Das dreizehnte Kapitel - Martin Walser

  • Verlag: Rowohlt, 2012
    Gebundene Ausgabe: 272 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Auf einer illustren Festveranstaltung im Schloss Bellevue wird ein Professor für Molekularbiologie für seine Errungenschaften gefeiert. Doch der ebenfalls geladene Schriftsteller Basil Schlupp hat nur Augen für dessen Frau, eine Professorin für Evangelische Theologie. Geradezu besessen von Maya Schneilin schreibt Basil ihr einen solch raffinierten und durchtriebenen Brief, dass sie sich gezwungen sieht zu antworten. Obwohl beide glücklich verheiratet sind, entwickelt sich zwischen ihnen ein heftiger Briefwechsel voller intellektueller und erotischer Spannung. Als Mayas Mann schwer erkrankt, verliert sich die spielerische Unschuld der Briefeschreiber; das Leben fordert nun eine Entscheidung von ihnen.
    In gewohnt leichtem Stil lässt Martin Walser seine Protagonisten erzählen: vom Unglück der Vergänglichkeit, dem Glück der Liebe und dem berauschenden Gefühl des Schreibens.


    Über den Autor:
    Martin Walser, geboren 1927 in Wasserburg, lebt in Überlingen am Bodensee. Für sein literarisches Werk erhielt er zahlreiche Preise, darunter 1981 den Georg-Büchner-Preis und 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Außerdem wurde er mit dem Orden »Pour le Mérite« ausgezeichnet und zum »Officier de l'Ordre des Arts et des Lettres« ernannt.


    Mein Eindruck:
    Martin Walsers neuer Roman ist ein Projekt, das ihn gedanklich schon jahrelang begleitet hat. Daher ist das Buch seinem letzten Großwerk „Muttersohn“ nicht sehr ähnlich. Dafür gibt es Einflüsse des evangelischen Theologen Karl Barth, dem sich Walser bereits in seinem 2012 erschienenen Essayband „Über Rechtfertigung, eine Versuchung“ widmete.
    Dieser Karl Barth ist der Theologin Maja Schneilin sehr wichtig.
    Männlicher Protagonist des Romans ist der Schriftsteller Basil Schlupp, der für seinen Erfolgsroman Strandhafer bekannt ist. (Als Leser kommt man nicht umhin, in Schupp auch ein wenig Walser selbst zu sehen).
    Diese beiden begegnen sich auf einem Festabend im Schloss Bellevue. Ein besonderes erstes Kapitel, das sich einreiht in literarisch auffallende Prologe bedeutender Bücher.


    Schlupp ist von Dr.Maja Schneilin fasziniert und beginnt ihr zu schreiben. Sie antwortet ihm und so beginnt eine geistige Verbindung und Fernbeziehung, die sich von einem ca. 14tägigen Briefwechsel zu einem schnellen E-Mail-Rhythmus wandelt.
    Eine Liebesbeziehung, aber beide sind verheiratet und so sind ihre jeweiligen Partner Iris und Korbinian auch Thema ihrer Gespräche.


    E-Mail-Liebes-Geschichten sind in der jüngeren Literatur öfter erfolgreich gewesen. Daniel Glattauers „Gut gegen Nordwind“ kommt einem sofort in den Sinn!
    Aufgrund der Art und Weise wie Walser seine Protagonisten sich in dem Briefwechsel feiern lässt, der sich auf einem abgehobenen Bildungsniveau bewegt, ist allerdings anzunehmen, das der neue Roman mehr etwas für Walserfans und Walserexperten ist als das er sich damit eine neue Leserschaft erschließt.
    Dabei ist Das dreizehnte Kapitel eine überzeugende Liebesgeschichte und wenn ein Leser etwas länger aushält, wird es immer intensiver. Man lernt die Figuren besser kennen und sie wirken sympathischer. Das gilt insbesondere für die Theologin.


    Für „Das dreizehnte Kapitel“ gilt die schwebende stilistische Leichtigkeit und Frische, die Walsers Spätwerk so im Positiven ausmacht!


    ASIN/ISBN: 3499267594

  • Am 27.09.12 um 23.45 Uhr wird auf SWR Martin Walsers aktuelles Buch "Das dreizehnte Kapitel" in der Sendung Literatur im Foyer vorgestellt.


    Martin Walser liest aus dem Buch und wird von Felicitas von Lovenberg interviewt.


    Es wird ganz informativ über die Romanfiguren, die Motivation und Entstehung des Romans gesprochen.


    Die Sendung ist momentan auf der SWR Mediathek online zu sehen.

  • Danke für die Vorstellung, das klingt sehr interessant, zumal mein nächstes Buch vom Grundgerüst ähnlich aufgebaut scheint... "Der Briefsteller" von Michail Schischkin.
    Die Darstellung einer Liebesgeschichte in Briefform birgt eine andere Art der Annäherung, des Austausches und somit auch den Beschreibungen von Empfindungen und Wirkung auf den Leser. Von Walser darf man hier schon eine schöne und gekonnte Darstellung, Tiefe und Schreibweise erwarten, was du ja hier auch zum Ausdruck gebracht hast.
    Vielleicht schaffe ich es diesen Herbst, dann einen Vergleich zu den beiden Büchern zu ziehen, die eine Lovestory und schriftlichen Verkehr gemein haben.


    LG :wave