'Der Geiger' - Seiten 001 - 078

  • Tut mir Leid für die Verspätung, ab heute bin ich nun auch dabei.


    Ich habe den ersten Teil nun gelesen und das Buch liest sich wirklich sehr fix. Ich muss gestehen, dass ich bisher nur die Trilogie von Tom Rob Smith zum Thema Stalinzeit, UdSSR, Russland in den 40er & 50er Jahren gelesen habe und deswegen freue ich mich nun umso mehr, dass hier Vergangenheit und Gegenwart eine Rolle spielen.


    Ich fand den Anfang bisher sehr gut und die Gräuel dieser Zeit werden gut geschildert. Ich frage mich nun natürlich warum Ilja verhaftet wurde und warum alles so vertuscht wurde. Ich denke nicht, dass es "nur" um seine politische Einstellung etc geht, sondern wirklich um die Stradivari. Aber dann frage ich mich natürlich warum? Wegen Zar Alexander II., ihrem Preis oder steckt doch noch mehr dahinter?
    Denn wie es scheint, reicht dieser Fall ja bis in die Gegenwart, denn warum sonst starb Saschas Schwester? Diese Stelle fand ich wirklich sehr traurig, weil da sieht er sie nach der ganzen Zeit wieder, sie erkennt ihn gar nicht und dann stirbt sie ohne ihren Bruder wieder gesehen zu haben.
    Dann, weil ich gerade "Sakrileg" nebenbei lese und

    denke ich, dass der Unfalltod der Eltern nicht irgendein Unfall war, sondern dass sie genau wegen dieser Geige getötet wurden, schließlich hat Saschas Vater ja Erkundigungen angestellt und dann starben die Eltern.


    Ich bin wirklich gespannt wie es noch weitergeht und versuche gleich noch Teil 2 zu schaffen. :-)

  • Ich habe mich wirklich sehr auf das Buch gefreut und hatte schon ein Gefühl, dass es mir zusagen würde.
    Aber das es mich von anfang an so packt und mitreißt habe ich nicht erwartet.
    Die drei Stränge sind alle sehr interessant und werden dem Leser intensiv vermittelt. Wirklich sehr gelungen!


    Ilja's Geschichte ist wirklich tragisch. Micht nur dass er seine Familie und seine Geige verliert.. Das wie er alles verliert und dem Ganzen hilflos ausgeliefert ist. Wirklich erschreckend wenn man dies vor Augen geführt bekommt - mit dem Wissen, dass es so realitätsfremd nicht ist.

  • Da mir freundlicherweise eine LR-Teilnehmerin ihr Buch geliehen hat, bin ich jetzt auch in die Leserunde eingestiegen und habe den ersten Abschnitt in Rekordzeit gelesen.
    Die kurzen Kapitel und die schnellen kontinuierlichen Wechsel sorgen richtig für Tempo. Das ist schon hervorragend gemacht.


    Obwohl Sasha vielleicht die interessantere Figur ist, interessiert mich am Anfang Iljas Schicksal am meisten. Er scheint wirklich etwas naiv bei und nach der Verhaftung, ist vorher als sehr talentierter Musiker aber vielleicht bisher auch etwas priviligiert gewesen.
    Wie er und seine Frau eingeschüchtert und unter Druck gesetzt werden, ist sehr realistisch geschildert und deckt sich mit anderen Berichten, Prosa und Filmen, die sich damit auseinandergesetzt haben.
    Stellvertretend die Demütigung Iljas durch das Spielen der Geige bei heruntergelassener Hose und sein erzwungenes Geständnis durch die Drohung, sonst seine Frau zu ebenfalls zu verhaften und schließlich der Prozess ohne ihn, mit dem hohen Urteil 20 Jahre. Das sind alles Methoden eines totalitären Systems in einer Diktatur.

  • Auch ich habe diesen Abschnitt jetzt beendet und bin geschockt. Diese Willkür gegen die man sich nicht wehren kann. Diese Verlogenheit, darüber könnte ich mich tierisch aufregen.


    Ilja denkt wenn er alles mitmacht lässt man seine Frau in Ruhe und seiner Frau wollen sie glaubhaft machen, dass Ilja sich ins Ausland abgesetzt hat. Ich weiß gar nicht was sich diese Staatsmacht davon verspricht. Am meisten Mitleid habe ich mit den Kindern, denn die können ja gar nichts dafür.


    Es ist schon traurig, wenn ein Staat solche Methoden anwenden muss, damit ihm das Volk nicht davonläuft.


    Muss nun unbedingt weiterlesen.


    Viele Grüße :wave


    P.S.: Ich vergaß ganz zu erwähnen, dass ich noch nicht ganz nachvollziehen kann, warum Saschas Schwester sterben musste - auch den Unfall von Saschas Eltern finde ich in dieser Hinsicht etwas merkwürdig.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Ich hoffe sehr, dass Ilja und Galina die Chance haben, sich noch einmal wiederzusehen.
    Aber die Chance sind wohl nicht gut!


    Ich glaube nicht, dass die beiden sich wiedersehen. Wer weiß, was man Ilja noch alles antut nur um ihn weiter zu demütigen und seinen Willen zu brechen.


    Viele Grüße :wave

  • Zitat

    Original von Sabine Sorg
    P.S.: Ich vergaß ganz zu erwähnen, dass ich noch nicht ganz nachvollziehen kann, warum Saschas Schwester sterben musste - auch den Unfall von Saschas Eltern finde ich in dieser Hinsicht etwas merkwürdig.


    Das wirst Du noch im Laufe des Buches..... :grin

  • Auch ich konnte nun endlich mit dem bisher sehr spannenden Buch beginnen. Zeitweise wirkte das ganze auf mich etwas durcheinander, das lag aber einfach an den häufigen Szenen- und Personenwechsel. Die Demütigungen von Ilja sind absolut gelungen erzählt, auf irgend eine Art und Weise beginnt man direkt mitzufühlen, sich hineinzuversetzen, weil es einfach grausam ist, wie man mit ihm umgeht. Er selbst wirkt dabei sehr freundlich, hilflos und auf seine Art liebenswürdig. Warum genau ich ihn so empfinde, kann ich garnicht beschreiben, und ob es von der Autorin so gewünscht ist wäre die nächste Frage.


    Ich weiß noch nicht genau, ob ich mit diesem Buch überhaupt mithalten kann, da ich von der Zeit um Stalin absolutes Nullwissen habe, ich kenne mich kein bisschen mit dieser Politik aus und von daher sind mir auch die momentanen Geschehnisse im Kapitel rätselhafter als manch anderem Leser. Umso besser finde ich es, nun an dieser Leserunde teilnehmen zu dürfen und ein solches Buch gerade in diesem Rahmen lesen darf. Von daher bitte ich ein wenig um Nachsicht wenn es von meiner Seite aus eher weniger Kommentare gibt, ggf. auch eine längere Lesezeit, dafür vermutlich ein paar Rückfragen.


    Und nochmals ein Sorry für den verspäteten Einstieg, aber manchmal kommt es anders als geplant.

  • Ich hab die ersten 78 Seiten nun auch hinter mir und bin von Sprachstil und Erzählkunst schon wieder restlos begeistert. Von der Art und Stimmung ist es vergleichbar mit "Wer das Schweigen bricht", ebenso ein tolles Buch. Ich habe mir heute auch alle anderen Bücher der Autorin bestellt.


    Wer noch mehr von Bedingungen im Strafvollzug lesen will, dem kann ich dieses Buch hier empfehlen: Thiemann, Ellen - Stell dich mit den Schergen gut: Erinnerungen an die DDR Verhörtechniken und Haftbedingungen scheint sich die DDR von den Sowjets abgeguckt zu haben. Sowas sollte man auch im Hinterkopf haben, wenn man mal wieder mit seinen eigenen Lebensbedingungen bzw. mit aktuellen Verhältnissen nicht so zufrieden ist. Es geht/ging leider auch schon anders. Auch wenn man es kennt, es ist jedes Mal wieder erschütternd.


    Als Ursache für alles tippe ich auch auf Bereicherung. Klar kannten die Sowjets den Wert von Kunstgegenständen. Gleichzeitig ist es wohl auch einfach der Spaß am Quälen und an der Ausübung von Macht (siehe Film "Das Experiment"). In diesem Fall kommt noch die politische Komponente hinzu, die das herrische und sadistische Verhalten auch noch sanktioniert.