Die dunklen Farben des Lichts - Andrea Gunschera

  • Die dunklen Farben des Lichts
    Andrea Gunschera
    e-Book, 545KB
    4,99€


    Kurzbeschreibung (Quelle: Amazon)
    'Wie weit würdest Du gehen?'


    Der talentierte, aber kommerziell erfolglose Maler Henryk Grigore erhält den Auftrag, ein Vermeer-Gemälde für die attraktive und wohlhabende Kunstsammlerin Martha Haussen zu fälschen - ein Ausweg aus seinen drängenden finanziellen Problemen.
    Henryk verliebt sich in Martha und verliert sich in einer Affäre mit ihr. Kurz nachdem er ihr Gesicht im Gemälde verewigt, kommt sie bei einem mysteriösen Verkehrsunfall ums Leben.
    Monate später entdeckt er seine Fälschung auf einer Ausstellung, deklariert als Jahrhunderte altes Original von unschätzbarem Wert. Helene, die junge Frau des neuen Besitzers, weist eine frappierende Ähnlichkeit mit Martha auf und zieht Henryk in einen Abgrund verbotener Leidenschaften …


    Über die Autorin (Quelle:andreagunschera.com)


    Andrea Gunschera, geboren in Deutschland, studierte Industriedesign, arbeitet seit vielen Jahren in der Computergrafik- und VisualFX-Industrie und betreut Werbefilm-Produktionen als Creative Director.
    Als Schriftstellerin debütierte sie 2008 mit dem Politthriller Das dunkle Fenster.
    2009 startete ihre neue Urban Fantasy Serie, City of Angels, mit dem sehr erfolgreichen ersten Teil "Engelsbrut". Der Folgeband, "Engelsjagd", erschien im September 2010.


    Die Autorin lebt und arbeitet in Los Angeles und München.



    Meine Meinung:
    Mit „Die dunklen Farben des Lichts“ legte Andrea Gunschera eine wirklich spannende Mischung aus zeitgenössischer Literatur, Thriller, Liebesromanze und Kunstroman vor.


    Wer die anderen Bücher der Autorin kennt, weiß, dass sie das Schreiben beherrscht, doch in diesem Kunstfälscherroman hatte ich das Gefühl, dass sie sprachlich noch mal eins drauf packen konnte; noch eigener wurde, noch unverwechselbarer. Andrea Gunschera vermag es, mit einem Satz so viel Atmosphäre zu schaffen, wie manche Autoren auf eine halbe Seite bekommen. Und das spielt sie in diesem Roman voll aus. Passend zum Thema werden die Worte in diesem Roman genutzt wie die Farben eines überragenden Malers und können sich so wunderbar entfalten. Es ist ein Genuss, Die dunklen Farben des Lichts zu lesen. Es wirkt wie ein verzauberndes Bild, das man permanent anschauen möchte.


    Das Thema, Kunst & Kunstfälschung, ist spannend umgesetzt, an Informationen darüber findet sich viel, doch nie wird es fad und theoretisch. Der Autorin gelingt es, ihre Faszination an dem Thema auf den Leser zu übertragen, auch wenn dieser – wie in meinem Fall – überhaupt keine Ahnung davon hat.
    Besonders überzeugt hat mich das Ende des zweiten Abschnitts, in dem die nebulöse Bedrohung für den Protagonisten so überzeugend dargestellt wird, dass mir ein paar Mal beim Lesen schauderte (was viele Thriller mit explizit bedrohlichen Szenen nicht schaffen!).
    Grandios geschildert ist die Entwicklung des jungen Malers Hendryk, den seine Leidenschaft nach und nach auffrisst.


    Das Ende konnte nicht im gleichen Maß mithalten. Es konnte die hohe Erwartung, die sich in mir aufgebaut hatte, nicht komplett erfüllen. Keinesfalls könnte ich sagen, dass mir etwas fehlte oder ich etwas nicht gelungen bezeichnen würde – ich war am Ende dieses grandiosen Buchs einfach noch von einem Highlight ausgegangen, das in der Form nicht kam.
    Darum 9 von 10 Punkten und eine ganz klare Empfehlung.

  • Henryk ist kein normaler Mann und er ist kein gewöhnlicher Maler. Alles was er macht, macht er intensiv, alles was er denkt ist irgendwie verworren. Er zwingt sich zu sein, wie die anderen, aber egal was er auch anstellt, er bleibt ein komischer Kauz, weil er eben nicht ist wie er sich selbst hinbiegen will.


    Neben Henryk ist die Malerei die Hauptsache des Buches. Ganz interessant wird beschrieben, wie Vermeer früher gemalt hat, und wie Henryk heute malen muss, damit er einen Vermeer fälschen kann, der auch vor Gutachtern bestand hat. Jeder einzelne Schritt fragt dem Maler eine unglaubliche Geduld ab und sehr viel Willenskraft seinen Körper giftigen Gasen und den unmöglichsten Strapazen auszusetzen.


    Das Buch hat mich ebenso beeindruckt wie der Maler. Leicht hätte Henryk unrealistisch wirken können, oder die vielen Einzelheiten über die Malerei den Leser langweilen können. Aber das war nie der Fall. Die Autorin hat mich von Anfang bis Ende mit diesem Buch gefesselt und überzeugt.


    Schade, dass ich nicht malen kann und die Substanzen so ungesund sind, sonst würde ich nach diesem Buch gerne auch einmal einen Vermeer fälschen.

  • „Die dunklen Farben des Lichts“ ist ein ungewöhnlicher Roman, der mich sehr beeindruckt hat, denn Henryk ist kein Hauptprotagonist, wie es in 1000 anderen Büchern gibt. Andrea Gunschera schafft es wundervoll eine dunkle Stimmung zu erzeugen und das Ende des Romans habe ich gleichzeitug so erwartet und doch hat es mich überrascht.
    Ich habe viele interessante Fakten über Kunst und Kunstfälschung erfahren.
    Ich bin sehr froh, dass Andrea Gunschera den Roman schlussendlich noch veröffentlicht hat und wünsche ihm viele Leser.


    8 Punkte

  • Mulles Rezension trifft ziemlich genau das, was ich beim Lesen empfunden habe - in Worte und Formulierungen gefasst, die mir in dieser Perfektion nicht zur Verfügung stehen ;-). Danke dafür!


    Durch die Kurzbeschreibung des Buches wurde ich neugierig auf dieses für mich eher ungewohnte Thema. Und ich muss sagen – es hat sich gelohnt!


    Diese Geschichte um den Maler Henryk Grigore und seine „Musen“ Martha und Helene hat mich von Anfang an gepackt und bis zum Ende nicht losgelassen. Andrea Gunschera hat einen ungewöhnlichen, sehr ausdrucksstarken und bildhaften Erzählstil. Trotz überwiegend kurzer und knapper Sätzen, oder vielleicht gerade deswegen, erschafft sie einen ganz eigenen Zauber, eine schaurige und morbide Atmosphäre, die mich von Beginn an fasziniert hat. „Licht und Schatten“ prägen die Geschichte, finden sich immer wieder, nicht nur in der Malerei und den Bildern, auch in Leben und Charakteren der Protagonisten, allen voran Henryk und Helene.


    Wer zum Genuss eines Buches zwingend sympathische Protagonisten oder gar Identifikatonsfiguren benötigt, wird hier eher nicht glücklich werden. Insgesamt stets auf Distanz schwankte ich gefühlsmäßig immer wieder aufs Neue zwischen Mitleid, Unverständnis und Abgestoßensein gegenüber den Personen und ihren Handlungsweisen. Nur die Faszination blieb immer die Gleiche!


    Umfangreiche Detailkenntnisse zu Malerei, alten Techniken und ihrer Fälschungsmethoden werden genial eingearbeitet, zu keiner Zeit langweilig oder belehrend, im Gegenteil, einfach nur spannend und interessant, auch für auf diesem Gebiet vollkommen Unbedarfte wie mich :grin.


    In einigen Bereichen bleibt die Geschichte ein bisschen vage, manche Dinge werden angerissen und nicht weiter ausgeführt. Während des Lesens haben sich mir einige Fragen gestellt, die nicht beantwortet wurden, was jedoch mit dem insgesamt etwas verschwommenen Gesamtkonzept harmoniert und nicht weiter ins Gewicht fiel. Bei den Wechseln von Licht und Schatten rückte manches ins Licht und anderes in den Schatten ;-).


    Den Titel finde ich richtig gut! Nicht auf Anhieb verständlich regt er zum Nachdenken an und passt somit perfekt zu diesem hochinteressanten und äußerst lesenswerten Buch.


    9 Punkte

  • Zitat

    Original von Mulle
    Mit „Die dunklen Farben des Lichts“ legte Andrea Gunschera eine wirklich spannende Mischung aus zeitgenössischer Literatur, Thriller, Liebesromanze und Kunstroman vor.


    :write Der Autorin ist auf jeden Fall gelungen einen tollen Roman zu schreiben, mit einer Geschichte aus dem wahren Leben gegriffen, die sich in keine Genre-Schublade pressen lässt und dennoch nicht überladen wirkt.


    Der Schreibstil ist wundervoll, sehr detailliert, und lässt Henryks Entwicklung und seine Malerei sehr lebendig und intensiv für den Leser erscheinen. Gerade bei einem Buch über Bilder und Kunst, die man während des Lesens nicht selber sieht, ist das enorm wichtig und macht hier einen großen Teil der Atmosphäre und des Lesevergnügens aus.


    Die Figuren sind nicht immer sympathisch, aber wirken keinesfalls flach. Ihre Handlungen waren für mich z.B. am Ende zu vage gehalten und deshalb nicht immer im ersten Moment nachvollziehbar. Das hinterließ bei mir einen kleinen bitteren Nachgeschmack am Ende.


    Aber insgesamt ein sehr lesenswerter, berührender Roman für jeden, der sich auch von Andrea Gunschera in die Welt der Malerei mit all ihren Licht- und Schattenseiten entführen lassen möchte.


    Von mir gibt es 8 von 10 Punkten.

  • Henryk Grigore ist ein hochtalentierter Maler. Nur leider ist er auch sehr introvertiert und tut sich daher schwer damit, sein Talent zu verkaufen. Eines Tages erhält er ein Angebot als Kunstfälscher zu arbeiten. Doch zum Glück gehört mehr als Geld, Henryk träumt auch von Liebe und vor allem von Erfolg.


    Andrea Gunschera erzählt in einer wunderbaren, sehr atmosphärischen Sprache, die einen sofort gefangen nimmt, die Geschichte eines Mannes, der im Grunde nur eines will: Als er selbst anerkannt werden, als der talentierte Maler, der er ist, aber auch als der Mann, der er ist. Leider ist sein Leben voller Tragik, so dass der Grundton des Romanes sehr dunkel ist, wie ja auch der Titel schon vermuten lässt. Dabei ist die Geschichte immer unvorhersehbar und dadurch sehr spannend, man kann nie sicher sein, wie die Handlung oder die Charaktere sich weiter entwickeln.
    Andrea Gunschera beschränkt sich auf nur wenige Charaktere, doch die bleiben im Gedächtnis hängen. Vor allem der Hauptprotagonist, der so voller Emotionen ist, ist gelungen. Letztendlich ist er viel mehr als der typisch erfolglose, arme Künstler.


    Da das Thema des Buches u. a. Malerei ist, lässt uns die Autorin auch teilhaben an allen möglichen Techniken, vor allem die, die ein Fälscher können muss. Das ist sehr gut in die Geschichte verwoben, so dass es nie aufgesetzt oder störend wirkt, sich im Gegenteil harmonisch einfügt. Man merkt auch, dass die Autorin genau weiß, wovon sie da spricht.


    Sofort ins Auge fällt das wunderschöne Cover des Buches, das die Autoin selbst entworfen hat – schade, dass es sich „nur“ um ein ebook handelt, als gedrucktes Buch könnte es ein Schmuckstück in jedem Bücherregal sein.


    Für mich ein wunderbares Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.



    Von mir volle Punktzahl!

  • Da die Autorin Andrea Gunschera und die Erscheinungsweise ihres Romans bereits vorgestellt wurden, hier direkt mein Leseerlebnis zu


    "Die dunklen Farben des Lichts"


    Ein genialer Künstler, der im wahrsten Sinne des Wortes für seine Kunst brennt, eine unnahbare Geliebte, die in ihm nur ein Spielzeug sieht, ein windiger Gallerist und ein ungeheurer Auftrag. Das sind die Zutaten, die Andrea Gunschera in ihrem Roman "Die dunklen Farben des Lichts" einsetzt. Was aber zunächst nach einem üblichen 08/15-Kunstfälscher-Thrillerplot klingt, ist viel zu facettenreich, als das man den Roman in eine einzige Schublade stecken könnte. Diesen Roman kann man nur als Ganzes betrachten, ohne einzelne Punkte besonders hervorzuheben, oder einem Genre zuzuordnen.


    Jede einzelne Figur dieses Romans hat eine ausreichend dargelegte Motivation, die von der Autorin sehr feinfühlig in Handlung, Gesten und Dialog eingarbeitet wurde. Jede Handlung der Figuren schlägt Wellen, fordert eine Gegenhandlung heraus, schlägt erneut Wellen ... und so entspinnt sich Stück für Stück die Geschichte eines Genies, das an seinen eigenen Ansprüchen, Wünschen und Hoffnungen zerbricht. Das Wechselspiel zwischen Aktion und Reaktion verwebt sich dabei von einem gemächlichen Menuet bis hin zu einem fetzigen Jazzdance mit Midtempo-Passagen, der schließlich mit einem einzelnen, traurigen Schlussakkord endet, der langsam nachhallt.


    Mittelpunkt dieser komplexen Komposition ist dabei Henryk, das Genie. Um ihn dreht sich dieses Stück Leben, dass kein reiner Krimi, kein waschechter Thriller und auch kein Nackenbeißer frisch aus der Werkhalle ist.


    Ist der Roman ein Genrecrossover?
    Nein.
    "Die dunklen Farben des Lichts" ist eher ein Ausschnitt aus einem Stück Leben, wie es wirklich stattgefunden haben könnte. Ein komplexes Stück, dass dennoch sehr leicht zu lesen ist, was sich auch in den fast schon spielerisch eingeflochtenen Passagen widerspiegelt, in denen die Autorin die Möglichkeiten und Herausforderungen der Malerei beschreibt.


    Mein Fazit:
    Da ich mich selber ohne Vorkenntnisse auf diesen Roman eingelassen habe, wollte ich in der Beschreibung meines Leseerlebnisses auch keine Spoiler einbauen.
    Als Leser bin ich ursprünglich eher ein Freund von Thrillern, Science Fiction oder auch dunkler Phantastik. Dieser Roman war also ein Experiment für mich.
    Und ich wurde reich belohnt, mit dem exquisiten Spiel von Licht und Schatten.
    In dem Sinne ist der Titel Programm, denn auch das hellste Licht kann dunkle Farben haben.


    Absolut empfehlenswert!
    10 von 10 Punkten und die Bitte: Mehr davon!

  • Andrea Gunschera war mir bekannt als Autorin der "City of Angels"-Reihe, von der ich bisher jedes Buch verschlungen habe. Dementsprechend gespannt war ich darauf, wie sie in einem anderen Genre schreibt.


    In "Die dunklen Farben des Lichts" geht es um den Maler Henryk Grigore. Henryk ist ein scheuer, introvertierter Mensch, der hauptsächlich für seine Malerei lebt. Nur von ihr leben kann er nicht. Nun hat er endlich eine Vernissage, aber sein menschenscheues Benehmen macht ihn nicht gerade zum neuen Szene-Star. Doch sein Galerist Paul Verhoeven bringt ihn mit Martha zusammen, einer wohlhabenden Frau, die einen ganz besonderen Wunsch hat: Henryk soll ihr einen Vermeer malen. Keine Kopie, sondern ein wie echt wirkendes Bild des bekannten Künstlers. Trotz anfänglichem Zögern lässt sich Henryk auf die Geschichte ein und geht nach kurzer Zeit völlig in der Herstellung des Bildes auf. Er beschafft sich Originalmaterialien, so dass sein Werk jeglicher Untersuchung standhalten kann. Und nebenbei rutscht er in eine fatale Liebesgeschichte mit Martha, in die er allerdings viel mehr interpretiert als sie.


    Obwohl mich Kunst bzw. Kunstfälschung nicht so wirklich interessieren, konnte mich das Buch trotzdem sehr schnell fesseln. Andrea Gunschera gelingt es, auch die für mich eher unspektakulären Details so zu verpacken, dass ich mich an keiner Stelle gelangweilt habe.


    Man merkt dem Buch an, dass die Autorin über viel Wissen zu dieser Thematik verfügt. Hochinteressant sind aber vor allem die Beschreibungen der Personen. Henryk war für mich eine wahrhaft tragische Figur, mit dem ich richtig mitgelitten habe. Neben den zarten Liebesgeschichten gibt es aber auch eine Krimihandlung, bei der ich mir bis zum Schluss nicht sicher war, ob mich am Ende eine realistische Lösung erwartet oder doch eher mystische Elemente im Sinne eines "Bildnis des Dorian Gray". Am Ende steht die ernüchternde Erkenntnis, dass fast jeder durch entsprechende Summen korrumpierbar ist und der Wert eines Kunstwerks sich nicht durch Stil und Können definiert, sondern durch Marketing und die dadurch produzierte Nachfrage.

  • Ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde hier gelesen und bin immer noch sehr beeindruckt von diesem so schwer in ein Genre einzuordnenden Roman. Er paßt irgendwie in keine Schublade und ist dadurch schon ein bißchen besonders.


    Die Hauptfigur ist Henry Grigore, ein Maler, der sehr zurückgezogen, dafür sehr intensiv lebt. Durch eine Begegnung mit Martha Haussen und dem Auftrag für sie ein Vemeer-Gemälde zu fälschen, werden die Leser gemeinsam mit Henryk in eine Geschichte hineingezogen, die einen Sog entwickelt, dem man sich schwer entziehen kann.


    Am meisten fasziniert haben mich die Momente, in denen Andrea Gunschera beschreibt, wie Henryk Grigore malt. Das war ein sehr intensives Leseerlebnis, so voller Bilder, die im Kopf entstehen und so voller Farben. Ich hätte noch seitenweise weiterlesen mögen. Auch die Beschreibung der alten Maltechniken und wie sie heute nachgeahmt werden, hat mich sehr fasziniert. Das hat mich, die zwar Kunst oder Bilder schön oder nicht schön finden kann, aber keine Ahnung hat von Kunst an sich, sehr beeindruckt. Hier muß ich auch den Titel erwähnen, den ich einfach wunderbar passend finde.


    Dies war mein erstes Buch von der Autorin und ich freue mich jetzt auf ihre anderen Bücher. Es bekommt von mir die volle Punktzahl (10).

  • Huch ich habe noch gar nicht geschrieben.


    Ich fand es gut und finde es schade bei dem schönen Cover das es dieses Buch nur als ebook gibt.


    Inhaltlich sehr gut und ich konnte mir das Malen das Atelier gut vorstellen.


    Henryk mochte ich gern, wohin gegen ich seine Affären nicht so mochte.


    Klare Leseempfehlung.

  • Henryk Grigore hat seine ausserordentliche Begabung als Maler zu seinem Beruf machen können, zumindest verdient er etwas Geld damit um sein karges Leben zu bestreiten. Er besitzt eine kleine Wohnung in Brüssel die er zu seinem Atelier umgestaltet hat. Auf Staffeleinen bemalt er kunstvoll Leinwände und eine lokale Galerie hat sich bereit erklärt seine Werke auszustellen. In diesem Milieu zählt aber anscheinend nicht das nur das Gemälde als solches sondern der Erschaffer soll wenn möglich eine faszinierende und vermarktbare Persönlichkeit sein, die Kunden möchten die Seele des Künstlers mitkaufen. Da liegt den auch das Kernproblem der Geschichte, Henryk lebt zurückgezogen, ist menschenscheu und leidet unter sozialen Phobien. Durch seinen Mangel an Kontakten fehlt ihm jegliches Selbstvertrauen. In seiner Einsamkeit, die er mit Wein betäubt und mit Koffeintabletten wiederbelebt, kann er sich künstlerisch voll und ganz ausleben. In deliriumhaften Anfällen verliert er sich im malen und schafft so einzigartige Kunstwerke. Aber leider scheinen sie auf dem Markt nicht das zu sein was die reiche Sammler kaufen wollen, sie finden keinen Käufer.


    Vom Galeristen lässt sich Henryk überzeugen ein Gemälde im Stil des berühmten Malers Vermeer van Delft zu malen. Nein, er soll kein Werk restaurieren oder kopieren sondern ein ganz neues Bild erschaffen. Die attraktive Frau eines Kunstsammlers wird zur Inspirationsquelle und zur Muse und Henryk malt in einem rauschhaften Wahn einen neuen Vermeer der Millionen von Euros einbringt und die Kunstwelt staunen lässt. Nun soll es noch ein weiteres Blendwerk geben... Auf den Bildern scheint aber ein Fluch zu liegen den mehrere Personen die damit in Berührung kamen verunglücken innert kurzer Zeit!


    Meine Neugierde war es die mich zum Kauf dieses E-Books veranlasst hat. Ich hab viel Gutes von der Schriftstellerin Andrea Gunschera gehört und ich wollte einfach mal wissen wie und was sie schreibt. Ich bin positiv überrascht und sehr angetan von dem was ich gelesen habe. Sie versteht es eine unterhaltsame Geschichte zu schreiben und ausserordentlich gut zu erzählen. Ihr Schreibstil schafft von der ersten Seite eine mitreissende Ambiance und die Hauptfigur ist sehr speziell aber exzellent angelegt. Leider bleiben sie anderen Figuren im Vergleich etwas blass und hätten etwas mehr Tiefe gut vertragen können. Durch ihre anderen Bücher war ich mir nicht sicher ob die Handlung ins Phantastische abgleiten wird aber es bleibt alles im "normalen Bereich" aber etwa ab der Hälfte wird es gar zu einer Art Kriminalroman. Vom Handwerk der Malerei versteht die Autorin einiges und/oder hat sich Wissen durch intensive Recherche angeeignet und es ist lehrreich den detaillierten Ausführungen zu folgen.

    In diesem Roman geht es nicht zuletzt um Selbstachtung und Selbstwertgefühl. Ein Mensch der mit einem gottgegebenen Talent gesegnet ist das schätzungsweise von einer Million Leuten ein einziger besitzt will auch irgendwann das strahlende Licht der Öffentlichkeit treten und für seine Arbeit Lob einheimsen. Ein Bild eines weltberühmten Malers zu restaurieren oder heimlich ein eigenes als das Werk eines anderen auszugeben ist eine Sache aber selbst als Schöpfer grossartiger Kunstwerke wahrgenommen zu werden das andere. Die Eitelkeit will befriedigt werden und tritt offen zu Tage und es kommt die Zeit in der man sich nicht mehr hinter einem Vorhang verstecken will sondern ins Blickfeld der Öffentlichkeit treten und die Achtung spüren will die einem das gleissende Rampenlicht verspricht. Ein höchst lesenswertes Buch im Dunstkreis von Öl, Terpentin und den toxisch-süssen Aromen die die Naturfarben verströmen.


    Wertung: 8 Eulenpunkte

  • Ich habe lange gezögert, einen "Leseeindruck" zu schreiben - von einer Rezension kann ich wirklich nicht sprechen, dazu fehlt viel zu viel Eigenanteil - weil mir kein Aspekt einfällt, über den ich schreiben könnte, der nicht schon in den vorherigen Postings angesprochen wurde. Diese kann ich jedoch voll und ganz unterschreiben:



    In einer wirklich zauberhaften, atmosphärischen Sprache, die des Öfteren angereichert ist mit dichten, bildhaften Ausdrücken, führt Andrea Gunschera in die Welt des Malers Henryk. Eigen, exzentrisch, zutiefst tragisch - und dabei authentisch. Ein enormer Pluspunkt. Diese Figur versucht nicht, gefällig zu sein. Nicht, weil sie es nicht möchte, nicht, weil es "cool" wäre - weil sie nicht anders kann. Weil Henryk, was er auch tut, nicht funktionieren kann, wie es andere Menschen tun. Was gesagt und getan wird, ist in sich schlüssig. Die Konsequenzen dadurch unausweichlich.


    Was ihn in die Geschichte treibt, die sich wie eine riesige dunkle Farbwelle auf einen zubewegt, ist eine gewaltige Sehnsucht, der tiefste, innerste Wunsch nach Anerkennung. In mehr als einer Weise. So wird die Welle zum Strudel, der alles in sich begräbt. Nicht auf eine kühle Art und Weise, nicht distanziert - sondern mit reinster, herbster und zerreißenster Leidenschaft für die Dinge, denen Henryk sein Leben widmet. Die Malerei. Die Liebe.


    Neben der Sprache und den an- und abschwellenden Spannungsmomenten, wie die Glut eines Feuers, besticht der Roman durch die Liebe zum Detail bei den Beschreibungen des Restaurationsprozeses und dess Kunstfälscher- und -händlermilieus. Mein Interesse für Ölmalerei ist dadurch komplett entflammt. Andrea Gunschera zeigt, was für ein faszinierender Vorgang hinter einem Ölgemälde steckt - in meinen kühnsten Träumen wäre ich nicht darauf gekommen. Seitdem sehe ich die Werke in Kunstaustellungen um einen weiteren Blickwinkel erweitert.


    Die einzigen Wehmutströpfen, die auf die dunkle Farbpalette dieses Romans fallen, sind das Ende, dem auch mir irgend ein Pigment gefehlt hat, das noch hätte beigemischt werden sollen (es ist nicht so, als wäre das Ende unauthentisch oder aufgesetzt) und die Tatsache, dass so wenig über Henryk im Buch bekannt wird. Wo andere Bücher zu viel haben, gibt es hier für mich zu wenig: Ein paar Seiten mehr, vielleicht auch noch über die Beziehung mit Peter und Helene Baeskens, hätten diesem schönen Werk ein paar noch tiefere Töne verpassen können.


    Dass es nicht verlagstauglich ist, erschließt sich mir jedenfalls nicht, denn wo Zafon ein Buch in die Mitte des Geschehen stellt, ist es hier ein Gemälde. Die Schönheit in der Entwicklung von Sprache und Geschichte und die Verzweigtheit der Genre-Elemente haben beide gemeinsam. Ich würde beide Werke jederzeit in einem Regal nebenaindner stellen.