Inhalt:
Meredith und Nina sind zwei ungleiche Schwestern, aufgewachsen auf der märchenhaft schönen Apfelplantage Belje Notschi mt einem liebenden Vater und einer unnahbar-kalten Mutter, von der sie nie Liebe erfahren haben. Die einzigen Momente von Gefühl kommen auf, wenn die Mutter ihnen ihre russischen Märchen erzählt, doch das geht nur im Dunkeln ... und sie hört ganz auf damit, als Meredith als kleines Mädchen ein Theaterstück inszeniert, in dem sie eines der Märchen nachspielt - was einen unerwarteten, riesigen Eklat auslöst.
Viele Jahre später hat Meredith, die Organisierte, Pflichtbewusste der beiden Schwestern, die Leitung der Plantage übernommen, und Nina reist durch die dunkelsten Löcher Afrikas als erfolgreiche Photojournalistin. Sie kehrt nach Hause zurück, als ihr Vater stirbt, der die Familie stets zusammengehalten hat, und der den Töchtern auf dem Sterbebett das Versprechen abnimmt, dass sie sich um Mutter kümmern und sie doch noch kennenlernen sollen. Etwas, das sich als schier unmögliche Aufgabe stellt.
Der Schlüssel liegt in Mutters Märchen, und Nina setzt alles daran, sie dazu zu bewegen, es doch bis zum Ende zu erzählen. Was ihr schließlich auch gelingt...
Meine Meinung:
Es ist nicht einfach, das Buch rezensieren, ohne zuviel vom Inhalt zu verraten - denn damit wäre die Überraschung beim Lesen verdorben. Vielleicht beginne ich deshalb mit dem Cover, das ungeheuer gut zum Buch passt - wunderschön, in kalten Winterfarben, still und glitzernd und mit einer dicken Schneeschicht über all den Geheimnissen, die doch nicht vergessen werden dürfen.
'Ein Garten im Winter' ist herzzerreißend berührend geschrieben, eine Familiengeschichte, die tief unter die Oberfläche reicht, tief in russische Vergangenheit, tief tief in persönliche Tragödien und unermesslichen Verlust. Es ist aber auch eine Geschichte über die Kraft der Liebe, den Zusammenhalt zwischen unterschiedlichen Menschen und über das Über-sich-selbst-Hinauswachsen. Es ist ein stiller Roman, der, gerade weil er so still ist, umso mehr aufrührt.
Vor allem bewegt das Buch zum Nachdenken, und das hebt es über viele andere Bücher hinaus. Kunstvoll ist es aus zwei Ebenen gewoben, der Realität und dann dem Märchen der Mutter, das bald so atemberaubend fesselnde Wendungen nimmt, dass man nicht aufhören kann zu lesen, bis man nicht weiß, wie es weitergeht.
Es rührt auch zu Tränen, dieses Buch. Zuerst, weil die Probleme so menschlich sind und so zutiefst nachvollziehbar, dass sie auf mich als Leser zurückreflektieren. Und dann, weil die Tragödie unter dem Schnee so unermesslich ist und die Kraft, sie zu ertragen, so groß.
Ich kann 'Ein Garten im Winter' nur unbedingt weiterempfehlen. Es ist ein stilles, wunderschönes und bewegendes Buch, das noch lange nachhallt, nachdem man es aus der Hand gelegt hat.
10/10 Punkten.