Die deutsche Sprache: Irrungen und Wirrungen

  • SiCollier


    Wenn sogar Ickler es erlaubt ...
    :lache


    Das ist insofern lustig, weil er doch ein besonders scharfer Gegner der Rechtschreibreform ist, u.a. mit dem Argument, daß sie die Kinder verwirrt.


    made


    Ui, toll.
    Mein letzter war aus den 1980ern, aber aus Platzgründen habe ich immer nur die neueste Version im Regal.


    Immerhin klären Eure Antworten die Frage. Die Rechtschreibreform ist nicht schuld.
    Daß es sowas gibt.
    :grin

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @ magali
    Ja., das hat mich auch erstaunt (also daß bei Ickler auch die beiden Fassungen zu finden sind).



    :grin Noch ein Nachtrag


    Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache
    von Dr. Konrad Duden, Direktor des Königl. Gymnasiums zu Hersfeld (Anm.: also allhier :grin)
    Nach den neuen preußischen und bayerischen Regeln
    Leipzig, 1880


    Auch nach mehrmaligem Suchen findet sich - zu meiner Überraschung - auf S. 134 ausschließlich die Fassung „rekeln“.




    Nein, ich habe - leider - nicht die Originalausgabe, sondern ein Faksimile davon (Faksimile der Originalausgabe von 1880. Bibliographisches Institut AG, Mannheim 1980)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Faszinierendes Thema.


    Duden kann ich toppen. :lache
    Im Deutschen Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm (ab 1838) ist das Hauptstichwort 'räkeln'. 'Rekeln' gibt es auch, darauf wird verwiesen und vice versa.


    korrekturen.de wiederum behauptet, rekeln sei das ältere, mein Eytmologisches hat aber Fundstellen aus dem 17. Jh., die 'räkeln' belegen.


    Nun fehlt nur noch das Mittelalter ...



    Ihr habt tolle alte Bücher.
    :anbet

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von chiclana
    Ich hab mal eine Frage an die Sprachprofis. Gibt es einen Unterschied zwischen vorig und vorherig? Und wenn nicht, welches ist formeller?
    Danke! :wave


    Kein Unterschied!
    Vorherig ist die formellere Form, vorig ist die abgekürzte :wave

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

  • Ich sehe da schon einen semantischen Unterschied. Beispiel:


    "An einem Mittwoch im Januar gestand ich Sarah meine Liebe."


    Jetzt macht es einen Unterschied in der Bedeutung aus, ob ich sage:


    a) "Am vorherigen Wochenende hatte wir das erste Mal Sex."


    oder


    b) "Am vorigen Wochenende hatten wir das erste Mal Sex."


    Einmal findet das Liebesgeständnis vor und das andere Mal nach dem Sex statt, was unter Umständen nicht ganz unerheblich ist. ;-)


    "vorherig" bezieht sich auf den Zeitpunkt der Erzählebene, "vorig" auf das Hier und Jetzt.


    Oder etwa nicht???

  • Egal, Hauptsache Sex hat es gegeben.


    :grin

    "Es gibt Dinge, die sind einfach gesetzt: die Existenz Gottes, das Pferd als schnellstes Transportmittel, die gesellschaftliche Funktion der Frau und die Beschaffenheit des Geldes." Samuel Bernard, frz. Bankier, 1716


  • Hm, das hat sich vielleicht im informellen Sprachgebrauch so ergeben....


    Generell müsstest du nach meinem.Verständnis aber eine andere Zeitform wählen, wenn du auf das Wochenende vor der Liebeserklärung zurückgreifen willst.
    Es müsste heißen:
    "Im Januar habe ich ihr meine Liebe gestanden und am vorigen/vorherigen Wochenende hatten wir Sex gehabt" und dann ist es egal ob vorig/vorherig.
    Stichwort "Vorvergangenheitsform".


    Offiziell gibt es keinen Bedeutungsunterschied, also sollte man es halt durch den den Zusammenhang verdeutlichen, wenn man Uneindeutigkeiten vermutet.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Zimööönchen ()

  • Ich muss gestehen, ich grübel auch seit Tagen über "vorherig" und "vorig". Ich benutze beides so gut wie nie.


    arter : ich meine, die Bedeutung ist gleich und in beiden Fällen hat der Typ seine Liebe vor dem Sex gestanden. Es sei denn, es ist Januar zum Zeitpunkt der Aussage und Mittwoch - Sonntag der Woche, in die der Mittwoch der Liebeserklärung fiel.

    Man möchte manchmal Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen.


    Johann Nepomuk Nestroy
    (1801 - 1862), österreichischer Dramatiker, Schauspieler und Bühnenautor

  • Frettchen , nein. Zeitpunkt der Aussage ist Heute, also Ende Februar. "vorig" ist also vorige Woche Ende Februar und "vorherig" die Woche vor dem Geständnis also irgendwann im Januar.


    Oder ein anderes Beispiel aus dem Bereich Fußball. Diese Aussage wird 2015 getroffen:


    In Bremen erinnert man sich gern an die Saison 1992/93, als man Deutscher Meister wurde. Besondere Brisanz haben immer die Duelle gegen den vorherigen Bundesligameister VfB Stuttgart. (Hier wäre "vorigen" falsch, denn das impliziert das Hier und Jetzt also 2014, als der FC Bayern gewann. "Vorherig" erinnert hingegen an die Saison 1991/92. Ja das war schon verrückt damals mit Stuttgart...

  • Ich habe ebenfalls eine Frage an die Sprachprofis:


    Buchtitel: "Egal wohin"


    Gehört da nicht ein Komma zwischen?


    Danke! :anbet :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • maikaefer



    kann, muß aber nicht.
    Es handelt sich um einen sogenannten formellaft verkürzten Nebensatz.


    Wie gesagt werde ich morgen nicht kommen.
    Wie gesagt, werde ich morgen nicht kommen.
    Beides möglich.


    Aber: Wie ich gesagt habe, werde ich morgen nicht kommen.
    Vollständiger Nebensatz, Komma erforderlich.



    arter


    nein, so kannst Du daraus keine Regel machen.


    Wenn in einem Text nur ein Zeitbezug erkennbar ist, sind 'vorig' und 'vorherig' synonym.


    An Deinem Liebeserklärungsbeispiel kann man den zwei Sätzen nicht entnehmen, daß sich das 'Ich' auf einen anderen Zeitraum bezieht. Von daher nimmt jede Leserin automatisch an, daß es um das Wochenende vor der Liebeserklärung geht.


    Das ist bei Deinem Fußball-Beispiel genauso. Wenn nicht dazu gesagt wird, daß ein weiterer Zeitpunkt miteinbezogen wird, sind die beiden wieder gleichbedeutend.
    Es muß aus dem Text klar werden, um welchen Zeitraum es sich handelt und wann gesprochen wird, erst dann könnte man einen Bedeutungsunterschied annehmen.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • @ magali:
    Danke! :blume :anbet


    Mir fehlt es, das Komma.
    Aber ich werde jetzt selbstverständlich davon absehen, dies in meiner Rezension zu erwähnen... :grin
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)