Die deutsche Sprache: Irrungen und Wirrungen

  • Zitat

    Original von arter
    Welchen Unterschied gibt es zwischen den Wörtern "fliehen" und "flüchten"? Oder sind das Synonyme? Jetzt mal aus dem Bauch heraus ohne zu googlen, bitte :wave


    So rein vom Bauchgefühl her ist "flüchten" etwas längeres, zB in Zusammenhang mit Krieg oder so. "Fliehen" würde ich hingegen schon vor einer Wespe*g*. :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Meine Gedanken gehen auch in maikaefer's Richtung.


    Möglicherweise ist "fliehen" eher eine spontane Handlung. Ich denke da z.B. an unseren Dialekt, in dem wir den Befehl "flieh!" (bei uns "flich" ausgesprochen) auch anwenden, wenn man möchte, dass der/die andere beiseite geht.

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass es was mit dem Antrieb zu tun hat. Meistens weiß ich aber nicht mehr, was für was steht. :lache Anhand von Flüchtlingen kann man sich aber dann wohl ableiten, dass die es nicht aus eigenem Antrieb tun und Fliehende schon.


    Es gibt da auch einen Beispielsatz mit nem Sturm. Die ersten fliehen, die letzten flüchten oder so ähnlich.

  • Groupie hat recht mit ihrer Antwort.
    Fliehen ist gewollt; flüchten ist eher: man wird in die Flucht geschlagen.
    Obwohl ich finde, dass die Grenzen da sehr fließend sind.


    Auch grammatisch gibt es Unterschiede:
    fliehen + Akkusativobjekt geht. Ich fliehe den Lärm meiner Nachbarn. (Sagt zwar keiner mehr, ist aber absolut korrekt.) Mit flüchten geht das nicht.


    sich in etwas flüchten ist absolut korrekt, sich in etwas fliehen geht nicht.


    Aber der Unterschied ist so gering, finde ich, dass ich kein Problem damit habe, die als Synonyme zu verwenden.
    Viel schlimmer finde ich, wenn jemand scheinbar sagt, obwohl er anscheinend meint und umgekehrt.

  • Zitat

    Original von Jasmin87


    :grin
    Also ich habe das Wort "verschossen" noch nie im Zusammenhang mit Verliebt sein verwendet :gruebel
    Ich sage ganz normal "verlieben" :-)



    Bei uns hat man auch immer verschossen gesagt ;-) Ist aber eher umgangssprachlich.
    Überhaupt hat das österreichische Hochdeutsch - wenn man es so nennen mag (alternativ biete ich "österreichische Schriftsprache" an :grin - so seine Eigenheiten. Z.B. verwenden wir viel öfter sein als Hilfszeitwort. Wir sagen "Ich bin gesessen", "ich bin gestanden", etc., die Deutschen (und bitte korrigiert mich, wenn das nur in Teilen Deutschlands so ist) sagen "Ich habe gesessen", "Ich habe gestanden", etc.
    Beides ist grammatikalisch richtig.

  • Zitat

    Original von melancholy



    Bei uns hat man auch immer verschossen gesagt ;-) Ist aber eher umgangssprachlich.
    Überhaupt hat das österreichische Hochdeutsch - wenn man es so nennen mag (alternativ biete ich "österreichische Schriftsprache" an :grin - so seine Eigenheiten. Z.B. verwenden wir viel öfter sein als Hilfszeitwort. Wir sagen "Ich bin gesessen", "ich bin gestanden", etc., die Deutschen (und bitte korrigiert mich, wenn das nur in Teilen Deutschlands so ist) sagen "Ich habe gesessen", "Ich habe gestanden", etc.
    Beides ist grammatikalisch richtig.


    Du bringst mich heute um meinen Schlaf :lache, denn ich bin gesessen/gestanden finde ich ganz schlimm. Ich habe gesessen finde ich aber nur unwesentlich besser*g*. Und wir benutzen auch oft "bin". Ich bin gelaufen, gefahren, verzweifelt. Hängt vom Verb ab, welches Hilfsverb wir benutzen um das Perfekt zu bilden. Aber bis jetzt habe ich noch nie drüber gegrübelt, nach welcher Regel das wohl geschieht. :gruebel
    Ich denke aber, dass ich bin gesessen auf deutsch falsch ist?

  • Zitat

    Original von beowulf
    Also "ich bin gesesessen" - auf einer Bank. "ich habe gesessen "- nach dem Banküberfall in einer Justizvollzugsanstalt, so würde ich das sehen.


    Jetzt verwirrst Du mich ganz*g*. Stimmt, ohne Objekt meint "ich habe gesessen", dass man im Knast war.
    Aber sagt man auf deutsch nicht: "Ich habe gestern auf einer Bank gesessen."? Man sagt doch nicht: "ich bin auf der Bank gesessen."? Höchstens bei Dialekten, oder?

  • Eine ganz nervige Wortwahl hier in Niederbayern ist:
    "Ich habe eingeschlafen"!
    Aber wenn ich das hier so lese, kommt das evtl. vom österreichischen :gruebel



    Und was mich wahnsinnig macht:
    "Maria ist Sabine seine Schwester" :schlaeger
    Aber das sagen sie hier zum Glück nur in vereinzelten Dörfer.

  • Nun, unsere "ich bin auf der Bank gesessen" ist durchaus korrekt. Habe es so in der Schule gelernt und in Österreich wird man wohl keinen Einheimischen finden, der "Ich habe auf der Bank gesessen" oder "Ich habe im Bett gelegen" sagt. Das ist keine Frage des Dialekts, meiner Meinung nach, sondern das, was bei uns als grammatikalisch richtig gilt.
    Interessanterweise verwenden wir "sein" gerade dann als Hilfszeitwort, wenn das Verb einen ruhenden Zustand beschreibt (liegen, sitzen, stehen, hocken), also nicht nur für Wörter der Bewegung (laufen, gehen, etc.). Ich finde das durchaus einleuchtend, denn man sagt ja auch "ich bin gewesen" und nicht "ich habe gewesen", denn "sein" beschreibt ja auch einen örtlichen Zustand, wie z.B. "mein Auto ist auf dem Parkplatz", was ja im Prinzip gleichbedeutend wie "mein Auto steht auf dem Parkplatz". Daraus folgt: "mein Auto ist auf dem Parkplatz gestanden" (wobei das Perfekt hier ohne Frage nicht schön ist, egal ob mit haben oder sein gebildet).


    Interessanterweise verwenden wir in der Umgangssprache so gut wie nie das Imperfekt, sondern greifen immer auf das wesentlich kompliziertere und länger Perferkt zurück. Klingt nicht schön, ist aber Usus. Ich frage mich, wieso.


    Also da wo ich herkomme, findet man in der Umgangssprache auch selten einen Genetiv. Alles wird umschrieben wie "Maria ihre Tochter", "der Sohn von Julia"... ebenfalls deutlich komplizierter als ein schlichtes "Julias Sohn", "Marias Tochter", doch scheuen wir aus irgendeinem Grund den Genetiv in der gesprochenen Sprache. In der Schule versuchen die Lehrer durchaus, uns das auszutreiben und im Schriftlichen haben wir auch kein Problem mit dem Genetiv. Aber im Gesprochenen ist er einfach unerwünscht :grin Und das ist keine Generationenfrage, Jung und Alt vermeiden ihn :rolleyes