Susan Wiggs - Zerrissenes Herz

  • Band 8 der Lakeshore Chronicles, Familie Bellamy - Originaltitel: Marrying Daisy Bellamy


    Klappentext:


    Es gibt Tage am Willow Lake, da ist der Wind so still und das Wasser so ruhig, dass man nur den eigenen Herzschlag hört. Auch Daisy Bellamy lauscht, doch sie kann anhand des Klopfens nicht herausfinden, für wen ihr Herz stärker schlägt. Für den verantwortungsvollen Logan, den Vater ihres Sohnes? Oder den abenteuerlustigen Julian, den sie seit ihrer Jugend liebt?


    Diese Entscheidung wird ihr auf schicksalhafte Weise abgenommen. Daisy stürzt sich in ihre Arbeit als Fotografin – und in die Arme des Mannes, der ihr und ihrem Sohn ein stabiles Zuhause geben kann. Langsam kehrt eine gewisse Ruhe in ihr Herz und in ihr Leben ein. Bis mit einem Mal der Mann vor ihr steht, den sie nie vergessen konnte. Wie wird sie sich jetzt entscheiden?


    Meine Meinung:


    Ja, wie wird sich Daisy wohl entscheiden, in ihrem ewigen Kampf zwischen Logan und Julian. Logan, der Vater ihres Sohnes, entwickelt sich in den letzten fünf Jahren als verantwortungsbewusster und liebevoller Vater, der wirklich gerne Zeit mit ihr und seinem Sohn verbringt. Er macht keinen Hehl daraus, dass er Daisy gerne heiraten und mit ihnen die perfekte kleine Familie gründen möchte. Aber auch Julian möchte Daisy heiraten, allerdings wird sie dann durch seine Army Ausbildung gezwungen sein, ständig mit ihm umzuziehen, wohin er gerade versetzt wird. Zwar ist immerhin er es, der die Schmetterlinge in ihrem Bauch entfesselt, aber Logan ist Charlies Vater. Was wiegt schwerer, Schmetterlinge oder Vaterschaft?


    Selten war eine Geschichte dermassen vorhersehbar und langweilig. Susan Wiggs hat bisher bezaubernde Familiengeschichten, mit vielen interessanten Entwicklungen geschrieben, aber hier scheint es so, als ob sie mit Daisy unbedingt einen Abschluss finden muss, die Geschichte wirkt halbherzig. Es gibt nicht eine unerwartete Wendung, die Charaktere bleiben so, wie sie von Anfang an waren, man kann fast jeden Schachzug voraussagen und weiß, was als Nächstes passiert. Oft wird etwas in vorherigen Szenen angedeutet, so dass geistig die Geschichte in eine bestimmte Richtung verläuft – und diese Bahn verlässt sie nicht einmal. Leider verzichtet die Autorin auch darauf, Daisy reifen zu lassen, denn ihre Überlegungen gibt es schon in Büchern davor. Ihre ständigen Selbstzweifel, ob sie für ihren Sohn richtig entscheidet, nerven irgendwann nur noch, man möchte sie schütteln, um ihr mit Gewalt die Augen zu öffnen.


    Susan Wiggs verpasst es aber auch, der Geschichte die nötige Tiefe zu verleihen. Vieles wird nur angerissen und nicht vertieft, sie lässt Fragen unbeantwortet und schließt Ereignisse nicht zufriedenstellend ab. Zum Glück sind diesmal die Rückblenden in die Vergangenheit recht kurz, denn wirklich viel hat Daisy nicht zu erzählen, was der Leser durch die vorherigen Bücher nicht schon weiß. Dafür schwenkt aber immer wieder die Sichtweise zwischen Daisy, Logan und Julian, was tiefere Einblicke in deren Seelenleben ermöglicht. Von ihnen macht Logan die eindrucksvollste Wandlung durch, wenigstens etwas in der ansonsten stereotypen Geschichte. Lediglich das Wiedersehen einiger bereits bekannter Familienmitglieder heitert auf, auch wenn dies wieder nur kurz beschrieben wird. Der Stellenwert der Familie liegt bei Susan Wiggs ganz oben, ansonsten hätte sie Daisy nie so depressiv über ihre Entscheidungen werden lassen, während sie alles versucht, ihrem Sohn die angemessene Familie zu geben und ihre eigenen Bedürfnisse weit hintenan stellt.


    Fazit


    Eine Geschichte, deren Wendungen man schlafwandlerisch vorhersagen kann, stereotype Charaktere und viele unnötige, ständig wiederholende Selbstzweifel langweilen sehr schnell. Selbst das vorherige gewohnte Gefühl, in einer Familie zu sein, will sich einfach nicht einstellen. Man wird mit den Charakteren nicht warm und kann somit auch viele Seiten einfach überfliegen.


    LG
    Patty