Kurzbeschreibung (Der Club):
»Wer fürchtet sich vorm Schwarzen Mann? Niemand! Und wenn er kommt? Dann laufen wir ...« Köln, 1540, zur Zeit des verheerenden Peststerbens. Die junge Witwe Johanna Arnheim wird von ihrem eifersüchtigen Schwager verleumdet und landet wegen Gattenmordes im Frankenturm. Der Tod scheint ihr gewiss - doch dem Arzt Vincent gelingt ein Freispruch unter der Bedingung, dass sie sich als Magd im Pesthaus verdingt. Johanna selbst hat die Beulenpest überlebt, doch dann holt ein Geheimnis ihrer Vergangenheit sie ein und droht alles zu zerstören - auch ihre zarte, verloren geglaubte Liebe zu Vincent.
über die Autorin:
Brigitte Riebe, 1953 geboren, ist promovierte Historikerin und arbeitete zunächst als Verlagslektorin. Zu ihren bekanntesten historischen Romanen zählen „Pforten der Nacht”, „Schwarze Frau vom Nil” sowie die beiden erfolgreichen Jakobsweg-Romane „Straße der Sterne” und „Die sieben Monde des Jakobus”. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in München.
Meine Meinung:
1540 - ein brütend heißer Sommer liegt über der Stadt Köln und in Straßen und Häusern wütet eine große Rattenplage. Johanna, die Witwe des Glasmalers Severin, versucht mit ihrem kleinen Weinhandel über die Runden zu kommen, selbst wenn ihr so manche Steine in den Weg gelegt werden. Nicht nur der Bader Ludwig ist von ihrer zupackenden Art und ihren fraulichen Reizen äußerst angetan. Da ist leider auch der abgewiesene Schwager, der voller Neid und Missgunst an ihr schönes Haus kommen will und dabei vor keiner Schandtat zurückschreckt. Er spinnt eifrig Intrigen um die nichts ahnende Johanna. Die zwielichtige Heilerin Ita hilft ihm dabei und geschickt fädeln sie ein, dass die Witwe in den Verdacht gerät, ihren Ehemann vergiftet zu haben und damit in die Windmühlen der Gerechtigkeit zu kommen droht.
Zur gleichen Zeit trifft der weitgereiste Medicus Vincent in Köln ein und da er bei der angeschlagenen Gesundheit des Erzbischof wahre Wunder bewirkt, hat er schnell einen guten Leumund und kann sich in der Stadt etablieren. Viel hat er schon gesehen und sein Wissen über die Pest und ihre brachiale Urgewalt ist groß. Als diese nun auch in Köln über die Menschen hereinbricht, hilft er im neu gegründeten Pesthaus des Baders nach besten Kräften den Kranken und Sterbenden.
Aber nicht nur die totbringende Krankheit bestimmt das Leben und Handeln der Protagonisten. So mancher hütet in seinem Innersten ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit. Johanna, die vor 15 Jahren selbst an der Pest erkrankte und ihren kleinen Sohn Jakob bei Ita lassen musste, ebenso, wie Vincent, der einst seine große Liebe aus den Augen verloren hat. Und nicht zuletzt ein Dieb und Betrüger, der als kleiner Junge mit einem bösartigen Bettler durch die Lande ziehen musste, sich jetzt nur noch Krähe nennt und auf der Suche nach der Frau ist, die ihn als Kleinkind einst so herzlos verkauft hat.
Kraftvoll zieht Brigitte Riebes neuer Roman „Die Pestmagd“ den Leser in seinen Bann, bringt ihn zurück ins 16. Jahrhundert zum Gestank von Schweiß und Dreck, den Ausdünstungen der offenen Pestbeulen, dem dunklen Grauen der Menschen, wenn sie verängstig den Leichenkarren begegnen und mit Wacholder und Amuletten gegen die große Volksseuche kämpfen. Aber zwischen all dem Leid und Aberglauben ist es auch eine Geschichte von den großen Gefühlen, von unerwiderter Liebe und grenzenloser Zuneigung, von enttäuschten Schwüren und tiefen Verletzungen der Seele, die manchmal, Gott sei Dank, doch geheilt werden können. Ihr Schreibstil ist wie immer bildgewaltig und schildert das Leben der Menschen eindringlich und anschaulich. Der Spannungsbogen wird so straff gespannt, dass man keine Pause machen möchte und atemlos zu den letzten Seiten eilt, um danach, zufrieden mit all den Wendungen und doch traurig über das endgültige Ende der Geschichte, das Buch zu schließen.
Ein sehr empfehlenswerter historischer Roman, dem man die ausführliche Recherche und die erzählerische Leidenschaft der Autorin anmerkt.
Ich durfte das Buch vorab für den Club lesen.
Von mir gibt es dafür 9 von 10 Punkten