Die deutsche Sprache: Irrungen und Wirrungen


  • Warum meinst du, dass ich mich nicht eines Besseren belehren lasse? :gruebel
    Dein Beispiel, Missgunst betreffend, kann ich sogar nachvollziehen, man höre und staune...
    Könnte es eventuell eine Charaktereigenschaft einiger Menschen sein, dass sie nicht ohne Neid missgünstig, oder ohne Missgunst neidisch sein können? Für mein Verständnis hat weder Neid noch Missgunst etwas Positives.
    Vielleicht spielt auch noch Rumpelstilzchens erwähnter regionaler Umgangssprachgebrauch eine Rolle.

  • Letzte Bemerkung zu Neid und Missgunst: Sprache ist ja auch nichts statisches. Sie verändert sich, ein Wort wird plötzlich in einem neuen Sinn gebraucht, manche verschwinden.
    Und manchmal - wie offenbar auch hier - ist es nicht so eindeutig, wie wir es uns manchmal vorstellen.
    Einen schönen Artikel in der Süddeutschen über Neid habe ich hier gefunden:
    http://www.sueddeutsche.de/wis…en-spass-macht-1.995537-2

  • made, wo hast du denn das gelesen? Das ist ja wirklich eine ganz alte Bedeutung.
    Es wurde ursprünglich nicht reflexiv gebraucht, im Sinne von sich hingeben, sich entäußern. Im mittelhochdeutschen hatte es die Bedeutung von ins Kloster gehen. Diese alte Bedeutung geriet dann irgendwann in Vergessenheit und übrig blieb unser sich irgendwo hinbegeben.
    Interessant!

  • Faz.net titelt heute "So viel Macht war nie".
    Im Artikel geht es um die Macht der großen Koalition und wie wenig sie aus ihrem Mehrheitsverhältnis macht.
    Lässt man den politischen Aspekt einmal beiseite, so habe ich jetzt etwas länger überlegt, ob mir diese Schlagzeile stilistisch gefällt und komme zu dem Schluss, dass das nicht der Fall ist.
    Handelt es sich um einen Fall von salopper moderner Umgangssprache?
    Was meint Ihr?

  • Zitat

    Original von Salonlöwin
    Faz.net titelt heute "So viel Macht war nie".
    Handelt es sich um einen Fall von salopper moderner Umgangssprache?
    Was meint Ihr?


    Das ist die Abwandlung des Zitats "So viel Anfang war nie", soll Hölderlin mal irgendwo geschrieben haben, aber da streiten sich die Gelehrten, sie haben wohl den Zettel verlegt. :grin

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Es ist beides erlaubt, räkeln und rekeln.
    Rekeln ist die Duden-Empfehlung, aber wenn man 'räkeln' schreibt, ist es kein Fehler.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Es ist beides erlaubt, räkeln und rekeln.


    Schon immer? Oder wurde das, wie von mazian vermutet, bei der Rechtschreibreform eingeführt?


    Ich habe in meiner (Vor-Reform-) Schulzeit nur die Form mit "ä" gelernt.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Das kann ich nicht überprüfen, ich besitze keinen älteren Duden mehr.
    korrekturen.de behauptet, es habe beide Formen schon vor 1996 gegeben, also bevor es eine Reform gab.


    Ich habe ebenfalls 'räkeln' gelernt, aber das hat nichts zu bedeuten. Umso weniger, als eben beide Formen richtig sind. Was will man mehr?

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    (...), ich besitze keinen älteren Duden mehr.


    Aber ich:
    Duden, Deutsche Rechtschreibung, 20. Auflage 1991, S. 583: räkeln, vgl. rekeln


    Theodor Ickler, Das Rechtschreibwörterbuch, 2. Auflage, läßt ebenfalls beide Schreibweisen zu.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")