Young Adult - der neue Hype, für Jugendliche unbezahlbar

  • Auch ich war mal ein "Young Adult". Damals hab ich ca. 100-200 Buecher im Jahr gelesen. KEIN EINZIGES davon hab ich selber gekauft. Geschenkt bekommen hab ich hoechstens eines pro Jahr.


    Zur Kaufkraft des Taschengeldes kann ich nur sagen, dass damals (immerhin vor 30 Jahren oder so...) wie heute ein halbes Monatseinkommen fuer ein Buch drauf gegangen waere. Das hat sich nicht wirklich veraendert.


    Heute habe ich zwei Toechter in dieser Altersgruppe. Sie haben beide ein gutes Taschengeld, die aeltere verdient sich nebenbei auch kraeftig was dazu. Keine wuerde auf die Idee kommen ihr Geld in ein Buch zu stecken - egal was der Preis ist. Geld geht drauf fuer Kino, Klamotten und Leckereien. Die juengere kauft seltener Klamotten, sie steckt ihr Geld dann in Computerspiele. Buecher werden entweder aus der Buecherei geholt oder man laesst sie sich von den Grosseltern oder Onkel/Tante schenken. In beiden Faellen spielt der Preis keine Rolle.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Ich kann mich nur anschließen, ich finde 15 Euro für ein HC wirklich nicht zu teuer.
    Wobei mir auch noch schleierhaft ist, welche BÜcher nun genau unter "Young Adult" fallen? Könnt Ihr vielleicht ein paar Titel nennen?
    Aber wenn ich mal von Jugendlichen ausgehe und nicht jungen Erwachsenen Ü20, dann könnte ich mir vorstellen, dass ein Preis unter 15 Euro vermutlich die Verkaufszahlen nicht unbedingt erhöhen würde.
    Und sich damit das für den Verlag gar nicht rentieren würde.
    Wenn ich an meine Jugend denke, ich habe zwar immer liebend gerne gelesen, aber mein Taschengeld ging eigentlich immer drauf für Unternehmungen mit meinen Freunden und ganz selten mal ein Buch. Bücher habe ich mir schenken lassen und ich war häufig in der Stadtbiblilthek, außerdem gab es an meiner Schule eine kleine Bibliothek, die man völlig kostenlos nutzen konnte. Wenn ein Buch 5 Euro günstiger gewesen wäre, hätte ich wohl trotzdem nicht mehr Bücher gekauft.
    Dass ich mir jedes Buch, das ich lese, auch kaufe, den Luxus gönne ich mir erst, seit ich in der Oberstufe dann einen Nebenjob hatte.

  • Danke erstmal für eure interessanten Antworten.


    Ich möchte gern nochmal betonen, dass ich nicht behauptet habe, 15 Euro wären generell zuviel für ein HC. Vielmehr habe ich bemängelt, dass 15 Euro für einen Jugendlichen (oder auch jungen Erwachsenen, im Studium war das auch viel Geld für ein Buch für mich ;-)) viel Geld sind.
    Ich denke, es wäre schöner für junge Leute, wenn sie ein TB kaufen könnten zu einem moderateren Preis.


    Beispiel:
    Ich habe im Unterricht mit einer 8. Klasse Buchvorstellungen gemacht. Eine Schülerin stellte den ersten Panem-Band vor. Viele Mitschüler fanden die Geschichte sehr interessant, waren dann aber enttäuscht als sie hörten, was das Buch kostet.
    Nun, dann können sie es sich ja nun 2 Jahre später als TB kaufen... wenn dann noch Interesse daran besteht.

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Minusch, ich glaube, wir reden aneinander vorbei. :knuddel1
    Ich will doch gar nicht die Herstellungkosten von Spielen und Büchern vergleichen, oder gar forden, dass Spiele nur soviel wie Bücher kosten sollen. Ich bezog mich nur auf deinen Satz, man könne nicht Spiele mit Büchern vergleichen, den ich so gelesen habe, dass Spiele nicht als Argumentatin in diese Diskussion herangezogen werden können. Ich meine aber, dass das sehr wohl geht, denn eine Klientel, die 60€ für ein Spiel bezahlen kann, ist sehr wohl in der Lage ein Buch für ein Viertel dieses Preises zu bezahlen.


    Oha, jetzt klingelt's bei mir. :knuddel1Das war wirklich aneinander vorbeigeredet.


    Auf jeden Fall bin ich auch bereit, für ein gutes Buch so viel zu bezahlen, wenn ich es als HC haben will. Und Lesen ist mein Hobby. So wie andere für ihre Interessen Geld ausgeben, so tue ich das für meine geliebten Bücher. Und wenn man darüber nachdenkt, dürften auch andere Produkte günstiger sein. Ich glaube, das kann man von so Vielem sagen, dass man es für teuer hält.

  • Zitat

    Original von Lenya
    Beispiel:
    Ich habe im Unterricht mit einer 8. Klasse Buchvorstellungen gemacht. Eine Schülerin stellte den ersten Panem-Band vor. Viele Mitschüler fanden die Geschichte sehr interessant, waren dann aber enttäuscht als sie hörten, was das Buch kostet.
    Nun, dann können sie es sich ja nun 2 Jahre später als TB kaufen... wenn dann noch Interesse daran besteht.


    ... oder direkt in Eure Schul- oder Stadtbibliothek gehen ...



    P. S.
    Wenn du eine 8. Klasse unterrichtest, wird es doch höchste Zeit mit den Schülern eine Bibliothek und auch eine Großstadtbibliothek in der Nähe zu besuchen.

  • Zitat

    Original von Lenya
    Ich möchte gern nochmal betonen, dass ich nicht behauptet habe, 15 Euro wären generell zuviel für ein HC. Vielmehr habe ich bemängelt, dass 15 Euro für einen Jugendlichen (oder auch jungen Erwachsenen, im Studium war das auch viel Geld für ein Buch für mich ;-)) viel Geld sind.
    Ich denke, es wäre schöner für junge Leute, wenn sie ein TB kaufen könnten zu einem moderateren Preis.


    Auch ein Kinobesuch mit Popcorn oder ein neues T-shirt kostet so viel. Und wette mit dir, die meisten Jugendlichen geben oefter dafuer Geld aus als fuer ein Buch. Vor allem wenn man das Buch ja auch umsonst in der Buecherei bekommen kann.


    Ob ein Jugendlicher liest oder nicht, liegt an vielen Faktoren. Der Kaufpreis von Buechern ist m.M. nach aber kein bedeutender.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • So richtig angefangen Bücher in größeren Mengen zu lesen, habe ich erst, als ich aus meiner Schulzeit heraus war und angefangen habe zu arbeiten und mein eigenes Geld zu verdienen. Früher habe ich, verglichen mit anderen Jugendlichen meines Alters, sehr wenig Taschengeld bekommen, das dann eher für die Wochenendplanung, anstatt für neue Bücher, draufging. Selbst wenn ich mir Taschenbücher gekauft hätte, könnte ich die, mit meinem damaligen, monatlichen Einkommen, an einer Hand abzählen.


    Deswegen habe ich mir öfter mal Bücher geliehen und dann eben solche gelesen. So kam eine relativ bunte Mischung dabei heraus, weil ich damals noch nicht selbst bestimmen konnte, was ich gerne lesen würde. Immerhin habe ich auf diese Weise die ein oder anderen Bücher gelesen, die ich sonst nie angefasst hätte.


    Die Preise für heutige Jugendbücher halte ich deswegen ebenfalls für zu hoch gegriffen, zumal diese meistens sowieso eher kompakt ausfallen und der Lesespaß somit schnell wieder vorbei ist. Das wären mir damals keine 15€+ wert gewesen.

  • Lenya : dann hilft nur Trick 17*g*. So hab ich das immer gemacht, wenn ich ein Buch unbedingt haben und nicht nur ausleihen wollte. Zur Mama gehen und sagen: "in der Schule wurde heute das Buch vorgestellt und die Lehrerin hat gesagt, das sollte man lesen." :grin Da hab ich dann auch außerhalb von Weihnachten und Geburtstag Bücher gekauft bekommen, ohne an mein Taschengeld zu müssen.
    Bei einkommensschwachen Familien ist das vielleicht was anderes, aber auch da bleibt dann ja immer noch die Bibliothek.
    Und ein Student, der "Young Adult" liest? Studenten lesen alles, aber doch nicht sowas. Ich glaube nicht, dass Studenten die Zielgruppe für diese Bücher sind.

  • Zitat

    Original von Lenya
    Beispiel:
    Ich habe im Unterricht mit einer 8. Klasse Buchvorstellungen gemacht. Eine Schülerin stellte den ersten Panem-Band vor. Viele Mitschüler fanden die Geschichte sehr interessant, waren dann aber enttäuscht als sie hörten, was das Buch kostet.
    Nun, dann können sie es sich ja nun 2 Jahre später als TB kaufen... wenn dann noch Interesse daran besteht.


    Stellt man diese Schueler aber vor die Wahl, ob sie lieber das Buch oder den Eintritt ins Kino fuer den Film geschenkt bekommen moechten, so werden die allermeisten sagen, sie gingen lieber ins Kino. Und ein paar werden das Kinoangebot annehmen - und danach in die Buecherei gehen ;-)


    Ich kenne Jugendliche, deren Familie von Hartz 4 lebt. Sie haben den Film gesehen, nicht aber das Buch gelesen. Ist also keine Frage des Geldes.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Groupie


    Weil ...?


    Ist einfach nur meine Erfahrung mit Studenten. Wobei ich zugeben muss, dass ich nur Geisteswissenschaftler kenne. In anderen Bereichen ist das vielleicht anders.

  • Zitat

    Original von Mulle
    Eine weitere, ganz aktuelle Möglichkeit für junge Leute: Ein Rezensions-Blog.
    Fast alle Verlage versorgen die fleißigen Blogger fürstlich mit Lesestoff: Freibücher gegen Rezensionen & Buchvorstellungen.


    Frettchen : ich schreibe Young Adult; und Studenten sind DIE Zielgruppe überhaupt :-]


    Ich hatte ja anfangs gesagt, dass ich das für mich nicht so recht einordnen kann, und um ein paar Bücher als Beispiel gebeten, die in diese Kategorie fallen.
    Aber ich kenne und kannte nur Studenten, die sich ganz besonders "adult" fanden und im Leben nichts für "junge Adults" gelesen hätten. Das kommt dann erst wieder später, wenn man das Studium längst hinter sich hat*g*. Zumindest bei den Leuten, die ich kenne.

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Auch ich war mal ein "Young Adult". Damals hab ich ca. 100-200 Buecher im Jahr gelesen. KEIN EINZIGES davon hab ich selber gekauft. Geschenkt bekommen hab ich hoechstens eines pro Jahr.


    Das ist bei mir ähnlich gewesen, auch wenn es noch nicht so lange zurück liegt. Allerdings habe ich davon doch ein paar mehr geschenkt bekommen, aber auch das waren in der Regel Taschenbücher, weil ich da mehr Inhalt fürs gleiche Geld bekommen konnte. Das war mir wichtiger als ein schönes HC im Regal.
    Auch wenn ich nach der Definition von YA hier im Thread vom Alter her noch in die Zielgruppe falle, die typischen Jugendbücher oder YA-Literatur habe ich eigentlich selten gelesen, schon mit 12 oder 13 Jahren habe ich normale Erwachsenenliteratur bevorzugt.
    Mein Taschengeld ging für andere Sachen drauf: Videospiele, Unterhaltungselektronik und Musik-CDs. Bücher habe ich wenn, dann nur in englischer Taschenbuchausgabe (wegen des günstigeren Preises) gekauft.


    Auch heute, obwohl ich es durchaus finanziell verkraften könnte, kaufe ich nur einen Bruchteil der Bücher, die ich lese. Das sind dann meist Bücher von Autoren, die ich bereits kenne und schätze. Meine Kaufquote dürfte bei etwa 15-20% dessen liegen, was ich lese.
    Den überwiegenden Teil leihe ich immer noch in Bibliotheken aus (auch wenn's heute eher über die onleihe ist als vor Ort).


    Was den Preis von 15€ für ein YA-HC angeht: Ich gebe immer noch selten so viel Geld für ein Buch aus. Und wenn ich das ausgebe, dann eher als Geschenk für jemand anderen als für mich selbst.

  • Jugendliche können sich sehr viel leisten. Nur wird mit Büchern anders umgegangen als mit anderen Konsumgütern.


    Bücher holen sich viele aus der Bücherei und/oder bekommen sie von Freunden geliehen und/oder geschenkt. Daher besteht häufig gar nicht die Notwendigkeit, sich die Bücher selbst zu kaufen.


    Ein T-Shirt kann man nicht mal eben leihen, da Kleidung einen anderen Stellenwert hat. Selbst wenn zwei Freundinnen die gleiche Kleidergröße haben, leiht man sich nicht einfach so ein T-Shirt gegenseitig her.


    Genauso mit Computerspielen: man hat oft nicht dieselbe Konsole. Da ist das nicht kompatibel. Ich kenne viele, die sich aber dann bei jemandem zu Hause treffen um das gemeinsam zu spielen.

  • Zitat

    Original von Mulle
    und viele Eltern, Großeltern, Tanten und Paten schenken nichts so gerne wie Bücher.


    Das bestimmt. Aber ich habe den Eindruck, dass genau das von den Verlagen ausgenutzt wird und deshalb vieles nicht als Taschenbuch erscheint (oder erst extrem spät). Zumindest bei den Kinderbüchern kosten viele Bücher gleich 12,95 oder 14,95... das gebe ich für meine Bücher nicht ständig aus.

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Ob ein Jugendlicher liest oder nicht, liegt an vielen Faktoren. Der Kaufpreis von Buechern ist m.M. nach aber kein bedeutender.


    Den Punkt möchte ich mal aufgreifen, weil ich ihn für sehr wichtig halte. Wer lesen WILL, dem stehen die Preise nicht im Weg (Büchereien, Secondhand etc.).

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Frettchen


    Ist einfach nur meine Erfahrung mit Studenten. Wobei ich zugeben muss, dass ich nur Geisteswissenschaftler kenne. In anderen Bereichen ist das vielleicht anders.


    Studenten sind doch junge Erwachsene ;-) Und ich habe auch Geisteswissenschaften studiert, das ist doch DIE Studienrichtung, um Trivialliteratur zu lesen.


    @Bibliotheken:
    Generell stimme ich zu, ich habe damals auch fast alles aus der Bib geholt.
    Nur wohnen einige meiner Schüler wirklich auf dem Dorf, da müssen die sich immer in die Stadt fahren lassen.
    Es geht mir eher darum: Wenn ein Buch erschwinglich ist, kauft ein junger Mensch es vielleicht spontan. Manchen ist der Weg zur Bib dann vielleicht schon zuviel :rolleyes

  • Zitat

    @Bibliotheken:
    Generell stimme ich zu, ich habe damals auch fast alles aus der Bib geholt.
    Nur wohnen einige meiner Schüler wirklich auf dem Dorf, da müssen die sich immer in die Stadt fahren lassen.
    Es geht mir eher darum: Wenn ein Buch erschwinglich ist, kauft ein junger Mensch es vielleicht spontan. Manchen ist der Weg zur Bib dann vielleicht schon zuviel :rolleyes


    Allmählich finde ich das jetzt verwirrend. Eure Schule ist in einer Stadt mit einer Bibliothek und einer Buchhandlung? Eure Schule hat keine Schulbibliothek, deine Klasse hat keine Klassenbibliothek, in der die Schüler ihre eigenen Bücher miteinander tauschen? Wo sollten denn die Schüler in ihrem Dorf Bücher kaufen, zur Buchhandlung müssen sie doch genauso in die Stadt? Wenn jemand sowieso abgelegen wohnt, wäre doch booklooker o. ä. eine praktische Idee, so dass das Buch preiswert, weil gebraucht & direkt in den Briefkasten geliefert wird?