Meine Meinung:
Mit „Visby“ ist Barbara Slawig ein vielschichtiger Roman gelungen.
Besonders gut gefallen hat mir, dass die Geschichte von drei verschiedenen Erzählern erzählt wird. So werden nicht nur die Licht- und Schattenseiten eines einzigen Ereignisses deutlich, sondern jeder Erzähler bekommt seine ganz eigene Sprache, sein eigenes Tempo, sein eigenes Fenster.
Welche Wahrheit ist gültig und gibt es überhaupt eine alleingültige Wahrheit? Diese Frage habe ich mir beim Lesen oft gestellt.
Barbara Slawig konfrontiert den Leser mit sperrigen Figuren, die impulsiv und zum Teil widersprüchlich handeln. Vor allem aber gesteht sie ihren Figuren zu, Fehler zu machen. Das macht sie nicht unbedingt zu Sympathieträgern, aber zu Menschen.
In dem Buch begeben sich ganz verschiedene Menschen auf die Suche- vordergründig haben sie alle eine konkrete Fragestellung. Doch im Grunde geht es um die Frage, was einem Menschen im Leben Halt gibt, ob man in sich selbst Wurzeln schlagen kann.
Dies wird besonders in der Figur der Dhanavati deutlich, einer jungen Frau, die sich auf den Weg macht, dem Tod ihrer Mutter nachzuspüren und die am Ende vor der Frage steht, wer sie ist und wo sie ihren Platz im Leben verankern will.
Die Autorin schafft es, mit einer glasklaren, zum Teil kühl wirkenden Sprache, atmosphärisch dicht zu beschreiben. Sie schafft in ihrem Roman für den Leser einen Raum für eigene Gedanken und Vorstellungen und lädt ein, seinen eigenen Platz in der Geschichte zu finden.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen.
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