Kurzbeschreibung (Amazon)
Vorab gleich eine Warnung: Souads Bei lebendigem Leib ist nichts für schwache Nerven. Wer sich aber einlässt auf die Lebensgeschichte der Autorin, der bekommt ein Stück schockierender Literatur über das, was durch gesellschaftliche Zwänge bis heute auf der Welt -- in diesem Fall im Westjordanland in den 50er-Jahren -- im Namen der Gerechtigkeit an Ungerechtigkeit passiert.
Souad ist 17 Jahre, als ihre Eltern beschließen, sie umzubringen. Denn das unverheiratete Mädchen ist schwanger geworden und hat somit Schande über die Familie gebracht. Deshalb wird sie von ihrem Schwager mit Benzin übergossen und angezündet. Wie durch ein Wunder überlebt Souad den "Ehrenmord" -- ebenso wie ihr Kind -- und kann mithilfe einer Französin vor ihren Häschern fliehen. Heute lebt sie, inzwischen um die 50 Jahre alt, mit falscher Identität gemeinsam mit ihrem Mann und drei Kindern "irgendwo in Europa". Die Fragen ihrer Kinder zu beantworten ist ihr leichter gefallen, als die "verborgensten Erinnerungen aus meinem Gedächtnis hervorzuholen". Wie eindringlich ihr dies gelungen ist, davon zeugt dieses Buch.
Über die Autorin (Amazon)
Souad wurde Ende der fünfziger Jahre in einem Dorf im Westjordanland geboren. Nach dem grausamen Mordanschlag gelang es einer engagierten Mitarbeiterin der Hilfsorganisation surgir in einer abenteuerlichen Aktion, die schwer verletzte Souad und ihr früh geborenes Kind in eine Schweizer Spezialklinik zu bringen. Nach Jahren voller körperlicher und seelischer Qualen lebt Souad heute zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern unter falschem Namen irgendwo in Europa. Trotz der Gefahr einer Verfolgung durch ihre Familie hat Souad sich entschlossen, ihre Geschichte der Weltöffentlichkeit mitzuteilen.
Meine Meinung
Das Hörbuch fängt mit einzelnen und nicht zusammenhängenden Episoden aus der Kindheit der Autorin an.
Da ich dieses Jahr schon einige Hörbücher dieser Art gehört habe, dachte ich zuerst, dass es so weiter gehen würde und wollte schon abbrechen....
ABER diese Episoden geben dem Hörer einen guten Einblick in die Gesellschaft und das Denken der Menschen in der Heimat der Autorin. Diesen Einblick braucht man als Hörer, um die schreckliche Geschichte -soweit für Europäer überhaupt möglich - zu verstehen.
Nicht nur habe ich durch dieses Hörbuch einen sehr guten Einblick in die uns so fremden Sitten bekommen, auch das Leben einiger Asylsuchender hat sich für mich z.T. erläutert.
Sehr gut gemacht fand ich beim Hörbuch, dass Souads Geschicht im Krankenhaus aus Sicht der Französin beschrieben wird, die sie letztendlich rettet. Diese berichtet uns darüberhinaus viel von den Schwierigkeiten der Hilfsorganisation vor Ort. Alles auf eine sehr interessante und berührende Art und Weise.
Erst ganz am Schluß erfährt man, dass die Autorin mit ihrem Buch/Hörbuch die Hilfsorganisation finanziell unterstützen will. Sie wurde mehrfach über einen längeren Zeitraum hinweg gebeten, ihre Geschichte zu erzählen, weigerte sich aber lange, da sie immernoch Angst um ihr eigenes und das Leben ihrer Kinder hat.
Auch dieser Punkt zeigt noch einmal, wie massiv und aktuell das Thema 'Ehrenmord' ist.
Mit dem Wissen, dass die Einnahmen an die Hilfsorganisation gehen und dass man die unzusammenhängenden Episoden am Anfang des Hörbuchs als Grundlage braucht, kann ich das Hörbuch uneingeschränkt empfehlen!!!