Zeitgleich bezieht sich für mich auf einen konkreteUhrzeit. Also zwei Dinge passieren um 11:20 Uhr, zeitgleich.
Gleichzeitig ist eher ein Zeitrahmen. Also in den letzten zwanzig Minuten saß ich am Fenster und gleichzeitig habe ich einen Kaffee getrunken.
Die deutsche Sprache: Irrungen und Wirrungen
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Ein Gepräch so oder so ähnlich, wie es stattgefunden hat, als ich als frischer Immi in Köln gelebt habe
Er: "Wann treffen wir uns?"
Ich: "Ich schlage vor so gegen viertel Fünf!"
Er: "Viertel vor oder viertel nach?"
Ich "Weder noch."
Er: "???"
Ich: "Also gegen 16:15 Uhr, wenn du das besser verstehst"
Er: "Warum müsst ihr Ossis die Zeit immer so kompliziert ausdrücken. Sag doch Viertel NACH Vier und jeder weiß was du meinst"
Ich: "Was ist daran kompliziert? Es ist die fünfte Stunde nach Mittag zu einem Viertel vorbei. Bei 'halb' verstehst du das doch auch. Oder sagst du halb VOR oder halb NACH Fünf?"
Er: "Das ist was anderes."
Ich: "Warum?"
Er: "Ist es halt"
Ich: "Aha"Ich habe mir "viertel nach" und "viertel vor" dann angewöhnt statt "viertel" und "dreiviertel". Inzwischen, wieder in zurückgekehrt in Berliner
Gefilde, bediene ich ganz automatisch mein Gegenüber immer mit der jeweils verständlicheren Form. Interessant hierbei ist für mich, dass die
geographische Grenze hier offenbar ausnahmsweise nicht Norden von Süden trennt, sondern dass die ostdeutsche Form auch in Teilen Bayerns und
Schwabens gebräuchlich zu sein scheint. Ich kannte jedenfalls einen (Ur-) allgäuischen Schwaben, der mir überraschend "dreiviertel zehn" als Treffpunktzeit vorschlug.Jetzt die Frage speziell nach Süddeutschland, Österreich und die Schweiz: Welche Form ist bei euch gebräuchlich?
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Darf ich dazu auch was als Niedersachse schreiben? Mein Vater und meine Tante (beide in den 30ern geboren) haben die Zeiten auch so angesagt. Früher war das wohl verbreiteter, heutzutage versteht das hier in Hannover aber niemand mehr mit viertel und dreiviertel.
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Ich habe dazu mal eine Regionalkarte gesehen, finde sie aber leider nicht mehr. Ich glaube mich zu erinnern, dass ab ungefähr der Mitte von Hessen und Nord-Rheinland-Pfalz bis nach Schleswig-Holstein in Westdeutschland "viertel vor/viertel nach" üblich ist, der Rest sagt dreiviertel. Wir in Süddeutschland machen es auf jeden Fall (zugezogene ausgenommen ;-))
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Ha, hab sie gefunden! http://www.zeit.de/2012/21/Deutschlandkarte-Uhrzeit
Meine Erinnerung stimmt nicht ganz, aber so ungefähr kommts hin.
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Zitat
Original von arter
Jetzt die Frage speziell nach Süddeutschland, Österreich und die Schweiz: Welche Form ist bei euch gebräuchlich?In Nordbayern ist viertel, halb und dreiviertel üblich. Notfalls verstehen wir allerdings auch viertel vor und viertel nach, belächeln es aber milde
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Hier in Thüringen gilt die Berliner Uhrzeit Ob Ost- oder Westberlin ist da Jacke wie Hose.
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Eine Bayerisch-Preußische Sprach-Allianz ist schon ein ziemliches Kuriosum.
Nikana , danke für die Karte. Sehr aufschlussreich. Aber was ist mit der Region Südost-Bayern? Sagt man da zwar "dreiviertel" aber nicht "viertel"?
xexos , deine Anmerkung ist schon interessant. Offenbar hat "viertel vor" und "viertel nach" als Anglizismus vom Nordwesten her Stück für Stück Deutschland überrollt und hat in den letzten 25 Jahren die Linie Hannover geschluckt.
Und was ist mit A und CH?
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Zitat
Original von arter
Nikana , danke für die Karte. Sehr aufschlussreich. Aber was ist mit der Region Südost-Bayern? Sagt man da zwar "dreiviertel" aber nicht "viertel"?Wenn ich die Karte richtig verstehe, ist da beides üblich - siehe Muster. In Regensburg habe ich jedenfalls recht oft "dreiviertel" und "viertel" gehört.
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Ist in AT auch regional unterschiedlich. Hier in Wien (Ostösterreich?) sagen wir "Viertel 11" und "Dreiviertel 11". Ist auch vollkommen logisch für mich, ist ja ein Viertel der 11. Stunde bereits angebrochen. Wobei mir gerade einfällt, eigentlich müssten wir dann auch "Hälfte 11" sagen, statt "Halb 11".
Bei meinen oberösterreichischen Verwandten stoße ich damit aber gelegentlich auf Unverständnis. Die sagen dazu "Viertel über 10" (oder nach) bzw. "Viertel vor 11".
Nur bei Halb sind wir uns alle einig, scheint es mir. -
Bei uns im Schweizer Kanton Wallis gibt man die Zeit ebenfalls mit Viertel vor ("Viärtel vor") und Viertel nach ("Viärtel ab") an.
Als ich dann in Franken gelandet bin, musste ich mich dann erst an das "Viertel Vier" etc. gewöhnen. Aber inzwischen benutze ich das sehr gerne, da es eigentlich (aus meiner Sicht) sehr logisch ist.
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Zitat
Original von Wuermchen
In Nordbayern ist viertel, halb und dreiviertel üblich. Notfalls verstehen wir allerdings auch viertel vor und viertel nach, belächeln es aber milde
So ist es hier auch.
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Mich würde dabei interessieren, wie Fremdsprachler das in Deutschkursen lernen.
Ich bin selber viertel vor / viertel nach gewohnt und komme nach nunmehr 6 Jahren immer noch nicht mit der anderen Variante klar.
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Zitat
Original von Zimööönchen
Mich würde dabei interessieren, wie Fremdsprachler das in Deutschkursen lernen.Ich bin selber viertel vor / viertel nach gewohnt und komme nach nunmehr 6 Jahren immer noch nicht mit der anderen Variante klar.
Das üben wir beim Mongolen dann mal mit dir
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Wie Grisel schon gesagt hat: hier in Österreich ist das auch ganz unterschiedlich. Ich wohne in Niederösterreich, direkt an der Grenze zu Oberösterreich. Bei uns sagt man "viertel nach 3" etc.
Meine Freundin in Wien würde sagen "viertel 4" (ich hoffe das stimmt jetzt :grin)
Manchmal verwirrt das ganz schön, ist aber irgendwie auch lustig.Dass es in Deutschland auch regionale Unterschiede gibt wusste ich nicht. Ich dachte immer das ist etwas österreichisches
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Zitat
Original von Zimööönchen
Mich würde dabei interessieren, wie Fremdsprachler das in Deutschkursen lernen.Ich bin selber viertel vor / viertel nach gewohnt und komme nach nunmehr 6 Jahren immer noch nicht mit der anderen Variante klar.
Vielleicht sprechen sie die Uhrzeit ganz aus? Also zwanzig Uhr fünfzehn und zwanzig Uhr fünfundvierzig.
Wäre dann wohl doch am EinfachstenIch kann aber mal nachfragen...kenne jemanden die meines Wissens nach im Gymnasium in Kroatien Deutsch als Fremdsprache gelernt hat.
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Kommen wir nun zu einem sprachlichen Phänomen, das sich in
den 1990-er Jahren ausgebreitet hat und sich hartnäckig hält, auch hier im Forum. Bereits in seiner "Deutschlandreise" fragte Roger Willemsen sinngemäß, warum man wirklich bei jeder schriftlichen Abfassung, bei jedem Buch etc. von einem Werk reden müsse. Nach längerem Nachdenken und Beobachtung des nahezu inflationären Gebrauchs dieser Begrifflichkeit stelle ich mir ebenfalls diese Frage.
Wenn jemand eine Antwort haben sollte... -
Zitat
Original von Richie
Das üben wir beim Mongolen dann mal mit dir
Ab sofort finden unsere Treffen nicht mehr zur vollen Stunde, sondern prinzipiell um viertel oder dreiviertel statt.
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Zitat
Original von Salonlöwin
Kommen wir nun zu einem sprachlichen Phänomen, das sich in
den 1990-er Jahren ausgebreitet hat und sich hartnäckig hält, auch hier im Forum. Bereits in seiner "Deutschlandreise" fragte Roger Willemsen sinngemäß, warum man wirklich bei jeder schriftlichen Abfassung, bei jedem Buch etc. von einem Werk reden müsse. Nach längerem Nachdenken und Beobachtung des nahezu inflationären Gebrauchs dieser Begrifflichkeit stelle ich mir ebenfalls diese Frage.
Wenn jemand eine Antwort haben sollte...Hm. Vielleicht, weil das so schön neutral ist? Also, eigentlich ist ein Werk ja was Tolles. Aber ich benutze Werk auch oft, wenn ich eigentlich sagen will: Scheißdreck. Keinem wird weh getan, wenn man Werk sagt. Vielleicht benutzt man es darum so oft, um den Verfassern nicht weh zu tun?
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Zitat
Original von arter
Jetzt die Frage speziell nach Süddeutschland, Österreich und die Schweiz: Welche Form ist bei euch gebräuchlich?
Ich komme ursprünglich aus dem Land Salzburg und bei uns heißt es viertel über und dreiviertel. Als ich das erste Mal in Graz durch meine Kärntner Mitstudenten, teilweise aber auch jene aus Burgenland und der Steiermark mit viertel irgendwas konfrontiert war, war ich heillos überfordert. Mittlerweile habe ich zwar viertel noch immer nicht in den aktiven Sprachwortschatz aufgenommen, verstehe aber mein Gegenüber. Im Zweifel frage ich nach.
Aber mit viertel über und viertelkann ich leben, mich gruselt es vor "viertel nach" (und auch vor "viertel vor"), weil das bei uns absolut ungebräuchlich ist.