Die deutsche Sprache: Irrungen und Wirrungen

  • Ein Erlebnis, das ich mal in einem Geschäft für Badezimmereinrichtungen hatte: Ich musste auf den Chef warten und griff mir von Tresen ein Reklameblatt. Es ging um die Reinheit des Leitungswassers; man sollte eine Art Filter hinter die Wasserhähne bauen lassen.


    Ich überflog die Seite und sagte (lächelnd) zu der Empfangsdame hinter dem Tresen: "Oje ... mit der Rechtschreibung hapert's aber ganz gewaltig in diesem Blättchen!"


    Sie sah mich total entsetzt an und rang sichtlich um Worte. Dann kam, Gott sei Dank, der Chef. Das Blättchen steckte ich ein. Erst als ich es zu Hause noch einmal gründlich las, sah ich, dass eben jeder Chef den Text geschrieben hatte!


    In solchen Fällen verstehe ich nicht, warum man nicht jemanden um Rat fragen kann, der einwandfrei schreibt. Ich schraube meine Badezimmereinrichtung ja auch nicht selbst zusammen, sondern gehe zum Fachmann!

  • Zitat

    Original von Zefira
    In solchen Fällen verstehe ich nicht, warum man nicht jemanden um Rat fragen kann, der einwandfrei schreibt. Ich schraube meine Badezimmereinrichtung ja auch nicht selbst zusammen, sondern gehe zum Fachmann!


    Das hat eben heute keinen Stellenwert mehr bei vielen Leuten.


    Mit diesbezüglichen Hinweisen erntest du meist Unverständnis, beschämt ist da nur selten noch jemand.

  • Ich finde diese vielen Fehler in Foren, Werbetexten, aber auch Veröffentlichungen von irgendwelchen administrativen Stellen furchtbar bis peinlich. Und noch schlimmer finde ich es, wenn es den Autoren schlicht egal ist, dass da Texte vor Fehlern nur so strotzen.


    Meine Neffen sind elf und gehen auf ein gutes Gymnasium. Von denen kamen schon Sätze "Die Rechtschreibung ist doch hier egal, dass ist doch Mathe/Bio/etc. und nicht Deutsch." Die wurden in der Grundschule so unterrichtet, dass sie einfach erstmal schreiben sollen und auf die Fehler erst später geachtet wird. Ich meine aber, dass solche Schreibweisen - wenn sie erstmal verinnerlicht wurden - kaum oder nur schwierig noch veränderbar sind.


    Parallel dazu kommen Zeiten der neuen Rechtschreibung und des Denglisch zusammen, so dass alles nur noch ein beliebiger Buchstabenbrei wird. Einziges Kritierium: Man muss sich verständigen können. Mir gefällt diese Entwicklung überhaupt nicht, aber der Kritiker ist leider sofort Pedant.

  • Ich habe das auch schon gemerkt. Keine Frage, ich mache auch Fehler, obwohl deutsch meine Muttersprache ist, ertappe ich mich schon oft dabe, einfach mal ein Wörterbuch (Duden hab ich keinen) zur Hand zu nehmen, um zu wissen, ob ich ein bestimmtest Wort richtig geschrieben habe. Aber, ich glaube, Rechtschreibfehler fallen mir jetzt eher mehr im französischen auf als im deutschen. Es ärgert mich aber in beiden Sprachen. Das ist mir sogar letztens auf Arbeit aufgefallen, wir haben ein Rundschreiben bekommen und ich war sofort versucht, die Rechtschreibfehler anzustreichen, bzw. zu ändern. Sowas macht mich einfach wuschig, dass selbst die Leute in der Chefetage nicht richtig schreiben können.

  • Ein ehemaliger Geschäftsführer - promoviert, 50 Jahre - fing plötzlich auch an, diesen Deppenapostroph zu nutzen. Ich frage mich dann immer, warum solche Angewohnheiten angenommen werden, obwohl man es ja mal anders gelernt hatte?


    Schlimm sind eigentlich nicht die Fehler, sondern eher die Weigerung, seine Fehler zu beheben.

  • In Alltagstexten achte ich ehrlich gesagt auch nicht besonders auf die Rechtschreibung. Das heißt jetzt nicht, dass ich Kraut und Rüben schreiben würde. Aber ich habe so meine "Lieblingsthemen". Besonders Groß-und Kleinschreibung machen mir das Leben schwer.
    Deshalb bin ich meist recht nachsichtig, wenn sich irgendwo ein Fehler einschleicht - finde es aber immer noch erstrebenswert, mich um die richtige Schreibweise zu bemühen.
    Bei "offiziellen" Texten halte ich es einfach für einen Mangel an Aufmerksamkeit und Wertschätzung, wenn es mehrere Fehler gibt.

  • Als ich damals nach dem Studium meine Stelle angefangen habe, hatte ich zwei ältere Kollegen, die sehr auf Rechtschreibung geachtet haben - und durch sie habe ich das voll verinnerlicht, darauf zu achten. Gleichzeitig stören mich Fehler auch ziemlich, besonders in geschäftlichen Schreiben oder offiziellen Texten.
    Wenn dann im Formular für die Schulanmeldung drei Tippfehler drin sind, rollt es mir die Fußnägel hoch... :rolleyes
    Fehler passieren, keine Frage. Aber je nach Dokument liest man doch mal Korrektur oder lässt auch Korrektur lesen. Ganz davon abgesehen, dass mittlerweile die Rechtschreibprüfung in Word und Co ja das meiste erledigen würde - wenn es einen denn interessiert....

  • Dazu fällt mir ein Gespräch ein, dass ich letztens mit Freunde geführt habe. Da ging es um die Schreibweise in SMS. Bei mir unterscheidet die sich aber nicht. Auch SMS sind bei mir größtenteils fehlerfrei. Die Autokorrektur macht es einem manchmal aber schwer. Jedenfalls haben meine Freunde alle zugegeben, eigentlich nur in SMS an mich wirklich drauf zu achten, weil sie Angst haben, da Fehler reinzubauen. "Angst" ist nicht ganz ernst gemeint, aber ich kann nicht behaupten, dass ich das schlimm finde ;-).


    Ansonsten finde ich es einfach nur traurig, dass so viele Menschen ihrer Muttersprache so wenig mächtig sind. Das ist schließlich unser Kommunikationswerkzeug und jeder sollte doch ein gewisses Interesse daran haben, es so gut wie möglich benutzen zu können.

  • Ich bin froh, dass ich nicht die Einzige bin, der es so geht!


    Ich "durchsuche" auch alle möglichen Werbeplakate, Speisekarten, usw. nach Rechtschreibfehlern :pille


    Vor einiger Zeit habe ich mich mal bei einer Partnerbörse angemeldet (nicht lachen!! :nono) und nachdem ich dann mal einen Mann persönlich getroffen habe, hat er mir gestanden, dass er seine Nachrichten an mich immer in Word vorgeschrieben und die Rechtschreibprüfung durchlaufen lassen hat, weil er wusste, dass ich da empfindlich bin :grin


    Wir sind trotzdem nicht zusammen gekommen :lache

  • Mir geht's aber auch so - und das schlimme ist, ich kann mich dann nur schwer zusammenreißen, nicht einfach was zu sagen. Gerade beim Deppenapostroph könnte ich ausflippen.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Susannah
    Mir geht's aber auch so - und das schlimme ist, ich kann mich dann nur schwer zusammenreißen, nicht einfach was zu sagen. Gerade beim Deppenapostroph könnte ich ausflippen.


    entschuldigt meine blöde Frage, aber, was ist das?

  • Das ist das dauerhafte Apostrophieren des Genetivs - also z.B. Anna's Schlemmerladen. Ich nehme an, dass man das irgendwie aus dem englischsprachigen Bereich übernommen hat.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

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  • Zitat


    Sehr nett. :lache


    Ich dachte bei dem Titel erst an die, die zwischen Wort und Bindestrich immer ein Leerzeichen machen. Also Opel - Partner, um beim Beispiel aus dem Text zu bleiben.
    Die Kandidaten tippen auch gern immer gleich zwei Leerzeichen und gönnen generell den Satzzeichen viel Platz. Und ich krieg beim Korrekturlesen die Krise und x Rückfragen. :rolleyes