Stephen Spender - Der Tempel

  • Titel: Der Tempel
    Autor: Stephen Spender
    Übersetzt aus dem Englischen von: Sylvia List-Beisler
    Verlag: Männerschwarm Verlag Hamburg
    Erschienen: August 2012
    Seitenzahl: 302
    ISBN-10: 3863001192
    ISBN-13: 978-3863001193
    Preis: 19.00 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Zehn Jahre nach dem Ende des 1. Weltkriegs betritt Paul Schoner Feindesland: in Hamburg besucht er Ernst Stockmann, den er in Oxford kennen gelernt. Die Brutalität des ersten Weltkriegs hatte die Menschen in vielerlei Hinsicht traumatisiert. Im prüden England ist jedermann verzweifelt bemüht, trotz allem die gewohnte Lebensweise aufrechtzuerhalten. Wie anders dagegen Deutschland: In Wandervogel und Körperkultur manifestiert sich ein Aufbruch der Jugend, der alle Welt in Staunen versetzt. Pauls Hamburger Gastgeber entstammt einer reichen Patrizierfamilie, deren großbürgerliche Lebensweise sich dieser Entwicklung stur widersetzt. In Joachim Lenz, einem missratenen Kaufmannssohn, lernt er bald einen wirklichen Freund kennen, mit dem zusammen er Strandbäder und Nachtbars erkundet und schließlich - zusammen mit einem gemeinsamen Lover eine Wanderung entlang des Rheins unternimmt. Joachim ist ein Repräsentant des modernen Deutschland: Er fotografiert, will sich aber nicht als Künstler verstanden wissen und er liebt junge Männer, die ihn sofort langweilen, wenn sie seine Gefühle erwidern. Als die Nazis in Deutschland immer stärker werden und sogar Joachims Studio verwüsten, verlässt Paul Hamburg, um in Berlin seinen Studienfreund Bradshaw zu besuchen.


    Der Autor:
    Stephen Spender wurde 1909 geboren und starb 1995. Er war mit W. H. Auden und mit Christopher Isherwood befreundet. 1983 wurde er zum Ritter geschlagen. ^


    Meine Meinung:
    Ein interessantes Buch – wenn vielleicht auch nicht unbedingt von sprachlicher Brillanz. Aber bei diesem macht es eben Sinn die besondere Thematik im Vordergrund zu sehen. Es geht um junge Menschen, die in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts auf der Suche sind, auf der Suche nach dem Neuen – ohne dass sie „dieses Neue“ genau definieren können. Sie wollen Schluss machen mit den Konventionen ihrer Elterngeneration, sie fordern Toleranz und wenden sich gegen die Intoleranz der Gesellschaft. Dieses Buch handelt von homoerotischen Beziehungen, Beziehungen die zu damaliger Zeit immer im Verborgenen gelebt werden mussten. Und hier wagen junge Männer einen Ausbruch, bleiben dabei aber immer nur unter Ihresgleichen – und müssen einsehen, dass sie es nicht schaffen werden gesellschaftliche Vorurteile auszuräumen.
    Dieses Buch springt leider ein klein wenig zu kurz. Der Autor vermittelt den Eindruck, als sei die Gesellschaft eine fast reine homoerotische Männergesellschaft. Der Blick wird zu sehr auf diesen Umstand fokussiert. Alles läuft zu glatt und die Probleme homosexueller Paare werden nur ansatzweise und unzureichend beschrieben. Der Autor versäumt es hier die gesellschaftliche Ablehnung dieser Lebensform zu beschreiben. Sie findet genau genommen in diesem Buch so gut wie gar nicht statt – das Buch entfernt sich hier leider sehr von der realen Situation der damaligen Zeit.
    Trotzdem ist diese Buch eher nicht enttäuschend.
    Beschrieben wird eine suchende Jugend. Wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg brachen gerade junge Menschen auf nach neuen Ufern auf der Suche nach neuen Erkenntnissen und mussten dann irgendwie aber resigniert feststellen, dass am Horizont das kommende Nazideutschland heraufdämmerte und das ihre Suche vergeblich sein würde. Es bleibt für sie nur der Rückzug in ihre ganz eigene Welt.
    Ein lesbares Buch, ein interessantes Buch, aber ganz sicher keine literarische Offenbarung – wenn auch mit Schwächen behaftet. Aufmerksam auf dieses Buch bin ich durch einen Artikel in der "taz" geworden. 6 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.