"Bertha Krupp und ihre Kinder" von Diana Maria Friz

  • Über die Autorin
    Diana Maria Friz, Jg. 1944, ist die Tochter von Waldtraut von Bohlen und Halbach und Enkelin von Bertha Krupp von Bohlen und Halbach. Sie wuchs in Argentinien auf, studierte Germanistik und Geschichte in Deutschland und machte eine Ausbildung als Finanzbuchhalterin. Später war sie unter anderem in der Geschäftsleitung eines Unternehmens und in der Unternehmensberatung tätig. Seit 1995 leitet sie den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Mutter in Argentinien. Veröffentlichungen neben weiteren: ›Die Stahl-Giganten. Alfred Krupp und Berthold Beitz‹ (1990), ›Wo Barbarossa schläft - der Kyffhäuser‹ (1991), ›Argentinien‹ (Fotobildband, zus. mit anderen, 1997).


    Kurzbeschreibung
    Bertha Krupp (1886-1957), verheiratete Krupp von Bohlen und Halbach, erbte als 16-Jährige nach dem frühen und skandalumwitterten Tod ihres Vaters das Krupp-Imperium. Sie war ihr Leben lang von öffentlichem Interesse begleitet. In diese Lebenszeit fielen zwei Weltkriege, das Ende des Kaiserreichs, die große Wirtschaftskrise, die Weimarer Republik, das Dritte Reich und die Geburt der jungen Bundesrepublik. Sie führte eine glückliche Ehe und brachte acht Kinder zur Welt. Ein Sohn starb kurz nach der Geburt. Zwei Söhne fielen, einer kam erst 1955 aus der russischen Gefangenschaft zurück, der Älteste und Erbe Alfried wurde in den Nürnberger Prozessen verurteilt, der Konzern wurde enteignet.


    Bertha Krupp war eine beeindruckende Frau, eine große Dame, geachtet und auch gefürchtet. Ihr Name stand für das, was man an Deutschland liebte oder hasste. Die Autorin hat sie als Großmutter in sehr liebevoller Erinnerung und erzählt hier ihr Leben vor allem aus der privaten Perspektive auf der Basis einer Fülle bisher unveröffentlichter Dokumente und begleitet von zahlreichen Fotos aus dem Besitz der Familie.


    Meine Rezension
    Ich fand ja bereits die Biographie der Margarethe Krupp, Berthas Mutter, sehr spannend. Daher war ich natürlich hellauf begeistert, als ich dieses Buch entdeckte. Die Geschichte der Familie Krupp geht hierin also weiter.


    Bertha Kupp von Bohlen und Halbach wird darin als eine sehr engagierte und fürsorgliche Frau geschildert, der Familie, Freunde und Mitarbeiter sehr am Herzen liegen. Eine baldige Heirat ist für sie als Krupp-Erbin unumgänglich – doch sie schafft es dennoch, nicht aus Gründen der Räson, sondern aus Liebe zu heiraten: Gustav von Bohlen und Halbach, genannt Taffy. Wir begleiten die sich stetig vergrößernde Familie durch die Jahrzehnte und erleben Freud und Leid mit – so stirbt eines der Kinder der beiden bereits mit nur wenigen Monaten.


    Sehr interessant finde ich auch hier wieder, wie sich die Firma und das Ansehen derselben im Lauf der Jahrzehnte ändert, bis der Konzern schlußendlich in Einzelfirmen zerschlagen wird. Spannend zu erfahren, wie es den einzelnen Familienmitgliedern im Kriege erging und auch die Haltung der Krupps zum Nationalsozialismus. Hier bedient sich die Autorin in Zitaten des Historikers Golo Mann, was ich einen guten Schachzug empfand, denn sie als Familienmitglied kann hier sicher keine absolut objektive Stellungnahme abgeben.


    Alles in allem hat mir auch dieser Band wieder ausnehmend gut gefallen, durch die zahlreichen eingestreuten Bilder gewinnt die Familie an Nähe und trotz aller Macht und allen Geldes entsteht doch das Bild einer im Prinzip ganz normalen Familie mit den Sorgen und Nöten, die damals viele Familien hatten: mit gefallenen, verschollenen und gefangenen Familienmitgliedern, mit kranken und zu früh verstorbenen Kindern, aber auch Ehe- und Suchtprobleme findet man im Kreise der Familie.


    Bertha ist das Zentrum der Familie: sie hält die Fäden zusammen, sie ist es auch, um die die ganze Familie kreist und es scheint zumindest so, als würde nach dem Krieg nicht nur die Firma auseinanderbrechen, sondern nach ihrem Tode auch die Familie in ihre Einzelbestandteile zerfallen.


    Eine hochinteressante Biographie über eine warmherzige, intelligente und sehr fürsorgliche Frau in schweren Zeiten des Wandels. Wer sich für deutsche Geschichte interessiert, wird nicht an Familien wie den Krupps vorbeikommen. Mir hat das Buch wieder ausnehmend gut gefallen: biographische Details, unterhaltsam aufbereitet. So können, ja so sollten Biographien sein!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)