Aber Mutter weinet sehr – Wolfgang Brenner

  • Knaus Verlag, 2012
    Broschiert: 288 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Fatales Katz- und Maus-Spiel ...


    Es ist der Alptraum aller Eltern: Der kleine Johann kommt eines Abends vom Spielen nicht nach Hause. Der Vater verständigt die Polizei, die Mutter fühlt sich wie gelähmt. Und hegt schon bald den Verdacht, dass das Leben ihres Jungen für die Polizei nicht oberste Priorität hat. Doch einer Mutter geht es nur um ihr Kind, eine Mutter tut alles, um es zurückzubekommen. Dafür trifft sie sich sogar heimlich mit dem Entführer. Ein fatales Katz-und-Maus-Spiel nimmt seinen Lauf.


    Als der 11-jährige Johann spurlos verschwindet, ändert sich das Leben seiner Eltern radikal. Robert, der Vater, verlässt sich auf die Polizei, Marie, die Mutter, hat Angst, dass es den Kriminalbeamten mehr um die Ergreifung des Entführers als um ihr Kind geht. Dass auch Robert sich gegen sie stellt. Und dann hängt eines Tages eine Tüte an ihrem Fahrrad. Darin das Handy ihres Sohnes. Marie beginnt, sich heimlich mit dem Entführer zu treffen. Sie fleht ihn an. Er lässt sie zappeln. Dann bricht der Kontakt ab. Bis Marie durch Zufall die Identität des Täters herausfindet. Das Spiel beginnt von vorne. »Aber Mutter weinet sehr« ist eine raffinierte Mischung aus Kriminalroman und Psychothriller. Und das Psychogramm einer zum Äußersten entschlossenen Frau.


    Über den Autor:
    Wolfgang Brenner , geboren 1954 in Quierschied/Saar, lebt als Journalist und Autor in Berlin und im Hunsrück. Er wurde 2007 mit dem Berliner Krimipreis "Krimifuchs" in der Kategorie Autoren für sein langjähriges Schaffen in diesem Genre gewürdigt. Seine Krimis zeichnen sich durch gründliche Recherche, überzeugende Chraktere und große Spannung aus.


    Mein Eindruck:
    Mal wieder ein Thriller mit dem Thema Entführung, aber es ist ein wirklich lesenswerter Psychothriller, der im anspruchsvollen Knaus-Verlag erschienen ist!
    Wolfgang Brenner ist einigen Lesern vielleicht bekannt durch seine Romane um Polizeichef Felix Bollinger. „Aber Mutter weinte sehr“ ist jedoch kein Teil einer Serie und hat auch eine andere Stimmung, die sich durch ein eigenständiges Lesegefühl ausdrückt.


    Das Buch wirkt auf mich, als sei es eine sehr genaue Analyse der Gefühlswelt einer Frau, deren Sohn verschwunden ist. Johann wurde entführt. Die Mutter Marie hat kein Vertrauen in die Polizei, an die sich ihr Mann klammert. Sie alleine bekommt Kontakt zum Entführer, das verschweigt sie der Polizei, in der Hoffnung selbst am meisten ausrichten zu können.
    Es ist dem Autor gelungen zu zeigen, wie isoliert Marie dadurch wird.
    Marie erinnert an die Figuren von Joy Fieldings Thrillern, die ja ebenfalls sehr oft unter großen psychologischen Druck stehen.


    Nach einem Jahr gelingt es Marie erneut, Kontakt zu dem Entführer aufzunehmen, diesmal will sie aktiv werden.


    Die Darstellung der ungewöhnlichen Situation beim Zusammentreffen von Marie und dem Täter wirkt in manchen Passagen merkwürdig, man überlegt, ob das so realistisch ist, aber möglich ist es.


    Das Buch ist spannend und gut geschrieben. Der Leser ist nah dran an der Hauptfigur. Das ist mir das wichtigste an einem Psychothriller.
    „Aber Mutter weinte sehr“ ist vielleicht ein wenig altmodisch gestaltet. Man sollte positiver „Klassisch“ sagen! In gleicher Form hätte er auch schon vor 20 Jahren erscheinen können, und solche Bücher gibt es heutzutage leider nicht mehr so oft.

  • Hört sich wirklich gut an. Herzlichen Dank für diese Rezi. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Vielen Dank für die Rezi Herr Palomar! :wave
    Das Buch steht auf meiner Evtuell-Liste. Jetzt kommt es auf die Wunschliste!

    Es geht uns mit den Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber wenige erwählen wir zu unseren Freunden, unseren vertrauten Lebensgefährten.
    Ludwig Feuerbach (1804-1872)

  • Nach dem Lesen der ersten Rezension habe ich nochmal auf die ISBN-Nummer geschaut, ob ich tatsächlich dasselbe Buch gelesen habe. Mein Eindruck ist so gänzlich anders. :wow



    Der beigelegte Werbestreifen betitelt dieses Buch als „Psychothriller der Extraklasse“. Auf dem Buchrücken wird der Inhalt als „eine raffinierte Mischung aus Kriminalroman und Psychothriller“ beschrieben. Weiterhin ist von einem „Psychogramm einer zum Äußersten entschlossenen Frau“ die Rede. Im Glauben, nun mehrere Stunden gefesselt von einem Buch eine Gänsehaut nach der nächsten zu bekommen, begann ich zu lesen. Gleich im ersten Kapitel ging es auch schon los mit dem Fund einer Kinderleiche mitten im Dorfteich. In dieser Situation wird das betroffene Ehepaar Marie und Robert vorgestellt, die seit dem Vortag ihren Sohn Johann vermissen. Dieser ist auf dem Heimweg nicht beim Elternhaus angekommen. Man muss nicht zwingend eigene Kinder haben, um sich die Situation für die Eltern vorstellen zu können. Die Sorge, Angst und langsam schwindende Hoffnung springt einen förmlich an. Diese Eigendynamik benötigt das Buch allerdings auch, denn von der Beschreibung allein könnte dieses Gefühl nicht entstehen. Vielmehr wird hier deutlich, dass sich das Paar offenbar schon lange nicht mehr versteht und vermutlich nur noch den Schein einer Ehe aufrecht erhält. Sowohl Marie als auch Robert führen nur noch ein ichbezogenes Leben und verlieren mit jedem Absatz mehr Sympathie. Obendrein kann selbst der unerfahrene Leser des Thrillergenres erkennen, dass hier keine meisterhaft verschlungenen Pfade für eine explosive Auflösung gelegt werden, sondern eher ein Zufall lieblos an den nächsten gereiht wird. Es steht nicht mehr die Suche nach dem Jungen im Vordergrund, sondern eher die Frage, wann die Polizei hier endlich mal Einhalt gebietet.


    Auch der zweite Teil der Geschichte fängt vielversprechend an. Marie trifft nach einem Jahr beim Joggen zufällig auf ein Paar. Sofort erkennt sie in dem Mann den Entführer wieder. Kurz regt sich wieder die Hoffnung, nun doch noch den versprochenen Psychothriller lesen zu können, zumal es Marie schafft, einen freundschaftlichen Kontakt zur Frau aufzubauen. Aber schon auf der nächsten Seite begeht sie vom psychologischen Standpunkt erneut schwere Fehler. Die Behebung dieser kam mir persönlich vor, als habe der Autor den Auftrag, eine bestimmte Anzahl von Seiten zu beschreiben. Zu lange Zeit passiert nichts, was die Situation voran getrieben hätte. Das Psychogramm schließt daher noch die verschiedenen Lebensweisen zwischen den alten und neuen Bundesländern mit ein.


    Leser, die es bis hierhin geschafft haben, lesen vielleicht auch noch die letzten 50 Seiten und zeigen damit ein großes Durchhaltevermögen. Mir persönlich kamen wie der Mutter die Tränen. Allerdings betrauerte ich die vergebene Chance, dass aus den relativ vielversprechenden Ansätzen eine so banale Geschichte entstanden ist. Insofern muss ich dem Werbestreifen Recht geben: dieser Psychothriller gehört in eine Extraklasse.

    aktuelles Buch: Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf von Oliver Pötzsch
    A Killer Closet von Paula Paul

    Bingo 2017

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Büchersally ()

  • Hallo,


    nach 28 Seiten habe ich das Buch abgebrochen. Daher kann ich hier eigentlich keine Rezi schreiben. Aber ich war einfach nur genervt von den abbehackten Sätzen. Alles nur aneinandergereiht, die Dialoge fand ich seltsam und die Charaktere waren mir gänzlich unsympathisch. Es hat nicht sollen sein, schade ums Geld :wow

  • Dieses Buch war nicht nur schlecht, es war eines der schlechtesten Bücher die ich beendet habe und ich habe es nur beendet, weil ich Dank eines Bandscheibenvorfalls unheimliche Schmerzen beim Aufstehen habe und der Weg zum Buchregal mich abschreckte, ich aber nicht den ganzen Tag stumpf an die Decke starren mußte.


    Keine Ahnung, wo das Lektorat war, aber in diesem Buch sind so viele logische Fehler, daß es gerade für mich keine Freude war es zu lesen.
    Zum Beispiel liegt eine Kinderleiche monatelang in einem Tümpel den ein erwachsener locker durchwaten kann, ohne daß sie auftreibt oder entdeckt wird. Der kleine Junge ist mit dem Fahrrad in den Tümpel gefahren, dort gestürzt und einfach an Ort und Stelle liegen geblieben. Oder der Täter schreibt mit der Mutter des Opfers SMS mit unterdrückter Nummer. Man kann keine SMS mit unterdrückter Nummer schreiben, sie wird automatisch mit übermittelt. Auch das Orten eines Handys oder die Möglichkeiten einer Fangschaltung, werden fern ab der Realität beschrieben, um nur die offensichtlichsten Fehler zu nennen.


    Dazu kommt eine so schrecklich dümmliche und unsympathische Hauptfigur, für deren Gedankengänge mir schlicht das Verständnis fehlte und deren Handlungen und Taten mit viel gutem Willen vielleicht noch freundlich als etwas konfus beschrieben werden können.


    Die Geschichte ist auch so an den Haaren herbeigezogen, daß es mir beim Lesen fast schon körperliche Schmerzen verursacht hat.


    Nein, keine Leseempfehlungen, das war nicht spannend, das war nicht unterhaltsam, das war einfach nur ein Ärgernis!



    Palomar, auch ich glaube, wir müssen unterschiedliche Bücher gelesen haben....