Über die Autorin
Juli Zeh wurde in Bonn geboren und studierte Jura in Passau und Leipzig, wo sie 1998 ihr 1. Staatsexamen machte. Ebenfalls in Leipzig studierte sie von 1996 bis 2000 am Deutschen Literaturinstitut (DLL), an das sie später als Dozentin zurückgekehrt ist. Nach ihrem Diplom am DLL folgte 2003 das 2. Staatsexamen. Zahlreiche Auslandsaufenthalte u.a. für die UN in New York und Krakau und vor allem in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina haben ihre Arbeiten geprägt. Juli Zeh wurde für ihr Werk vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Deutschen Bücherpreis, dem Rauriser Literaturpreis, dem Hölderlin-Förderpreis, dem Ernst-Toller-Preis und dem Solothurner Literaturpreis. Ihr erster Roman ADLER UND ENGEL erschien 2001. Ihr Roman SPIELTRIEB wurde 2006 am Hamburger Schauspielhaus für die Bühne dramatisiert. ALLES AUF DEM RASEN versammelt ihre Essays zu Gesellschaft, Politik, Recht und Literatur, die in großen deutschen Zeitungen und Magazinen erschienen sind. 2007 erschien ihr Roman SCHILF, 2009 CORPUS DELICTI. 2010 wurde Juli Zeh an der Universität Saarbrücken zum Dr. jur. promoviert. In ihrer Dissertation DAS ÜBERGANGSRECHT beschäftig sie sich mit der Rechtsetzungstätigkeit von Übergangsverwaltungen am Beispiel von UNMIK im Kosovo und dem OHR in Bosnien-Herzegowina. Insgesamt wurde ihr Werk bisher in 35 Sprachen übersetzt. Zusammen mit Ilija Trojanow schrieb sie ANGRIFF AUF DIE FREIHEIT, das 2009 bei Hanser erschien. 2012 erscheint in der edition Körber ihr neues Sachbuch DIKTATUR DER DEMOKRATEN - WARUM OHNE RECHT KEIN STAAT ZU MACHEN IST.
(Quelle Amazon)
Über das Buch
Sven wollte eigentlich Jurist werden. Kurz nach dem 1. Staatsexamen entschließt er sich zur Flucht aus Deutschland und lässt sich gemeinsam mit seiner Freundin Antje auf einer spanischen Insel als Tauchlehrer nieder. Seine neue Existenz scheint gesichert, bis eines Tages die Schauspielerin Jola mit ihrem Lebensgefährten Theo auf die Insel kommt. Für 14.000€ soll Sven dem Paar rund um die Uhr als Tauchlehrer und Fremdenführer zur Verfügung stehen. Sven ahnt nicht, in welchen Strudel der Ereignisse ihn dieser Auftrag aus Schuld, Verrat und Erniedrigung reißen wird.
Wer sich auf „Nullzeit“ einlässt sollte keinesfalls einen klassischen Psychothriller erwarten, der vor allem durch Spannungselemente getragen wird. Vielmehr konzentriert sich die Autorin auf die bizarren Beziehungsmuster ihrer Protagonisten. Nebenbei findet auch noch eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik Platz in der Handlung. Bei der Darstellung der Gründe für Svens Flucht aus Deutschland ist beispielsweise die Rede vom Kriegszustand der Urteilenden und Beurteilten, von der Unfähigkeit der Politiker den Untergang des Abendlandes zu verhindern und von Krisen im allgemeinen, die das Leben bestimmen. Diese Menge an pessimistischen Ansichten verstärkt die Autorin noch durch die Beschreibung des Schauplatzes. Eine spanische Ferieninsel, wo eigentlich fröhlich, entspannte Urlaubsatmosphäre herrschen sollte, wird als karger und öder Ort beschrieben, der kaum Möglichkeiten zur Fluch aus der ganz persönlichen Realität lässt.
Juli Zeh ist mit „Nullzeit“ sprachlich zumindest in manchen Passagen ein durchaus kreativer Roman gelungen, der seine größte Stärke vor allem in den Perspektivwechseln von Sven und Jola zeigt. Allerdings ging mir die ganze Schwarzmalerei ab der Hälfte des Buches nur noch auf die Nerven. Wenn schon der ganze Pessimismus nötig ist, dann hätte man das ganze doch auch mit Rebellion, statt permanenter Resignation würzen können.
Edit: Ich habe die ISBN hinzugefügt, damit das Buch auch über das Verzeichnis gefunden werden kann. LG JaneDoe