Eowyn Ivey: Das Schneemädchen

  • Eowyn Ivey: Das Schneemädchen
    Kurzbeschreibung bei amazon


    Alaska, in den 1920er Jahren: Mabel und Jack konnten keine Kinder
    bekommen. Um den Schmerz und die Enttäuschung hinter sich zu lassen,
    haben sie an der Zivilisationsgrenze Alaskas ein neues, einfaches Leben
    als Farmer begonnen. Doch Trauer und der harte Überlebenskampf in der
    erbarmungslosen Natur schaffen zwischen den beiden, die sich innig
    lieben, eine scheinbar unüberbrückbare Distanz. Als der erste Schnee
    fällt, überkommt Mabel für kurze Zeit eine fast kindliche Leichtigkeit.
    Eine Schneeballschlacht mit Jack entspinnt sich, und sie bauen vor ihrer
    Hütte zusammen ein Kind aus Schnee. Am nächsten Tag entdecken sie zum
    ersten Mal das feenhafte blonde Mädchen in Begleitung eines Fuchses, das
    sie zwischen den Bäumen des Waldes hindurch beobachtet. Woher kommt das
    Kind? Wie kann es allein in der Wildnis überleben? Und was hat es mit
    den kleinen Fußspuren auf sich, die von Mabels und Jacks Blockhaus
    wegführen? [...]


    Autorin (Klappentext)


    Eowyn Ivey wuchs in Alaska auf, wo sie noch heutre mit ihrem Mann und zwei Töchtern lebt. Sie studierte Journalismus und kreatives Schreiben an der Western Washington Unsiversity und der University of Alaska und arbeitete zehn Jahre lang als preisgekrönte Redakteurin beim Frontiersman Newspaper. Heute ist sie Buchhändlerin. "Das Schneemädchen" ist ihr erster Roman.


    Eigene Beurteilung


    "Das Schneemädchen" ist in drei große Teile gegliedert, die sich auf 54 Kapitel und einen Epilog verteilen und inhaltlich einen Zeitraum von etwa zehn Jahren abdecken. Die Kapitel sind weiter in kurze, jeweils durch eine Schneeflocke voneinander abgegrenzte Abschnitte unterteilt, sodass man leicht Lesepausen einlegen kann.
    Jack und Mabel sind ein Paar in mittleren Jahren, als sie sich in ein Blockhaus in der Nähe des Wolverine Rivers in Alaska zurückziehen, um dort eine kleine Farm zu bewirtschaften. Das einzige Kind der beiden kam zehn Jahre zuvor tot zur Welt, bis jetzt leiden sie unter dem Verlust.
    Das Leben in der kargen Wildnis ist hart und besonders für Mabel ebenso einsam wie eintönig. Ein bisschen Freude kommt in ihr Leben, als sie sich mit George Benson und seiner tatkräftigen, großherzigen Frau Esther anfreunden. Diese entfernt benachbarte Familie unterstützt Jack und Mabel, als sie dicht davor sind, aufzugeben und ihr jüngster Sohn Garrett verbringt viele Wochen damit, Jack auf seinem Acker zu helfen und ihn in die Geheimnisse der Jagd und Fallenstellerei einzuweihen.
    Die größte Bereicherung in Mabels Leben ist jedoch ein Mädchen, das offenbar - abgesehen von der Begleitung eines Fuchses - völlig allein in den Bergen haust und sie und Jack immer wieder in nicht voraussagbaren Abständen besucht. Das kleine Mädchen nennt sich Faina, zwischen ihr und Mabel entwickelt sich eine eigenartige Freundschaft, aber Faina lässt sich von Mabel nicht vereinnahmen und bemuttern. Vielmehr verschwindet sie den ganzen Sommer über, um dann im Winter wieder aufzutauchen. Dieses Mädchen, das zum ersten Mal zu Jack und Mabel kam, nachdem diese ein Schneemädchen gebaut hatten, erinnert Mabel an das russische Märchen von "Snegurotschka", dem Schneemädchen, das sie als Kind geliebt hat. Mabel und der Leser wissen nicht, ob sie es bei Faina mit einem Menschen oder einer winterlichen "Schnee-Elfe" zu tun haben...
    "Das Schneemädchen" lässt sich nicht so einfach einem Genre zuordnen: es hat durch die feingezeichnete Charakterdarstellung der Romanfiguren Züge eines Entwicklungsromans, es weist im Hinblick auf die herausragend eindringlichen Naturbeschreibungen Züge eines Natur- und Abenteuerromans (Überleben in der eiskalten Wildnis) auf. Vor allem treten aber die märchenhaften Züge dieser faszinierenden Geschichte heraus, die sich bei aller bodenständigen Freundschaft, Liebe und Loyalität in den Beziehungen zwischen den Hauptfiguren immer ein Stückchen am Rande des "Übernatürlichen", bzw. Mysteriösen bewegt und für unterschiedliche Interpretationen des Lesers offen bleibt.


    Für mich ist dieser Roman außerhalb meiner sonst bevorzugten Literatur angesiedelt, aber es gelang der Autorin , mich in eine völlig unbekannte, unbarmherzig harte und doch zauberhafte Welt zu entführen. Der packende Schreibstil ließ mich die Entbehrungen des Winters in Alaska geradezu körperlich mitempfinden.


    Ich vergebe eine uneingeschränkte Leseempfehlung für Leser der oben angesprochenen Genres. 9 Punkte

  • Meine Meinung:


    Dieser Roman spielt in Alaska 1920.
    Mabel und Jack haben nach einer Todgeburt die Hoffnung auf ein Kind aufgegeben.Sie ziehen in die Wildnis von Alaska und wollen sich etwas neues aufbauen. Das Leben ist karg und Jack bemüht sich, er baut eine Blockhütte, er rodet und versucht sich als Farmer. Er will Mabel, die aus besseren Kreisen stammt, etwas bieten. Dabei übersieht er, das sie mit ihm arbeiten und nicht nur die Hausarbeit machen möchte.


    Mit Hilfe der Nachbarn George und Esther, mit denen eine Schöne Freundschaft ensteht, überleben sie den Winter. Besonders Esther und deren jüngster Sohn Garrett sind besonders für Mabel wichtig.


    Sie bauen ein Schneemädchen und am nächsten Morgen ist er geschmolzen und sie sehen Spuren von einem Kind, sehen es auch mal, aber es läuft schnell weg. Mit Geduld können sie das Vertrauen Fainas dem Mädchen gewinnen. Aber sie willl nicht im Haus bleiben, am Abend verschwindet sie und als der Sommer beginnt, kommt sie garnicht wieder. Sie glauben fast beide, das sie ein Schneemädchen ist. Die Freunde machen sich schon Sorgen um Mabels Fanthasiemädchen, denn sie sehen sie nie.


    Eowyn Ivey lässt uns die Natur und die Tierwelt Alaskas miterleben, es ist spannend zu lesen. Der Roman zeigt uns aber auch was der Mensch leisten kann, wenn es ums Überleben gehts und wie wichtig Freundschaft ist. Der Schreibstil ist magisch und leicht zu lesen. Ich konnte nicht anhalten und musste schnell wissen wie es weiter geht.


    Ich gebe 9 von 10 Punkte

  • Dieses Buch durft ich im Rahmen einer Verlosung von vorablesen testlesen und bin enorm dankbar für diesen geheimnisvollen, zauberhaft und mehr als gelungenen Roman.


    Ich tue mich schwer damit, Rezensionen von Büchern zu verfassen, die mir richtig gut gefielen. Dieses nämlich schafft die wunderbare Abwechslung zwischen annähernd mystischem, Freundschaft, Liebe und Schicksalsschläge im Leben, und vor allem, was man aus ihnen macht. Zu Beginn wirkt der Roman äußerst melancholisch, was an dem Thema ungewollte Kinderlosigkeit zu liegen scheint. Die Protagonistin zeigt phasenweise einen Hang zur Depression, verschanzt sich und meidet sozialen Umgang. Im Verlauf lernen sie in Alaska ein Pärchen kennen, woraufhin sich eine wunderbare Freundschaft entwickeln zu scheint. Die Personen sind so wunderbar lebendig und liebevoll von der Autorin gezeichnet, dass man am Ende ein wenig Sehnsucht nach den Charakteren verspürt. Die Atmosphäre des Buches ist einmalig, man hört und fühlt quasi den Schneesturm oder gar die Kälte in Alaska. Die Umschreibungen des Schneemädchens sind einfach zauberhaft, wirklich gelungen. Man denkt zeitweise tatsächlich an etwas mystisches irreales, dann jedoch gibt es Wendungen, die sie doch als wahren Menschen kenntlich machen. Dennoch lässt die Autorin immer und ständig Platz für Interpretationen, sodass man selbst am Schluss des Buches nachdenklich zurückgelassen wird. In dem Fall jedoch nicht negativ im Sinne eines Cliffhangers, sondern dass einfach Antworten gefallen sind, die jedoch irgendwie Rätsel aufkeimen lassen. Solche Bücher liebe ich, sie hallen nach, lassen einen nicht am Ende des Buches die Geschichte tatsächlich zu Ende sein. In Gedanken verweilt man noch bei den Charakteren, der eigentlichen Geschichte und den wundervollen Beschreibungen der Umgebung.


    Für mich hat diese Autorin ein erstklassiges Buch geliefert, sodass ich es sogar zu meinem Jahreshighlight zählen kann. Es ist ein Buch, was ich durchaus ein 2. Mal lesen würde. Es hat Atmosphäre, tolle lebendige Charaktere, einen wunderschönen Schreibstil und etwas unterschwellig zauberhaft/mystisches. Eine wunderbare Mischung für eine absolut gelungene Geschichte. Im übrigen stimmt hier auch die Aufmachung des Buches. Ein schlichtes unscheinbares blaues Cover, man vermag erst nicht zu ahnen, welch toller Inhalt sich darin verbirgt.


    Eine absolute Empfehlung bei 10 von 10 Punkten!

  • Ich konnte dieses Buch in keine Kategorie einordnen und das machte mich umso neugieriger auf dieses kleine Schätzchen, das auf einem Märchen aufbaut und dem es gelingt, Wirklichkeit und Märchen so sehr miteinander zu verweben, ohne Unglaubwürdig zu wirken.


    Es geht um Jack und Kate, die in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts nach dem Tod ihres Babys einen Neuanfang in der kanadischen Wildnis versuchen. Eines Tages bauen sie aus Spaß ein Mädchen aus Schnee und schon bald darauf taucht ein seltsames Mädchen bei den beiden auf, von der Kate glaubt, dass es sich um das Kind handelt, das Jack und sie erschaffen haben. Sie können Faina, wie sie sich nennt, nicht halten. Immer wieder entgleitet sie ihnen, verschwindet und taucht auf, wann immer es ihr passt. Kate und Jack, die beide noch auf ihre Weise um das trauern, was sie verloren haben, sehen das Kind als ein Geschenk an, doch Manche Dinge im Leben sind einem nur geliehen…


    Auch ich bin froh, dieses Buch entdeckt zu haben, das so abseits meines Beuteschemas liegt. Es ist ein ruhiges Buch und der Schreibstil ganz besonders eindrucksvoll. Die Autorin hat die Gabe, in jede Zeile die außergewöhnliche Stimmung des Paares einfließen zu lassen.


    Oft geht es um ganz andere Dinge, als um das Mädchen, oder das verlorene Baby und doch spürt man allgegenwärtig Trauer, ist es, als würde mit jedem Satz etwas mehr von dem Schmerz des erlittenen Verlustes offenbar. Die Einsamkeit der beiden, auch in ihrem Miteinander, ihre eigene Art mit Verlust und Verlustängsten umzugehen, aber auch ihre enge Bindung zueinander werden ohne Kitsch und Klischees geschildert.


    Und dann ist da auch eine Menge Lebenswillen zu spüren und eine ganz langsame Heilung, deren Eintreten man beiden so sehr wünscht, tut auch dem Leser gut.


    Das Buch geht unter die Haut, es rührt an und das auf eine ganz unspektakuläre, unaufgeregte und doch kraftvolle Weise. Man wünscht ihm sehr viele Leser, ich kann nur eine volle Leseempfehlung aussprechen. Frauen, die allerdings einen Verlust erlitten haben, wie Kate und Jack in dem Buch, sollten es vielleicht nicht lesen, wenn sie nicht sicher sind, das schon verarbeitet zu haben, denn es lässt einen nicht kalt.


    10 Eulenpünktchen dafür.

  • Eine magische Geschichte, ein schönes Märchen. So würde ich das Buch beschreiben.


    Die Autorin lehnt ihren Roman an das russische Märchen "Das Schneemädchen" an. Ein älteres Ehepaar kann keine Kinder bekommen, also bauen sie eines Tages ein Mädchen aus Schnee, welches lebendig wird und jeden Winter wiederkommt.


    Mabel und Jack (beide Ende Vierzig) ziehen in der Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts nach Alaska, angeblich ein Land wo Milch und Honig fließen. Aber das Leben als Famer ist hart und hinzu kommt, dass Mabel nie darüber hinweg kam, dass sie vor ein paar Jahren ihr Kind verloren hat. Das Paar läuft Gefahr sich auseinander zu leben.
    Dann, in einer Winternacht, endet eine Schneeballschlacht darin, dass sie aus Schnee ein kleines Mädchen bauen. Am nächsten Morgen ist die Figur fort, aber im Hof finden sie kleine Fußspuren im Schnee. Und dann taucht ein Mädchen bei ihnen auf, sie trägt die Kleidung des Schneemädchens und ein Fuchs begleitet sie. Genau wie in dem russischen Märchen, dass Mabels Vater ihr in ihrer Kindheit immer erzählt hat.
    Von da an kommt Faina, so nennt sie sich, jeden Winter wieder, verschwindet aber im Frühling hoch oben in die Berge. Aber Mabel reicht das, für sie ist das Mädchen längst ein Kindersatz geworden. Und jedes Jahr wartet sie sehnsüchtig auf die ersten Schneeflocken.
    Inzwischen haben sich Jack und Mabel mit den Nachbarn George und Esther Benson angefreundet, sie haben drei Jungs und als Jack einen Unfall hat, hilft der jüngste Sohn Garrett Mabel auf der Farm. Natürlich hören auch die Bensons von der Geschichte mit dem Schneemädchen, halten Faina aber für ein Hirngespinst von Mabel. Die bodenständige Esther vermutet einen "Hüttenkoller" aufgrund der Einsamkeit in Alaska.
    Aber nach ein paar Jahren trifft Garrett zufällig auf einer seiner Wanderungen auf das Mädchen, beide sind inzwischen fast erwachsen und es kommt wie es kommen muss...


    Ein tragisch-schönes Märchen in der unberührten, rauhen Wildnis Alaskas des letzten Jahrhunderts. Ein wunderbares Buch für den Herbst und Winter.

  • KLAPPENTEXT:


    Alaska, in den 1920er Jahren: Mabel und Jack konnten keine Kinder bekommen. Um den Schmerz und die Enttäuschung hinter sich zu lassen, haben sie an der Zivilisationsgrenze Alaskas ein neues, einfaches Leben als Farmer begonnen. Doch Trauer und der harte Überlebenskampf in der erbarmungslosen Natur schaffen zwischen den beiden, die sich innig lieben, eine scheinbar unüberbrückbare Distanz. Als der erste Schnee fällt, überkommt Mabel für kurze Zeit eine fast kindliche Leichtigkeit. Eine Schneeballschlacht mit Jack entspinnt sich, und sie bauen vor ihrer Hütte zusammen ein Kind aus Schnee. Am nächsten Tag entdecken sie zum ersten Mal das feenhafte blonde Mädchen in Begleitung eines Fuchses, das sie zwischen den Bäumen des Waldes hindurch beobachtet. Woher kommt das Kind? Wie kann es allein in der Wildnis überleben? Und was hat es mit den kleinen Fußspuren auf sich, die von Mabels und Jacks Blockhaus wegführen?


    AUTORIN:
    (Quelle: Kindler)


    Eowyn Ivey wuchs in Alaska auf, wo sie noch heute mit ihrem Mann und zwei Töchtern lebt. Sie studierte Journalismus und kreatives Schreiben an der Western Washington University und der University of Alaska und arbeitete zehn Jahre lang als preisgekrönte Redakteurin beim Frontiersman Newspaper. Heute ist sie Buchhändlerin. "Das Schneemädchen" ist ihr erster Roman. Er wurde in elf Länder verkauft.


    EIGENE MEINUNG:


    Es gibt Geschichten, die sind zart und eindringlich zugleich, die berühren das tiefste Innere und spendem dem Herz eine Wärme, die unglaublich erfüllend ist. Solche Geschichten sind wie kleine Schätze, die es zu behüten gilt und die für immer in deinem Herzen bleiben werden. Eowyn Ivey ist es direkt mit ihrem ersten Roman "Das Schneemädchen" gelungen eben so eine Geschichte zu erzählen.


    Mabel und Jack wohnen gemeinsam auf einer kleinen Farm in Alaska. Ihr Umzug dorthin war eine Flucht. Eine Flucht vor ihrem bisherigen Leben, das von einem harten Schicksalsschlag getroffen wurde. Mabel hatte sich so sehr ein Kind gewünscht, doch dann ist es noch vor seiner Geburt gestorben. Seit je her nagt der Geist der Trauer an ihr und Jack. Ein ständiger Begleiter, der nicht nur jeden Einzelnen, sondern auch ihr Dasein als Paar zu zerfressen droht.


    "Oder war sie von Angst getriben worden? Angst vor dem Grau, nicht nur ihren Haarsträhnen und welkenden Wangen, sondern dem Grau, das tiefer reichte bis ins Mark, sodass sie dachte, sie könne sich jeden Moment in feinen Staub verwandeln und einfach mit dem Wind fortrieseln."


    Eines Abends, als der erste Schnee fällt, baut Jack ein Schneemädchen. Als Mabel am Tag darauf kleine Kinderspuren im Schnee entdeckt, muss sie an ein altes russisches Märchen denken, das ihr Vater ihr immer erzählt hat. Darin geht es um ein altes Ehepaar, dass sich vor Verzweiflung vom Wunsch eigener Kinder getrieben, ein Mädchen aus Schnee erbaut. Was nicht nur von Jack, sondern auch von Mabels bester Freundin Esther, als Hirngespinst abgetan wird, entpuppt sich als Wahrheit. Dort draussen im Schnee lebt ein kleines blondes Mädchen ...


    Ich kann mit eigenen Worten kaum wiedergeben wie wundervoll Eowyn Iverys Debüt "Das Schneemädchen" ist. Ich habe es so gern gelesen, dass ich mir gewünscht habe es würde nie enden. Doch leider ist auch diese Geschichte nicht endlos und so musste ich nach über 450 Seiten unter Tränen das Buch zuschlagen.


    Die Geschichte um Mabel, Jack und das Mädchen im Schnee ist von so einer unglaublichen atmosphärischen Dichte, dass ich das Gefühl hatte nur die Hand ausstrecken zu müssen um die Kälte des Schnees zu fühlen. In jedem noch so kleinen Satz, in jedem noch so unbedeutenden Wort versteckt die Autorin tiefe Gefühle, die manchmal so viel bedeuten können. Kaum ein anderer Roman zeigt so deutlich und dennoch so leise und gefühlvoll wie schwer Liebe und Sehnsucht wiegen.


    Jack und Mabel umgibt eine tiefe Trauer, die sich wie eine düstere und dunkle Wolke über die beiden legt. Doch das Auftauchen des Mädchens, das zwar immer wieder verschwindet, wenn der Winter geht, bringt einen ganz neuen Glanz in ihr Leben, der so greifbar ist, dass er nicht nur die Geschichte, sondern die ganze Umgebung erhellt. Darüber gelingt es auch ihnen ein wenig mehr Freude zu empfinden, sich für den anderen zu öffnen und die Schatten der Vergangenheit endlich hinter sich zu lassen.


    Die Figuren des Romans schließt man vom ersten Moment an ins Herz. Still und leise bereichern sie das Leben der Leser und auch die laute Esther mit ihrem schier Elefanten großen Herz, kann man nur lieben. Man fühlt, lacht und weint mit ihnen und hat das Gefühl sie schon immer zu kennen. Umso schmerzlicher der Gedanke, dass man sie nach beenden des Buches nicht mehr wieder treffen wird.


    FAZIT:



    "Das Schneemädchen" ist poetisch, märchenhaft und tragisch zugleich. Es ist einer der schönsten Romane über Liebe und Sehnsucht, die ich jemals gelesen habe. Eindringlich und gefühlvoll, ohne den Leser zu überschütten, entführt sie ihn in die tiefe Einsamkeit Alaskas, in die Dunkelheit des Winters und die Freuden und Sorgen von Menschen, die füreinander kämpfen. Rührend und eindringlich hat sich "Das Schneemädchen" ganz leise einen besonderen Platz in meinem Herzen erkämpft, wo es für immer bleiben wird.

  • x Autorin: Eowyn Ivey
    x Übersetzerinnen: Claudia Arlinghaus, Margarete Längsfeld, Martina Tichy
    x Titel: Das Schneemädchen
    x Originaltitel: The Snow Child
    x Genre: Roman
    x Erscheinungsdatum: 21. September 2012
    x 464 Seiten
    x Kindler Verlag
    x ISBN: 3463406217
    x Erste Sätze: Mabel hatte gewusst, es würde still sein. Darum war es ihr schließlich gegangen. Keine glucksenden oder plärrenden Säuglinge. Keine lärmenden Nachbarskinder draußen auf dem Weg. Kein Füßchengetrappel auf den von Generationen ausgetretenen Holzstufen, kein Spielzeugklackern auf dem Küchenfußboden. Alle diese Geräusche, die an Mabels Versagen und Bedauern erinnerten, sollten zurückbleiben, und an ihrer Stelle sollte Stille treten.


    Klappentext:


    Mabel und Jack sind kinderlos geblieben. In dem Wunsch, neu anzufangen, ziehen sie als Siedler nach Alaska. Doch das harte Leben in der Wildnis setzt ihnen zu. Mit dem ersten Schneefall überkommt die beiden ein verloren geglaubter Übermut, und sie bauen zusammen ein Kind aus Schnee. Tags darauf entdecken sie zum ersten Mal das feenhafte blonde Mädchen zwischen den Bäumen am Waldrand.


    Eine hinreißend erzählte Geschichte über Einsamkeit und Lebensfreude, Liebe und Freundschaft, einen Kinderwunsch und dessen bittersüße Erfüllung.


    Rezension:


    Normalerweise kaufe ich mir keine neuen Hardcoverbücher, einfach wegen des hohen Preises – aber “Das Schneemädchen” von Eowyn Ivey konnte ich einfach nicht in der Buchhandlung liegen lassen, und das obwohl ich davor noch nie etwas von dem Buch gehört hatte.


    Das Papier aus dem der blaue Umschlag gemacht ist, erinnert von der Stärke her an Packpapier und die Aufmachung ist mit dem weißen Aufdruck eher einfach gehalten – allerdings finde ich gerade das so ansprechend, denn der Buchrücken lässt das Werk im Regal wirken, als würde es aus einer anderen Zeit stammen.


    Die Geschichte besteht aus insgesamt 54 Kapiteln und diese wurden in drei Blocks aufgeteilt, welche jeweils von einem Zitat aus dem russischen Märchen “Snegurotschka” eingeleitet werden. Das Märchen hat die Autorin übrigens zu der Geschichte inspiriert. Im Hintergrund der erwähnten Zitate sieht man außerdem in blassgrau die Hütte, in der Mabel und Jack vermutlich leben und die Absätze im Text sind jeweils mit einer kleinen Schneeflocke voneinander getrennt. Somit vermittelt allein die Aufmachung einen Hauch der Ruhe, die durch die Geschichte noch verstärkt wird.


    Zum Schreibstil der Autorin lässt sich sagen, dass ich ihn wunderschön finde, es mir aber schwer fällt, ihn zu beschreiben. Wenn ich sage, dass die Art zu Schreiben Ruhe verbreitet, klingt es, als würde sie langweilig schreiben – aber dem ist nicht so. Es ist eher eine wohlige Ruhe. Als würde man in Mabels und Jacks Hütte allein am Kaminfeuer sitzen, während ums Haus, welches mitten in der Wildnis steht, ein Schneesturm treibt.


    Die Geschichte an sich hat mich sehr gerührt. Das ausgewanderte Ehepaar, das es in die Einsamkeit zieht, um nicht an den Verlust ihres Babys erinnert zu werden. Glücklich ist vor allem Mabel aber dann trotzdem nicht und auf den ersten Seiten legt sie es sogar darauf an, ums Leben zu kommen. Doch dann bauen sie und Jack aus Schnee eine Figur und plötzlich taucht dieses kleine Mädchen mit den hellblonden Haaren auf, das nach Schnee und Wald riecht.


    Was es mit dem scheuen Kind auf sich hat, werde ich an dieser Stelle nicht verraten – nur soviel: Es wird sich im Lauf der Geschichte grob aufklären, woher sie kam und es steckt mehr Tragik als Magie dahinter. Aber ich finde, diese Erklärung gibt ihr erst ein richtiges ‘Gesicht’ – ich habe sie danach erst so richtig ins Herz geschlossen.


    Einzig der Schluss hat mich etwas unbefriedigt zurückgelassen. Es passiert noch etwas Unerwartetes, was das Mädchen, das am Ende der Geschichte schon eine junge Frau ist, angeht und hierfür wird keine Erklärung angegeben. Obwohl ich das Buch schon einige Tage fertig gelesen habe, grüble ich immer noch, was genau passiert sein könnte – und… ich mag offene Enden nicht. Das ist aber der einzige negative Aspekt und schmälert meine Liebe zu diesem Buch nicht.


    Fazit:


    Man schlägt das Buch auf und entgegen kommt einem Alaska – der kalte Wind, zarte Schneeflocken und sanfte Ruhe. Und trotz aller Kälte wird das Herz tief berührt und erwärmt.


    Bewertung:


    10 von 10 Sternen

  • Es ist sonst so gar nicht meine Richtung. Entsprechend schwer habe ich mich am Anfang getan. Es hat mich aber dann doch gepackt. Sehr liebevoll und eindringlich geschrieben. Wunderbar!

  • "Das Schneemädchen" ist jetzt auch als Taschenbuch erhältlich. Alle, die Natur, Märchen und eng mit der Realität verwobene Magie lieben, sollten das Schneemädchen kennenlernen. Schade zwar, dass sich die Autorin zu diesem Ende hat hinreißen lassen - sie zieht sich für meinen Geschmack zu einfach aus der Affäre - aber die Bekanntschaft mit dem Schneemädchen lohnt sich!


    9 von 10 Punkten.

  • Ich habe das Buch in der Leserunde hier gelesen.


    Mit meiner Rezi "tue ich mich schwer". Hat mir das Buch gefallen :gruebel


    Am Anfang hatte ich Probleme mit dem Reinfinden. Ich hatte ein Gefühl, als ob es schon ein Teil vorher geben müsste - als würden mir Infos fehlen. :gruebel
    Dann wurde ich sehr gut unterhalten. Ich lernte Mabel und Jack kennen und ihr Leben in Alaska. Ich Frostbeule möchte dort nicht wohnen. Es wäre mir zu kalt. Das Buch zeigt die Beweggründe auf, warum Mabel und Jack sich eine Tochter wünschen. Und dann lernen wir Faina kennen.


    Man glaubt, es gibt ein happy end und dann fragt man sich, ob vielleicht ein 2. Teil geplant?


    6 Eulenpunkte von mir.

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Lesebiene ()

  • Ein zauberhaftes Buch um ein Schneemädchen, das anscheinend aus seinem gebauten Schneemädchen entstanden ist, aber doch auch gleichzeitig erschreckend lebendig ist. Ein Buch, das die Härte Alaskas ebenso wiederspiegelt wie die Wichtigkeit von menschlicher Nähe.


    Ich glaube sehr viel mehr an Information braucht es nicht mehr, Kurzzusammenfassungen sind schon genug dazu geschrieben worden. Einfach lesen und eintauchen.

  • Ich habe das Buch jetzt auch im Rahmen der englischen Weihnachts-LR in der Originalversion gelesen und es hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte hat mich von Anfang an fasziniert, v.a. durch die tollen Schilderungen der Wildnis und des Wetters in Alaska sowie des Siedlerlebens Anfang des letzten Jahrhunderts. Ich war sofort "drin" in der Geschichte und konnte mir alles sehr gut bildlich vorstellen, obwohl ich von Alaska bis dato so gut wie nichts wusste. Dabei wurde mir mal wieder bewusst, wie einfach unser Leben doch ist verglichen mit dem der damaligen Pioniere...


    Die Geschichte um Faina hat mich, wie viele andere auch, regelrecht bezaubert. Die Autorin schafft es, den Leser bis zuletzt in der Schwebe zu halten, wer oder was dieses Schneemädchen nun eigentlich ist - man wird in die Geschichte hineingesogen und fragt sich beständig, was davon nun Märchen und was Realität ist.


    Eine wunderschöne Geschichte, besonders empfehlenswert in der dunklen, kalten Jahreszeit, wenn man sich bei Lesen unter eine Decke verkriechen und einen schönen heißen Tee dazu trinken kann - von mir gibt es 9 von 10 Punkten!


    LG, Bella

  • Mmhhhh....
    Ich tu mir schwer mit meiner Meinung. Zum einen ist die Landschaft Alaskas wunderbar eingefangen, sehr bildlich und gut vorstellbar. Die Geschichte von Mabel und Jack mit ihrer Kinderlosigkeit berührt mich. Faina stellt anfänglich ein zartes Wesen dar, ein Schneekind, einfühlsam beschrieben. Leider verliert ihre Gestalt für mich mehr und mehr das Geheimnisvolle und als sie nach dem ersten Sommer wiederkehrt hat ihre Gestalt nichts magisches mehr für mich. Mehr und mehr nervt mich ihre Geheimniskrämerei, besonders wo dann Garreth ins Spiel kommt. Der Arme muss ziemlich was durchmachen wegen ihr :rolleyes
    Das Ende geht für mich gar nicht. Sehr unbefriedigend. Ich mag so Was das seit ich selber Mutter bin gar nicht erleiden ob nun Schneemädchen oder was auch immer.

  • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten in "rough cut"
    Verlag: Reagan Arthur Books; Auflage: 1 (1. Februar 2012)
    Sprache: Englisch


    Ich habe mein Buch bei Urbookstore in Philadelphia für 7,21 € + 3 € Versandkosten gebraucht gekauft. Irgendwie hat es mir gefallen, dass die Geschichte vom "Schneekind" über den Atlantik zu mir fliegt. Die Qualität des Buches ist 1a, es hat nur einen schwarzen Filzerpunkt auf dem oberen Buchrücken. Das Cover mit der hellhaarigen Faina in ihrem blauen Mantel, den roten Handschuhen und ihrem Fuchsbegleiter in einem Birkenwäldchen bei Nacht finde ich sehr gelungen. Auch der rauhe Buchrücken gefällt mir sehr gut und passt zu der Geschichte, die ja im rauhen Alaska 1920-1930 spielt.


    Eine Geschichte "full of wonder, longing, hope, pain and beauty", wie es auf dem Cover heißt, trifft es ziemlich genau. Die Protagonisten führen ein hartes Leben in einem gnadenlosen Land, aber sie lieben Alaska und diese Liebe spürt man zwischen den Zeilen. Ich wäre vermutlich nicht stark genug, die Kälte und Dunkelheit, auszuhalten, die nur von mückenverseuchten, kurzen Sommern unterbrochen wird, in denen das Leben auf Hochtouren läuft.


    Faina ist ein besonderes Mädchen, von dem man als Leser nicht eindeutig sagen kann, es ist real oder ein Phantasieprodukt. Für manche ist es die Verkörperung Alaskas, für andere symbolisiert sie die Liebe zwischen Mabel und Jack. Sie lebt meistens alleine im Wald, versorgt sich selbst und wächst aus ihren Sachen heraus. Im Sommer verschwindet sie in die Regionen, wo der Schnee liegen bleibt. Schneeflocken schmelzen nicht auf ihr, sie riecht nach kalter Winterluft, im Haus ist es ihr zu warm, sie scheint über den Schnee zu schweben und wenn sie wütend wird, dann kann schon mal ein Stürmchen aufziehen.


    Dieses besondere Mädchen trifft auf Mabel und Jack, die sich nach einem schweren Schicksalsschlag in Alaska ein neues Leben aufbauen wollen und doch in ihrem Schmerz gefangen bleiben. Durch Faina brechen die harten Schalen auf und die beiden finden ein neues, echtes Leben. The Snow Child ist ein wunderbares Winterbuch, das einem zauberhafte Stunden beschert, wenn man sich darauf einlassen kann und das man am besten am offenen Feuer mit einer duftenden Tasse Tee und leckeren Plätzchen liest. Von mir gibt es 10 Punkte!

    smilie_sp_274.gif
    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Über Inhalt und Grundstimmung des Buches wurde schon viel bzw alles gesagt. Auch mir hat diese Geschichte, die in der rauen Wildnis Alaskas spielt, gut gefallen. Die Story um das mysteriöse Schneemädchen bewegt sich immer am Rande zum phantastischen. Immer wenn man glaubt, zu wissen, was es mit Faina auf sich hat, passiert wieder etwas, was einen die Geschichte wieder von einem anderen Blickpunkt aus betrachten lässt.
    Mir hat vor allem die Schilderung des rauen Lebens gefallen. Man brauchte schon eine gehörige Portion Mut, dort sein Leben zu gestalten.
    Gefallen hat mir auch der flüssige Schreibstil der Autorin. Von mir zufriedene 8 Punkte.


    Ich habe das Buch in der englischen Originalversion gelesen.

  • Das kinderlose Paar Jack und Mabel sucht sein Glück als Neusiedler in Alaska. Schwerpunkt des Buches ist das Märchen vom Schneemädchen. Durch die Diskussion zu „Der Zug der Waisen“ ist mir noch einmal bewusst geworden, wie dramatisch die ungewollte Kinderlosigkeit die Lebensträume des Paares scheitern lässt. Mit ungefähr 40 Jahren wirken sie aus heutiger Sicht viel älter als sie rein rechnerisch sind. Zu alt für das Klima, für die harte Arbeit das Land urbar zu machen und zu alt, um ohne die Mithilfe von Kindern zurechtzukommen. Sie überleben nur, indem die Bensons ihnen die Arbeitskraft eines ihrer Söhne zur Verfügung stellen. Ein beeindruckendes Buch.

  • Mir hat das Buch gut gefallen. Alle Figuren waren mir eigentlich sympathisch und ich konnte meinem Hang zum Mitfühlen freien Lauf lassen, ohne das Gefühl zu haben, von der Autorin manipuliert zu werden.

    Alles kommt, wie es kommen muss und auch das Ende finde ich sehr stimmig.

    Die Wildnis berührte mich mit ihrer rauhen Wirklichkeit und um eines kommt man nicht herum, als Botschaft mitzunehmen: Kinder brauchen Freiheit, hält man sie fest, reissen sie sich los. Man muss sie gehen lassen, dann kommen sie auch wieder zurück.


    8,5 ziemlich gute Punkte von mir.

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Mir hat das Buch gut gefallen. Alle Figuren waren mir eigentlich sympathisch und ich konnte meinem Hang zum Mitfühlen freien Lauf lassen, ohne das Gefühl zu haben, von der Autorin manipuliert zu werden.

    Alles kommt, wie es kommen muss und auch das Ende finde ich sehr stimmig.

    Die Wildnis berührte mich mit ihrer rauhen Wirklichkeit und um eines kommt man nicht herum, als Botschaft mitzunehmen: Kinder brauchen Freiheit, hält man sie fest, reissen sie sich los. Man muss sie gehen lassen, dann kommen sie auch wieder zurück.


    8,5 ziemlich gute Punkte von mir.

    Ich glaube das Buch hast Du mir damals vorgeschlagen als Lieblingsbuch in einer Challange. Zumindest habe ich es aufgrund dieser Challange gelesen. Hat mir gut gefallen und steht auch noch im Regal :-)