Taschenbuch: 46 Seiten
Verlag: Suhrkamp Verlag, 2003
Kurzbeschreibung:
"Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen", heißt es. Was aber ist, wenn man nichts zu erzählen weiß, wenn die Erfahrung der Fremde so überwältig ist, daß sie einem die Sprache verschlägt? Und was ist, wenn dies ausgerechnet einem Schriftsteller widerfährt?
So erging es Paul Nizon nach seiner Reise durch Südostasien. Dieser "Abschied von Europa", der in das westliche Sumatra, den Norden Thailands, an das Ufer des Mekong und an den Golf von Siam zu Menschen führte, die noch abseits unserer Zivilisation leben, sollte nichts weniger bewirken als eine Verwandlung. Das tat er auch, freilich anders als ersehnt: Wie ein Traumwandler, der "vor dem Neuen mit Blindheit geschlagen" erst wieder sehen lernen mußte, durchstreifte er, im Würgegriff der Natur und des Klimas, die Tropen. Erst viele Jahre später fand er eine Sprache - berück schön - für seine Erfahrungen, die so in keinem Reiseführer stehen: "Morgen werde ich mich an jene Reise erinnern, dann wird sich schon etwas regen von damals oder melden in einem Traum, und im Traum werde ich mich erinnern an etwas und mir sagen, jetzt war ich im Traum da, welch ein Traum!"
Über den Autor:
Paul Nizon wurde am 19. Dezember 1929 in Bern geboren. Er studierte Archäologie, deutsche Literaturgeschichte und Kunstgeschichte. Er promovierte mit einer Dissertation über Vincent van Gogh. Zeitweise war er auch als Kunstkritiker tätig. Der Schweizer Autor erhielt zahlreiche Auszeichnungen: Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis (1972), Literaturpreis der Stadt Bremen (1976) für den Roman "Stolz", Deutscher Kritikerpreis für Literatur, Preis der Schweizerischen Schillerstiftung, Großer Literaturpreis der Stadt Bern, Torcello-Preis der Peter Suhrkamp Stiftung, Marie-Luise-Kaschnitz-Preis (1990), Großer Literaturpreis der Stadt Zürich, Großer Literaturpreis des Kantons Bern, Erich-Fried-Preis (1996), Kranichsteiner Literaturpreis (2007) für sein Gesamtwerk.
Mein Eindruck:
Hier handelt es sich um ein Buch, das eigentlich gar nicht da ist.
Paul Nizon unternahm 1975 eine Südostasienreise, besuchte viele Länder dabei. Indonesien, Sri Lanka und Thailand. Da würde wohl jeder Autor bei seiner Rückkehr Stoff für einen dicken Wälzer haben. Jeder, nur Paul Nizon nicht!
Begleitet wurde Nizon von einem Fotografen. Schon das wohl eine Einschränkung für den letzte Steppenwolf der Literatur.
Dabei ist Nizon bemüht. Er stimmt sich sogar ein mit indonesischer Musik, um den Erinnerungen an die Reise freien Lauf zu lassen.
Als sie dann da sind, sieht er auch viel, erwähnt detailgenau Landschaft, tropische Bedingungen und die Lebensbedingungen.
Sie fuhren durch den Urwald von Sumatra, sehen ein einstiges Kannibalendorf.
Buckelrinder, Wasserbüffel und Bartziegen stehen am Straßenrand.
Im Norden Thailand wirkt der Regen wie aus einem Guss, gefolgt von großen Insektenschwärmen. Der Flughafen Sri Lanka schockt Nizon durch haptische Wärme, in Bangkok die atembeklemmende Saunatemperatur, die nie auffrischt.
Am Ufer des Mekong sieht er bettelndes Kind, ohne Arme und Beine.
In Java die Menge der Gläubigen zu Füssen eines buddhistischen Tempels.
Das sind eindrucksvolle Momente, die zeigen, was für ein Buch hätte entstehen können.
Das Gefühl der Fremdheit nimmt zu. Nizon ist Gegensatz zu seinem Reisepartner, der gelassen und normal bleibt, regelrecht verstört.
Wie Nizon es erläutert, wird es nachvollziehbar.
Erst Jahre später schrieb Nizon diesen kurzen Erfahrungsbericht über den Zustand etwas NICHT schreiben zu können. Dann dauerte es immer noch über 20 Jahre bis der Text erschien.
Man fragt sich, ob as Buch wirklich veröffentlich gehörte, denn es wirkt mehr als unvollständig. Aber immerhin, es reicht für eine Anekdote in Paul Nizons Gesamtwerk.
ASIN/ISBN: 351841397X |