Canto – Paul Nizon

  • Gebundene Ausgabe: 249 Seiten
    Verlag: Suhrkamp


    Kurzbeschreibung:
    Mit Canto, diesem vulkanischen Antiroman des jungen Paul Nizon, hält ein Kultbuch der Literatur, das seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war und nach dreißig Jahren jung ist wie je, endlich Einzug in die Bibliothek Suhrkamp.


    Über den Autor:
    Paul Nizon wurde am 19. Dezember 1929 in Bern geboren. Er studierte Archäologie, deutsche Literaturgeschichte und Kunstgeschichte. Er promovierte mit einer Dissertation über Vincent van Gogh. Zeitweise war er auch als Kunstkritiker tätig. Der Schweizer Autor erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1972), Literaturpreis der Stadt Bremen (1976) für den Roman "Stolz", Deutscher Kritikerpreis für Literatur, Preis der Schweizerischen Schillerstiftung, Großer Literaturpreis der Stadt Bern, Torcello-Preis der Peter Suhrkamp Stiftung, Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (1990), Großer Literaturpreis der Stadt Zürich, Großer Literaturpreis des Kantons Bern, Erich-Fried-Preis (1996), Kranichsteiner Literaturpreis (2007) für sein Gesamtwerk.


    Mein Eindruck:
    Wenn man einen modernen Klassiker wie Paul Nizons Canto rezensieren will, kann man letztlich auch nur das wiederholen, was andere längst gesagt haben.


    Canto, dieses umstrittene Buch, ist sicher Paul Nizons poetischstes Werk.
    Obwohl es nicht leicht zu lesen ist, fasziniert die Sprache.


    Als Stipendiat in Rom 1960 erlebt er mit Anfang 30 den Gegensatz zu seiner Heimatstadt Bern. Für ihn gleichzeitig ein Ausbruch aus einem bürgerlichen Leben.
    Canto wird durch Nizons Reflexionen zur Hymne auf Rom. Das entsteht durch Nizons spezielle Ausdrucksweise, indem er die Elemente der Stadt nahezu ekstatisch beschwört.


    Das Buch besteht aus 3 Teilen, in denen sich der Bewusstseinszustand des Protagonisten jeweils leicht verschiebt.
    Im ersten Teil die Ankunft in Rom als Stipendiat und Journalist. Er entdeckt die Stadt für sich, die Plätze und Straßen, Pflaster, die Kirchen und die Katzen.


    Schon zu Beginn seines Aufenthalts wird er von einem Direktor einer Akademie gefragt: Was haben Sie zu sagen?
    Das kann er zunächst natürlich nicht beantworten. Später überlegt er sich: Nichts, meines Wissens. Keine Meinung, kein Programm, kein Engagement, keine Geschichte, keine Fabel, keinen Faden. Nur diese Schreibpassion in den Fingern. Schreiben.


    Das ist sicher das an Nizon, was ihn von allen anderen Autoren so drastisch unterscheidet, das es ihn ausgrenzt.


    In Teil 2 dann das Ablegen normaler Tätigkeit und Beginn des Infragestellen und des Freiheitsdrang. Das Nachtleben und die Frauen bestimmen sein Dasein so, dass er sich selbst als der Hurenhirt bezeichnet.
    Er schließt auch Freundschaft mit einem Bildhauer.
    Ein wichtiges Ereignis im Buch ist der Tod des Vaters, der Ansprechpartner seiner inneren Monologe wird.


    Der dritte Teil dann ist Resümee und Abschied.


    Folgenden zutreffenden Satz aus Wolfgang Herberts Essay über Nizon möchte ich zustimmen:

    Zitat

    Das Prosagedicht Canto ist in seiner Art ein Gemälde, eine Plastik, eine musikalische Komposition.


    ASIN/ISBN: 3518429043

  • Titel: Canto
    Autor: Paul Nizon
    Verlag: Bibliothek Suhrkamp
    Erschienen: Dezember 1992 (4. Auflage)
    Seitenzahl: 248
    ISBN-10: 3518221167
    ISBN-13: 978-3518221167
    Preis: 17.95 EUR


    Paul Nizon, geboren am 19. Dezember 1929 in Bern, ist ein Schweizer Kunsthistoriker und Schriftsteller.


    Was habe ich da jetzt eigentlich gelesen?
    Dieses Buch von Paul Nizon wird auch als „vulkanischer Antiroman“ bezeichnet – was immer damit auch gemeint sei. Zudem sei dieser Roman wohl seiner Zeit um Jahrzehnte voraus gewesen.


    Naja – wenn man es denn so sehen will, dann kann man das sicher so sehen.


    War das jetzt ein Roman?
    Ein Gedicht oder vielleicht ein schwer zu verstehender Essay?


    Ich kann nicht einmal sagen, worum es in dieserm Roman wirklich ging. Es scheint sich um Rom zu drehen, um die Schönheiten dieser Stadt, das Ewige dieser Stadt – und die Stadt als Stadt eben.


    Jeder Satz lädt dazu ein, ihn einfach für sich stehen zu lassen, seine Gedanken dazu freien Lauf zu lassen. Ein Buch, ein Roman – der wohl ganz sicher jede Leserin/jeden Leser anders berühren wird. Ein Traum, eine surreale Welt – die durchaus aber real dargestellt wird?


    Es ist ein Buch, das die volle und uneingeschränkte Aufmerksamkeit fordert. Eine Orgie der Sprache, eine Sprache die konkret beginnt und im Unkonkreten endet.


    Eine literarische Kostbarkeit aber auch eine literarische Unverschämtheit, die aber so unverschämt ist, dass man sie dafür einfach lieben muss. Und man staunt wieder einmal, was man mit Sprache alles machen kann, wie vielfältig und facettenreich doch Sprache ist.


    Wobei jetzt mal hinter vorgehaltener Hand gesagt, ich nicht glaube, dass irgend jemand diesen Roman in seinem vollen Wesensgehalt bisher erfasst. Da kommt wohl auch renommierteste Literaturkritiker nicht zu Potte und wird schwafeln und salbadern.


    Ein lesenswertes Buch, gerade auch für den Literaturliebhaber, der Sprache mag, der nicht alles verstehen muss was sie/er liest – der einfach Freude an dem „etwas anderen“ Buch hat. Ein Experiment für die literarische Abteilung im Hirn. 8 Eulenpunkte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.