Liberty 9: Sicherheitszone- Rainer M. Schröder (ab 12 Jahre)

  • Kendira beherrscht die Regeln. Liberty 9, das riesige Valley samt der beeindruckenden Lichtburg, in der 200 junge Auserwählte leben, ist ihr Zuhause. In völliger Abgeschiedenheit und umgeben von undurchdringlichen Schutzanlagen, leben die so genannten Electoren nach einem vorgegebenen Tagesrhythmus: Morgenappell, Unterricht, hochkonzentrierte computeranimierte Trainings. Kendira glaubt zu wissen, warum. Sie trainiert für einen höheren Zweck – doch nicht alle in Liberty 9 sind so privilegiert wie sie. Der junge Dante ist kaum mehr als ein Sklave. Kendira darf er sich eigentlich gar nicht nähern, doch eine unwiderstehliche Anziehungskraft bringt die beiden zusammen. Dantes Zweifel am grausamen System machen auch Kendira misstrauisch – und bringen beide in größte Gefahr. Denn Liberty 9 ist sicher – todsicher.


    "Sicherheitszone" ist der erste Band der neuen Trilogie von Rainer M.Schröder mit Namen "Liberty 9".
    Rainer M. Schröder geht das Thema der Dystopie einmal komplett anders an, sodass man als Leser positiv überrascht ist, nicht mit gängigen Klischees überhäuft zu werden. Zwar spielen die wichtigsten Themen dieses Genre eine elementare Rolle, werden aber anders aufgerollt.
    Auf den ersten Blick erscheinen die vielen technisierten Ausdrücke zu viel, jedoch gewöhnt man sich daran rasch, denn auch diese bilden ein wichtiges Grundgerüst für den Verlauf der Handlung, wobei ihr Hintergrund noch nicht zur Gänze erschlossen ist und wahrscheinlich in den nächsten Bänden komplett enthüllt wird.
    "Sicherheitszone" ist ein Buch der Gegensätze; auf der einen Seite findet man dort die hochtechnisierten Errungenschaften und das totalitäre System, auf der anderen Seite aber steht die unberührte Natur und das klosterähnliche Leben der Charaktere von "Liberty 9". Auch hier wurden Fragen aufgeworfen, die hoffentlich in den Folgebänden geklärt werden.
    Weiterhin lässt sich dieses Buch nicht komplett in ein Genre einteilen, denn es finden sich nicht nur Elemente aus dem Bereich der Dystopie, sondern auch aus dem Social Fiction und Thriller Bereich. Gerade diese Mischung schafft das gewisse Etwas, das zusätzlich zum Nachdenken anregt und tolle Unterhaltung bietet.
    Die Handlung ist dabei stets spannend und unergründlich. Durch viele überraschende Wendungen weiß der Leser nie, was als nächstes passiert und gerät in einen Strudel dunkler Machenschaften.
    Das Ende schafft ein vielversprechendes Grundgerüst für den Verlauf des nächsten Bandes und kommt auch ohne Cliffhanger aus.


    Kendira ist der Hauptprotagonist von "Liberty 9- Sicherheitszone" und wird von vielen Nebencharakteren begleitet, die eine unterschiedliche Wichtigkeit für die Handlung besitzen und daher einen größeren oder auch kleineren Teil zu der Geschichte beitragen.
    Dabei werden die Charaktere der innerhalb von "Liberty 9" lebenden Personen dem System entsprechend skizziert und spiegeln die dortige Form der Gehirnwäsche gut wieder und wirken authentisch.


    Rainer M. Schröder hat schon in vielen seiner Werke einen einzigartigen Schreibstil bewiesen. So auch hier. Er schreibt packend, unergründlich und mit viel Fantasie für die von ihm erdachten Welten. Seine Worte werden lebendig und bringen dem Leser die Handlung näher. Unterstrichen wird dabei alles von seiner flüssigen Art zu schreiben, die ebenso angenehm wie gewählt zu lesen ist.

  • Gestaltung:


    Das Cover finde ich sehr ansprechend. Den Großteil nimmt das Profil eines Gesichtes ein, mit einem bestechend blauen Auge, das meinen Blick immer wieder auf sich zog. Der Titel ist in türkis-metallic geschrieben, also auch ein richtiger Hingucker. Insgesamt hat das Cover für mich einen richtigen Aufforderungscharakter und gefällt mir sehr gut.


    Inhalt:


    „Die Sicherheit von Liberty 9, dem von undurchdringlichen Schutzanlagen umgebenen Tal, ist Kendiras Zuhause. Sie genießt ihr Leben in der beeindruckenden Lichtburg, die hochkonzentrierten computeranimierten Trainings für Körper und Geist, die sie täglich absolviert. Und sie ist überzeugt davon, für einen höheren Zweck ausgebildet zu werden. Ohne Dante, den Grübler und Zweifler, hätte sie all das nie infrage gestellt. Aber Dantes Zweifel kommen der Wahrheit auf die Spur. Schneller, als sie gedacht hätten, sind Dante und Kendira in Lebensgefahr. Und auf der Flucht – in eine Außenwelt, die sie noch nie gesehen haben.“


    Kendira wohnt in Liberty 9, einer Sicherheitszone, die nach dem großen Weltenbrand errichtet worden ist, und genießt dort die Ausbildung eines Electors. Diese sollen für einen höheren Dienst im Lichttempel geschult werden. Die Jugendlichen fühlen sich geehrt, wenn sie dafür ausgewählt und mit dem Lichtschiff abtransportiert werden. Jeder Zweifel an das System und jede Frage wird mit besonderen Maßnahmen im Keim erstickt. Deshalb geht Kendira ohne weiteres ihren Aufgaben nach, immer darauf bedacht, gegen keine der Regeln zu verstoßen.


    Doch dann begegnet sie Dante, einem Servanten, der nicht zu den Auserwählten gehört, sondern als Diener in Liberty 9 ist. Dieser sät erste Zweifel in Kendira, indem er das System der Sicherheitszone hinterfragt. Und die Zweifel schlagen Wurzeln in Kendira. Immer mehr Ungereimtheiten fallen ihr auf und sie beginnt ebenfalls das System kritischer zu sehen und bald ist ihr klar: Sie sind nicht in einer Sicherheitszone, sondern in einem Gefängnis. Und auch der Dienst im Lichttempel scheint nicht das zu sein, was ihnen immer erzählt wird.


    Jetzt gibt es nur einen Ausweg: Gemeinsam mit ihren Freunden aus Liberty 9 zu fliehen. Doch die Flucht gestaltet sich schwieriger, als gedacht und wo sollen sie auch hin, nachdem sie frei sind. Was sollen sie mit ihrer Freiheit anfangen und was ist mit denen, die in der Sicherheitszone zurückbleiben mussten? Was passiert wirklich im Lichttempel und gibt es einen Weg, um Liberty 9 zu befreien?


    Charaktere:


    Kendira ist eine wirklich tolle Protagonistin. Sie ist keine typische Heldin, aber auch kein „Aschenputtel“, sie ist einfach nur Durchschnitt. Sie hat nicht die besten Ergebnisse in den Tests und hinterfragt auch nicht von selber das System. Im Gegenteil: Sie fühlt sich anfangs noch geehrt, dass sie zu den Alpha-Electoren (den älteren und besseren) gehört und vielleicht sogar bald für die Aufgabe im Lichttempel ausgewählt wird. Außerdem genießt sie die Annehmlichkeiten, die sie als Electoren haben und ist eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Leben. Auch als Dante ihr von seinen Zweifeln erzählt beginnt sie nicht sofort, das ganze System in Frage zu stellen. Erst müssen noch mehr Ungereimtheiten aufkommen, die in ihr das Gefühl wecken, dass in Liberty 9 etwas nicht stimmt. Doch als sie sich dessen dann sicher ist, tut sie alles dafür, Freiheit zu erlangen und vergisst dabei auch ihre Freunde nicht. Eine wirklich sympathische Protagonistin, die gerade durch ihre Durchschnittlichkeit so überzeugend und liebenswert ist.


    Um Kendiras Herz kämpfen zwei junge Männer. Zum einen Carson, der ebenfalls ein Alpah-Elector ist. Er ist ehrgeizig und gutaussehend und unter den Mädchen heißbegehrt. Seine Gefühle zu Kendira zeigt er offen, ohne sie jedoch zu etwas zu drängen. Zum anderen gibt es Dante, den Servanten. Er steht nicht so offen zu seinen Gefühlen und lange denkt man gar nicht daran, dass er etwas von Kendira möchte. Doch je öfter sich die beiden treffen, desto deutlicher wird, dass auch er sich in das Mädchen verliebt hat. Ich muss sagen, mir waren die beiden sofort sympathisch. Jeder konnte mit seinen eigenen Charaktereigenschaften punkten und ich muss sagen, ich hätte mich auch nicht zwischen den beiden entscheiden können.


    Neben den Hauptdarstellern gibt es noch jede Menge interessante und tolle Nebendarsteller, z.B. Kendiras beste Freundin Nekia, die immer einen lockeren Spruch auf den Lippen hat und mit ihrer sarkastischen Art einiges an Humor in die Geschichte einbringt. Dann gibt es noch Zeno, einen unbeliebteren Schüler, der jedoch im richtigen Moment einen kühlen Kopf bewahrt und damit beweist, dass mehr in ihm steckt, als man denkt.


    Schreibstil:


    Anfangs hatte ich ein wenig Schwierigkeiten in die Geschichte zu finden, da es viele neue Wörter, wie z.B. Servant, Elector, Tube, Guardians, Primas usw. gibt. Doch die Wörter sind so gut erklärt und beschrieben, dass ich mir schnell ein Bild machen konnte und sobald ich alle Begriffe kannte, war ich in der Geschichte drin und wurde von den Ereignissen richtig mitgerissen.


    Insgesamt ist der Schreibstil sehr flüssig und ich fand es auch sehr schön, dass zwar Gefühle immer wieder Thema waren, es aber meist darum ging, wie sich die Leute in Liberty 9 fühlen z.B. wenn Strafen vollzogen wurden oder die Frage aufkam, wer in den Lichttempel geholt wird. Natürlich ging es auch das ein oder andere Mal um die Liebe, diese Geschichten nahmen jedoch nicht den Hauptteil des Buches ein, sondern blieben eher im Hintergrund.


    Das Buch ist in der 3. Person geschrieben, dreht sich aber meist um Kendira. Allerdings gibt es auch Kapitel die von einem Mann erzählt werden, der anscheinend in Liberty 9 arbeitet. Doch bis zum Ende bleibt es spannend, da man zwar erfährt, dass dieser mit dem Leben und Wirken in der Sicherheitszone alles andere als zufrieden ist, man als Leser aber nie erfährt, um welche Person es sich handelt.


    Sehr spannend finde ich auch den Vergleich mit der katholischen Kirche. Das Credo der Lichtmesse ist ja dem Glaubensbekenntnis sehr ähnlich und auch die Vergabe des „Happy Cube“ erinnert an die Hostien, die in den Gottesdiensten verteilt werden. Dieser Aspekt brachte mich einerseits zum schmunzeln (wenn ich mir z.B. vorstelle, dass nach der Vergabe der Hostie alle so gut gelaunt sind, wie nach dem Happy Cube im Buch), andererseits brachte es mich natürlich auch zum Nachdenken. Ich bin sehr gespannt, wie der Autor diesen Aspekt im Folgeband weiterführt.


    Das Buch teilte sich für mich in drei Teile auf: Im ersten Drittel des Buches erfährt man viel über Kendira, ihre Freunde, ihre Aufgaben und das Leben in Liberty 9. Im zweiten Drittel schaukelt sich die Geschichte langsam hoch, Kendira hat immer mehr Zweifel und die Ereignisse spitzen sich zu, um dann im letzten Drittel des Buches zum Höhepunkt zu kommen. Die ganze Geschichte hat mich sofort sehr fasziniert, aber zum Ende hin konnte ich das Buch dann einfach nicht mehr aus der Hand legen, bevor ich nicht wusste, ob die Flucht gelingt oder nicht. Das Buch schließt zwar nicht mit einem Cliffhanger ab, es bleiben jedoch so viele Fragen offen oder neue Fragen werden aufgeworfen, dass ich darauf brenne, die Fortsetzung zu lesen.


    Fazit:


    Eine wirklich tolle Dystopie, die mit sympathischen Charakteren und einer spannenden Welt aufwartet, in der einmal nicht die Liebe im Vordergrund steht.
    Ein Muss für jeden Dystopien-Fan und diejenigen, die es noch werden wollen.


    Von mir bekommt das Buch 4,5 Punkte von 5.

  • Die Geschichte:
    Die Geschichte spielt 59 nach dem Großweltenbrand, der das Leben auf der Erde für immer verändert hat.
    In Liberty 9, einer Sichereitszone abgeschieden von anderen Menschen, leben Kendira und ihre Freunde. Ihr größtes Ziel ist bei ihrem Training nach strengen Regeln eine der Besten zu werden und später im Lichttempel zu dienen. Doch was ihre Aufgabe da sein wird, weiß sie nicht. Als sogenannte Electorin glaubt sie zu den Auserwählten zu gehören.
    Neben des Electoren gibt es aber noch die sogenannten Servanten. Die Servanten sind weniger privilegiert und erledigen die schweren Arbeiten und bedienen die Electoren. Für Kendira ist die Welt in Ordnung, doch eines Tages trifft sie Dante, einen Servanten und ihre ganze Weltanschauung gerät aus den Fugen. Denn obwohl sie eigentlich nicht mit ihm sprechen dürfte, fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Er ist nicht überzeugt von dem grausamen System in Liberty 9 und hinterfragt vieles, so dass auch Kendira misstrauisch wird.


    Zu Beginn lernt man als Leser nach und nach das Leben der Electoren kennen. Diese auserwählten Menschen müssen eine strenge Ausbildung mit strengen Regeln über sich ergehen lassen. Es gibt viele unbekannte Begriffe, die nach und nach beleuchtet werden. Am Anfang hatte ich damit ein paar Probleme, weil ich die Zusammenhänge nicht verstehen konnte. Es gab sehr viele fehlende Informationen, die mir die ersten Seiten erschwert haben, so dass das Buch zuerst keine leichte Lektüre ist. Liberty 9 ist an sich eine recht anspruchsvolle Dystopie, in der man sich erst einmal einfinden muss.
    Als die Begriffe und das System, dass hinter der Sicherheitszone steckt, erklärt sind, habe ich einen guten Einstieg in das Leben von Kendira und ihren Freunden erhalten. Nach und nach hat alles Sinn gemacht und sich zu einem gut ausgeklügelten Gesamtbild zusammengefügt.
    Es gibt einige interessante Aspekte in dem Buch, die zum Nachdenken anregen, wie z.B. das totalitäre System, dass an der Bibel und dem kirchlichen Glauben orintiert ist. Hier wird wieder deutlich, wie leicht man Menschen doch beeinflussen kann. Vor allem, wenn sie es von klein auf so kennen. Auf mich hat die ganze Sicherheitszone oft wie eine große Sekte gewirkt. Die Idee ist fasziniernd und erschreckend. Die Menschen in Liberty 9 werde dazu hart bestraft, wenn sie sich nicht an die Regeln halten. Diese Bestrafungen sind grausam und zeigen dem Leser schnell, dass in der Sicherheitszone nicht alles blumig ist, obwohl die Electoren eigentlich ein gutes Leben führen.
    Die Handlung ist insgesamt sehr spannend und es gibt vor allem zum Schluss viele überraschende Wendungen, die mich in ihren Bann gezogen haben.
    Das Ende ist schlüssig und macht Lust auf den Folgeband.
    Es bleiben aber insgesamt noch viele Fragen offen, die hoffentlich in den nächsten Bänden geklärt werden.


    Die Protagonisten:
    Kendira ist zu Beginn noch die blind gehorchende Electorin, die mit ihrem Leben zufrieden ist und nicht den Drang hat mehr über die Hintergründe zu wissen. Sie wirkt naiv und manchmal auch etwas unterkühlt. Durch Dante entwickelt sie Zweifel und sie verändert sich sehr. Ich finde allerdings, dass sie etwas zu schnell auf Dante hört, wenn man bedenkt, dass sie fest an Liberty 9 und ihre Bestimmung geglaubt hat. Dennoch ist sie mir schnell sehr sympathisch geworden. Sie ist eine eindrucksvolle Protagonistin, die nicht nur an sich selber denkt.
    Carson ist schon länger in Kendira verliebt und ebenfalls ein Elector. Er glaubt ebenfalls fest an das System, ist aber ein angenehmer Protagonist, der die Geschichte bereichert.
    Dante ist mir von der ersten Seite an ans Herz gewachsen. Er lässt sich nicht unterkriegen oder vom System täuschen, ist wissbegierig und stets kritisch. Mir hat es sehr gut gefallen, wie er mit Kendira in Kontakt getreten ist.
    Alle Protagonisten sind sehr gut und authentisch ausgearbeitet.


    Der Schreibstil:
    Der Schreibstil ist insgesamt angenehm zu lesen und sehr detailliert. Zwar ist der Beginnn mit vielen unbekannten Begriffen erst einmal schwierig, aber wenn man das überwunden hat, ist der Schreibstil einfach und flüssig zu lesen.
    Die meiste Zeit wird die Handlung aus Kendiras Sicht geschildert (personaler Erzähler), es gibt aber auch Passagen aus der Sicht einer der Oberen, die über Liberty 9 herrschen. Diese Passagen haben mir gut gefallen, da sie mich sehr neugierig auf den weiteren Verlauf der Handlung gemacht haben.

    Das Cover/der Buchtitel:
    Das Cover ist an sich ein richtiger Hingucker, die Farben sind toll und passen zu dem Auge des Mädchens. Allerdings mag ich generell nicht mehr viele Cover, die ein Mädchengesicht tragen, weil es zu viele davon gibt.
    Der Titel passt sehr gut zu dem Inhalt und hatte mich neugierig gemacht.


    Fazit:
    Alles in allem handelt es sich hierbei um eine gute, spannende und faszinierende Dystopie, bei der man sich von dem Anfang nicht abschrecken lassen darf. Ich freue mich schon auf den 2. Band.

  • Liberty 9. Die Lichtburg, Kendiras Zuhause, bewohnt von den Electoren, bedient von den Servanten und bewacht von Giurdians, die die Nightraider in Schacht halten.
    Junge Menschen, die schon von kleinauf ihre Ausbildung beginnen, um später ihren Dienst im Lichttempel anzutreten - die dazu geboren werden, um diesen Dienst zu treten.


    So auch Kendira, die den Alpha-Level bereits erreicht hat und bald der Erhabenen Macht im Lichttempel dienen wird. Doch dann trifft sie auf den Servanten Dante und ihre Welt gerät langsam immer mehr aus den Fugen. Was ist noch Wirklichkeit, was noch die Wahrheit? Ist alles woran Kendira ihr Lebenlang geglaubt hat, eine Lüge?


    Ich muss leider sagen, dass ich sehr enttäuscht von dem Buch war und mich stellenweise sogar richtig dazu zwingen musste das Buch weiter zu lesen.


    Die Welt, die der Autor hier erschaffen hat, ist wirklich komplex und interessant. Die Idee dahinter hat mich sofort angesprochen und ich war sehr gespannt darauf. Leider hat es, meiner Meinung nach, einfach an der Umsetzung dieser Idee gehapert.
    Es waren zu viele Fragen, die sich während des Lesens angehäuft haben und auch nach dem Lesen der letzten Seite, sind diese Fragen immer noch vorhanden. Es sind sogar im Gegenteil noch mehr Fragen als zu Beginn. Auch ist mir vieles nicht nachvollziehbar erschienen, sodass ich das Gefühl hatte, dass die ganze Geschichte einfach unausgereift ist.


    Besonders mit manchen Charakteren hatte ich Schwierigkeiten. Ich konnte stellenweise ihre Beweggründe einfach nicht verstehen. Vieles war einfach unklar, verschwommen und hatte einen faden Beigeschmack.
    Kendira gehört leider mit zu diesen Figuren, sodass sie mir nach dem Lesen immer noch genauso fremd war wie auf der ersten Seite. Einzig Dante war mein Lichtblick, der vielversprechend und großes Potenzial hat. Aber leider konnte auch dieser Lichtblick nicht die restlichen Schatten überleuchten.


    Die allermeisten Schwierigkeiten hatte ich jedoch mit dem Schreibstil von Rainer M. Schröder. Durch sehr lange Beschreibungen sind meine Gedanken immer wieder abgeschweift, weil es einfach zu viel des Guten war. Es hat sich einfach kein richtiger Lesefluss entwickelt. Sobald die Geschichte ein wenig interessant geworden ist, kamen auch schon wieder etliche Beschreibungen, die mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geworfen haben. Auch konnte ich die Gefühle, die im Verlauf zwischen den Protagonisten entstanden sind, nicht fühlen. Leider ist alles kalt und klinisch geblieben.


    Nach dem Lesen der letzten Seite, weiß der Leser, dass die Geschichte weiter gehen wird. Ich jedoch verspüre keinerlei Lust, die Folgebänder zu lesen. Was wirklich schade ist, denn ich hatte mir viel von dem Buch versprochen.


    Fazit:


    Ich musste mich leider eher durchquälen, als dass ich dieses Buch genießen konnte. Liberty 9 konnte mich nicht für sich gewinnen, deshalb gebe ich auch nur 1,5 Sterne. Diese runde ich jedoch, mit beiden Augen zu, auf 2 Sterne auf.

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR

  • Liberty 9 ist das Zuhause von Kendira und ihren Freunden. Das Tal ist umgeben von undurchdringlichen Schutzanlagen, die die Bewohner vor den rebellischen Nightraidern schützen soll. Als Electorin verbringt sie hier ihre Teenagerzeit und untersteht dabei einem harten Training. Aber die Jugendlichen werden nicht nur körperlich geschult, sondern erhalten eine grundlegende Ausbildung, die sie auf ihren Einsatz im Lichttempel vorbereiten soll. Des Weiteren leben dort neben dem Aufsichtspersonal noch die Servanten, junge Menschen, die nicht zum Elector berufen worden sind und nun die ungeliebten Arbeiten für die Auserwählten tätigen. Gemeinsame Kontakte sind eher verpönt, kommen jedoch auch selten vor, da das gegenseitige Misstrauen eh viel zu groß ist.


    Alles könnte ganz schön sein, gäbe es da nicht die sehr strengen Regeln. Den Servanten sind viele Dinge verboten, ebenso den Electoren. Die kleinsten Verstöße führen bereits zu harter Bestrafung, dem sogenannten Cleansing, bei dem das Gehirn durch elektronische Impulse mehr oder weniger lahmgelegt wird, oder gar dem Tod. Als Kendira den Servanten Dante bei einem solchen Verstoß erwischt, hat sie jedoch Mitleid und meldet ihn nicht. Hieraus entwickelt sich nach und nach eine Freundschaft, die von gegenseitig anwachsender Zuneigung gespeist wird. Als Benachteiligter hinterfragt Dante viele Dinge des Systems und nährt auch in Kendira stetig die Zweifel an der Richtigkeit des Geschehens und ihrer möglichen Zukunft. Weitere mysteriöse Ereignisse führen dazu, dass Kendira ihr Leben mehr und mehr in Frage stellt und letzten Endes auch ihre Freunde mit ihren Ängsten ansteckt.


    Der Schreibstil von Rainer M. Schröder ist angenehm zu lesen und er versteht es, den Leser an seine Charaktere zu binden. Dabei wird die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Kendira in der dritten Person erzählt. Nur gelegentlich wechselt der Erzählstrang hin zu einem mysteriösen Oberen in Liberty 9, der ebenfalls mit dem System hadert und im Begriff ist, daraus seine Konsequenzen zu ziehen.


    Kendira ist nicht nur hübsch und intelligent, sondern auch eine ausgezeichnete Soldatin, die es bereits in das oberste Level der Electoren geschafft hat. Zum Anfang ist ihre Welt noch in Ordnung; sie hat gelernt zu gehorchen und das System und ihr Leben nicht zu hinterfragen. Gefühlstechnisch ist sie eher zurückhaltend, was auch an ihren schlechten Erfahrungen liegen mag. Im Laufe der Geschichte interessieren sich sogar zwei Jungen für sie und buhlen um ihre Aufmerksamkeit. Deren unterschiedlicher Status machen Kendira eine Entscheidung nicht einfach und so greift sie auf ihr bewährtes Verhalten zurück und versagt sich zunächst eindeutig emotionale Reaktionen.


    Auch Carson ist ein Elector, ebenfalls sehr intelligent und körperlich sehr anziehend, so dass auch Kendira sich seiner Ausstrahlung nicht verschließen kann. Er fühlt sich bereits seit längerem zu ihr hingezogen, doch bisher hat sie ihn nicht näher an sich herangelassen. Dies versucht Carson jedoch vehement zu ändern. Er steht voll und ganz hinter dem System und kann mit Kendiras Zweifeln zunächst nichts anfangen.


    Währenddessen Dante schon allein aus seiner sozialen Position heraus bereits seit längerem alles hinterfragt. Gemeinsam mit seinem besten Freund macht er sich auf die Suche nach Beweisen für seine Thesen. Augrund seiner ständig wachsenden Zuneigung für Kendira versucht er, sie von seiner Auffassung zu überzeugen. Da er sich schon früh behaupten musste, hat er ein ganz anderes Auftreten als Carson und übt eine geheimnisvolle Faszination auf Kendira aus.


    Ich fand "Liberty 9 - Sicherheitszone" ungeheuer spannend. Die Charaktere sind sehr ansprechend und auch die Beschreibung dieses dystopischen Zukunftsszenarios war sehr bildreich und ausführlich. Insbesondere der Vergleich mit der christlichen Religion, die ja bereits auch einige dunkle Zeiten in der Vergangenheit erlebt hat, fand ich sehr interessant. Gut gefallen hat mir auch, dass das Ende zwar offen, mit Blick auf die hoffentlich bald erscheinende Fortsetzung war, aber dennoch einen gewissen Teilabschluss hatte, so dass man nicht mittendrin herausgerissen wird und rastlos auf den Folgeband warten muss.

    Es wäre gut Bücher kaufen, wenn man die Zeit, sie zu lesen, mitkaufen könnte, aber man verwechselt meistens den Ankauf der Bücher mit dem Aneignen ihres Inhalts.
    Arthur Schopenhauer (1788-1860)


    :lesend