Die deutsche Sprache: Irrungen und Wirrungen

  • Zitat

    Original von Groupie
    Also, wenn ich etwas schön finde, das jemand tut oder hat und ich es ihm nicht missgönne (mich mitfreue, auch wenn ich so was ebenfalls gern hätte), ist das für mich kein Neid.


    Was ist es denn dann? :gruebel


    Ich sage z.B. auf der Arbeit öfter zu anderen, die mir erzählen, daß sie bald Urlaub haben, ich würde sie beneiden. Wenn die so denken wie Du, dann müßten die alle ein ziemlich übles Bild von mir haben.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Zitat

    Original von LeSeebär


    Was ist es denn dann? :gruebel


    Ich sage z.B. auf der Arbeit öfter zu anderen, die mir erzählen, daß sie bald Urlaub haben, ich würde sie beneiden. Wenn die so denken wie Du, dann müßten die alle ein ziemlich übles Bild von mir haben.


    LeSeebär, wieso müssten dann alle ein übles Bild von dir haben?
    Ich sehe das ähnlich wie Groupie, wenn ich etwas, das ein anderer hat oder macht, ebenso gerne hätte, mich aber mit ihm freuen kann dass er es hat, ist das kein Neid.
    Was mich wiederum zu der Erkenntnis bringt, dass Neid und Missgunst eben doch dasselbe ist...

  • Zitat

    Original von Bücherfreund


    LeSeebär, wieso müssten dann alle ein übles Bild von dir haben?


    Weil sie annehmen, daß ich Ihnen den Urlaub nicht gönne, weil ich neidisch bin.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Die Frage ist: wie nennt man es dann, wenn jemand etwas hat, was man auch gern hätte, es demjenigen aber trotzdem gönnt? Also LeSeebärs Fall mit dem Urlaub. "Neid" fällt raus, "Missgunst" sowieso ... was bleibt da noch?

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von made
    ein Wunsch oder Auch-Haben-Wollen
    :lache


    Ein Wunsch bedingt aber nicht, daß es ein anderer hat. Ein Wunsch kann auch etwas sein, was sonst keiner hat.


    Mir fällt sonst nur noch Eifersucht ein, aber da ist meiner Ansicht nach im Gegensatz zum Neid IMMER Missgunst im Spiel.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Ja,sehe ich auch so.


    "Neid" hat meines Erachtens nicht unbedingt etwas negatives - ich kann auch neidisch sein und jemand anderem etwas trotzdem gönnen.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Susannah
    Die Frage ist: wie nennt man es dann, wenn jemand etwas hat, was man auch gern hätte, es demjenigen aber trotzdem gönnt? Also LeSeebärs Fall mit dem Urlaub. "Neid" fällt raus, "Missgunst" sowieso ... was bleibt da noch?


    Ich glaube, in diesem Fall hängt es davon ab, was das ist, das man haben möchte, und wie stark der Wunsch ist, es zu besitzen..


    Demnach gäbe es da: Begehrlichkeit, Begierde, Gier. Lust, Wunsch (das kann sich auch auf etwas beziehen, das direkt vor einer steht, Wunsch ist nicht nur Träumen von etwas.)
    Wenn es um Eßbares geht, kann es auch Appetit sein. Hunger auf ... , je nach Sprachebene.


    Und ganz salopp: Bock, auf was immer grad wichtig geworden ist.


    Neid? Hm. Gibt es nicht so etwas wie 'ehrlicher Neid'?
    Man will etwas, weiß, daß man es nicht haben kann und ist irgendwie verletzt/angesäuert, aber nicht böse?
    Interessante Frage.



    :wave


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Demnach gäbe es da: Begehrlichkeit, Begierde, Gier. Lust, Wunsch (das kann sich auch auf etwas beziehen, das direkt vor einer steht, Wunsch ist nicht nur Träumen von etwas.)


    auch - aber eben auch nicht. All diese schönen Worte beschreiben den Wunsch, etwas zu besitzen, ohne daß sie etwas darüber aussagen, wie die Besitzverhältnisse sind, während diese beim "Neid" klar geregelt sind: Ich will es, der andere hat es. Die Frage ist eben nur, ob es noch Neid ist, wenn ich damit zufrieden bin, wenn ich mich mit dem gleichen zufrieden geben würde, ohne es dem anderen wegzunehmen - also ob Neid ohne Missgunst denkbar ist.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

  • Es ist spannend zu sehen, wie unterschiedlich diese Worte doch verstanden werden... :-)


    Ich bin nach wie vor der Meinung, dass "Neid" nicht zwangsläufig negativ sein muss.


    Wenn eine liebe Kollegin in die Karibik fährt, sag ich zu ihr: "Ach, wie ich dich beneide." Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass ich es ihr missgönne. Ich würde auch gerne in Urlaub fahren, statt hier zu bleiben und die Vertretung zu machen. Aber deshalb hat die Kollegin sich den Urlaub trotzdem verdient. ;-)


    Ich sage in gewissen Situationen auch schon Mal, dass ich jemanden um etwas nicht beneide. Das bedeutet doch wiederum, dass "beneiden" in diesem Sinne positiv gemeint ist, oder? :gruebel

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Genau das ist der Fall, wenn ich meiner Freundin sage, oh da bin ich aber neidisch, dass du jetzt in die Karibik fliegst. In meinem Sprachgebrauch geht das durchaus mit dem Neid.


    Das mit der "Karibik" war jetzt aber schon Gedankenübertragung.... :lache

  • Zitat

    Original von Ayasha
    Wenn eine liebe Kollegin in die Karibik fährt, sag ich zu ihr: "Ach, wie ich dich beneide." Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass ich es ihr missgönne. Ich würde auch gerne in Urlaub fahren, statt hier zu bleiben und die Vertretung zu machen. Aber deshalb hat die Kollegin sich den Urlaub trotzdem verdient. ;-)


    Eben. Und wenn man Kollegin jetzt durch Freundin ersetzt, dann bin ich neidisch, weil sie in den Urlaub fahren kann und ich aus irgendeinem Grunde nicht, aber nicht missgünstig, weil ich am liebsten mit ihr zusammen fahren würde und nicht an ihrer Stelle. :-)

    With freedom, books, flowers and the moon, who could not be happy? - Oscar Wilde


    :lesend Rock My World - Christine Thomas

  • Zitat

    Original von Rumpelstilzchen
    Ayasha - das sind die wunderlichen Strahlungen des Internet. Wer braucht noch Zaubersprüche, wenn wir das Netz haben....
    Enchantress. Genauso sehe ich das auch. :wave


    :knuddel1 :rofl

  • Zitat

    Wenn eine liebe Kollegin in die Karibik fährt, sag ich zu ihr: "Ach, wie ich dich beneide."


    Und das ist für meine Begriffe kein Neid, sondern bloße Rhetorik. Ich sage - hach bin ich neidisch, meine es aber in diesem Fall nicht so, sondern gönne ihr von ganzem Herzen diesen Urlaub.


    Auch nach allem was ich hier gelesen habe, bleibe ich dabei, dass Neid Missgunst einschließt und umgekehrt. Aber vielleicht vielleicht ist ja bei mir noch nicht Hopfen und Malz verloren, und ich werde eines besseren belehrt. ;-)

  • Zitat

    Original von Bücherfreund


    Und das ist für meine Begriffe kein Neid, sondern bloße Rhetorik. Ich sage - hach bin ich neidisch, meine es aber in diesem Fall nicht so, sondern gönne ihr von ganzem Herzen diesen Urlaub.


    Auch nach allem was ich hier gelesen habe, bleibe ich dabei, dass Neid Missgunst einschließt und umgekehrt. Aber vielleicht ist ja bei mir noch nicht Hopfen und Malz verloren, und ich werde eines besseren belehrt. ;-)


    edit entfernt ein "vielleicht" zuviel

  • Zitat

    Original von Bücherfreund
    Und das ist für meine Begriffe kein Neid, sondern bloße Rhetorik. Ich sage - hach bin ich neidisch, meine es aber in diesem Fall nicht so, sondern gönne ihr von ganzem Herzen diesen Urlaub.


    Nö, wenn ich jemandem etwas gönne, ohne es selbst zu wollen, dann sag ich das auch so: "Sei Dir gegönnt" - "Freut mich für Dich" oder ähnliches. Wenn ich es aber auch gerne hätte, dann sage ich direkt: "Ich beneide Dich" und gönne es demjenigen trotzdem.


    Zitat

    Auch nach allem was ich hier gelesen habe, bleibe ich dabei, dass Neid Missgunst einschließt und umgekehrt.


    Wieso umgekehrt? Wenn ich dem FC Bayern die deutsche Meisterschaft nicht gönne, heißt das doch nicht automatisch, daß ich selbst an Ihrer Stelle stehen will. Wenn ich meiner zickigen Nachbarin ihre gute Figur nicht gönne, heißt das noch lange nicht, daß ich aussehen will wie eine Frau. Usw usf.

    "Wie kann es sein, dass ausgerechnet diejenigen, die alles vernichten wollten, was gut ist an unserem Land, am eifrigsten die Nationalflagge schwenken?"
    (Winter der Welt, S. 239 - Ken Follett)

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  • Zitat

    Original von Bücherfreund


    Und das ist für meine Begriffe kein Neid, sondern bloße Rhetorik. Ich sage - hach bin ich neidisch, meine es aber in diesem Fall nicht so, sondern gönne ihr von ganzem Herzen diesen Urlaub.


    Auch nach allem was ich hier gelesen habe, bleibe ich dabei, dass Neid Missgunst einschließt und umgekehrt. Aber vielleicht vielleicht ist ja bei mir noch nicht Hopfen und Malz verloren, und ich werde eines besseren belehrt. ;-)


    Dem Ersten Stimme ich zu. Ich sage das auch, meine es aber ironisch. Vielleicht findet "Neid" einfach auch über Ironie seinen Weg, nicht nur negativ zu sein. Neid an sich hat aber für mich überhaupt nichts Positives.


    Dem Zweiten widerspreche ich vehement. Du lässt dich ja offensichtlich gar nicht eines Besseren belehren ;-). Alle - noch so unterschiedlichen - Meinungen hier haben immer eingeschlossen, dass Neid bedeutet, dass man etwas auch gern hätte.


    Missgunst wäre es z. B., wenn mein verhasster Nachbar in einem Gewinnspiel Tickets für Bayern München gewinnt. Die gönne ich ihm dann ganz bestimmt überhaupt nicht, aber das hat nichts mit Neid zu tun, denn ich möchte die ganz sicher nicht haben. Und hier kannst du auch nicht argumenteieren, dass ich mir dann vielleicht andere Tickets wünschen würde, denn dem ist nicht so. Die habe ich selbst. Es geht einzig und allein ums Missgönnen.