E. M. Ross - Desperate Angels (Band 1)

  • Klappentext:
    Drei tote Teenager in Virginia: blutjung, superreich und unschuldig. Man findet jedes der ermordeten Mädchen arrangiert als Engel in weißem Rüschenkleid mit betenden Händen, einem Engelsflügeltattoo und Sperma. Die Spezialeinheit des FBI rekrutiert den jungen Agenten Nathaniel Caim, der die Sonderkommission Angel als Profiler unterstützen soll. Als er undercover mit seiner abgebrühten Partnerin Tandra Romano okkulte Sekten infiltriert, fängt unerwartet für ihn selbst ein abartiger Albtraum an: Tandra wird während eines Rituals brutal vor seinen Augen abgeschlachtet, Nathaniel hält man anschließend monatelang in einer winzigen Zelle in Dunkelhaft, er wird allabendlich tätowiert und vergewaltigt. Knapp mit dem Leben entkommen, doch psychisch wie physisch fürs Leben gezeichnet, muss er bald feststellen, dass er eine Art Galionsfigur der Sekte der Desperate Angels geworden ist. Trotz neuer Identität und Zeugenschutzprogramm heften sich ihm die Desperate Angels und, wie es scheint, auch noch andere Mächte erneut an die Fersen. Der unfassbare Albtraum seines Lebens geht gnadenlos weiter ...



    Rezension:
    Es ist der 5. Januar 2009, an dem Special Agent Nathaniel Caim seinen ersten Tag beim CASMIRC (Child Abduction and Serial Murder Investigation Resource Center) des FBI hat. Der 26-jährige Nathaniel, kurz Nate genannt, hat seit seiner Ausbildung in Quantico nur ein Ziel - er will in diese Abteilung. Er wird der Soko Angel unterstellt und merkt sehr schnell, dass in dieser Soko alle so sind wie er - hochbegabt, denn Nate hat trotz seines geringen Alters bereits Psychologie und Recht in Stanford studiert. Erst nach Beendigung seines Studiums ließ er sich vom FBI ausbilden, mit dem Ziel für das CASMIRC zu arbeiten.


    Gleich sein erster Tag wird zur Feuerprobe, denn die Soko Angel fahndet nach einem Mörder, der junge Mädchen aus wohlhabenden und angesehenen Familien entführt, mehrere Monate gefangen hält und anschließend umbringt. Die Opfer werden immer wie Engel dargestellt. Bisher wurden drei Leichen gefunden. Es handelt sich um die 15-jährige Verona Cornham, Nichte eines Gouverneurs; die 13-jährige Nina Sursack, Tochter eines Großindustriellen und die 16-jährige Eva Sonderburg, Tochter einer berühmten Sängerin. Wie es aussieht, haben sich die Mädchen nicht gewehrt und sind schlussendlich vergiftet worden. Bei allen wurde Sperma gefunden, doch das DNA-Profil ist unbekannt. Nate jedoch fallen ein paar wichtige Indizien auf - die allerdings keinen Schritt weiter zum Täter führen.


    Da allgemein davon ausgegangen wird, dass es sich um Sekten- bzw. Ritualmorde handelt, wird Nate zusammen mit seiner Kollegin Tandra Romano undercover in den Einsatz geschickt, um in Frage kommende Sekten aufzusuchen und zu ermitteln. Leider zeichnet sich nicht ganz so schnell ein Erfolg ab, wie Nate es sich gewünscht hat, doch Tandra, Expertin für Sekten und Okkultes, hat von einer neuen Gruppe gehört namens "Desperate Angels", zu der sie versuchen wollen, Kontakt herzustellen. Doch noch während die Beiden auf der Suche nach der Sekte sind, werden sie mitten im Wald entführt. Als Nate wieder zu sich kommt, muss er feststellen, dass sich die "Desperate Angels" seiner und Tandras bemächtigt haben. Was Nate anfänglich für ein Einführungsritual hielt endet in einem Massaker, bei dem Tandra stirbt. Nate selbst wird von der Sekte gefangen gehalten, in völliger Dunkelheit und ihm wird psychische und physische Folter zuteil. Diese Gefangenschaft bezahlt er fast mit seinem Leben, in letzter Sekunde kann er befreit und gerettet werden. Nachdem er außer Lebensgefahr ist, sieht Nate sich gezwungen, sich ein neues Leben aufzubauen, doch die Schrecken des Erlebten lassen ihn nicht mehr los und auch die Desperate Angels sind mit ihm noch lange nicht fertig ...


    Was für ein Debüt - ich bin förmlich berauscht! Der Plot wurde sehr abwechslungsreich und immer wieder mystisch angehaucht gestaltet, sodass sich der Leser in etwa die Richtung denken konnte, in die sich das Buch entwickelt, sich allerdings nie sicher sein konnte. Ich persönlich bin von einem harten Thriller (anhand des Klappentextes) ausgegangen und war überrascht und gefesselt als ich feststellte, in welche Richtung sich das Buch entwickelte. Die Figuren, allen voran natürlich Protagonist Nate, wurden sehr facettenreich und tiefgründig in Szene gesetzt. Ich habe regelrecht mitgelitten und mitgebangt, ich wollte Nate schon anfeuern, bis ich mir gerade noch verinnerlichen konnte, dass es sich um ein Buch handelt und Nate es nicht mitbekommen würde, wenn ich ihm zurufe. Ganz besonders gut haben mir hier immer Nates Gedanken in den jeweiligen Situationen gefallen, an denen er Autor den Leser teilnehmen lässt. Der Schreibstil hat mich regelrecht gefesselt und in einen Rausch versetzt, ich konnte und wollte einfach nicht aufhören zu ergründen, wohin mich diese Geschichte führt. Etwaige Längen haben bei diesem Buch definitiv Druckverbot bekommen, nicht eine einzige ist mir begegnet. Gemäß Aussage des Autoren arbeitet dieser bereits an einer Fortsetzung und eines ist klar - ich muss auch die Fortsetzung haben, die hoffentlich bald erscheint, denn nichts ist schlimmer als so angefixt zu werden und dann ewig warten zu müssen, um zu erfahren, wie es weiter geht.



    Der Autor:
    E. M. Ross wurde 1962 im Ruhrgebiet geboren. Als Finance Manager war Ross für einen großen amerikanischen Konzern tätig und lebte unter anderem in Frankreich, England, Russland, Singapur, Thailand und China. Im Jahre 2006 kehrte Ross nach Deutschland zurück und wohnt seither im Großraum Frankfurt am Main. „Desperate Angels“ ist Ross’ erster Roman.

  • Kann Kerrys Rezension genau so :write.


    Ich hatte fast bis zur Hälfte des Buchs den Eindruck, dass die Bezeichnung "Mystery-Thriller" nicht passen kann, weil mir das Mystery-Element fehlte bzw. ich es da gar nicht so sehr wahr genommen habe, sondern das so nebulös war wie Nates Sicht darauf; allerdings kam es dann ja doch noch richtig durch und es wurde interessant.


    Die Sekte der Desperate Angels und insbesondere die später klar werdenden Beweggründe waren für mich stimmig.


    Nate war mir auch direkt sympathisch und ich habe genauso mit ihm mitgefiebert wie Kerry das geschildert hat. Aufgrund seiner Ausbildung als Psychologe hat er wohl in Dunkelhaft so gehandelt, wie er gehandelt hat. Er schilderte ja selbst, dass er Gelerntes dabei anwendet, aber für jemanden, der mit Traumatologie nie in Berührung gekommen ist, war es sehr faszinierend und ich konnte die stoische Routine von Nate fast mit den Händen greifen.


    Ich fand auch die Nebencharaktere allesamt interessant, sie blieben nicht blass, sondern sie wurden lebendig, auch wenn sie teilweise ja nur übergangsweise dabei waren, wie bspw. MC oder die Hernandez'. Mit dem Team fühlte man sich auch direkt verbunden, von der kühlen Staatsanwältin bis zu dem Pathologen Don, der mich ein wenig an Alberich aus dem Tatort Münster erinnerte und mir neben Nate mit Abstand am Besten gefiel.


    Was ich besonders gut gelungen fand, sind die Zeitebenen, auf denen geschildert wurde. Jedes Kapitel ist mit der Datumsangabe überschrieben und manchmal einer Zusatzinformation mit Angabe des Tages der Dunkelhaft, in der sich Nate befand. So wusste man sofort, wann und wo dieses Kapitel spielt und es fiel leicht, hin und her zu springen.


    10 Punkte.

  • “Desperate Angels” ist der erste Band der Angels-Quadrologie rund um den außergewöhnlichen Charakter Nathaniel Caim.


    Die Erzählperspektive ist mal etwas anderes. Teilweise bekommen wir die Geschichte aus der Er-Perspektive erzählt und dann wieder aus der Ich-Perspektive, wenn der Leser einen direkten Einblick in Nates Gefühlswelt bekommen soll. Am Anfang war ich ein wenig verwirrt, weil wir eine ganze Weile nur die dritte Person beschrieben bekomme und es dann plötzlich wechselt, aber später habe ich den Sinn dahinter doch noch durchblickt.


    Der Schreibstil ist sehr flüssig, was mich das Buch fast in einem Zug hat lesen lassen. Ross versteht es durch kurze Sätze eine enorme Spannung aufzubauen. Genauso werden Beschreibungen mit der Handlung verknüpft, was ich sehr positiv empfunden habe.


    Die Autorin schafft es, außergewöhnliche Charaktere zu konstruieren. Gerade Nate als Psychologe ist für den Leser sehr interessant. Während er die Fälle des FBIs von einer anderen Seite aufrollt, analysiert er doch immer wieder seine Gegenüber. Seine Gedanken sind erfrischend und seine innere Stärke hat mich sehr beeindruckt. So mancher wäre daran zerbrochen, was Nate alles in diesem ersten Band erleiden muss.


    Auch die Nebencharaktere sind glaubhaft, weil sie aus dem täglichen Leben gegriffen sind. So nimmt man dem eingebildeten Chef seine Rolle genauso ab wie dem irren Sektenführer. Wenn ich mir Charaktere bildlich vorstellen kann, hat der Autor alles richtig gemacht.


    Mein einziger Mini-Kritikpunkt geht ausnahmweise mal an den Klappentext bzw. die damit verbundene Spannung. Für meinen Geschmack wurde hier zu viel verraten, weswegen ich ihn für euch auch gekürzt habe. Wenn ich mir als Leser die ersten 70 Seiten quasi schenken kann, weil der Klappentext schon alles zusammenfasst, ist das wirklich schade (gerade wenn das Buch nur 300 Seiten insgesamt hat). Ansonsten ist der Handlungsaufbau und die Spannungskurve absolut gelungen. Das Buch ist ein echter Pageturner und hat mich nicht mehr losgelassen.


    Das Mystery-Element setzt erst ziemlich spät ein, was dem Buch aber keinen Abbruch tut. Zum Schluss bekommen wir dann die geballte Ladung, die letztendlich auch Vorfreude auf den zweiten Band macht. Wie der Titel schon sagt, geht es um Engel. Mehr möchte ich aber nicht verraten, um nicht zu spoilern.


    Für mich eine klare Leseempfehlung.


    9 Eulenpunkte