Reckless - Lebendige Schatten (Cornelia Funke)

  • Den ersten Band "Steinernes Fleisch" fand ich storytechnisch ganz okay, stilistisch sehr schön. "Lebendige Schatten" hat mich nun aber auch endlich von der Story überzeugt!



    Rezension


    Jacob hat für die Rettung seines Bruders Will teuer bezahlt – eine Motte zeichnet seine Brust und erinnert ihn täglich daran, dass sich die dunkle Fee ihren Namen zurückholen wird. Und damit auch Jacobs Leben beenden. Jacob hat bereits allerlei Zaubergegenstände gesucht und gefunden, die Leben retten können. Doch seines nicht. Seine letzte Hoffnung ist eine Armbrust, die tausende töten kann aber durch Liebe auch ein Leben retten. Dazu muss er das Herz, die Hand und den Kopf eines toten Königs und Hexenschlächters finden. Gemeinsam mit Fuchs macht er sich auf die gefährliche Suche, allerdings nicht allein. Auch der Goyl Nerron soll die Armbrust finden und so beginnt ein Wettkampf um Leben und Tod …


    „Lebendige Schatten“ ist wesentlich spannender als sein Vorgänger „Steinernes Fleisch“. Zwar bietet auch der zweite Band der Reckless-Trilogie eine typische Abenteuergeschichte, bei der man jedoch nie genau weiß, wohin die Reise führt. Herz, Kopf und Hand verstecken sich in den verschiedensten Reichen und nicht immer ist Jacob derjenige, der eines dieser verzauberten Körperteile findet. Auf seinem Weg werden ihm stetig Steine in den Weg geworfen und die Zeit wird immer knapper. Dieses Mal ist es nicht der edle Beschützerinstinkt seinem Bruder gegenüber, der Jacob antreibt. Es ist der nackte Kampf ums eigene Leben. Und Jacob hat Angst. Zunächst kämpft es zwar, aber mit jedem Kapitel spürt man mehr und mehr, wie ihm die Kraft ausgeht. Fuchs hält ihn aufrecht, so gut sie kann. Sie bleibt seine treue Begleiterin und Jacob erkennt endlich, dass sie zu einer wunderschönen und starken Frau geworden ist. Im Angesicht des Todes überwältigen ihn die Gefühle für Fuchs, doch für Liebeserklärungen bleibt keine Zeit.


    Der Goyl Nerron ist dem Leser auf Anhieb unsympathisch, vor allem da er Jacob das Leben kosten könnte. Zudem ist er arrogant und von seinem Wunsch, ein besserer Schatzjäger als Jacob Reckless zu sein, besessen. Und Nerron ist tatsächlich gut – nur muss er auf seine Reise einen mürrischen Wassermann, einen verzogenen und von Elfenstaub abhängigen Prinzen und einen hochnäsigen Lehrer mitnehmen. Das Dreiergespann ist ihm ein Klotz am Bein, doch im Lauf der Geschichte erweist sich der ein oder andere doch als nützlich. Je besser man Nerron dabei kennenlernt, umso interessanter und sympathischer wird er einem. Zudem kann man Cornelia Funke zu Gute halten, dass ihre Charaktere keine übermenschlich starken Schönlinge sind, sondern mit ihren Möglichkeiten haushalten müssen. Und sie machen Fehler, auch dumme Fehler, die allerdings kräftig Spannung schüren. Denn durch diese Fehler entstehen vielen Wendungen, die den Leser um den Ausgang der Geschichte bannen lassen. Selbst am Ende warten noch einige Überraschungen.


    Cornelia Funke spickt auch dieses Mal ihre Märchenwelt mit vielen kreativen Ideen, die ein stimmiges Gesamtkonzept ergeben. Die Welt hinter dem Spiegel ist düster und leidet unter den Errungenschaften des Fortschritts. Zwar sind die neuen Maschinen hilfreich und für die Bevölkerung spannend, doch es zeigen sich bereits die Schatten einer industriellen Revolution. Die Welt droht ihren Zauber zu verlieren, dabei ist es gerade Magie, die Jacob den Tod bringen oder ihn retten kann. In Städtenamen und Erfindungen spiegeln sich historische Ereignisse und man erkennt mit jeder Seite mehr, dass „Reckless“ einfach verdammt gut durchdacht ist. Die Welt hinter dem Spiegel versprüht den Charme des 18. Jahrhundert, vermischt mit Magie und Mythen. Endlich hat man das Gefühl, vollkommen in diese Welt eintauchen zu können und so kann man den Roman nur schwer aus der Hand legen. Besonders faszinierend sind allerdings die dunklen Hexenkünste und finsteren Wesen – und es sei gesagt, dass „Lebendige Schatten“ mehr noch als der erste Band nichts für zartbesaitete Leser ist. Hinter dem Spiegel lauern allerlei Grausamkeiten und Unmenschlichkeiten, die jedoch stilvoll geschildert werden und dem Leser eisige Schauer über den Rücken jagen.


    Stilistisch bleibt Cornelia Funke auf hohem Niveau und kreiert mit ihrer Sprache eine beklemmende und düstere Atmosphäre. Ihr reichen wenige Worte, um die Emotionen ihrer Charaktere spürbar zu machen und sowohl stille Szenen als auch actionreiche lesen sich traumhaft. Wo „Steinernes Fleisch“ zudem noch zu stark nach Schwarz/Weiß-Malerei aussah, entfalten sich in „Lebendiges Fleisch“ zahlreiche Graustufen. Auch kann man hier schwer nach Gut und Böse suchen, denn Jacob rettet kein Familienmitglied oder gar die Welt, sondern schlichtweg seine eigene Haut. Durch seinen nahen Tod kommt der Leser zudem in den Genuss zahlreicher Anekdoten aus seinem Schatzjägerleben. Und so bewegt seine Vergangenheit war, so bewegt ist auch dieses Buch. Das Hardcover wartet mit einem schönen Prägedruck und 3D-Effekt der Motte auf und ist wie sein Vorgänger mit Illustrationen von Cornelia Funke versehen. Diese ergänzen die düstere Atmosphäre der Geschichte perfekt, was kaum anders zu erwarten ist, wenn ein Autor seine Werke selbst illustriert. So hat man ein wenig das Gefühl, „Reckless“ durch die Augen von Cornelia Funke zu betrachten.


    Fazit


    „Lebendige Schatten“ ist eine spannungsgeladene Schatzjagd quer durch eine düstere und atemberaubende Märchenwelt. Dabei geht es schlichtweg um die Rettung der eigenen Haut. Jacob und Fuchs sind starke Charaktere, die sich aus gefährlichen Situationen befreien können, aber auch manchmal große Fehler machen. Neue Nebencharaktere bringen zusätzlich Schwung in die Geschichte. Ein rasantes Abenteuer voll kreativer Ideen, untermalt von einem traumhaften Stil!


    .

  • Vielen Dank für die schöne Rezi :wave
    Ich werde es dann auch so bald wie möglich lesen, klingt ja wirklich super :-]

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Da wünsche ich schon mal viel Spaß beim Lesen! :wave


    Wie in der Rezi gesagt, ich finde "Lebendige Schatten" viel besser als den ersten Band und Cornelia Funkes Schreibstil gefällt mir ohnehin sehr gut. Nun passt endlich auch die Story, es passiert unheimlich viel, jedes Kapitel bietet neue spannende Ideen und inzwischen gefällt mir die Welt hinter dem Spiegel verdammt gut.


    Hoffentlich dauert es nicht wieder zwei Jahre, bis die Fortsetzung kommt ...

  • Mir hat der erste Teil schon gut gefallen. Nicht Funkes bestes Werk, aber schön.
    Der zweite Teil zeigt allerdings eine deutliche Steigerung im Vergleich zu Teil 1. Dieser war sehr spannend und hatte keine Längen, war mir aber zu kurz und teilweise unausgereift. Es waren zu viele Bilder und zu wenig Text.


    Dieses Problem gibt es dieses mal nicht. Das ganze Geschehen konzentriert sich auf Fuchs und Jacob, was dem Buch sehr gut tut. Wo die Figuren im ersten Teil noch etwas blass wirkten, erhalten sie hier viel mehr Tiefe, die Charaktere werden dreidimensionaler.


    Jacob vom Fluch der schwarzen Fee getroffen, hat, sollte er kein Gegenmittel finden, nur noch wenige Monate zu leben. Seine Angst vor dem Tod ist immer greifbar und nimmt einen selber ganz mit. Er beginnt sein Leben zu überdenken und sieht ein das es wichtigere Schätze als gläserne Pantoffel gibt. Und er lernt das es größere Ängste gibt, als nur sein eigenes Leben zu verlieren.


    Seine einzige Chance ist eine Armbrust, die wenn mit Liebe abgefeuert, das Leben rettet.
    Sein Gegner bei der Suche ist der Goyl und Schatzjäger Nerron. Ich mochte ihn sehr gern und war meine Lieblingsfigur in dem Buch. Er hat zwar eine raue Schale, aber einen weichen Kern. Ich hoffe sehr, dass er uns auch im dritten Teil erhalten bleibt.
    Eine Figur, die man richtig schön hassen kann, gibt es auch.
    Louis, Prinz von Lothringen. Gott, wie gern hätte ich diesem verzogenen, koksenden Bengel den Hals umgedreht.


    Die Jagd nach der Armbrust ist immer spannend und hält einem in Atem. Ich habe das ganze sehr genossen und bin froh, dass Frau Funke es mit einer Romanze zwischen Jacob und Fuchs nicht überstürzt.
    Ihre Beziehung entwickelt sich langsam und bedächtig weiter und ist damit nur umso schöner.


    Dieses mal konnte man fühlen, dass Frau Funke mehr Herzblut in die Seiten ihrer Geschichte gesteckt hat. Und ich bin dankbar für die schönen Stunden, die ich mit dem Buch hatte.
    Kritik gibt’s nur wenig. An einer Stellen wurden mir die „Zufälle“ doch etwas zu viel.


    Sie kann sich auch für den dritten Teil gerne zwei Jahre Zeit nehmen, wenn er dann so gut wird wie dieser. Ich denke sie kann sogar noch eine Schippe drauflegen.


    Eine klare Leseempfehlung von mir. 9,5 Punkte von mir.

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Inhalt
    Wenn die Motte auf seiner Brust Jacob Reckless zum fünften Mal sticht, wird er aufgrund eines Feen-Fluchs sterben. Für die Rettung seines Bruders Will hat der professionelle Schatzjäger Jacob, der für die Kaiserin von Austrien arbeitete, mit seinem eigenen Leben bezahlt. Jacob hatte hinter dem Spiegel im Zimmer seines Vaters eine Parallelwelt entdeckt, die von den Goyl beherrscht wird. Das Goylreich erstreckt sich in Europa von Westfalen im Westen, über Österreich-Ungarn bis zum Baltikum im Norden. Trolle waren aus dem Norden in die Alpenregion zugewandert, wurden in Austrien reich und hinterließen ihre Tunnel unter der Erde, die die Menschen nun gern nutzen. Die Welt unter dem Doppelmond erlebt gerade einen Technologie-Sprung von Pferdedroschken und hölzernen Schiffen zu Kutschen ohne Pferde und eisernen Schiffen. Wissenschaft und Ingenieurskunst sind dabei, den Platz von Zauberei und Aberglauben einzunehmen. Mancher fürchtet sogar den bevorstehenden Untergang der Welt. Der technische Fortschritt lässt darauf hoffen, dass einfache Menschen bald nicht mehr so schwer für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen, und zugleich befürchten, dass sich an ihrem Los kaum etwas ändern wird. Das Goyl-Reich wankt, es gibt bereits Aufstände gegen die Besatzer, die sich den Menschen aufgrund ihres Alters überlegen fühlen.


    Die Abenteuer, die Jacob Reckless und seiner treuen Begleiterin, der Gestaltwandlerin Celeste, im zweiten Band der Reckless-Trilogie bevorstehen, beginnen in Chicago. Jacob und Fuchs, wie Celeste sich in ihrer vierbeinigen Erscheinung nennt, haben inzwischen sechs Jahre gemeinsam verbracht. Fuchs fühlt sich Jacob zur Treue verpflichtet, seit er ihr das Leben gerettet hat. Im Wettlauf mit Norrum, dem Onyx-Bastard, der für Charles von Lothringen tätig ist, wollen Jacob und Fuchs eine magische Armbrust erringen, indem sie drei Reliquien aus drei verschiedenen Ländern zusammentragen. Für Jacob wird der Wettlauf zum Kampf um sein Leben.


    Fazit
    Cornelia Funke zaubert mit märchenhaften Wortschöpfungen eine fantastische Parallelwelt überwucherter Schlösser, gruseliger Grüfte und zauberkräftiger Hexen, die sie auf Elementen europäischer Volksmärchen gründet. Besonders gefallen haben mir die feinen, völlig unspektakulär wirkenden Artefakte, die Jacob in lebensgefährlichen Situationen nützen und die Figur der Hexe Alma, die Jacob vor Jahren als Zwölfjährigen unter ihre Fittiche genommen hatte. Von ihr hat Jacob zu seinem Glück viel gelernt. Den Machtkampf der alten Welt gegen die Goyl-Herrschaft inszeniert Funke mit extrem kurzen Kapiteln wie einen Film mit schnellen Schnitten. Da Fantasy-Romane mich hauptsächlich durch den glaubwürdigen Aufbau einer anderen Welt und die Tiefe der Personengestaltung fesseln, fand ich Jacobs Abenteuer eher düster-abenteuerlich als spannend. Zum Fehlen der Spannung mag auch das Seitenlayout beigetragen haben, das bei einigen extrem kurzen Kapiteln den Eindruck erweckt, man blättere eine kaum bedruckte Seite nach der anderen um (S. 308). Da sich die Reckless-Bände an Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren richten und Erwachsene sie a u c h lesen dürfen, hat in diesem Genre "Lebendige Schatten" die volle Sternzahl verdient.


    9 von 10 Punkten

  • Den Goyl Nerron in diesem 2. Band fand ich faszinierend. Ich hätte gern noch mehr von ihm gelesen. Sein Wunsch, ein besserer Schatzjäger als Jacob Reckless zu sein, verständlich,
    vor allem, wenn man seine Vorgeschichte kennt.
    Ich hätte mir aber bei ihm ein anderes Ende gewünscht– sein geheimer größter Wunsch,ist eigentlich sehr bescheiden.
    Ohne seine lästigen Begleiter hätte Jacob gegen ihn sicher keine Chancen gehabt.
    Ich mag die vielschichtigen interessanten Charaktere in diesem Buch, die zauberkräftigen Artefakte und die geheimnisvollen Landschaften und vor allem Fuchs..
    Die Technologie, die langsam Einzug hält (Kutschen ohne Pferde...)wird diese Welt sicher schon bald ziemlich verändern.



    Ich hoffe , dass der dritte Teil nicht erst in 2 Jahren herauskommt.
    9 von 10 Punkten

  • Jacob Reckless hat es geschafft seinen Bruder Will vor der Versteinerung zu retten, allerdings musste er dafür einen sehr hohen Preis bezahlen. Er hat den Namen der roten Fee ausgesprochen, diese hat eine Motte direkt auf sein Herz gepflanzt. Die nun immer wieder zubeißen wird, genau sooft wie der Name der Fee Buchstaben hat.
    Will ist mit Clara zurück in ihre Welt gegangen, auch Jacob ist gerade dort, denn er sucht ein Gegengift oder Mittel damit er gegen den Fluch der Fee vorgehen kann. Mit der Karaffe die er ersteigert hat geht er in die Welt hinter dem Spiegel. Doch auch dieser Zauber hilft nicht. So besucht er Alma, eine Hexe, doch auch sie kann ihm mit ihren Mitteln nicht helfen.
    Fuchs weiß noch gar nichts, denn seit Jacob gegangen ist hat sie von ihm nichts mehr gehört. Doch nun kommt Jacob zu ihr und ihr bleibt auch nicht verborgen wie es ihm geht. Als er es ihr erzählt was der Preis für Wills Heilung war, bricht für sie eine Welt zusammen. Denn Fuchs liebt ihn, das musste sie sich eingestehen als sie ihm bei der Suche nach einem Gegengift für Will geholfen hat.
    Als dann auch noch der Zwerg bei dem sich Fuchs von ihrem letzen Auftrag erholt, ihnen erzählt was sie bei den Minenarbeiten gefunden haben, reift in beiden die Hoffnung, das dies vielleicht Jacob noch helfen könnte. Allerdings ist ihnen in der Grabkammer jemand zuvorgekommen und so beginnt nicht nur ein Wettlauf gegen Jacobs Lebenszeit sondern auch gegen denjenigen der das gleiche Sucht sie. Die beiden finden zwar heraus wer ihr Gegner ist, ein Schatzjäger der Goyl der “der Bastard” genannt wird. Die Suche gestaltet sich nicht einfach und den beiden werden immer wieder Steine in den Weg gelegt. Aber die beiden können sich immer aufeinander verlassen und trotzen so einigen Gefahren.


    Cornelia Funke hat nun den zweiten Roman um Jacob Reckless und seiner Begleiterin die er nur Fuchs nennt geschrieben. Es ist immer schwer eine Fortsetzung z einem Buch zuschreiben. Doch Frau Funke ist es hier wieder gelungen ein Buch zuschreiben das fast noch besser ist als das erste Reckless Buch. Die Geschichte in der Welt hinter dem Spiegel geht weiter und es werden wieder ein paar Einzelheiten aus Grimms Märchen aufgegriffen. Alles ist so schön erzählt wie man es von Frau Funke gewohnt ist.


    Auf dieses Buch war ich gespannt, denn ich hatte schon Teil 1 gelesen. Allerdings war ich auch skeptisch wie es mir wohl gefallen wird, da ich mit dem Vorgänger so meine Probleme hatte. Aber es hat mir dieses mal wirklich sehr gut gefallen und ich habe es sehr schnell durchgelesen habe.
    Die Geschichte setzt nicht nahtlos an, wo das letzte Buch aufgehört hat. So das man das Buch auch als eingeständige Geschichte lesen kann.

  • Seinen Bruder Will hat er retten können, doch der Preis war hoch. Wird sich die Motte auf seiner Brust, Zeichen des Feenfluchs, lösen und zu ihrer Herrin fliegen, ist Jacob dem Tode geweiht. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt – und ein Wettkampf mit dem Goyl Nerron um den einen Schatz. Er kann die Welt auf der anderen Seite des Spiegels ins Verderben stürzen – und ist doch Jacobs einzige Rettung. Gemeinsam mit dem Mädchen Fuchs kämpft Jacob nicht nur um sein Leben.


    "Lebendige Schatten" ist der zweite Band der "Spiegelwelt"- Reihe von Cornelia Funke und der Nachfolger von "Steinernes Fleisch".
    Auch in diesem Teil der Reihe um die Brüder Reckless ist die Hintergrundidee einfach genial und magisch; Cornelia Funke besitzt wirklich jede Menge Fantasie und Kreativität, die man in jedem ihrer Werke wiederfindet und Jung und Alt zu begeistern weiß.
    Während ich bei "Steinernes Fleisch" noch den Mangel an Tiefgründigkeit und den leichten Drehbuchcharakter mokiert habe, so hat sich das in "Lebendige Schatten" größtenteils gelegt. Teilweise haben mir aber immer noch Details und Tiefe gefehlt, obwohl Cornelia Funke sich langsam ihrem Level, das man aus der "Tintenwelt"-Trilogie kennt, annähert. Ich hoffe, dass sie im nächsten Band zu alter Stärke zurückfindet und mich wieder komplett überzeugen kann.
    Dennoch ist "Lebendige Schatten" auch von der Spannung her um einiges besser als sein Vorgänger und schafft eine komplexe Handlung mit einer, von der Höhe her, angenehm angelegten Spannungskurve. Auch mutet diese Geschichte mehr wie ein Märchen an und schafft es sogar an etlichen Stellen mir diese gewisse "Funke-Atmosphäre" zu vermitteln, die ich vorallem bei der "Tintenwelt"- Trilogie verspürt habe.
    Diesmal hat Cornelia Funke die Märchenelemente der Gebrüder Grimm nicht so stark miteinfließen lassen, sondern sich stärker auf ihre eigene originelle Story fokussiert, wodurch der außergewöhnliche Charakter stärker zur Geltung gebracht wird und "Lebendige Schatten" einzigartiger erscheint.
    Ich freue mich nun auf den nächsten Band dieser Reihe und hoffe, dass wir diesmal nicht so lange darauf warten müssen und dass Cornelia Funke endlich ihr gesamtes Können entfaltet, um zu zeigen, warum sie eine der besten Autorinnen der Welt ist.


    Auch wenn die Charaktere im Gegensatz zu "Steinernes Fleisch" ein wenig dreidimensionaler erscheinen, besitzen sie dennoch noch nicht die Lebendigkeit, die man von Cornelia Funke gewohnt ist. Sie sind stellenweise noch sehr oberflächlich beschrieben und man vermisst Ecken und Kante, sowie die Liebe zum Detail, die ihnen Lebendigkeit einhaucht. Ich möchte noch mehr über sie erfahren, denn sie besitzen soviel Potential, das nicht ungenutzt auf der Strecke bleiben darf.
    Cornelia Funke hat ein großes Spektrum an verschiedenen phantastischen Figuren abgebildet, wobei man nicht nur Märchenfiguren in der Geschichte findet, sondern auch andere magische Gestalten, die zum Teil von der Autorin selbst erdacht wurden. Ein Pluspunkt dieses Buches.


    Auch der Schreibstil der Autorin bekommt so langsam ihren märchenhaften Charakter zurück. Während er im ersten Band noch leblos und oberflächlich erschien, findet man nun in "Lebendige Schatten" die geflügelte Sprache der Autorin wieder, für die sie so bekannt ist. Somit findet sich auch hier eine deutliche Verbesserung ihrer Wortgewandheit und magischen Erzählweise.

  • Rezension:


    Zwei Jahre musste man auf Cornelia Funkes “Reckless: Lebendige Schatten”, den zweiten Band der Reckless-Reihe, warten und es hat sich vollkommen gelohnt. Das düstere Märchen zieht den Leser wieder in seinen Bann und fasziniert, wie schon sein Vorgänger.


    Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt flüssig und fesselnd. Zwar hatte ich leichte Probleme, mich am Anfang wieder in der Geschichte zurecht zu finden – der erste Band ist ja wie gesagt schon vor zwei Jahren erschienen – aber nach den ersten 50 Seiten ging es endlich besser und von da an versinkt man im Geschehen und verschlingt die 68 Kapitel, die jeweils einen eigenen Titel tragen, regelrecht.


    Die Story setzt an der Stelle ein, an der die letzte endete und deshalb ist es unbedingt nötig, dass man vorher Band 1, “Steinernes Fleisch”, liest. Denn Jacob hat einen teuren Preis für die Lösung des letzten Problems gezahlt und gegen diesen Preis versucht er nun anzukämpfen, um sein Leben zu retten. Seine treue Gefährtin, die Gestaltwandlerin Fuchs, begleitet ihn nach wie vor und die beiden hegen immer mehr Gefühle füreinander, welche sie jedoch vor dem anderen nicht zugeben.


    Die Tatsache, dass der Goyl Nerron das Artefakt, das Jacob retten soll, ebenfalls sucht, macht die ganze Sache noch spannender – denn das macht die Suche zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit dem Unterschied, dass Nerron ‘nur’ Ruhm und Jacob sein eigenes Leben retten möchte.


    Selbstverständlich bleibt es spannend bis zum Schluss und man erfährt erst auf den letzten Seiten, ob Jacob überlebt – klar ist es nämlich nicht. Man hadert und fiebert bis zum nervenzerreißenden Showdown angespannt mit und würde am liebsten selbst eingreifen.


    Fazit:


    Eine weiteres fesselndes Spiegelwelt-Abenteuer.


    Bewertung:
    8 von 10 Punkten

  • zu den wirklich tollen und stimmigen Rezensionen hier:
    Die Welt hinter dem Spiegel ist tatsächlich eine gespiegelte Welt in einer anderen Zeit: die Namen der Länder, Landschaften und Orte sind abgeändert zur realen Welt (z.B. Vena statt Wien); es ist belebend und spannend, sich die Zusammenhänge vor Augen zu führen. Das Buch regt an, im eigenen Erfahrungs- und Erinnerungsschatz zu wühlen: welche Landschaft ist hier gemeint? welches Märchen? Welche Zusammenhänge?


    Fazit: je mehr Hintergrundwissen man über Märchen und ihre Herkunft hat, umso spannender und fesselnder wird die Geschichte.


    Prima!

  • Der Inhalt:


    Jacob konnte seinen Bruder retten, musste hierfür aber einen hohen Preis bezahlen. Er wurde verflucht und im bleibt nicht mehr sehr viel Zeit bis er sterben wird. Nachdem er schon alles mögliche ausprobiert hat um den Fluch loszuwerden, schöpft er eine letzte Hoffnung. Er begibt sich zusammen mit Fuchs auf die Suche nach einer Armbrust, die angeblich wenn sie aus Liebe abgefeuert wird den getroffenen heilen soll. Aber er hat hier nicht mit anderen Schatzjägern gerecht, den der Goyl Nerron ist ebenfalls auf der Suche nach der Armbrust. Wer wird die Armbrust zuerst finden und wird sie Jacob am Ende heilen?


    Erster Satz:


    Er war immer noch nicht zurück.


    Meine Meinung:


    Das Buch erzählt die Geschichte zu dem Zeitpunkt weiter, an dem der erste Band aufgehört hat. Auch hier hat Cornelia Funke den flüssigen und spannenden Schreibstil, den man auch schon in Band 1 kennengelernt hat, weiter behalten. Auch wie man es schon aus Band 1 kennt, überschlagen sich hier die Ereignisse und das Buch fesselt einen total.


    In Lebendige Schatten entführt uns Cornelia Funke in andere Gebiete der Spiegelwelt, die einerseits total faszinierend und andererseits auch sehr gefährlich sind. Durch die detailreich Beschreibung konnte man sich super in die Spiegelwelt hineindenken und denkt fast man ist selbst vor Ort.
    In Lebendige Schatten lernt man neue Personen kennen und die Personen, die man schon aus Steinernes Fleisch kennt, lernt man besser kennen. Man erfährt zum Beispiel wie Jacob in der Spiegelwelt ankam und wie Fuchs zu ihrem Fell kam. Dadurch lernte man die Personen besser kennen und verstehen.


    Auch werden wie schon in Band 1, einige Fragen aufgeworfen, zu denen es hoffentlich in Band 3 eine Auflösung gibt. Wann dieser Band erscheint ist leider unklar, ich hoffe nur das uns die Autorin hier nicht so lange warten lässt wie zwischen Band 1 und 2.


    Mein Fazit:


    Reckless - Lebendige Schatten hat meine Erwartungen wirklich übertroffen. Er ist düster, spannend und zieht den Leser sprichwörtlich in seinen Bann. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen.

  • Jacob Reckless hatte seinen Bruder Will retten können, doch der Preis dafür war hoch gewesen, denn er muss nun mit dem eigenen Leben dafür bezahlen. Der Fluch der Dunklen Fee lastet auf ihm, sichtbar nur durch eine Motte auf seiner Brust. Sobald die Motte zum Leben erwacht und sich aus seiner Brust befreit, wird Jacob sterben und bis dahin bleibt ihm nicht mehr viel Zeit.


    Seine letzte Hoffnung ist die magische Armbrust von Guismund, dem Hexenschlächter. Alles andere hat er bereits erfolglos versucht. Angeblich soll ein Schuss aus Liebe nämlich nicht den Tod, sondern das Leben bringen. Sie ist aber außerdem die tödlichste Waffe der Spiegelwelt, denn wer damit den General einer Armee tötet, bringt zugleich alle Soldaten zu Fall.


    Jacob und Fuchs begeben sich gemeinsam auf die Schatzjagd. Sie sind jedoch nicht die einzigen, die die Armbrust suchen und somit beginnt für sie nicht nur ein Wettlauf gegen die Zeit, sondern auch gegen Jacobs stärksten Konkurrenten …



    Mit Reckless – Lebendige Schatten ist Cornelia Funke eine sehr gute Fortsetzung gelungen, die weniger düster ist und sich somit deutlich von ihrem Vorgänger unterscheidet. Anders bedeutet in diesem Fall allerdings nicht etwa schlechter, sodass denjenigen, die Reckless –Steinernes Fleisch mochten, auch der zweite Band gefallen wird.


    Da Will von seinem Bruder gerettet wurde und wieder sicher in seiner Welt lebt, dreht sich im zweiten Teil alles nur noch um Jacob Reckless und seinen Kampf ums Überleben. Wer sich im Vorfeld ein wenig über die Serie informiert hat und weiß, dass sie, nach der bisherigen Planung, fünf Bände umfassen soll, dem ist von Anfang an natürlich klar, dass Jacob nicht sterben wird. Das mindert die Spannung allerdings nicht, denn wie das Sprichwort so schön sagt, ist auch hier der Weg das Ziel. Die Frage nach dem ‚Wie’ – Jacob sein Leben retten kann – ist also viel bedeutender als die Frage nach dem ‚Ob’.


    Nach drei gescheiterten Versuchen ist die sagenumwobene Armbrust Jacobs letzte Chance älter als fünfundzwanzig zu werden. Niemand kann mit Sicherheit sagen, ob die Geschichte mit dem Schuss, der das Leben anstelle des Todes bringt, überhaupt stimmt, aber was hat er schon zu verlieren?
    Die Suche ist jedoch alles andere als einfach. Die Armbrust ist besonders gut versteckt, immerhin handelt es sich um die gefährlichste Waffe in der Spiegelwelt, und Jacob rennt die Zeit davon. Als wäre das nicht schon genug muss Jacob außerdem schon bald feststellen, dass noch jemand anderes hinter der Armbrust her ist und dieser jemand versteht sein Handwerk genauso gut wie Jacob.


    Celeste, besser bekannt als Fuchs, ist dabei – wie immer – an Jacobs Seite. Seitdem er ihr endlich gebeichtet hat wie hoch der Preis für das Leben seines Bruders tatsächlich gewesen ist, weicht sie nicht mehr von seiner Seite. Sie liebt ihn mehr als alles andere, mehr sogar noch als ihr geliebtes Fellkleid, und will sein Leben unbedingt retten, koste es, was es wolle. Obwohl er ihre Gefühle bislang nicht erwidert hat, kann sie sich ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen.



    Auch Jacob erkennt im zweiten Teil endlich, wie viel Fuchs im eigentlich wirklich bedeutet und beginnt schließlich die Frau in ihr zu sehen, die sie geworden ist. Seit vielen Jahren ist sie seine ständige Begleiterin, doch erst jetzt wird ihm bewusst, dass er viel mehr für sie empfindet als er sich bisher eingestanden hat. Er bemerkt, wie andere Männer seine Füchsin ansehen und ertappt sich sogar dabei eifersüchtig zu sein. Von einer Liebesgeschichte kann man, zumindest in diesem Teil, aber leider noch nicht sprechen, denn Fuchs und Jacob sind viel zu sehr mit der Armbrust und den Steinen, die ihnen auf der Suche danach in den Weg gelegt werden, beschäftigt um sich richtig näher zu kommen oder einander ihre gegenseitigen Gefühle zu gestehen. Hoffentlich ändert sich das dann im nächsten Band.


    Die Suche selbst hat Cornelia Funke ziemlich spannend gestaltet, denn um die Armbrust zu finden muss man erst einmal drei andere Sachen finden, die natürlich nicht weniger gut versteckt sind, und mit einer vierten vereinen. Das wissen sowohl Jacob und Fuchs als auch ihre wesentlich besser ausgerüsteten Konkurrenten. Doch immer wenn die Beiden ihrem Ziel einen Schritt näher kommen, werden sie durch ein neues Problem zurückgeworfen.


    Durch die häufig wechselnden Perspektiven kann man nicht nur Fuchs und Jacob, sondern ferner ihre Gegner auf der Jagd nach der Armbrust begleiten. So lernt man ihre zum Teil sehr interessanten Gegenspieler besser kennen und weiß zudem über deren Pläne Bescheid. Der Wissensvorsprung ist selbstverständlich begrenzt, sodass man trotzdem mehr als einmal von der Handlung oder ihren Wendungen überrascht wird.
    Die vielen kurzen Kapitel tragen genauso zum Spannungsaufbau bei wie die verschiedenen Blickwinkel und sorgen häufig dafür, dass man viel mehr liest als geplant und das Buch kaum aus der Hand legt.


    Auch im zweiten Band der Serie gibt es wieder zahlreiche Märchenelemente, teils bekannt, teils jedoch sicher noch unbekannt. Manche Märchen, z.B. das französische Märchen ‚Der Blaubart’, sind direkt in die Handlung eingebunden und spielen eine zentrale Rolle, andere werden nur nebenbei erwähnt. Auf jeden Fall lernt man so immer wieder neue interessante Märchen kennen.


    Das Ende ist der Autorin ebenfalls seht gut gelungen und macht Lust auf den nächsten Teil. Einerseits ist die Handlung des zweiten Bandes relativ in sich abgeschlossen, andererseits werden ein paar Andeutungen zum möglichen Inhalt der Fortsetzung gemacht, die schon jetzt die Neugier des Lesers wecken. Vor allem eine bestimmte Figur, die Jacob sehr geholfen hat, aber trotzdem äußerst geheimnisvoll blieb, könnte im nächsten Buch vielleicht eine entscheidende Rolle spielen.



    FAZIT
    Reckless – Lebendige Schatten ist ein toller zweiter Teil und somit ein würdiger Nachfolger von Reckless –Steinernes Fleisch. Er ist weniger düster, etwas spannender und verspricht vor allem einen noch besseren dritten Band.
    Jacobs Bruder Will taucht so gut wie nie auf, dafür rückt die sympathische Fuchs umso mehr in den Vordergrund und was sich in diesem Buch zwischen Jacob und ihr angebahnt hat, wird im nächsten hoffentlich endlich Wirklichkeit.

  • Will ist gerettet, doch der Preis, den sein Bruder Jacob bezahlt hat, ist unermesslich hoch. Verzweifelt sucht er nach einer Möglichkeit, wie er die Motte der Fee wieder loswerden kann, ohne sterben zu müssen, aber bisher hat er noch keine Lösung gefunden. Und das, obwohl er bereits fast alles ausprobiert hat, was ihm in den Sinn gekommen ist, egal wie wagemutig dies auch war.


    Als Jacob wieder zurück in die Spiegelwelt geht, trifft er das erste Mal nicht sofort auf Fuchs, die sonst immer auf ihn wartet. Von Chanute erfährt er, dass sie einen Auftrag erledigt und sich bei dem Zwerg Vailant auf dessen Burg befindet. Nachdem er ihr nachgereist ist, erzählt Vailant ihm von Guismund, dem Hexenschlächter und dessen Vermächtnis, das Jacob neugierig macht. Dabei klammert er sich an eine seltsame Geschichte über ein Artefakt, dass dieser besessen hat und, das vielleicht seine letzte Rettung ist. Also machen sie sich gemeinsam auf die Suche nach dessen Grabkammer.


    Dort angekommen entdecken sie jedoch, dass sie nicht allein auf Schatzjagd sind. Nerron, ein Goylbastard, sucht ebenfalls danach und die beiden vertiefen sich in einen spannenden Konkurrenzkampf, der auch gleichzeitig ein Kampf gegen die Zeit für Jacob wird. Denn sticht die Motte auf seiner Brust das sechste Mal schmerzvoll zu, wird sie sich von ihm lösen, und sein Leben ist verwirkt. Wird es Jacob gelingen, dass Artefakt rechtzeitig zu bekommen? Und wird er sich so retten können?


    Auch der zweite Teil der Reckless-Reihe ist flüssig geschrieben und lässt sich angenehm lesen. Gespickt mit Andeutungen zu Märchen jedweder Art ist es ein Vergnügen, der spannenden Geschichte zu folgen. Besonders gut gefallen hat mir, dass sich Fuchs und Jacob in diesem Band langsam ihrer Gefühle immer mehr klarzuwerden scheinen. Den Tod vor Augen, scheint sich Jacob das erste Mal mit seinem bindungslosen Verhalten auseinanderzusetzen und erst als Fuchs in Gefahr gerät, ist ihm vollends klar, was er für seine treue Freundin empfindet. Doch aus Schutz für sie und sich selbst weigert er sich, diesen Empfindungen nachzugehen.


    Die beiden stoßen auf interessante neue Charaktere, die sehr schön beschrieben sind und die Geschichte, meiner Meinung nach, sehr bereichern. Auf einer Autkion lernt Jacob einen mysteriösen Mr. Earlking kennen. Dieser lässt durchblicken, dass auch er Kenntnis von der Spiegelwelt hat und überreicht Jacob seine Karte, die ihn fortan fast durch die komplette Handlung "begleitet". Wer ist dieser Mann und was sind seine Absichten? Ich könnte mir vorstellen, dass wir auch ihn in einer Fortsetzung wiederfinden werden, auf die ich sehr gespannt bin.
    Der dramatische Wettlauf mit dem Goyl Nerron, der selbst schwer an seiner eigenen Vergangenheit zu tragen hat, sorgt für ungebrochene Spannung. Auch weitere Hinweise auf Jacobs verschwundenen Vater dürfen hier nicht fehlen und machen mich neugierig auf den nächsten Band. Wird er ihn letzten Endes finden?

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend

  • Um seinen Bruder Will retten zu können, musste Jacob Reckless einen hohen Preis zahlen. Auf seiner Brust prangt nun eine Motte, die sechsmal zubeißen wird und ihn dann tötet. Doch Jacob will diesem dunklen Schicksal entgehen und versucht alles. Doch nichts bringt den gewünschten Erfolg. Jacob will schon aufgeben, bis er von der sagenumwobenden Armbrust hört, die angeblich mit einem Schuss eine ganze Armee auslöschen kann, aber auch Leben retten kann...
    *
    Ich muss gestehen, dass ich gar nicht vorhatte den zweiten Teil der Reckless Reihe zu lesen, weil mich der erste Band ein wenig enttäuscht zurückgelassen hatte. Aber ich konnte natürlich nicht widerstehen mich doch bei der Leserunde zu bewerben und schwupps wurde ich gezogen. Und ich bereue es nicht. Der zweite Band hatte für mich alles, was der erste nicht hatte. Charaktere, die nicht blass und farblos wirken, sondern wundervoll beschrieben sind, sodass ich sie mir sehr real vorkamen. Man lernte neue Personen kennen und die Personen, denen man schoneinmal begegnet war lernte man besser kennen. Man erfuhr wie Jacob die in der Spiegelwelt ankam und wie Fuchs zu ihrem Fell kam. Dadurch lernte man die Personen zu verstehen. Dieses Verstehen hat mir beim ersten Teil wirklich gefehlt.
    Die Welt hinter dem Spiegel war ebenfalls farbprächtig gestaltet, sodass ich mich regelrecht in sie hineinversetzen konnte und mein kleines "Kopfkino" ohne Schwierigkeiten laufen lassen konnte. Natürlich waren auch wieder magische Gegenstände und Gestalten mit von der Partie. Ein paar kannte ich schon, die anderen waren mir fremd. Hierbei fand ich es schade, dass gerade diese Gegenstände und Gestalten, die man nicht kannte, kaum erklärt wurden, sodass ich manches nachgeguckt habe um tatsächlich ein richtiges Bild vor Augen zu haben.
    Was ich toll fand, war der Schreibstil von Cornelia Funke. Er war immer flüssig und die Geschichte so immer verständlich. Ich musste ganz selten einen Satz zweimal lesen um die Bedeutung zu verstehen. Und dann war da ja noch die Spannung, die von Beginn an da war und sich durch das ganze Buch zog, sodass ich es kaum aus der Hand legen konnte und wollte.
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    Ich kann dieses Buch ohne schlechtes Gewissen weiterempfehlen, auch denjenigen, die wie ich schon überlegt oder entschieden haben, dass Reckless ohne sie weitergehen wird. Mich konnte Reckless - Lebendige Schatten begeistern und überzeugen, dass Reckless 3 aufjedenfall bei mir im Regal stehen wird ;)

  • Jacob hat es geschafft. Sein Bruder wurde gerettet und er hat seine normale Haut wieder. Zusammen mit Clara ist er auf der anderen Seite des Spiegels in Sicherheit. Aber Jacob hat einen hohen Preis dafür bezahlt. Sechs Mal wird die Motte auf seiner Brust zubeißen, dann ist Jacob dem Tod geweiht. Verzweifelt sucht er ein Gegenmittel, doch alle ihm bekannten Mittel versagen. Doch dann hört Jacob von einem Mittel, das ihn heilen könnte. Aber er ist nicht der Einzigste, der Jagd darauf macht. Ein Wettlauf gegen Zeit beginnt …


    Gleich nach dem ersten Band „Reckless: Steinernes Fleisch“ griff ich zum zweiten Band der Reihe. Anders als der erste Band, ist dieser hier besser ausgearbeitet. Er wirkt weniger lieblos und überhastet.


    Jacob ist wieder auf der Suche und natürlich liefert er sich wieder ein Wettrennen mit der Zeit. Aber dieses Mal geht Cornelia Funke mehr ins Detail. Lässt Landschaften entstehen, Orte und Städte wachsen und ihre Figuren bekommen mehr Gestalt. So fand ich in diesem Buch auch endlich Zugang zu Jacob. Er wurde farbiger und elementarer.
    Sogar Fuchs, die im ersten Band deutlicher gezeichnet war als Jacob, nahm noch mehr Gestalt an, als sie den Leser einen Einblick in ihre Vergangenheit gewährt.


    Durch die Karte zu Beginn war es dieses Mal auf möglich, die Wege von Fuchs und Jacob zu verfolgen und zu schaun, wo ihre nächsten Stationen liegen und wie sie dorthin kommen bzw. wo sie sich treffen werden.
    Der Schreibstil ist auch wieder leicht und fesselnd. Die kurzen Kapitel regen zum schnellen lesen an und die Illustrationen laden zum Träumen ein.


    Cornelia Funke entführt die Leser in diesem Buch wirklich mit Haut und Haar in eine faszinierende Welt, in der Märchen erwachen und man denkt, man ist selbst auf der Jagd und Flucht.
    Durch die Schnitzeljagd, die Jacob lösen muss, wird man auch als Leser immer zum Mitdenken und -raten animiert und so merkt man gar nicht, wie die Seiten verfliegen.


    Viel zu schnell hat man das Buch beendet und auch wenn die Geschichte in sich abgeschlossen ist, so ist das Abenteuer in der Welt hinter dem Spiegel keineswegs vorbei. Schon jetzt fiebere ich einem dritten Teil entgegen, der hoffentlich so gut wie der zweite werden wird.
    Die Handlung in diesem Buch ist weniger vorhersehbar und da man die Protagonisten zum größten Teil schon aus dem ersten Band kennt, kommt man sehr schnell in die Geschichte rein.


    Einen Quereinstieg, ohne den ersten Band zu kennen, würde ich nicht empfehlen. Es gibt viele Querverweise auf den ersten Teil und diese könnten ohne Kenntnis des ersten zu Verwirrung führen, so dass man irgendwann aufgibt. Der zweite Teil baut wirklich auf dem ersten auf.
    Für Liebhaber von Märchen ist das Buch eine wahre Fundgrube. Kinderfresserinnen, Feen, Einhörner, Zwerge, Däumlinge oder Goyl, sie alle finden in dem Buch Platz. Auch das ein oder andere Utensil wie z.B. Flaschengeister oder Zaubernadeln können mit einem Auftritt glänzen.


    Erzählt wird sowohl aus der Sicht von Jacob wie auch aus der Sicht von anderen Personen z.B.von Fuchs oder dem Goyl.
    Der Leser wird in die Position des Allwissenden gestellt und erhält dadurch einen Gesamtüberblick.


    Der Spannungsbogen setzt sich nahtlos an den von ersten Band an und steigt mit jeder Seite weiter an. Erst auf den letzten Seiten sinkt er etwas ab. Aber durch den Cliffhanger kommt er nicht ganz zum erliegen, sondern bleibt stabil mit der Hoffnung auf eine baldige Fortsetzung erhalten.
    Umrahmt wird die Geschichte von den wunderschönen Illustrationen von Cornelia Funke, die sich durch das ganze Buch hindurch ziehen.


    Fazit:
    Eingetaucht in die zweite Reise von Cornelia Funke, tauchte ich nur sehr widerwillig wieder auf. Ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung, denn die Welt hinter dem Spiegel ruft.


    1.Reckless: Steinernes Fleisch
    2.Reckless - Lebendige Schatten

  • Mir hat dieser Teil auch besser gefallen als der 1., die Figuren haben mehr Tiefe und nun hat man auch ein wenig mehr von Fuchs kennengelernt.
    Es war wirklich sehr spannend und da meine Tochter und ich zusammen lesen sind wir schon ganz gespannt auf den nächsten Teil! :-)

  • Ich schleiche ja schon länger um das Buch herum. Aber Eure Rezis haben mich jetzt überzeugt und es ist schwupp diwupp im Warenkorb gelandet. Hoffe, dass ist die richtige Entscheidung. Ich hasse es ja wenn es so ewig dauert, bis Folgebände erscheinen, da kann man sich kaum noch erinnern, was vorher passiert ist. Muss wohl den ersten Teil auch noch mal vorkramen.