hätte er vielleicht lieber aus seinem Leben gemacht? Wir wissen es nicht. Ich finde das bedauernswert.

  • Gooper sehe ich ganz ähnlich wie ihr.
    Vom Kopf her gebe ich ihm Recht. Er hätte die Unternehmensleitung eigentlich mehr verdient als Brick.
    Doch das Gefühl sagt, er würde das Unternehmen kopfgesteuert, aber ohne Herz führen, also vermutlich ist Brick doch die bessere Wahl!
    Ideal wäre es eigentlich, wen sie sich zusammentun würden.

  • Ein offenes Ende...
    ...kriegen Maggie und Brick noch einmal die Kurve?
    ...entzweien sich die Brüder total?


    Der Titel geht mir nicht aus dem Kopf.
    Warum sucht die Katze sich so einen irrsinnigen Platz aus und springt nicht runter?
    Oder hier: Warum halten die Beteiligten an dem fest, das sie quält?
    Aus Habsucht, aus Schuldgefühlen, aus Gewohnheit, was meint ihr?

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Manchmal muss man einfach aushalten auf dem heißen Blechdach!
    Wer immer sofort springt, geht den Schweirigkeiten nur aus dem Weg!


    ...oder bekommt aus der Distanz eine andere Sicht.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Clare
    Ich glaube, dass die Chancen für eine Zusammenarbeit der Brüder schlecht stehen. Vielleicht sind es auch gar nicht so sehr Brick und Gooper, die so unvereinbar sind, sondern vielmehr deren Ehefrauen...


    Brick und Gooper sind auf jeden Fall sehr unterschiedlich, gemein haben sie die unangemessenen Erwartungen durch ihren Big Daddy! Fatal!

  • Ich denke auch, dass es sich zu leicht macht, wer gleich springt. Gerade die Schwierigkeiten sind es, die uns reifen lassen, lernen lassen.


    Mae und Maggie bleiben aber auf dem Dach, weil keine der Anderen die Genugtuung lassen will, dass diese es länger ausgehalten hat, zumindest ist das am Anfang des Stückes so.
    Margaret entwickelt sich weiter. Anfangs ist ihr der Besitz wichtig, den Gooper und Mae nicht bekommen sollen. Das ändert sich. Je mehr die Situation eskaliert, umso mehr wendet sie den Blick auf die Menschen neben sich; auf den kranken Big Daddy, der sich Liebe wünscht, zu der er so schlecht fähig ist; auf die traurige Big Mama, der das Leben davonschwimmt und die zurückblickt auf ein Leben und nicht davon zehren kann; auf ihren Ehemann Brick, der zerbrochen ist beim Tod seiner Stütze Skipper und sich allein nicht mehr zusammensetzen kann...

  • Ich meine mit dem Springen nicht unbedingt eine Flucht, sondern eine Veränderung.


    Brick hat es am schwersten, finde ich. Dass er aufgelegt hat als sein Freund ihn am dringensten brauchte, da bleiben sichrelich lebenslange Vorwürfe.


    Bei den älteren Herrschaften kann ich das auch verstehen. Big Mama und Daddy leben ihr eigenes Leben und zumindest sie scheint ihn ja zu lieben.


    Ob Maggie und Brick es schaffen, ihre Beziehung in den Griff zu kriegen?
    Sie wirkt auf mich schon auch sehr verletzt und verzweifelt. Hoffentlich verbrennt sie nicht da oben.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Manchmal muss man einfach aushalten auf dem heißen Blechdach!
    Wer immer sofort springt, geht den Schwierigkeiten nur aus dem Weg!


    Soll denn das heiße Blechdach ein Synonym für Schwierigkeiten sein? Heutzutage liegen die Katzen ja weniger auf Blechdächern, sondern auf Automotorhauben. Und dort liegen sie freiwillig, da sie sich dort aufwärmen können und diese Wärme genießen. Für Maggie ist das heiße Dach die finanzielle Sicherheit und der soziale Aufstieg, die sie nur durch die Heirat geschafft hat. Allerdings kann sie sich auch daran verbrennen.

  • Die Diskussionen bezüglich des Titels finde ich sehr interessant...
    Wenn man den englischen Originaltitel "Cat on a Hot Tin Roof" hernimmt, dann kann man das mit der englischen Redensart "to be like a cat on a hot tin roof" verknüpfen, was im Deutschen dem "wie auf glühenden Kohlen sitzen" gleichkommt.
    Ich finde, dass dies Margaret eigentlich sehr gut beschreibt: sie wirkt die meiste Zeit sehr nervös und kann einfach nicht ruhig bleiben.
    Ich denke wenn man wie auf glühenden Kohlen sitzt, dann bedeutet das, dass man irgendwie auf etwas wartet. Man ist aufgeregt, weiß nicht was kommen wird, hofft sich aber ein bestimmtes Ereignis herbei... Deswegen wäre es wohl auch nicht gerade effektiv einfach den derzeitigen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Vielmehr muss man weiter auf dem heißen Blechdach ausharren und hoffen, dass letztendlich alles irgendwie doch noch seinen gewünschten Ausgang nehmen wird.

  • Zitat

    Original von Nabi
    Die Diskussionen bezüglich des Titels finde ich sehr interessant...
    Wenn man den englischen Originaltitel "Cat on a Hot Tin Roof" hernimmt, dann kann man das mit der englischen Redensart "to be like a cat on a hot tin roof" verknüpfen, was im Deutschen dem "wie auf glühenden Kohlen sitzen" gleichkommt.


    Danke, Nabi, das Sprichwort kannte ich nicht. :knuddel1


    Zitat

    Original von Nabi
    Ich finde, dass dies Margaret eigentlich sehr gut beschreibt: sie wirkt die meiste Zeit sehr nervös und kann einfach nicht ruhig bleiben.
    Ich denke wenn man wie auf glühenden Kohlen sitzt, dann bedeutet das, dass man irgendwie auf etwas wartet. Man ist aufgeregt, weiß nicht was kommen wird, hofft sich aber ein bestimmtes Ereignis herbei... Deswegen wäre es wohl auch nicht gerade effektiv einfach den derzeitigen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Vielmehr muss man weiter auf dem heißen Blechdach ausharren und hoffen, dass letztendlich alles irgendwie doch noch seinen gewünschten Ausgang nehmen wird.


    Ich wehre mich immer gegen so eine fatalistische Einstellung. Wer soll denn eine Veränderung herbeiführen, wenn nicht man selbst?
    Jeder ist seines Glückes Schmied...das heißt nicht, dass ich finde, dass man vor Schwierigkeiten davonlaufen soll.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch


    Danke, Nabi, das Sprichwort kannte ich nicht. :knuddel1


    Keine Ursache :knuddel1 Ich dachte, dass das vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel bringen könnte, da es ja das Sprichwort in dieser Form bei uns nicht gibt :-)


    Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich wehre mich immer gegen so eine fatalistische Einstellung. Wer soll denn eine Veränderung herbeiführen, wenn nicht man selbst?
    Jeder ist seines Glückes Schmied...das heißt nicht, dass ich finde, dass man vor Schwierigkeiten davonlaufen soll.


    Ich denke, dass es da auch wichtig ist, das richtige Maß zu finden. Sofort aufzugeben und davonzulaufen ist keinesfalls der richtige Weg. Ewigkeiten ausharren - in der Hoffnung, dass sich doch noch etwas ändern könnte - ist wohl genauso falsch.
    Wenn ich an Margarets Stelle wäre, wüsste ich allerdings wirklich nicht, wie ich eine grundlegende Veränderung herbeiführen könnte. Ich glaube, dass sie sich einfach so quält, da sie Brick wirklich liebt und sie es einfach nicht ertragen könnte, wenn das alles ein schlechtes Ende nehmen würde. Ob sie sich dadurch jedoch vielleicht mehr Schaden zufügt, als wenn sie einfach "vom heißen Blechdach springt" - wer weiß das schon. Ich denke, sie hält einfach noch immer daran fest, dass sich alles zum Guten wenden wird. Wenn sie aufgeben würde, dann könnte sie nie erfahren, ob nicht vielleicht doch alles wieder Gut geworden wäre. Aber wie gesagt - ich finde, dass das wirklich schwierig ist zu entscheiden, wie lange man daran festhält und wann man am besten loslässt.

  • Dieses Stück wird mich sicher noch länger nachgehen...Selten sah ich mich so unfähig meine Gedanken zu ordnen und nieder zu schreiben wie bei diesem kleinen Büchlein hier, das doch so viel enthält!
    Das Ende ist für mich zum Stück stimmig ( jetzt muss ich aufpassen, das ich nicht Stück und Film mische, den habe ich gestern Nacht noch angeschaut ), ich sehe durchaus noch eine Chance für Brick und Maggie - allerdings wird das ein hartes Stück Arbeit.
    Für mich ist Gooper auch mit einer gewissen Tragik verbunden, der nie geliebte Sohn, der doch einfach nur etwas Anerkennung wollte. Und dann gerät er noch ein Weib wie Mae...
    Auch Big Daddy hatte mein Mitgefühl, auch wenn er vielleicht nicht immer der Netteste Mensch war und seine Fehler ( wer hat die nicht?) hat - aber ihm so etwas Schwerwiegendes verschweigen? Zumindest hat er sich in Brick nicht getäuscht ( das er seine Zuneigung hat ), denn er ist der Einzige der ihm die Wahrheit sagt, wenn sie ihm auch eher rausrutscht. Ich denke mit etwas mehr Zeit könnte sich bei den beiden eine Vater-Sohn-Beziehung entwickeln, denn mit diesem Gespräch haben sie den Damm zwischen sich eine Riß verpasst.
    Maggie die Katze, ihr wünsche ich einfach, dass sich alles zum Guten wendet, denn mir war diese Figur sehr sympathisch!
    Nun werde ich mich später dem anderen 3. Akt widmen...

  • Gooper sehe ich so ähnlich wie ihr. Er tut mir in gewisser Weise auch richtig leid. Und irgendwie ist es auch unabsehbar was aus ihm werden wird, wenn wirklich Brick alles erbt ( wie wird er sich entwickeln? Sein Charakter? Sein Verhalten gegenüber seiner Familie? ). Natürlich ist Mae schrecklich - aber sie kommt mir auch vor wie ein kleines Mädchen, welches gefallen und es allen recht machen will. Und in Wahrheit doch unglücklich ist weil sie sieht, dass es nie ausreichen wird..........sie ihre Ziele nicht erreichen wird.


    Ob es für Brick und Maggie eine Zukunft geben wird? Schwierig zu sagen.
    Maggie belügt alle mit ihrer angeblichen Schwangerschaft - geglaubt hat es ihr, glaube ich, keiner. Auch Big Daddy nicht.
    Aber man sagt ja auch "Katzen haben sieben Leben". Von daher denke ich, dass Maggie nicht aufgeben wird, das zeigt ja auch die Schlussszene.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Gooper sehe ich so ähnlich wie ihr. Er tut mir in gewisser Weise auch richtig leid. Und irgendwie ist es auch unabsehbar was aus ihm werden wird, wenn wirklich Brick alles erbt ( wie wird er sich entwickeln? Sein Charakter? Sein Verhalten gegenüber seiner Familie? ). Natürlich ist Mae schrecklich - aber sie kommt mir auch vor wie ein kleines Mädchen, welches gefallen und es allen recht machen will. Und in Wahrheit doch unglücklich ist weil sie sieht, dass es nie ausreichen wird..........sie ihre Ziele nicht erreichen wird.


    Gooper empfinde ich auch so.
    Mae himmelt ihren Gooper auch ein Stück weit an, das hat ihm bestimmt auch gut getan.
    Alle drei Ehen sind eigentlich richtig an die Wand gefahren.


    Zitat

    Original von Rosenstolz
    Ob es für Brick und Maggie eine Zukunft geben wird? Schwierig zu sagen.
    Maggie belügt alle mit ihrer angeblichen Schwangerschaft - geglaubt hat es ihr, glaube ich, keiner. Auch Big Daddy nicht.
    Aber man sagt ja auch "Katzen haben sieben Leben". Von daher denke ich, dass Maggie nicht aufgeben wird, das zeigt ja auch die Schlussszene.


    Das hast du schön gesagt, Rosenstolz. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin