ROCK IM POTT, 25.08.2012 in der Veltins-Arena

  • Eigentlich wurde die ganze Aktion mehr aus der Not heraus geboren. Manchmal bin ich ja ein musikalischer Spätzünder. Diesmal wohl auch. Am Anfang gingen mir Kraftklub nämlich unglaublich auf die Nerven. „Ich will nicht nach Berlin“ habe ich total gehasst. Alles andere aber liebe ich mittlerweile sehr. Deshalb war irgendwann klar, ich muss zu nem Konzert. Problem bei der Sache: Alles ausverkauft!!! Toll, dachte ich mir. Dann hatte ich irgendwann bei nem Schalke-Spiel nen Flyer von „Rock im Pott“ in der Hand. Da stand dann drauf, dass Kraftklub auch kommen. Kurzerhand musste dann eine Karte her. Die habe ich dann glücklicherweise auch noch zum Geburtstag bekommen und musste mich nicht weiter drum kümmern. Gestern war es dann endlich so weit und es war richtig, richtig, richtig gut. Mal zu den einzelnen Acts:


    KRAFTKLUB
    Die waren genauso super, wie ich es mir vorgestellt hatte. Vielleicht sogar noch ein bisschen besser. Es war sehr schade, dass es nicht so viele Kraftklub-Fans gab. Die meisten waren wohl eher wegen anderer Bands gekommen. Viele waren auch überhaupt noch nicht da und es war noch recht leer. Wohl trotzdem die größte Kulisse, die sie je hatten. Aber schade war es in jedem Fall. Die Jungs haben alles gegeben, ich auch. Ich war schon nach dem Auftritt ziemlich heiser. Wer die Chance hat, sollte sich Kraftklub auf jeden Fall mal live ansehen. Die Texte sind einfach genial – fast immer. Und sie sind echt sympathisch auf der Bühne. Die bringen echt was rüber. Mein Highlight des Tages. Schade, dass es schon am Anfang kam.


    THE BOSSHOSS
    Hätte man sich meiner Meinung nach getrost sparen können. Ich hatte sie 2006 schon mal live gesehen und fand sie da gar nicht so schlecht. Gestern hingegen fand ich die Bühnenshow langweilig und verstehe auch nicht, warum sie die ganze Zeit Englisch gequatscht haben. So was von albern. Na, ja. Da konnten wir uns dann ein bisschen ausruhen und oben auf der Promenade Fußball gucken. Immerhin auch was.


    JAN DELAY
    Eigentlich ist er überhaupt nicht so mein Ding. Aber die Show war mega gut. Stimmung machen kann er total und wenn er nicht diese nasale Stimme hätte, würde er mir noch besser gefallen. Er hat was von Rio Reiser gesungen und „Everybody“ von den Backstreet Boys. Ich kann euch gar nicht sagen, was in der Arena los war. Er hat mich wirklich wahnsinnig gut unterhalten und wirkt dabei auch noch sehr sympathisch. Ich habe es nicht bereut, mir die Show angeguckt und mich vom Fußball-Bildschirm losgerissen zu haben ;-).


    PLACEBO
    Ich kann gar nicht richtig beschreiben, was ich für ne Gänsehaut hatte, als es mit „Every you, every me“ losging. Die ganze Show war einfach nur toll. Ich habe Placebo vorher nie live gesehen. Das kann ich nur empfehlen. Sehr, sehr gut und ebenfalls ein Highlight des Tages. Die Show war sehr schön auf ein Festival abgestimmt. Sie haben vor allem bekannte Songs gespielt. Dazu war Brian Molko so mega sympathisch. Das hätte ich niemals erwartet. Er hat fast die ganze Zeit Deutsch mit uns gesprochen und sich total viel Mühe gegeben. Absolut professionell und ein Typ zum Knuddeln ;-). Der Auftritt hat mir wirklich gut gefallen.


    RED HOT CHILI PEPPERS
    Die meisten waren wohl wegen ihnen gekommen. Es war eine sehr große Fanbase anwesend. Aber hier hatten wir das andere Extrem. Total unsympathisches bis peinliches Gehabe auf der Bühne. Wenn man was verstanden hat, dann war es schon fast zum Fremdschämen. Sie wirkten leicht aufgekratzt bis high. Die Show war wohl mehr auf ihre eigenen Fans abgestimmt als auf Festival-Besucher. Sie haben uns mit Gitarren- und Schlagzeug-Soli erfreut. Und anstatt auf ihre Hits zu setzen, haben sie dann doch auch vermehrt Lieder gespielt, die mir neu waren. Was richtig gut war, das war die Bühnenshow an sich bzw. die Lichtshow. Außerdem liefen viele Videos im Hintergrund. Das war wirklich toll. Wenn sie ihre bekannten Hits gespielt haben, hat die Halle dann übrigens auch gekocht. Das war schon Wahnsinn. Es war auch super, sie mal live zu sehen.


    Alles in allem hat sich der Tag total gelohnt. Am Ende konnte ich überhaupt nicht mehr stehen – bin halt nicht für Festivals gemacht -, aber das war es wert. Fast alle Bands haben übrigens großen Spaß daran gehabt, ihre Fußball-Witzchen zu machen. Das war mitunter auch sehr lustig. Ich gebe zu, dass es schon merkwürdig war, in meinem „2. Zuhause“ mal keinen Fußball zu sehen. Andererseits fühlte sich das trotzdem sehr nach „Heimrecht“ an und mir gingen die tierisch auf die Nerven, die meinten, sie müssten was kaputt machen. Nicht in meinem Zuhause ;-). Ich musste übrigens ein schwarz-gelbes Bändchen tragen. Den ganzen Tag!!! Das ist doch Schikane, oder??? Unglaublich. Ich bin mir aber ganz sicher, dass ich beim nächsten Mal wieder dabei sein werde, wenn die Bands nicht ausschließlich grottig sind ;-).


    Mitschnitte kann man sich im WDR Rockpalast angucken. Termine:


    Rockpalast am 23.09.2012, 01:00 Uhr
    Rockpalast am 24.09.2012, 00:15 Uhr
    Rockpalast am 08.10.2012, 00:45 Uhr


    Und ein paar Videos kann man sich bei 1LIVE angucken.


    edit: Ich häng mal noch ein Foto an. Gut, man kann die einzelnen Personen jetzt vielleicht nicht erkennen, weil das mit der Handykamera doch etwas schwierig war. Trotzdem bekommt man einen Eindruck, wie das so ausgesehen hat. :wave

  • Sehr schöner und sehr interessanter Konzertbericht. Danke dafür. :-)


    Wobei ich Jan Delay und die Peppers einfach nur grausam finde. Bosshoss geht so. Aber deren Gequatsche auf Englisch ist wirklich nur nervig und bis dato habe ich den Sinn - warum sie das machen - nicht so ganz verstanden.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Wie gesagt, Jan Delay wollte ich mir eigentlich gar nicht angucken. Aber da hätte ich dann definitiv was verpasst. Der hat schon was drauf. Live war das echt klasse.


    Was The BossHoss angeht, da hab ich auch keine Ahnung. Der Auftritt hat mich wirklich genervt. Und ich bin mir sicher, dass sie 2006 noch Deutsch gesprochen haben. Wer's braucht ...

  • Hey Groupie!


    Danke für den Bericht! Mit den RHCP habe ich bei Festivals auch schlechte Erfahrungen gemacht, mE nach taugen die da überhaupt nicht für. Umso besser, dass bei KK noch nix los war, da werden sich aber einige in naher Zukunft ziemlich drüber ärgern. ;-)


    Ich wollte Gestern zu The Whitest Boy Alive- da hat mir der Scharlach meiner Tochter einen Strich durch die Rechnung gemacht. :(

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Groupie :


    Die Peppers sind live ein Vabanquespiel - mal sind sie exzellent drauf, extrem gut gelaunt, spielen ein geiles Set und präsentieren eine überwältigende Show, und beim nächsten Mal stinkt es vor Langeweile. Ich habe beides schon erlebt.


    Placebo sind live schlicht beeindruckend; tolle Show, druckvolles Spiel, und sie lassen nichts aus. Allerdings geht mir Brian Molko so nach einer, anderthalb Stunden schlicht auf den Sack; länger ertrage ich den Typen nicht (oder nur bei erheblichem Alkoholnachschub). Ich kenne auch - außer Dir - niemanden, der ihn wirklich sympathisch findet. ;-) Verblüffend.

  • Ich hab Placebo ja zum ersten Mal live gesehen. Aber ich kann nichts Negatives sagen. Er hat sich die ganze Zeit sichtlich Mühe gegeben, war gut drauf, hat gut gesungen. Ich glaube, sie haben so 80 Minuten gespielt. Ich hatte vorher auch große Bedenken, ob ich Placebo und die RHCP so lange durchhalten würde. Aber bei Placebo ging das erstaunlich gut. Die Leute um mich herum waren von Brian Molko übrigens auch sehr angetan. Das kann natürlich beim nächsten Mal ganz anders aussehen. Ich wäre aber nicht abgeneigt, sie mir noch mal live anzusehen.


    Was die RHCP angeht ... Von denen hatte ich mir einfach mehr versprochen. Ich bin ja jetzt kein großer Fan und mein Highlight hatte ich bis dahin auch schon gesehen. Darum war es mir fast egal. Allerdings taten mir nach 8 Stunden Füße und Rücken gewaltig weh und wenn die dann nur auf ihren Gitarren rumspielen und peinliches Zeug von sich geben, ist man irgendwann irgendwie gewillt, schon mal nach Hause zu gehen. Wir haben es zwar bis zum bitteren Ende durchgezogen, aber das hätte ich persönlich nicht gebraucht.

  • Groupie, schöner Bericht. Ich denke ich schau mir die Rockpalast-Ausstrahlung mal an. Über Sympathie und Antipathie gibt es ja zum Glück auch immer geteilte Meinungen. Wäre ja auch schlimm wenn alle Alles gleich sympathisch oder unsympathisch fänden. Bei Brian Molko glaube ich auch im Verlauf der letzten Jahren einen Imagewandel feststellen zu können. Während er sich früher als androgynes Zwitterwesen präsentierte, sieht man ihn heutzutage mehr mit Rocker-Attitüde.