'Die Katze auf dem heissen Blechdach' - 3. Akt, Fassung der New Yorker Produktion (Kazan-Fassung)

  • Diese Version von Kazan des 3. Aktes unterscheidet sich in einigen Punkten von der ursprünglichen Version. Welche wurde denn verfilmt?


    Hier gibt es plötzlich ein Gewitter und die Hausangestellten tauchen in den Nebenrollen noch auf. Noch wesentlich ist der zweite Auftritt von Big Daddy, der für mich nicht so glaubhaft und überflüssig ist. Auch Brick verändert sich. Plötzlich verteidigt er Maggie nach ihrer Lüge und er wehr sich weniger dagegen, zu Maggie ins Bett zu gehen.


    Leichte dramaturgische Veränderungen, die meiner Meinung nicht erforderlich waren. Das was erzählt werden soll, passiert nicht mehr so intensiv zwischen den Zeilen, sondern wird stärker in die Handlungen und Worte eingearbeitet.

  • Ich weiß nicht, ob ihr zwischen den beiden Fassungen des 3. Aktes die Bemerkungen des Autors habt.
    Williams schreibt da von den widerstreitenden Gefühlen des Autors, wenn, und scheint durchaus üblich gewesen zu sein, etwas am Stück geändert wird bevor es aufgeführt wird. Williams konnte wohl recht gut mit Kazan arbeiten, war aber trotzdem besorgt.


    In der ersten Fassung ist Big Daddy nicht mehr präsent, außer als stöhnendes Geräusch im Hintergrund. Williams hatte Sorge, dass er zu sehr in den Vordergrund treten könnte, denn am Ende sind andere Personen wichtiger.


    Was geschönt sein soll, weiß ich auch nicht.
    Am ehesten würde ich sagen, dass die Veränderung, die unter dem Einfluss der Ereignisse mit Brick vorgeht, mir einfach zu abrupt ist und auch nicht zu meinen Vorstellungen passt. In der Kazan-Fassung bewundert Brick plötzlich Maggies Mut, ja sie selbst. Er ist scheinbar bereit für einen Neuanfang, einfach so, und ich finde einfach, dass das nicht zu seinem Wesen passt.


    Mir gefällt die erste, originale Fassung besser.

  • Mir gefällt auch die erste Fassung besser.
    Ich finde, die zweite hat an Intensität verloren.
    Besonders Maggies Schluss-Statement sagt mir nicht zu.


    Meine erste Begegnung mit Williams hat mir sehr gefallen. Danke, dass ich ihn mit euch entdecken durfte. :knuddel1

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von xexos
    @ Herr Palomar: Wie kommst Du darauf, dass an der 2. Fassung etwas geschönt ist?


    Dabei bezog ich mich nur auf die Kurzbeschreibung im Buch:

    Zitat

    Der Band enthält jedoch nicht nur das für die Broadway-Uraufführung geschönte Ende der zweiten Fassung von Tennessee Williams, sondern auch das ursprüngliche Ende der Originalfassung.

  • Vielleicht ist damit gemeint, dass Brick und Maggie am Ende der Broadway-Fassung sich ein wenig einander zuwenden und Maggie fest davon überzeugt ist, Brick wieder glücklich zu machen. Da liegt ein bisschen Hoffnung in der Luft.
    Das gefällt mir persönlich nicht so. Das wirkt so, als muss man den Leser mit der Nase darauf stoßen, dass es auch ein gutes Ende geben kann.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Vielleicht ist damit gemeint, dass Brick und Maggie am Ende der Broadway-Fassung sich ein wenig einander zuwenden und Maggie fest davon überzeugt ist, Brick wieder glücklich zu machen. Da liegt ein bisschen Hoffnung in der Luft.
    Das gefällt mir persönlich nicht so. Das wirkt so, als muss man den Leser mit der Nase darauf stoßen, dass es auch ein gutes Ende geben kann.


    Kann ich so nur unterschreiben. Mir persönlich hat das andere Ende besser gefallen. Wie ja auch bereits schon angemerkt wurde, hat Brick sich viel zu abrupt um 180 Grad gedreht... Das kam mir irgendwie alles in allem zu konstruiert vor.
    Wie gesagt - das Ende der Originalfassung passte für mich einfach besser zum Rest des Stückes.

  • Auch mir gefällt das ursprüngliche Ende wesentlich besser. Es ist viel echter, passender und authentischer.


    In der Kazan-Fassung treten mir plötzlich zuviele ( unnötige ) Personen auf, es wird eine gewisse Hektik erzeugt, die mir nicht gefällt.
    Zudem ist die Wandlung ( wenn auch teilweise nur angedeutet ) von Brick viel zu abrupt um überzeugend sein zu können.

  • Ich habe unter "geschönt" diese Art "Happy-End" verstanden. Ich denke, daß Kazan genau solch ein Ende wollte, um mehr Zuschauer für das Stück zu begeistern.


    Der Film ist doch auch an diesen Schluß angelehnt, oder erinnere ich mich da falsch?

  • Da erinnerst Du Dich richtig :-)
    Mir gefällt dieses Ende etwas besser, da sich eher abzeichnet, das Maggie und Brick noch eine Chance haben könnten. Die Zusatzfiguren hätte es allerdings meines Erachtens nicht gebraucht.

  • So ganz ohne Aussicht ist doch auch das Ende der ersten Variante nicht.


    Die vom Autor aufgeführten Gründe für die von Kazan gewünschten Änderungen des III. Aktes klingen für mich schon nachvollziehbar, trotzdem wären sie für mich nicht zwingend. Die erste Fassung ist irgendwie stimmiger - und, wie gesagt, auch nicht ganz ohne Hoffnung für Brick und Maggie. Bestimmt bleibt sie dran ;-).

  • Zitat

    Original von Saiya
    ...
    Der Film ist doch auch an diesen Schluß angelehnt, oder erinnere ich mich da falsch?


    Im Film läuft das Finale noch ein bisschen anders.
    Im Film finden sich mehr Handlungsorte als im Stück, Flugplatz, Garten, Brick und Maggies Zimmer, Keller, Wohnzimmer im Erdgeschoss. Das Stück selber spielt in Brick und Maggies Zimmer.


    Im Film taucht Big Daddy, wie in der Urfassung des 3. Aktes, nicht mehr auf. Er bleibt im Keller, wo das Gespräch mit Brick stattgefunden hat.
    Zum Schluss des Films gibt es aber wirklich eine deutlichere Ahnung davon, dass zwischen Margaret und Brick alles gut werden kann und sie ein Kind zeugen könnten, ganz wie sie es Big Mama versprochen haben, aber nicht so süßlich wie in der Kazan-Fassung, finde ich jedenfalls. Brick hat sich auch im Film seinen Zynismus bewahrt und fällt nicht von einem Extrem ins andere wie bei Kazan.

  • Ach, agnz vergessen: Ist euch aufgefallen, dass Brick zu Maggie zum Schluss den gleichen Satz sagt, wie Big Daddy im 2. Akt zu Big Mama sagt, als sie beklagt, dass er ihr nie geglaubt hat, dass sie ihn wirklich trotz allem geliebt hat:


    "Wäre schon komisch, wenn's wahr wäre!"

  • Zitat

    Original von Clare
    Ach, agnz vergessen: Ist euch aufgefallen, dass Brick zu Maggie zum Schluss den gleichen Satz sagt, wie Big Daddy im 2. Akt zu Big Mama sagt, als sie beklagt, dass er ihr nie geglaubt hat, dass sie ihn wirklich trotz allem geliebt hat:


    "Wäre schon komisch, wenn's wahr wäre!"


    Stimmt! Das ist wirklich auffallend. Anscheinend können sich beide nicht vorstellen, dass sie von ihren Frauen geliebt werden. Vielleicht weil sie sich selbst nicht für liebenswert halten :gruebel - oder sich selbst nicht lieben können...

  • Zitat

    Original von Lumos


    Stimmt! Das ist wirklich auffallend. Anscheinend können sich beide nicht vorstellen, dass sie von ihren Frauen geliebt werden. Vielleicht weil sie sich selbst nicht für liebenswert halten :gruebel - oder sich selbst nicht lieben können...


    Ich lese dieses Stück nun schon zum xten Mal, und trotzdem finde ich noch neue Dinge, wie diese Wiederholung. Und deshalb schätze ich die Stücke von Williams so! :anbet