Gestaltung:
Das Cover gefällt mir richtig gut. Es ist fast ausschließlich in Schwarz- und Blautönen gehalten, wirkt dadurch jedoch nicht düster, sondern eher geheimnisvoll. Der helle Kreis, in dem man ein Mädchen sieht, könnte eines der Portale und das Mädchen könnte die Hauptdarstellerin Jarra sein. Das Cover passt also durchaus auch zum Inhalt. Durch das Schimmern hebt es sich außerdem von anderen Covern ab und fordert den Leser geradezu auf, es in die Hand zu nehmen.
Inhalt:
„Jarra ist ein „Earth Girl“. Während sich der Rest der Menschheit aufmacht, fremde Galaxien zu entdecken, ist Jarra zu einem Leben auf dem alten Heimatplaneten verdammt: Aufgrund eines Gendefekts kann sie nicht teleportieren. Sie gehört zu den Ausgestoßenen, den Wertlosen. Aber Jarra hat einen Traum: Sie will normal sein, will wie alle anderen studieren. Ihre Leidenschaft ist die Frühgeschichte – der faszinierende Zeitraum vor Erfindung der Portaltechnik. Damals lebten die Menschen in riesigen Städten wie New York, die heute nur noch Ruinen sind. Um ihren Traum wahr werden zu lassen, muss Jarra ihre Identität verleugnen. Sie ist bereit, diesen Preis zu zahlen. Doch als ein schreckliches Unglück droht und nur Jarra es aufhalten kann, beginnt sie sich zu fragen, ob es wirklich so erstrebenswert ist, normal zu sein …"
Jarra ist behindert. Sie hat einen Gendefekt und kann deswegen nicht, wie die meisten, einfach von einem Planeten zum anderen teleportieren. Deshalb muss sie, wie einige andere, auf der Erde leben. Doch im Gegensatz zu ihren Freunden will Jarra sich nicht in ihr Schicksal fügen. Sie möchte Geschichte studieren und zwar auf einer Universität auf einem anderen Planeten. Da kommt es ihr zu Gute, dass die ersten Kurse zum Thema „Vorgeschichte“ sowieso auf den Ausgrabungsstätten der Erde abgehalten werden.
Doch auf der Universität soll niemand wissen, dass Jarra behindert ist. Deshalb überlegt sie sich eine Geschichte und legt sich kurzerhand eine neue Identität zu. Sie recherchiert genau und bringt außerdem einiges an Erfahrung mit Ausgrabungen mit, so dass sie schnell ein anerkanntes Mitglied in der Gruppe wird und sogar neue Freunde findet.
Ein Junge hat es ihr besonders angetan. Doch er ist ein normaler Mensch, ohne Gendefekt, was eine Liebe zwischen ihnen so gut wie unmöglich macht.
Aber dann passiert etwas, das Jarras Welt völlig durcheinander bringt und sie total aus der Bahn wirft. Plötzlich weiß sie selbst nicht mehr, was Wirklichkeit und was Lüge, was falsch und was richtig ist und wer sie eigentlich ist. Und dadurch bringt sie nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern auch diejenigen, die ihr bereits ans Herz gewachsen sind.
Charaktere:
Jarra hat einen Gendefekt, doch das ist auch schon der einzige Makel, den sie hat. Ansonsten ist sie nämlich einfach nur perfekt. Sie weiß alles, kann alles und sieht außerdem gut aus. Anfangs kann man sie noch richtig gut verstehen, nämlich dass sie einen Hass auf die ganze Welt hat, weil sie anders ist, weil sie behindert geboren und deshalb von ihren Eltern allein auf der Erde zurückgelassen wurde. Wer wäre da nicht unzufrieden, traurig und voller Bitterkeit. Da ist es nur verständlich, dass sie allen beweisen will, dass die „Affen“, wie die Menschen mit Gendefekt, geschimpft werden, genauso gut sind, wie die übrigen Menschen, wenn nicht sogar besser. Und dass Jarra besser ist, beweist sie jeden Tag an der Universität. Während alle anderen total planlos und unwissend sind, kennt sie alles schon und kann sogar ihrem Dozenten noch etwas lernen. Jede noch so schwierige Situation meistert sie mit Bravur, ohne auch nur den kleinsten Fehler zu machen. Alles was andere überfordert, erledigt Jarra mit links und hat sogar Kompetenzen, die auf der ganzen Welt nur eine Handvoll Leute besitzen. Obwohl mir Jarra trotz all dem nicht unsympathisch war, muss ich doch sagen, dass sie einfach viel zu perfekt ist. Dadurch kann man sich einfach nicht mehr mit ihr identifizieren und wünscht sich eigentlich nur noch, dass sie auch mal einen Fehler macht. Ich fand das sehr schade, weil ich finde, dass durch diese ganze Perfektion einfach ihre Entwicklung etwas verloren gegangen ist.
Fian, der männliche Protagonist gefiel mir eigentlich sehr gut, wobei ich finde, dass er etwas flach bleibt. Man erfährt sehr wenig von ihm. Lediglich, woher er kommt und dass er Geschichte liebt. Neben der perfekten Jarra geht er etwas unter und kann erst zum Ende der Geschichte beweisen, dass er auch einmal die Initiative ergreifen bzw. durchgreifen kann.
Sehr gut gefielen mir die Nebendarsteller. Da gibt es z.B. ein Pärchen, das von einem freizügigen Planeten kommt und bei denen es weniger um Geschichte, als mehr um Sex zu gehen scheint. Doch auch die beiden haben ein Geheimnis, das plötzlich ein ganz anderes Licht auf sie wirft.
Außerdem gibt es noch Cadance, die Ersatzmutter (oder ProMum, wie sie im Buch genannt wird) von Jarra, die einfach eine super Art hat und für Jarra durch dick und dünn gehen würde.
Auch den Dozenten Playdon fand ich toll. Er nimmt nicht alles einfach so hin, sondern geht den Dingen auf den Grund. Er möchte, dass sich seine Studenten wirklich mit dem Thema Geschichte befassen und hat dabei selber ein enormes Wissen. Doch er kann auch wirklich humorvoll sein, was er das ein oder andere Mal beweist und wenn es hart auf hart kommt, steht er bedingungslos hinter seinen Leuten. Somit war er für mich der eigentliche Held dieser Geschichte.
Schreibstil:
Zu Beginn des Buches hatte ich wirklich Probleme mit all den neuen Begriffen und den verschiedenen Planeten und Ereignissen. Es dauerte eine Zeit, bis ich verstanden hatte, wie Jarras Welt funktioniert. Und ich muss auch zugeben, dass ich eigentlich kein so großer Fan von diesen Sience-Fiction Dingen bin. Doch als ich mich mal zurechtgefunden hatte und die ganzen Begriffe geklärt waren, konnte ich so richtig eintauchen in die Welt von Jarra und ihren Freunden und war sogar fasziniert von den einzelnen Planeten und dass alle ihre Bewohner bestimmte, für ihren Herkunftsplaneten typische Charaktereigenschaften mit sich brachten.
Besonders an diesem Buch ist, dass Jarra die Geschichte dem Leser erzählt und diesen auch direkt anspricht. Das zeigen Sätze, wie z.B. „Falls ihr das hier immer noch lest“ und „aber eigentlich wisst ihr doch“ usw. Dadurch wird der Leser direkt mit der Geschichte verbunden und man bekommt sofort Mitleid mit Jarra, da ihr Leben bis jetzt nicht gerade einfach war. Danach wird die Geschichte erzählt, ohne dass der Leser weiter angesprochen wird. Der Rest der Story ist dann in Ich-Form geschrieben, so dass man alles aus Jarras Sicht erfährt. Erst zum Ende des Buches wird der Leser wieder direkt angesprochen, so als würde Jarra mit einem sprechen. Das fand ich sehr schön, da man als Leser nicht ganz so außen vor bleibt.
Das Buch an sich hatte zwar nicht den großen Showdown, es gab aber immer wieder spannende Szenen, in denen ich die Luft angehalten habe und hoffte, dass alles gut ausgehen würde. Außerdem war ich auch ziemlich gespannt, ob Jarras Geheimnis ans Licht kommen und wie ihre Mitschüler reagieren würden. Vor allem zu Beginn der Geschichte, hatte man gemeinsam mit Jarra immer Angst, dass sie als „Behinderte“ entdeckt und von den anderen gemobbt werden würde.
Sehr schön fand ich auch, dass die Geschichte einmal nicht an einer Highschool standfand. Im Gegenteil, man begab sich zusammen mit den Studenten auf Ausgrabungsstätten, erfuhr von der Geschichte der Erde und was alles passiert war. Die Schüler saßen nicht nur in einem Klassenzimmer und lernten trockene Fakten, sondern wurden nach draußen geschickt und erlebten dort Abenteuer. Das war auf jeden Fall einmal etwas ganz anderes und ich war begeistert mit dabei auf den Expeditionen.
Richtig gefreut hab ich mich, dass es keinen Cliffhanger gab. Die Geschichte könnte so sogar als Einzelband stehen bleiben. Aber natürlich ist man als Leser auch neugierig, wie es mit Jarra und Fian weitergeht und welche Planeten noch entdeckt und erschlossen werden. Ich freu mich auf jeden Fall auf die Fortsetzung und hoffe, dass dann einmal ein anderer der Held ist und Jarra vielleicht sogar beweist, dass sie doch nicht ganz so perfekt ist.
Fazit:
Anfangs hatte ich aufgrund der vielen neuen Begriffe, etwas Schwierigkeiten, in die Geschichte hineinzufinden. Doch nachdem ich mich in Jarras Welt zurechtgefunden hatte, war ich total begeistert und die Seiten sind einfach nur so dahingeflogen.
Eine tolle und durch die Sciene-Fiction-Elemente mal etwas andere Dystopie, die wirklich Spaß macht.
Von mir bekommt das Buch 4 Punkte von 5.